Gletscherskigebiet Kitzsteinhorn

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Das Gletscherskigebiet Ende April 2021.
Liftbetrieb am Gletscher.
Blick auf das Kitzsteinhorn und das Schmiedingerkees, wo sich das Gletscherskigebiet Kitzsteinhorn.
Das Kitzsteinhorn und das Gletscherskigebiet Kitzsteinhorn Mitte September 2019.
Blick ins Kapruner Tal, links im Hintergrund die Hauptgipfel der Glocknergruppe, Bildmitte das Kitzsteinhorn, rechts das Schmiedingerkees mit dem ganzjährigen Gletscherskigebiet Kitzsteinhorn.

Das Gletscherskigebiet Kitzsteinhorn ist das erste österreichische Sommerskilaufgebiet und nahm seinen Betrieb am 12. Dezember 1965 auf.

Geografie

Es befindet sich in den Hohe Tauern im Gebiet der Pinzgauer Gemeinde Kaprun nördlich des Kitzsteinhorns auf dem Schmiedingerkees in einer Höhenlage zwischen 2 500 und 2 900 m ü. A..

Erschlossen ist dieses Gletscherskigebiet mit den Aufstiegshilfen zum Kitzsteinhorn als ganzjähriges Gletscherskigebiet.

Seit 2011 kann es auf Grund des Gletscherrückgangs nur mehr im Winter als Skigebiet genutzt werden.[1]

Geschichte

Ski-Pioniere am Kitzsteinhorn

Die Geschichte des Skisports begann mit den Ski-Pionieren am Kitzsteinhorn in den 1910er Jahren. Im Mai 1930 fand auf einem etwa zwei Kilometer langen Flachstück des Gletschers noch ein Skifliegen statt, dann wurde es skisportlich ruhig am Fuße des Kitzsteinhorns.

Das erste österreichische Sommerskilaufgebiet

Da nach dem Zweiten Weltkrieg wenig Geld, aber viel Enthusiasmus bei der österreichischen Ski-Nationalmannschaft vorhanden war, suchte man nach günstigen Trainingsmöglichkeiten. Musste man doch zunächst zu dem teuren Plateau Rosa bei Zermatt (Schweiz), auf das Stilfser Joch (Südtirol) oder auf das Zugspitzplatt (Bayern) reisen. Was zur Nutzung als Sommertrainingslager noch am Kitzsteinhorn fehlte, waren Aufstiegshilfen.

Die Idee für die Erschließung des Schmiedingerkees hatte der damalige Bürgermeister der Gemeinde Kaprun und Kraftwerksleiter Wilhelm Fazokas. Es bot sich an, weil es vom Tal aus gut sichtbar und leicht erreichbar ist. Fazokas selbst kannte den Gletscherskilauf, da er im Krieg als Skilehrer Gebirgsjägern auf einem Gletscher in Vorarlberg das Skifahren beibrachte.

Am 12. Dezember 1965 nahmen die ersten Seilbahnen und im Sommer 1965 der Gletscherskilauf den Betrieb auf – als erstes Gletscherskigebiet der Ostalpen. Obwohl in den Medien viel darüber berichtete wurde, nahm die Bevölkerung eine technische Neuheit zunächst gar nicht wahr:

Schlepplifte auf einem fließenden Gletscher

1964 gelang es der Vorarlberger Firma Doppelmayr mit einem Testlift in Zermatt (Schweiz), der ein kurzes Stück über einen Gletscher führte, eine technische Lösung zu finden.

Sie wurde das Konstruktionsprinzip für Kaprun: Ein zwischen Tal- und Bergstation durchlaufendes Seil hält die Stützen, die je nach Bewegung des Gletschers so justiert werden können, dass das Zugseil stets schnurgerade verläuft. Außerdem braucht es hohe Portalstützen mit Rollenbatterien, die auf unterschiedliche Schneehöhen von fünf und mehr Metern einzustellen sind. Das fließende Eis darf die Stützen pro Jahr höchstens drei Meter tal- und seitwärts verschieben, da das Nachjustieren zu viel Betriebszeit kostet. Der "bewegliche" Gletscherlift erlebte also auf dem ersten Gletscherskigebiet in den Ostalpen seine Weltpremiere.

