Sensation in Saalbach: Raphael Haaser siegt im Riesentorlauf - von der Ersatzbank zu Gold
Der große Schweiger Raphael Haaser wandelt in Saalbach auf den Spuren des Schweigers Rudi Nierlich und wird sensationell Riesentorlauf-Weltmeister. Dabei war sein Antreten lange unklar.
Da haben Österreichs Herren den ganzen Weltcupwinter über noch kein Rennen gewonnen - und dann das: Raphael Haaser holte ausgerechnet beim WM-Riesentorlauf in Saalbach den ersten Saisonsieg für den ÖSV, feierte seinen ersten Sieg (bis dato vier zweite Plätze im Super G) und lieferte damit die größte Sensation der laufenden WM. Vor allem aber erinnerte er an einen fernen und leider schon verstorbenen Vorgänger. Rudi Nierlich gewann hier 1991 ebenfalls den WM-Riesentorlauf und beide ließen eher durch schnelle Schwünge zwischen den Toren denn durch große Sprüche aufhorchen.
Haasers Winter war mehr als nur bewegt, nach einer Kreuzbandzerrung im Dezember schien die WM in weiter Ferne. Erst in Kitzbühel sprang er ins WM-Team (Rang zwei im Super G), zu WM-Beginn erlitt seine Schwester Ricarda einen Kreuzbandriss und einen Tag später holte er WM-Silber im Super G. Damit wäre die WM wohl fast auch schon vorbei gewesen, denn Österreichs Riesentorlauf-Team bestand aus Stefan Brennsteiner und Patrick Feurstein (beide mit Podest in diesem Winter), Marco Schwarz und dem in der Weltrangliste besser platzierten Manuel Feller. Erst als Feller mit Blick auf den sonntägigen WM-Slalom absagte, kam Haaser zum Zug. "Hoffentlich geht das in Zukunft mit dem WM-Platz schneller", meinte Haaser danach - für den großen Stoiker war das schon fast eine Frontalattacke. "Aber es ist unglaublich, ich kann es nicht fassen", meinte der Weltmeister, der im Riesentorlauf noch nie besser als auf Rang sieben klassiert war.
Die Geschichte der Familie Ricarda und Raphael Haaser ist aber nicht komplett ohne Vater René. Dieser war Postenkommandant in Schwaz in Tirol und zugleich Skitrainer seiner beiden Kinder. Selbst nach Nachtdiensten sei man um sechs Uhr morgens zu Nachwuchsrennen aufgebrochen, erzählte er in der Vorwoche den SN. "Ein Kind in den Weltcup zu bringen ist richtig harte Arbeit. Aber zwei Kinder in den Weltcup zu bringen, das grenzt fast an ein Wunder", sagt René Haaser, der auch viele Jahre als Servicemann dabei war. "Ich freue mich einfach für Raphael, dass er trotz vieler Rückschläge dabeigeblieben ist und für alles belohnt wurde."
Dabei schienen die Medaillen nicht für Haaser, sondern für die Schweizer und den Halbzeitführenden Timon Haugan (NOR) bereitzuliegen. Marco Odermatt und Thomas Tumler griffen auf dem von ihrem (Tiroler) Riesentorlauftrainer Helmut Krug gesetzten, recht schnellen Kurs an - und fuhren an Gold vorbei. Für Odermatt gab es Rang vier und damit am Ende der WM noch eine Ernüchterung.
Dann warf Haugan die Nerven weg - und es war für einen Moment unklar, wer mehr über Gold staunt: Haaser oder die Konkurrenz.