Kobler-Spängler-Briefe von 1885
In diesem Artikel werden die Kobler-Spängler-Briefe von 1885 aus einem Privatarchiv veröffentlicht.
Einleitung
Die Kobler-Spängler-Briefe bezeichnen eine umfangreiche Briefsammlung aus dem Besitz von Franz II. Xaver Gregor Spängler (* 1839; † 1912).
Über die Korrespondenz
Über seine Tochter Johanna Spängler (* 1882; † 1973), verheiratet mit dem Schuldirektor in Krems, Rupert Holzapfel (* 1868; † 1940), kam die Sammlung aus dem Nachlass von dessen Tochter Gertraud Holzapfel (* 1917; † 2001), verheiratet Saska in Krems, an Otto Holzapfel (* 1941) in Freiburg im Breisgau in Deutschland.
Die Briefe sind zum Teil übertragen, zum Teil zusammenfassend registriert; eine genauere Auswertung steht noch aus. Die ältesten Briefe stammen aus der Beziehung zwischen Franziska "Fanny" Kobler (* 1796; † 1886) und Franz Francesco Castelli (* 1796; † 1832). Deren Tochter Zäzilia Amalia Kobler wird 1821 geboren und heiratet 1846 Richard Franz Schlegel, stirbt aber bei der Geburt des ersten Kindes 1848. Diese Tochter, Franziska "Fanni" Schlegel (* 1848; † 1905), heiratet 1872 in der Stadt Salzburg den späteren Oberlandesgerichtsrat in Krems, den oben genannten Dr. Franz II. Xaver Gregor Spängler. Ein großer Teil des Briefwechsels spiegelt die besonders enge Beziehung zwischen Großmutter "Fanny" und Enkelkind "Fanni".[1]
1885
Brief vom 3. Jänner 1885 von Fanny Kobler an Fanni Spängler
Fanny Kobler (* 1796; † 12.7.1886): Brief, 1 Blatt, Salzburg 3. Januar 1885 verschrieben "1886" und gestrichen; sie ist 88 Jahre alt; mit zittriger Schrift, von "Großmuttter Fanni" an "Fani" (Spängler): Dank für Süßigkeiten, Befinden "zimlig gut", Augen schlecht, die 80er Jahre sind schon überwunden, "doch kann ich mich darüber nicht beklagen. Das Wetter ist sehr schön" XXX.
Brief vom 10. März 1885 von Fanny Kobler an Fanni Spängler
[Nr. 79[2]] Franziska "Fanny" Kobler an [Nr. 19] Fanni Spängler:
Salzburg am 10te März 1885. Liebe Fanni! Ich danke dir recht ser für deine Wünsche zu meinem Namenstag; ich bin Gott sey dank Gesund, aber mit der Lunge geht es schlecht. ich könte ohne Fürerin nicht gehen. Jezt haben wir schlechtes Wetter da heißt es zu Hause bleiben; ich mache mir mit dem zu Hause seyn, nicht viel deraus. Neues kann ich dir garnicht schreiben. Ani Schlegel läßt dich vielmals Grüßen. Lebe recht wohl mit deinem schweren Leiden bis wir uns wiedersehn. Wie immer deine wohlmein[en]de Fanni.
