Bruderhaus St. Sebastian
Das Bruderhaus zu St. Sebastian in der Salzburger rechtsseitigen Altstadt beherbergte ein kommunales Krankenhaus. Das Gebäude zählt zu den denkmalgeschützten Objekten in der Stadt.
Geschichte
Das Bruderhaus an der Linzer Gasse befand sich an die St.-Sebastian-Kirche anschließend. Es wurde 1496 erbaut und war das zweite Spital der mittelalterlichen Stadt Salzburg. Das andere war das Bürgerspital St. Blasius in der Altstadt gewesen.
Das Bruderhaus war eine rein bürgerliche Stiftung, wogegen das Bürgerspital eine Gründung der Salzburger Erzbischöfe war. Die Brüder Virgil und Leonhard Fröschlmooser stifteten 1496 das Bruderhaus.[1] Die Fleischhauerwitwe Dorothea Glimpf übergab ihren an der Linzer Gasse gelegenen Besitz an die Stadt und hat ausdrücklich in dieser Urkunde festgelegt, dass der Bruderhof der Zeitläufe und der Pest wegen errichtet werden sollte. Als Baumeister wird Virgil Fröschlmoser sen. genannt, wahrscheinlich der Vater des gleichnamigen späteren Salzburger Bürgermeisters. Der Verwalter des Bruderhauses, Jörg Saurer, legte dann 1505 den Grundstein zur St.-Sebastian-Kirche, die ebenfalls durch Spenden der Salzburger Bürger errichtet werden konnte.
Zunächst war das Bruderhaus als Pilgerhaus und Armenherberge vorgesehen. Dann wurde es aber auch zur Aufnahme erkrankter Dienstboten von Salzburger Bürgern verpflichtet. Sie mussten bis zu ihrer völligen Gesundung behalten werden, wobei der jeweilige Bürger seinem Dienstboten das Essen zur Verfügung stellen musste. Durchreisenden, verarmten oder bresthaften[2] Personen wurde eine Aufenthaltsdauer von acht Tagen gewährt.
Schon bald bildeten alte, gebrechliche oder arbeitsunfähige Dienstboten, Gesellen, Knechte usw. den Großteil der Bewohner des Bruderhauses. Wie im modernen Leben konnte man sich auch damals schon seinen "Alterssitz" im Bruderhaus einkaufen mit Anspruch auf Unterkunft, Verpflegung, Bad und Krankenbetreuung.
Nachdem schon wenige Jahre nach der Eröffnung des Hauses auch ein Narrenkäfig dort eingerichtet wurde, beschloss 1562 der Stadtrat, weitere Kötterl für Irre und Tobsüchtige im Bruderhaus zu errichten.
1611 ließ Wolf Pauernfeind, Bürger und Rat der Stadt Salzburg, ein Stöckl auf seine Unkosten errichten.
1852 wurde den Barmherzige Schwestern die Obsorge in der Anstalt zur Erziehung weiblicher Dienstboten übertragen, die sich seit 1844 im Gebäude befand.[3]
Als die Vereinigten Versorgungsanstalten (jetzt Seniorenwohnhaus Nonntal) der Stadt Salzburg an der Karl-Höller-Straße in der heutigen Riedenburg als zentrales Altersheim in Betrieb gegangen waren, schloss am 10. November 1898 das Bruderhaus seine Pforten.
Im Zweiten Weltkrieg, beim 4. Luftangriff auf die Stadt Salzburg am 22. November 1944, wurde das Bruderhaus durch Fliegerbomben schwerst getroffen.[4] Nach dem Krieg wurde es 1951 wieder aufgebaut, eine Marmortafel aus dem Jahre 1951 weist auf die Vollendung aus Ruinen hin:
- DOMINIS PROVIDEBIT. "Der Herr wird vorsorgen".[5]
- HAEC DOMUS
- E RUINIS SURREXIT
- ANNO SACRO
- PATRIÆ ET ORBIS MCMLI
"Dieses Haus ist aus Ruinen wiederauferstanden im heiligen Jahr des Landes und der Welt 1951".
Das Haus wurde im Jahr 1994 von der Erzdiözese Salzburg generalsaniert und zu einem zeitgemäßen Studentenheim gestaltet. Heute befindet sich darin das Institut St. Sebastian, ein (Jugend) Gästehaus-Studentenheim.
Quellen
- Salzburger Miniaturen 2, Karl Heinz Ritschel, 2001, Otto Müller Verlag, ISBN 3-7013-1037-8
- Salzburgwiki-Artikel Rotes Kreuz Salzburg
Einzelnachweise
- ↑ Artikel Fröschlmooserstraße, Quelle Franz Martin.
- ↑ mit einem Gebrechen des Leibes behaftet, Quelle [1]
- ↑ ANNO, Salzburger Chronik, Ausgabe vom 9. März 1880, Seite 3
- ↑ 4. Angriff; Die Luftangriffe aus die Stadt Salzburg. Nach gleichzeitigen Aufzeichnungen und gef. Mitteilungen des Städtischen Statistischen Amtes. In: Mitteilungen der Gesellschaft für Salzburger Landeskunde, Nr. 86/87, Jahrgang 1946/47, S. 120.
- ↑ ("Der Herr wird vorsorgen." / Buch Genesis 22, 8)