Eine Achterbahn der Gefühle gab es für Österreichs Kombinierer-Quartett im Mixed-Teambewerb bei der nordischen Ski-WM in Trondheim am Freitag. Mit deutlichem Abstand auf Bronze als Vierte ins Rennen gegangen, dann nach viel Dramatik auf Platz drei gelandet - und schließlich noch Zittern um die Medaille wegen eines Protests. Gold ging an die überlegenen Norweger um Jarl Magnus Riiber, Silber holte Deutschland.
Purker stürzte
45 Sekunden auf die führenden Norweger nahm Startläufer Stefan Rettenegger auf die Loipe mit. Auf die zweitplatzierten Japaner fehlten 31, auf die auf Rang drei klassierten Deutschen 17 Sekunden. Der Pongauer kam Deutschland und Japan schon näher, danach erlebte Claudia Purker eine turbulente Runde: Erst stürzte die Japanerin vor ihr, dann legte die Altenmarkterin selbst kurz vor dem Ziel einen Bauchfleck hin. "Ich habe alles gegeben und war so fertig, dass ich die Beine nicht mehr heben konnte", erklärte Purker später. 17 Sekunden lag sie hinter Bronze, Lisa Hirner verlor weitere zehn Sekunden.
Dann kam der Auftritt von Johannes Lamparter: Der Tiroler lief die 27 Sekunden Abstand zu, ging mit dem Japaner Ryota Yamamoto gleichauf ins Zielstadion. Am Beginn des Zielkorridors kreuzte Lamparter noch einmal von links nach rechts, Yamamoto hinter ihm musste abbremsen. Auf der Ziellinie war Lamparter um 0,2 Sekunden vorne.
Japaner sahen Behinderung
Dann aber platzte die Nachricht vom Protest der Japaner in den Jubel: Ihrer Meinung nach hatte Lamparter ihren Mann regelwidrig behindert. Die Jury ließ sich viel Zeit, beriet 45 Minuten lang intensiv und befragte auch die beiden Athleten. Als das Stadion längst menschenleer war, stand fest: Protest abgewendet, Österreich behält Bronze. Alle fielen einander in die Arme.
"Es war ein sehr komischer Tag. Jede Medaille schreibt ihre eigene Geschichte, und diese ist hoch einzuschätzen. Gott sei Dank ist es jetzt so ausgegangen", meinte Lamparter, der überzeugt war, dass er nichts Unfaires gemacht hatte. Die schier endlos lange Entscheidungsfindung fand er gar nicht negativ: "Wir sind viel im TV gewesen, normal wird über so eine Bronzene wenig gezeigt..."
Am Samstag folgt mit der Compact-Entscheidung gleich die nächste Chance für die Männer. Am Sonntag beschließen die Frauen ihre Weltmeisterschaft mit dem Gundersen-Bewerb.
Lamparter hatte einen Plan
Lamparter hatte seinen späten Richtungswechsel im Zielsprint kurz zuvor geplant. "Ich wollte die Entscheidung davor, dann gab es einen Plan B. Es ist eine Formel-1-Regel: der vorne ist, darf sich die Spur aussuchen. Ich weiß, dass er (Yamamoto, Anm.) einer der Schnellsten auf der Zielgerade ist. Deswegen habe ich mir einen anderen Plan überlegt und der ist aufgegangen", erklärte der Tiroler nach dem Gewinn seiner siebenten WM-Medaille. Nach dem Springen hätte sich das niemand erwartet, "deswegen bin ich sehr happy".
Rettenegger sprach von einem Rennunfall. "Bei der Formel 1 sagen sie racing incident. Sicher war ein bisserl Ellbogen dabei, aber bisserl Ellbogen ist im Sport auch erlaubt", sagte der Salzburger, der sich wie schon vor zwei Jahren in Planica gemeinsam mit Lamparter und Hirner über Mixed-Bronze freuen durfte. "Es ist echt megacool, auch wenn es recht lange gedauert hat." Für Hirner sei es "unglaublich nervenaufreibend" gewesen. "Happy End, das passt gut", sagte sie und lachte.