Brief vom 29. Juli 1885 von Fanni Spängler an Franz II. Xaver Gregor Spängler
[Nr. 19] Fanni Spängler an [Nr. 18] an Franz Spängler:
Salzburg, 29/7 1885/ Liebester Mann! Wie sehr freute mich deine Karte. sei herzlichst dafür geküßt, aber nicht mehr, du Lieber, du gönnst dir gewiß 3 Wochen? Um mit einiger Ordnung zu erzählen theile ich dir mit, daß unsere Herreise absolut ohne jeglichen Zwischenfall verlief, die Umsiedlung in Amstetten ging ganz ruhig vor sich, wir hatten 19 M. Zeit, bis Reindorf war noch eine Familie im Waggon. Dann waren wir beinahe allein. Die Kinder waren im Ganzen brav der Bubi und Hanna schliefen Nachmittags lange, die lezte Zeit haben wir Alle geschlafen. Mutter u. Minna erwarteten uns am Bahnhof, auch ein Wagen war für uns bestellt. Maria u. Emma erwarteten uns in der Wohnung auch Mutter u Mina kamen noch, und so wurde es spät ehe wir ins Bett kamen. Ich bin heuer mit Comfort eingerichtet, besitze hinreichend Sessel und sogar ein Ruhebett, auf dem Toni schläft. Nachdem ich heute angezogen war, ging ich zu Großmutter, die mich zu meiner großen Freude sogleich erkannte; ich hatte gefürchtet, daß sie sich nicht mehr meiner erinnert. Sie war recht freundlich, doch ist ihr Geist sehr schwach. Nach Tisch behauptete sie, sie habe noch nichts gegessen doch war dieß nicht richtig. Als ich zum Haus heraus trat fand Director Lorinser und Gehil[f]e bei Tomaselli [Café am Alten Markt, neben Nr.10 der Kobler] , was mich sehr freute. Ich blieb einige Zeit bei Ihnen sitzen dann ging ich unter Emmis Assistenz mit den drei Großen ins Bad nach Mülln [Salzburger Vorstadt]. Auch die beiden Kleinen waren mit, doch ohne zu baden. Unser erstes Mittagsmal bei der Hölle [Gasthaus "Höllbräu"] ging auch in leidlicher Ordnung ab. Hierauf machte ich mit den vier Dirndln Besuch bei Otto und Luise [Louise Spängler] , welche dich bestens grüßen. Sie gehen morgen nach St.Gilgen für etlige Tage. Bei Otto schlief Hanna am Boden fast ein. Einige Minuten waren wir nun [?] schon, dann Grabe deiner guten Mutter. So oft ich an dem Gitter ihrer einstigen Wohnung vorbeigehe, thut es mir leid, daß ich nicht mehr zur gütigsten aller Schwiegermütter gehen kann.
Unser kleines Volk geXX [?] ihr wol. Bei Koch ist vor ganz kurzer Zeit das dutzend Kinder vollständig geworden. Während Maria Koch im Wochenbette lag, brach der kleine Max den Fuß beim Schaukeln, und Olga bekam aus Schreck darüber einen FXXanfall - - - Nach der Taufe war ich und Kathi mit den Kindern im Mirabellgarten. Das ist alles ganz normal [?]. Abends aber war ich sehr unternehmend indem ich Dr. Lorinser im Hotel Griesberger aufsuchte wohrauf [?] Ziller Anna kam. Wir blieben bis 10 Uhr sitzen. Auch Millichhofer war dort, dann begleitete ich Anna ein Stück, hierauf sie mich, bei welcher Gelegenheit ich hörte, daß Frau Lida [Guttenberg] jeden Tag ihre Entbindung erwarte. Man muß nichts merken./: Eben ist Franzi aus dem Bette gefallen.:/
Dr. Lorinser sieht sehr mager und kraftlos aus, morgen reist er nach Gastein. Anna Zillner sagte mir, daß nach ihres Vater Ansicht Dr. Lorinser ein Rückenmarkleiden habe. - Eduard Zillner ist gegenwärtig in Lofer, wo es ihm gut gehen soll. Die Reise nach Italien hat ihm nicht gut getan. Für heute schließe ich mit der herzlichen Bitte, strenge dich nicht gar so sehr an und kom auf drei Wochen! Mit 10 000 Grüßen deine Alte. - 3/4 12 Nachts. [ziemlich undeutlich mit Bleistift geschrieben]
