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Vierschanzentournee: Tschofenig triumphiert in Bischofshofen und holt Gesamtsieg

Im Finalthriller in Bischofshofen gab es den nächsten Dreifachsieg für Österreich. Der Tourneesieg geht an Daniel Tschofenig, der auch die Einzelwertung auf der Paul-Außerleitner-Schanze vor Jan Hörl und Stefan Kraft gewann.

Mit dem letzten Sprung katapultierte sich Daniel Tschofenig noch an die Spitze des Klassements.
Mit dem letzten Sprung katapultierte sich Daniel Tschofenig noch an die Spitze des Klassements.
Pech beim letzten Sprung: Stefan Kraft.
Pech beim letzten Sprung: Stefan Kraft.
Ein Kacherl kostete Jan Hörl den Tourneesieg.
Ein Kacherl kostete Jan Hörl den Tourneesieg.
Ausgelassene Sektduschen der Top drei.
Ausgelassene Sektduschen der Top drei.



Die 73. Vierschanzentournee wird in der Geschichte einen ganz besonderen Platz einnehmen. Es herrschte Spannung bis zuletzt, und wie es sich für einen richtigen Thriller gehört, gab es am Ende eine unerwartete Wende. Der Triumphator nach einem unglaublichen österreichischen Dreikampf hieß am Dreikönigstag in Bischofshofen Daniel Tschofenig. Der Kärntner siegte als erster Österreicher seit zehn Jahren bei der Tournee und führte den dritten ÖSV-Dreifachsieg bei dieser Tournee vor Jan Hörl und Stefan Kraft an - das war zugleich auch der Endstand nach den vier Springen.

Zentimeter trennten Trio

Ganze 1,3 Punkte oder umgerechnet 70 Zentimeter hatte das rot-weiß-rote Spitzentrio vor dem abschließenden Bewerb von Bischofshofen getrennt. Noch nie in der 72-jährigen Geschichte der Vierschanzentournee hatte es ein derart knappes Rennen von gleich drei Siegkandidaten gegeben. Kraft, Hörl und Tschofenig sprangen die gesamte Tournee über in einer eigenen Liga und pushten sich gegenseitig zu Höchstleistungen. Auf dem Innsbrucker Bergisel schob sich Stefan Kraft am Samstag als Sieger an seinen beiden jungen Teamkollegen vorbei. Dass es dort wieder einen ÖSV-Dreifachsieg gab, war fast schon selbstverständlich.

Hörl lag nach Platz zwei in Innsbruck nur 0,6 Zähler hinter Kraft, der vor dem Showdown meinte: "Wir werden sehen, wer am coolsten bleibt und vielleicht das Quäntchen Glück hat."

Alles deutete auf Kraft hin

In Bischofshofen angekommen, schien alles auf einen Tourneesieger Kraft hinzudeuten. Der Weltcup-Gesamtsieger demonstrierte als Qualifikationssieger seine Stärke und ließ auch mit Höchstweite im Probedurchgang die Muskeln spielen. Der 31-Jährige meisterte bei schwierigen Bedingungen den ersten Durchgang am besten und führte, obwohl er mit 136 Metern kürzer als Hörl (Dritter mit 140,5) und gleich weit wie Tschofenig (Fünfter) sprang. "Das war sehr zach, die Luft war tot", schilderte Kraft. Viele Windpunkte brachten Kraft auf Platz eins. Erster Verfolger war keiner seiner direkten Rivalen, sondern der 22-jährige Tourneeneuling Maximilian Ortner. Österreichische Dreifachführung, was sonst? Im weiten Rund des Sepp-Bradl-Stadions war die Begeisterung von 13.400 Fans kaum noch zu steigern.

Hörl kostete ein Kacherl den Tourneesieg

Im Finish legte zunächst Daniel Tschofenig mit 140,5 Metern ganz stark vor. Jan Hörl kam dann sogar auf 143 Meter, verpatzte aber die Landung - nach seinem "Kacherl" griff er sich entsetzt an den Helm. Für den Bischofshofener Lokalmatador wurde es nichts mit dem Heimsieg.

Überraschungsmann Maximilian Ortner fiel zurück. Nur noch Stefan Kraft stand oben, und die Spannung wurde auf die Spitze getrieben: Wegen der Windbedingungen musste der Führende noch einmal vom Zitterbalken zurück, die Skier abschnallen und nervenaufreibende Minuten warten. Endlich wurde er dann abgelassen, sprang auf 137,5 Meter. Das war zu wenig, und Kraft machte aus seiner Enttäuschung kein Hehl: "Sehr, sehr bitter. Der goldene Adler wollte nicht zu mir kommen. Das lange Warten oben war nicht lustig. Fair war es nicht, ich bin teilweise einen anderen Wettkampf gesprungen als alle anderen. Aber wir haben eben einen Freiluftsport."

Daniel Tschofenig tat sich schwer, seinen Sieg schon zu begreifen: "Unbeschreiblich, wunderschön", sagte der 22-Jährige, zu dessen ersten Gratulanten Landsmann Thomas Morgenstern gehörte: "Als Kind habe ich vor dem Fernseher mit ihm gefeiert, jetzt stehe ich da oben", konnte es Tschofenig noch kaum glauben. Und Jan Hörl realisierte, dass nach acht Wettkampfsprüngen nur eine einzige schlechte Landung seinen Tourneesieg verhinderte: "Das tut weh", meinte er. "Aber wir gewinnen als Team und freuen uns alle für den Tschofe."

Ergebnisse

Bischofshofen:1. Tschofenig 308,6 Pkt. (136 m/140,5 m), 2. Hörl 306,5 (140,5/143), 3. Kraft 303,2 (136/137,5); 4. Johann André Forfang (NOR) 301,7 (139,5/139,5); 5. Maximilian Ortner (AUT) 300,0 (134/137,5), 6. Benjamin Oestvold (NOR) 298,2 (137,5/139); 7. Hayböck 296,9 (138/140), 8. Wasek 294,1 (137,5/139), 9. Andreas Wellinger (GER) 290,9 (133/135,5).

Tournee-Gesamtwertung:1. Tschofenig 1194,4 Pkt, 2. Hörl 1193,0 , 3. Kraft 1190,3, 4. Forfang 1154,2, 5. Deschwanden 1151,9, 6. Pius Paschke (GER) 1134,0, 7. Michael Hayböck (AUT) 1128,6, 8. Wasek 1109,3, 9. Ortner 1107,3, 10. Anze Lanisek (SLO) 1099,0.

Weltcup gesamt: 1. Tschofenig 956 Punkte, 2. Hörl 916, 3. Paschke 848, 4. Kraft 759, 5. Deschwanden 658, 6. Wellinger 468, 7. Kristoffer Eriksen Sundal (NOR) 448, 8. Ortner 405, 9. Hayböck 374; 10. Forfang 357.

Das Dreikönigsspringen zum Nachlesen im Liveticker

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