Franziskanerbibliothek Salzburg

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Die Gründung der Franziskanerbibliothek im Franziskanerkloster in der Altstadt von Salzburg ist nicht dokumentiert.

Über die Franziskanerbibliothek

Die Petersfrauen, die aus den Gebäuden der heutigen Franziskaner zu den Benediktinerinnen am Nonnberg übersiedelten, nahmen ihre Bücher mit. Die anschließend eingezogenen Franziskaner erhielten wohl ihre ersten, für Liturgie und Seelsorge erforderlichen Bücher von benachbarten Klöstern. Der geistliche Rat Friedrich Christoph Rehlingen (Rellinger) vermachte 1586 seine Büchersammlung den Franziskanern, darunter einige Inkunabeln. Fürsterzbischof Wolf Dietrich von Raitenau, der die Franziskaner nach Salzburg geholt hatte, schenkte der Bibliothek 30 Werke, zahlreiche Drucke steuerte Domchorregent Julius Stecher († 1666) bei.

Für die 1641 bis 1781 bestehende Hauslehranstalt erwarben die Franziskaner neuere theologische Literatur, wobei insbesondere den Werken des Johannes Duns Scotus große Bedeutung zukam. Ein 1751 von P. Corbinian Luydl verfasster Katalog dokumentiert 4 000 Bände in 16 Sachgruppen.

In josephinischer Zeit entging das Franziskanerkloster der Auflösung. Unter den während der Koalitionskriege einrückenden französischen Truppen nahm die Bibliothek Schaden. In den Kriegswirren sollen zahlreiche Bücher, darunter auch Inkunabeln, verloren gegangen sein. 1818 wurde die Zuweisung der Salzburger Niederlassung zur Tiroler Franziskanerprovinz festgelegt. Die Novizenbetreuung für die Provinz sowie die bis 1938 wieder im Hause stattfindende Ausbildung der Ordenskleriker führte zu einem kontinuierlichen Vergrößerung der Büchersammlung. 1932 wurde der Bestand auf etwa 22 000 Bände geschätzt. Die Bibliothek befand sich vor dem Zweiten Weltkrieg im ersten Stock des Klostergebäudes, in einem der wenigen schönen Räume, welche mit Kasettendecken getäfelt sind. Dort wurde die Bibliothek mit Holzregalen neu eingerichtet. Heute sind diese Räume an die Landesregierung vermietet. Von den ehemaligen Bibliotheksräumen gibt es keine Fotografien, nur Beschreibungen der Räumlichkeiten und der Malereien.

Nach dem Anschluss 1938 musste das Kloster geräumt werden. In nur wenigen Tagen mussten über 20 000 Bücher ausgesiedelt werden. Sie waren während des Zweiten Weltkrieges z. T. im Oratorium notdürftig aufgestapelt, ein Teil wurde am Grünbichlhof in Aigen privat untergebracht. Nach dem Zweiten Weltkrieg kehrte die Bibliothek aber nicht mehr in das Klostergebäude zurück. Die Neuordnung begann P. Dionys Gmeiner 1955 im ehemaligen Totenoratorium der fürsterzbischöflichen Residenz. Schon ab 1945 konnten Bücher dort gelagert werden. Von 1953 bis 1955 wurden diese Räume mit Bücherregalen ausgestattet. Dieses Totenoratorium dürfte bis ins späte 18. Jahrhundert ebenso prunkvoll wie andere Prunkräume der Alten Residenz gewesen sein. Im frühen 19. Jahrhundert wurde der Stuck abgeschlagen und die Fresken, wenn sie tatsächlich vorhanden gewesen waren, übertüncht. Der Altar wurde entfernt, das Altarblatt kam nach München. Vom ehemaligen Glanz ist nichts mehr geblieben.

Nun war auch der Zugang zur Franziskanerbibliothek nicht mehr ganz so einfach. Die zur Franziskanerbibliothek führenden Treppen gehörten zur Residenz und standen dem Kloster nicht immer zur Verfügung. Heute sind die beiden Räume nur über den Chor der Franziskanerkirche erreichbar. Diese Bibliothek wurde bis 1976 für etwa 30 000 Bände fortgesetzt. Für eine Zentralbibliothek der Provinz kamen seither weitere "alte" Bestände aus den Franziskanerklöstern Enns und Pupping (Oberösterreich), Caritas-Kinderdorf St. Anton im Pinzgau, Kufstein, Reutte und Lienz (Tirol) und die Bibliothek des Dritten Ordens in Salzburg hinzu (insgesamt mehr als 11 000 Bände).

Handschriften

Der Handschriftenbestand des Franziskanerklosters umfasst ca. 800 Manuskripte, die hauptsächlich aus dem 18. und 19. Jahrhundert stammen. Sie spiegeln die Tätigkeit der Franziskaner in diesem Zeitraum wider: Theologische Schriften für das Hausstudium, aszetische Werke für spirituelle Bildung und pastorale Handschriften für die Seelsorge der Franziskaner. Besonders zu beachten sind aus dem 18. Jahrhundert die Sammlungen des Theologielektors P. Corbinian Luydl und des Humanisten P. Engelbert Ruoesch, ebenso wie die Schriften über die hl. Kreszentia von Kaufbeuren und die Salzburger Mystiker Anna Katharina Seraphina Marchner. Unter den Salzburger Handschriften finden sie auch die Nachlässe von dem Missionar und Orientalisten P. Kajetan Windhofer, dem Alttestamentler P. Friedrich Raffl und dem Schriftsteller P. Pirmin Hasenöhrl.

Kataloge

Stand: Februar 2008

Archivar

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