"Bubi": Franz Xaver, geb. 1883, "Hanna": Johanna (Hansimutti), geb. 1882. "Toni" geb. 1879, sechs Jahre alt. "Großmutter": Höllbräuin Fanny Kobler, gest. 1886. "vier Dirndl": Franzi (8), Toni (6), Rosl (5), "Hanna": Johanna (3); Franz Xaver (2), Otto wird dann im Mai 1886 geboren (wird darauf angedeutet?); "Otto und Luise": Otto Spängler (Bruder von Franz) und seine Frau Louise (siehe unten). - "Mutter" (Schwiegermutter): Maria Antonia (Antonia) Spängler, geb. Lürzer, gest. 1882. - "Bahnhof": der Salzburger Bahnhof wird 1861 eingeweiht; "Tomaselli": das Café Tomaselli, Alter Markt Nr. 9, neben Koblers Haus Nr. 10, oder der "Tomaselli-Kiosk" ist um 1900 ein beliebter Treffpunkt in der Stadt (vgl. Dopsch, 1996, S. 483). - "#Lorinser": In dem Fotoalbum, das Fanni Spängler kurz vor der Hochzeit 1872 von einer Freundin bekommt, ist u. a. ein "Dr. Friedrich Lorinser" (1866) abgebildet, Vater einer Freundin, Minna Lorinser, aus der Salzburger Schulzeit.
Brief vom 30. Juli 1885 von Fanni Spängler an Franz II. Xaver Gregor Spängler
[Nr. 19] Fanni Spängler an [Nr. 18] Franz Spängler:
[Salzburg] 30. 7. 1885. Liebster Mann! Heute mußte ich leider umsonst auf ein Wort von dir warten. Ich hoffe zu Gott, daß es blos ein kleines Versäumniß ist, das dich am Schreiben hinderte. Heute Vormittag war ich in Angermeyers Wohnung, welche daneben der Familie Julius bewohnt. Angermeyers bewohnen ein Zimmer im Nebenhause, welches Hofrichter Spängler vermiethen. Ich traf nur Pepi, der recht gut aussieht/ Bei Julius ist Tochter Berta recht krank, Frau Berta und Helmer sehen auch nicht gut aus. Sie sind nun wol schon ruhiger über ihren Verlust. Dort traf ich Frau Ida Maier, die von Taxenbach hier ist um ihre Entbindung zu erwarten, die bald erfolgen dürfte. Sie scheint ganz vergnügt, sieht jetzt ihrer Mutter merkwürdig ähnlich.
Nach Tisch wollte ich noch [?] zu Schneeberger dann zu Schumacher gehen, blieb aber bei Schneeberger sitzen; wir hatten gar so viel zu reden. Großmutter zeigt jedesmal Freude, wenn ich komm, die Kinder gefallen ihr, doch sobald ich das Zimmer verlaße, hat sie auch vergeßen, daß ich hier bin. Vermutlich begegnete ich LgR. Chaberl [?] Abends [.] Präsident Mathes LugXX erkannte mich nicht. Später traf ich Lerer Weiß und Gemalin samt Schwiegertochter und den drei reizenden Mädchen. Als ich Abends heimkam war Großmutter wieder ruhig am Nachmittag aber fantasierte sie lebhaft. Das ist ihre große Schwäche. - Gute Nacht für heute, wenn ich Morgen ohne Nachricht von dir bleibe, so telegrafire ich an dich.
[gleicher Brief, mit Tinte fortgesetzt:]
31. 7. [1885] Liebster Franz! Heute Morgens bekam ich deine Karte von vorgestern und heute Mittag die gestrige. Ich küße dich tausendmal dafür. - Heute war ich mit den Größeren in Leopoldskron und ließ Toni und Franzi Schwimmunterricht geben. Toni ist noch zu wurstelhaft [?], Franzi scheint sich gut darein zu finden. Sie bettelt, ich soll sie für einen Monat abonniren/ es würde 3 fl kosten. Ich weiß noch nicht was ich thue.
