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ÖSV-Springerinnen-Team zerfällt: Jacqueline Seifriedsberger hört auf

Nach 13 Saisonen im Weltcup erklärte Skispringerin Jacqueline Seifriedsberger am Mittwoch ihren Rücktritt. Nach Sara Marita Kramer und Eva Pinkelnig fällt damit vor der Olympiasaison die nächste Topathletin weg.

Das Erfolgstrio ist Vergangenheit: Jacqueline Seifriedsberger und Sara Marita Kramer hörten auf, Eva Pinkelnig (rechts) fällt verletzt für den ganzen Winter aus.
Das Erfolgstrio ist Vergangenheit: Jacqueline Seifriedsberger und Sara Marita Kramer hörten auf, Eva Pinkelnig (rechts) fällt verletzt für den ganzen Winter aus.

Die Oberösterreicherin, die seit vielen Jahren im ULSZ Rif in Salzburg trainiert, hat den Frauen-Skisprungsport praktisch von seinen Anfängen weg geprägt.

Nach dem Rücktritt von Ex-Weltcupsiegerin Sara Marita Kramer und der schweren Verletzung von Eva Pinkelnig verliert das ÖSV-Frauenteam eine weitere Topathletin - und das wenige Wochen vor Beginn der Olympiasaison. Zusammen hat dieses Trio 15 WM-Medaillen und 34 Weltcupsiege gesammelt. Mit der Salzburgerin Lisa Eder, der Weltcup-Sechsten des vorigen Winters, verfügt Cheftrainer Thomas Diethart nur noch über eine potenzielle Siegspringerin.

"Hat extrem viel Überwindung gekostet"

"Alles hat seine Zeit. Bereits in den letzten Jahren hat es mich extrem viel Überwindung gekostet, weit zu springen und sauber zu landen", sagte Seifriedsberger zu ihrem nunmehrigen Karriereende. "Das wurde von Saison zu Saison schwieriger. Hinzu kommt, dass sich der Sport und seine Rahmenbedingungen stetig weiterentwickeln. Neue Regeln, technische Veränderungen und höhere Ansprüche machen es notwendig, sich ständig anzupassen und mit voller Hingabe dabei zu sein. Während der Vorbereitung auf die bevorstehende Olympiasaison habe ich gemerkt, dass es mir extrem viel abverlangt und ich nicht mehr 100 Prozent geben kann wie in den vergangenen Jahren."

Stürze machten sie nachdenklich

Am vorigen Wochenende hatte es bei den Sommerbewerben auf der Olympiaanlage von Predazzo mehrere schwere Stürze gegeben, die nach Experteneinschätzung indirekt mit den neuen Anzugregeln zusammenhängen. Eines der Sturzopfer war Seifriedsbergers Teamkollegin Eva Pinkelnig gewesen, die einen Kreuzbandriss erlitt.

Seifriedsberger erklärte weiter: "Wenn Mut und Vertrauen an der Schanze fehlen, dann ist man auch nicht erfolgreich. Ich habe mich daher in den vergangenen Wochen bewusst zurückgenommen und in dieser Zeit intensiv über meine Zukunft nachgedacht. Die Entscheidung, meine Karriere zu beenden, ist dabei nicht von heute auf morgen gefallen, sondern über einen längeren Zeitraum in mir gereift. Die Ereignisse vom vergangenen Wochenende habe ich aufmerksam verfolgt - sie haben mir noch einmal gezeigt, dass der Entschluss für mich der richtige ist", sagte die 34-Jährige, die in ihrer Laufbahn drei Weltcupsiege feiern und sieben WM-Medaillen gewinnen konnte.

Stimmen zum Rücktritt

Florian Liegl (Sportlicher Leiter Skisprung und Nordische Kombination): "Ich kann mich noch gut erinnern, als ich vor 17 Jahren meinen ersten Job als Trainer im Damenteam angetreten habe. Jacqueline war damals schon dabei und maßgeblich an der Entwicklung des Damenskisprungs in Österreich beteiligt. In den letzten Jahren im Weltcup hat sie noch einmal das Herz in die Hand genommen, gut gearbeitet und alles herausgeholt. Sie hat sich jetzt bewusst dazu entschieden, trotz Olympiasaison einen Schlussstrich zu ziehen. Wir wünschen ihr für den neuen Lebensabschnitt alles Gute. Die Entwicklungen der letzten Tage stellen uns zwar vor neue Herausforderungen, doch wir blicken positiv nach vorne. Wir glauben an das Potenzial unserer Athletinnen, an die Stärke der nächsten Generation und wir vertrauen auf das Team und den gemeinsamen Weg."

Thomas Diethart (Damen-Cheftrainer): "Jacqueline war von Anfang an beim Damenskispringen dabei und hat die gesamte Entwicklung maßgeblich mitgeprägt. Insofern ist es natürlich sehr schade, dass sie nicht mehr Teil des Teams sein wird. Sie hatte eine wichtige Rolle - sowohl auf sportlicher als auch auf persönlicher Ebene. Sie wird uns fehlen. Mit ihrem Rücktritt, jenem von Sara Marita Kramer und der Verletzung von Eva Pinkelnig verlieren wir für die kommende Saison natürlich drei wichtige Stützen. Nichtsdestotrotz haben wir weiterhin starke Athletinnen im Team, die im Sommer intensiv und engagiert gearbeitet haben. Ziel ist es, die im Training gezeigten Leistungen auch im Wettkampf abzurufen. Auch in den Nachwuchszentren sehen wir vielversprechende Talente, die in den kommenden Jahren aufzeigen werden. Unsere Herangehensweise bleibt daher unverändert: Die Individualität der Springerinnen steht im Vordergrund und jede Athletin erhält die Unterstützung und Möglichkeiten, die sie braucht, um ihr volles Potenzial entfalten zu können."

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