Um 14.09 Uhr brandete Jubel bei den zahlreichen Fans auf, die sich bei der Bergstation des Königslehen-Lifts in Radstadt versammelt hatten. Auf dem Livetracker schienen 23.500 Meter auf - schon eine knappe Stunde vor dem Ende der 24 Stunden war der Rekord damit geknackt. 23.486 Höhenmeter hat der Katalane Kilian Jornet 2019 in Norwegen geschafft. Nun wurde er vom 36-jährigen Werfenwenger überboten. Kurz danach beendete er seinen 33. Anstieg seit Samstag, 15 Uhr, gönnte sich einen Schluck Energydrink und fuhr talwärts, um noch einmal einen letzten Anstieg zum Genießen zu starten.
Am Ende waren es 24.242 Meter. Schon kurz vor 15 Uhr gönnte sich Jakob Herrmann inmitten der Menge nach dem letzten absolvierten Anstieg einen Schluck aus der Sektflasche. Nur zehn Minuten später gab es die schönste Gratulation: Der entthronte Rekordhalter Kilian Jornet war am Handy und beglückwünschte Jakob Herrmann. Die beiden verbindet eine lange Freundschaft. Gemeinsam haben sie auch einige Grand Tours bestritten.
Mit bemerkenswerter Konstanz absolvierte der 36-Jährige seit Samstagnachmittag die Aufstiege. In der Nacht benötigte er 40 bis 42 Minuten pro Umlauf, nachdem er am Beginn sogar unter 35 Minuten geschafft hatte. 42 Minuten waren die errechnete Sollzeit pro Runde, mit Aufstieg und Abfahrt sowie dem Auf- und Abfellen.
Die Belohnung nach den mental harten Nachtstunden war ein Frühstück, von Mama Waltraud Herrmann persönlich vorbeigebracht. Etliche Fans und Kollegen begleiteten Herrmann für den einen oder anderen Anstieg.
Wunsch nach Pizza
Mehrere Dutzend Fans hatten sich am Samstag beim Königslehen-Lift in Radstadt versammelt, um Zeuge beim Start der verrückten Herausforderung zu sein. Fünf Minuten vor drei schnallte ein entspannt wirkender Jakob Herrmann seine Ski an und bekundete noch, wie das Ernährungsprogramm nach überstandener Nacht ausschauen könnte: "Da bestelle ich mir vielleicht eine Pizza." Tatsächlich war nach vielen Stunden Gels und Energieriegeln dann der Wunsch nach etwas Salzigem groß: Eine Fertigsuppe war die Rettung für den bekennenden Feinschmecker und leidenschaftlichen Koch Jakob Herrmann.
Zum Mitfiebern vorbeigeschaut haben auch viele Skibergsteiger-Kollegen, die davor noch bei der Erztrophy in Werfenweng teilgenommen hatten. Die wichtigste Person im Betreuerstab war nicht am Start zu sehen: Ehefrau Andrea hielt durchgehend die Stellung oben am Berg. Mit einem Bussi verabschiedete sie Jakob nach dem Fellwechsel jeweils auf die Abfahrt.
Nach einem gemeinsamen Bier mit seiner ausdauernden Betreuercrew ("Ich muss jetzt tausend Kuchen für sie backen") gönnt sich der Neo-Weltrekordler eine Ruhewoche zum Erholen und Verarbeiten. Dann warten schon wieder neue Ziele: Noch in diesem Winter will er die Pyrenäen vom Atlantik zum Mittelmeer mit Tourenski durchqueren. Mit Fertigsuppe im Gepäck?