Denke dir, heute Vormittags bekam Großmutter einen Anfall von Verfolgungswahn, sie wollte zum Fenster hinaus rufen um Hilfe und eben jezt 3 Uhr Nachmittags fantasirte sie wieder. Sie spricht von drei ermordeten Kindern und daß man dafür keine Beweise habe, sonst könne die Person in[s] Kriminal.
Ich schicke nun Dr. Minnich [?] und bin neugierig was er spricht. - Ich schließe mein Geschreibsel mit 100 [?] Küßen. Gruße Fanni.
[ziemlich undeutlich mit Bleistift geschrieben; am nächsten Tag nach dem vorigen Brief!] Brief von Fanni Spängler [Nr.19] an ihren Mann, Franz Spängler.
"Hofrichter Spängler": Joh. Peter Maria Spängler (* 1792; † 1837) ist Hofrichter des Stiftes Nonnberg in Salzburg; vielleicht ist hier die Familie seines (einzigen) Sohns Anton Spängler (* 1831; † 1913) gemeint. - "Schumacher": [?] Albert Schumacher wird 1888 zum Salzburger Bürgermeister gewählt (vgl. Dopsch, 1996, S. 496). "Leopoldskron": Salzburger Schloß mit Teich usw., wird in den Briefen öfters als beliebtes Ausflugsziel erwähnt (auch die Badeanstalt ist dort). Das Schloss ist übrigens, nach hochverschuldeten Vorbesitzern, kurzfristig von 1890 bis 1895 zur Hälfte im Besitz des Bankiers Carl Spängler [Auskunft von Roland Widerin, Salzburg 1997]. - "Toni" (6), "Franzi" (8).
Brief vom 1. August 1885 von Franzi Spängler (Tochter) an die Eltern
[Nr. 9 a] Franzi Spängler (Tochter) und [Nr. 19] Fanni Spängler an [Nr. 18] Franz II. Xaver Gregor Spängler:
[Salzburg, 1. 8. 1885] Lieber Vater! Die Mutter läßt dir danken für deine Karte und grüßt dich herzlich. Gestern waren wir in der Schwimmschule und ich hatte dort die erste Schwimmstunde. Heute hat mich die Mutter abonnirt als Schülerin und zahlte drei Gulden für den Monat. Heute ging es mir schon recht gut bei der Schwimmstunde, ich durfte schon weiter schwimmen, bin auch zweimal gesprungen. Ich nehme mir vor, beim Schwimmen recht aufzumerken, um der Freiprobe [Freischwimmen] möglichst nach zukommen. - Lebe recht wohl lieber Vater, behalte lieb deine dankbare Tochter Fanny.
Salzburg, den 1. August 1885. [mit Bleistift] Lieber Vater! Deine Toni schikt dir einen Kuß. - [mit Bleistift] Lieber Mann! - Den Briefen unserer Kinder kann ich nur beifügen, daß ich dich innigst grüße und küße und wegen des Urlaubs bitte, 3 Wochen/ Großmutter ist heute ruhig. Deine Fanni Sp.
Toni, sechs Jahre alt. - Nachsatz der Mutter Fanni Sp[ängler].
Brief vom 2. August 1885 von Fanni Spängler an Franz II. Xaver Gregor Spängler
[Nr. 19] Fanni Spängler an [Nr. 18] Franz Spängler:
Salzburg 2/8 1885/ Liebster Mann! Mit innigster Freude empfing ich deinen lieben Brief und bin mit dessen Inhalt sehr zufrieden; in der Thatsache, daß dein Urlaub 17 nicht 21 Tage dauern soll, muß ich mich halt fügen und ich freue mich einstweilen auf dich. Daß Herrn Neufeld noch eine fünfzig Guldennote für Euch gab, freut mich; dieser Herr schein[t] gut mit Kleingeld versehen zu sein.