1967 wurde der weltweit erste Schlepplift auf einem fließenden Gletscher in Betrieb genommen, der Maurergletscherlift.

1968 eröffnete Salzburgs höchstgelegenes Restaurant auf 3 039 m ü. A. in der Bergstation Kitzsteinhorn.

1981 wurde mit 113,6 Metern die höchste Seilbahnstütze der Welt im Gebiet des Gletschers errichtet.

1982 ging die erste Panoramakamera in einem Skigebiet in Betrieb.

Die Zukunft des Gletscherskilaufs

Errichtet wurde es vor allem, um den Sommerskilauf zu ermöglichen. Den gibt es aus klimatischen Gründen heute nur mehr in einem sehr eingeschränkten Umfang. Sommerskibetrieb gibt es auf dem Kitzsteinhorn seit dem Jahr 2007 nicht mehr.[2] Der Vorstand der Gletscherbahnen, Norbert Karlsböck, ist aber überzeugt, dass auch die Zukunft große Chancen für das Gletscherskigebiet bringt. Die Betreiber haben die klimatische Veränderung angenommen und mit der Errichtung der Gipfelwelt 3000 als Ausflugsziel für Nichtsportler reagiert. 2005 waren zehn Prozent der Besucher am Berg Nichtsportler, 2014 waren es bereits 23 Prozent.

Geplant sei auch eine Liftverbindung mit dem Skigebiet Maiskogel und später mit der Schmittenhöhe oberhalb von Zell am See.

2021: Nur mehr zehn Prozent auf Gletscher

Im gesamten "Gletscherskigebiet" sind nur mehr zehn Prozent auf echtem Gletschereis berichtete 2021 Norbert Karlsböck von den Gletscherbahnen Kaprun in den Salzburger Nachrichten. 2021 musste erstmals die Gletscherfläche am Magnetköpfl auf 2 800 m ü. A. künstlich beschneit werden. Diese künstliche Beschneiung wird bis 2022 zur Bergstation Gletscherjet 4 weiter fortgesetzt. Dann wird der höchste Punkt des Skigebiets erreicht sein.[1]

2022: Sommer - die extremste Schmelze seit 20 Jahren

Ein schneearmer Winter und eine überdurchschnittlich warme erste Jahreshälfte setzten dem Gletscher 2022 extrem zu. Dieser ist seit 1960 um zwei Drittel kleiner geworden und die Wahrscheinlichkeit ist sehr groß, dass er in 30 Jahren gar nicht mehr vorhanden sein wird.[2]

Ereignisse

Ein 23-jährige Maishofener Freerider war Sonntagmittag, den 19. Oktober 2020, unterhalb des Hauptgipfels am Schmiedingerkees in eine rund 40 Meter tiefe, sehr enge Randkluftspalte auf 2 700 m ü. A. gestürzt. Begleiter hatten die Rettungskräfte alarmiert. Im Einsatz standen 15 Bergretter und drei Alpinpolizisten sowie zwei Hubschrauber. Die Seillänge reichte aber nicht, um zu dem Mann vorzudringen. Zudem musste viel Schnee weggeschaufelt werden. In 40 Metern Tiefe fanden die Bergretter lediglich Ski und Brille, aber keine Person. Am Sonntagabend musste der Einsatz aufgrund der Dunkelheit abgebrochen werden. Die Suche ging Montagfrüh weiter.

Am Montagvormittag sichtete ein abgeseilter Bergretter in der Spalte schließlich in etwa 20 Meter Tiefe weitere Hinweise auf den jungen Mann. Mittels Dampfsonde konnte man zu dem Verschütteten vordringen. Er konnte von den Bergrettern aus einem Seitenschlitz bzw- ast der Spalte nur mehr tot geborgen werden.[3]

Bilder

 Schmiedingerkees – Sammlung von weiteren Bildern, Videos und Audiodateien im Salzburgwiki

Weblinks

Quellen

Einzelnachweise

  1. 1,0 1,1 Salzburger Nachrichten, 18. Dezember 2021
  2. 2,0 2,1 www.sn.at, 11. August 2022
  3. www.sn.at, 19. Oktober 2020