Blasius Huemer
P. Blasius Huemer O.S.B. (* 30. August 1885 in Rußbach-Abtenau; † 5. Juli 1923 in der Stadt Salzburg) war ein Ordensgeistlicher, Stiftsbibliothektar im Benediktinerstift St. Peter und Verfasser kirchenhistorischer Schriften.
Leben
Nachruf in der "Salzburger Chronik":[1]
P. Blasius Huemer O. S. B. Einem tückischen, schweren Lungenleiden erlag heute halb 6 Uhr früh der geschätzte Stiftsbibliothektar P. Blasius Huemer. Er wurde am 30. August 1885 als Sohn des Lehrers Bonaventura Huemer in Rußbach-Abtenau geboren, studierte am Gymnasium in Gmunden mit vorzüglichem Erfolg und bezog darauf für zwei Semester die Wiener Universität, um Jurisprudenz zu studieren. Der Herr rief ihn jedoch 1905 in den Orden St. Benedikts, dem er sich durch die feierliche Profeß im Jahre 1909 verband; im gleichen Jahre wurde er auch zum Priester geweiht. Seine Verwendbarkeit im Kloster zeigte sich von Anfang an als eine große. So hatte er besonders ein gutes Geschick zur Leitung der Jugend, der er Liebe und Achtung einzuflößen verstand. Durch vier Jahre ward er als Katechet der Mädchenschule nach Kloster Goldenstein geschickt und versah zugleich die Stelle eines zweiten und bald eines ersten Präfekten am Studentekonvikt im Stifte selbst. Ein Jahr nach dem Tode des Ordensschriftstellers P. Pirmin Lindner übernahm er 1913 ganz im Geiste desselben die Leitung der Stiftsbibliothek und behielt sie bis zu seinem Tode. Die Büchersammlung, der er großes Verständnis entgegenbrachte, war auch sein liebster Aufenthaltsort. Frühzeitig begann er sich schriftstellerisch mit der Ordensgeschichte zu betätigen. Ganz besonders wurde er mit den Anfängen und der Blütezeit der Benediktineruniversität von Salzburg vertraut, deren Matrial er mit vielen Tausenden von Namen im Laufe der Jahre abschrieb. Als erstes Werk erschien von ihm 1918 in den Maria-Laarcher-Beiträgen "Die Salzburger Benediktiner-Kongregation 1641—1808". Daneben veröffentlichte er schöne Beiträge zur Bücherkunde, wie die Exlibris von St. Peter und jene von Nonnberg, worüber er auch als tätiges Mitglied der Salzburger Landeskunde an einem Gesellschaftsabend in sehr anregender Weise vortrug. Dabei war P. Blasius eine stille, mehr in sich gekehrte Natur, offen und gerade im Verkehr mit feiner Umwelt und stets aufs Praktische gerichtet.
Wie verstand er es doch seit der Einrichtung der Elektrizität im Stifte sich nützlich zu machen. Nur auf eines sah er nicht, auf seine Gesundheit. Obwohl er stark nierenleidend war, achtete er auf keine Verkältung. Oft stand er schon unter ärztlicher Behandlung. Er litt auch schon viele Schmerzen. doch ging ihm die Abhärtung und das Nichts-merken-lassen über alles. Die Exkurrendoaushilfe für die Lagerschule in Niederalm und die dortige Seelsorge dienten sicher zur Verschlimmerung seines Leidens. Es war vielleicht auch ein Zuviel, das er sich stets zutraute, denn zugleich war er auch längere Zeit Novizenmeister und Direktor der studierenden Kleriker im Stifte. Mit Bereitwilligkeit half er auch in der Leitung des Knaben-Jugendbundes aus und hielt, so lang er konnte, Vorträge in der leider zu früh Heimgegangenen wissenschaftlichen Unternehmung der "Salzburger Urania". Wesentlichen Anteil nahm P. Blasius an der Ordenszeitschrift "Studien und Mitteilungen O. S. B." durch Mitarbeit, Korrigieren usw. Auch stellte er seit Jahren das "Direktorium" her. Aus all diesem ist wohl nicht ersichtlich, daß der Verschiedene eine große und schwer ausfüllbare Lücke hinter sich läßt, die um so empfindlicher schmerzt, als zugleich ein lieber und hochachtbarer Mann in seiner Jugendblüte viel zu früh dahingegangen ist.— Das Begräbnis findet in der St. Veits-Kapelle des Stiftes Freitag den 6. Juli um 4 Uhr nachmittag statt. P. I.
Werke
- "Die Salzburger Benediktiner-Kongregation 1641-1808". Beiträge zur Geschichte des alten Mönchtums und des Benediktinerordens. Heft 9. Münster in Westfalen (Verlag der Aschendorffschen Buchhandlung) 1918. 158 S.
- In den Mitteilungen der Gesellschaft für Salzburger Landeskunde (MGSLK):
- "Stainhausers Biographie der Salzburger Erzbischöfe Michael und Georg von Kuenburg", in: MGSLK 53, 1913, S. 69–108
- "Einritt des Erzbischofes Herzog Ernst von Bayern", in: MGSLK 55, 1915, S. 45–70
- "Die Franziskaner in Salzburg im Pestjahre 1636", in: MGSLK 58, 1918, S. 29–36
- Verzeichnis der deutschen Zisterzienserinnenklöster. In: Studien und Mitteilungen zur Geschichte des Benediktiner-Ordens und seiner Zweige 37, NF 6 (1916), 1–47.
Allenfalls zuordenbar:
- J. Huemer: "Ueber ein Glossenwerk zum Dichter Sedulius", Sb. Akad. Wien 96 (1880) 505–551.
- J. Huemer: "Iter Austriacum I." Wiener Studien 9 (1887) 51–93,
("J." = Joseph, allenfalls auch Johannes.)