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Mit Vertrauen und Realitätssinn

Michael Smejkal

Fast zehn Jahre hat die Ski-Nation Österreich auf einen Sieg im Damen-Riesentorlauf gewartet. Das ist je nach Sichtweise zäh oder auch ein Offenbarungseid. Auch wenn man den Sieg von Julia Scheib so nicht erwarten durfte, so hat sich zumindest stimmungsmäßig in den Tagen vor Sölden ein bemerkenswerter Umschwung abgezeichnet. Der ÖSV präsentierte quer durch die Bank Selbstvertrauen und Zuversicht.

Der neue Alpin-Sportchef Christian Mitter will lieber die eigenen Stärken betonen, anstatt auf die Schweiz zu blicken, Sportdirektor Mario Stecher gab als Ziel aus, dass man wieder Trendsetter im ganzen Wintersport sein möchte, so wie es die Alpinen nach der Jahrtausendwende oder die Skispringer zuletzt waren. Das sei wichtiger als Medaillen. Da überall schwang auch ein bisschen Rückenwind einer auf und abseits der Pisten gelungenen Ski-WM in Saalbach im Februar mit.

Mit dem und einem neuen Trainerpersonal gelang gleich im ersten Rennen ein Neustart, der viel Selbstvertrauen geben kann, aber zum Glück den Blick auf die Realität nicht verstellt. "Denn wäre Scheib ausgefallen, hätte es geheißen: Das war ein Debakel", meinte der neue Damen-Coach Martin Sprenger treffend. Mit Selbstvertrauen und Realitätssinn kann es weitergehen.