Es gibt kaum Profis im Skiweltcup, die ohne schwerere Verletzung durch eine Karriere kommen. Es gibt jene, die sich einmal verletzen, jene, die mehrere Rückschläge erleiden - und es gibt Lisa Grill. Die 24-jährige Salzburgerin war nach einer Verletzung in dieser Saison gerade erst wieder ins Renngeschehen eingestiegen, auf dem Weg, sich im Weltcup zu etablieren, und landete nun einmal öfter auf dem OP-Tisch. Diagnose: Schien- und Wadenbeinbruch. Pause: zumindest sechs bis acht Monate. Karrierefortsetzung: ungewiss.
"Lisa tut mir einfach nur leid. Da kommt sie von einer Verletzung zurück, fährt gleich ein paar Mal in die Punkte und dann wieder so etwas. Was soll man da noch sagen?", sagte auch ÖSV-Cheftrainer Roland Assinger, ungläubig den Kopf schüttelnd. Das Unglück passierte beim Freifahren in ihrer unmittelbaren Heimat St. Michael. Noch am Freitag wurde Grill im AUVA-Unfallkrankenhaus Graz operiert.
Es ist dies nun ein neuer Akt in Grills schon unheimlicher Leidensgeschichte. Ebenso groß ist aber auch ihr Talent. Sowohl bei ihrem Debüt im Europacup 2018/19 als auch im Weltcup 2020 fuhr sie auf Anhieb Punkte ein. Insgesamt vier Medaillen holte die Lungauerin in dieser Zeit auch bei den Junioren-Weltmeisterschaften. Ehe dann die Pechsträhne begann: Im Februar 2021 stürzte Grill im Zielraum eines Europacuprennens, bei dem sie soeben ihr Weltcupticket fixiert hatte. Nach Komplikationen und vielen Operationen konnte sie die folgenden zwei Winter kein Rennen bestreiten. Als Grill dann erst vergangene Saison wieder aufzeigte, wurde sie von einer Knochenprellung ausgebremst.
Doch Assinger baute auf die Salzburgerin. "Sie ist eine unserer Besten und hat das Zeug, dass sie sich im Weltcup Richtung Spitze arbeitet", sagte Assinger. Ob sich Grill nun noch einmal für ein Comeback entscheidet?