Für den Touristenausflug am 9./8. wünsche ich viel Vergnügen und gutes Wetter. An diesem Tage werde ich wol kaum Nachricht von dir haben. - [gestrichen:] 3/8. Franzis Brief ist hoffentlich heute dir zugekommen. Sie stellt sich wirklich recht geschickt zum Schwimmen [an] und hat eine große Freude. Auf dem Heimweg von Leopoldskron begegnete uns gestern Fr. v. Plachetka die mich und die drei Größeren auf ihren Einspänner packte, und uns rings um den Leopoldskronenteich führte. So kamen wir zu einer Spazierfahrt. Nach Tisch machten wir einen Gang über den Mönchsberg, wo es mir auf’s Neue wolgefiel. Es wäre doch hübsch, wenn unsere nächste Übersiedlung hierher wäre! - - - Übrigens ist auch Korneuburg ein hübscher Ort. Morgen fortsetzung.
Liebster Mann! 4/8./ Deine Karte habe ich gestern Abend bekommen, auch heute Vormittag deine leztgeschriebene. Gestern u. vorgestern heute waren wir in Leopoldskron. Gestern sprang Franzi zweimal und heute denke dir, welcher Schreck! ist sie nicht zum Springen zu bewegen gewesen. Ich habe ihr alles [!] Ernstes gesagt, daß, wenn sie zu feig zum Springen ist, sie keine Schwimmstunde mehr bekommt. Sie versprach, morgen wieder zu springen. Gestern war ich Nachmittags allein bei Großmutter, da ihre Magd mich gebeten hatte, daß sie einmal nach Maria-Plein gehen möchte.
Gertraud ist eine sehr brave brauchbare Person, ich kann nur wünschen, daß sie bei Großmutter aushalten möge. Großmutter war recht ruhig und ziemlich klar.
Es kam eben das Inkasso von Schrems [?] durch Dr Widmann, mit meiner Beihilfe, freilich kaum leserlich unterzeichnete sie die Quittung, frug auch um den Betrag/: 350 fl:/ [Gulden] welchen ich in die Kasse versperrte, den Schlüßel hat meine Mutter in Händen. Mit Großmutter’s Bewilligung nehme ich mir den Bedarf für unser Essen Mittag u. Abends. Sie kümmert sich nicht weiter darum. Bis du kommst muß in den Geldangelegenheiten andere Ordnung werden. - Für heute lebe wol 1000 Küße.
Liebster Franzl! 5/8./ Ich muß dir doch wieder einmal sagen daß ich dich sehr lieb habe, und mich sehr auf dein Kommen freue! Im Übrigen geht es uns sehr gut. Heute hat Franzi wieder gutgemacht was sie gestern beim Springen schlecht machte. Zweimal sprang sie nach einigem Zureden und durch einen leichten Stoß veranlaßt, zum Schluß der Lektion sprang sie noch zweimal ohne Zögern. Ich hoffe dieser Anfall von Feigheit wäre vorbei. Im Übrigen schwimmt sie recht ordentlich. Wir gehen immer Vormittag nach Leopoldskron. Bei meinen Schwestern bin ich heuer weniger als andere Male, da Rosa [die jüngere Halbschwester von Fanni] leider immer recht leidend ist, und keinen Lärm der Kinder verträgt. Sie sieht recht übel aus. Gestern war ich bei Schumacher. Erna ist bedeutend schlanker geworden/ sieht aber sonst gut aus. Mit vielem dank für die heutige Karte schließe ich diesen Brief. Behalte lieb deine Fanni - Grüße von Franzi u[nd] Toni.
Tochter "Franzi" ist acht Jahre alt; "Großmutter": Fanny Kobler, geb. 1796, 89 Jahre alt.
Brief vom 7. August 1885 von Fanni Spängler an Franz II. Xaver Gregor Spängler
[Nr. 19] Fanni Spängler an [Nr. 18] Franz Spängler:
Salzburg 7./8. 1885/ Herzliebster Mann! Ich empfing mit großer Freude Brief und Zeitung, als ich eben mit Mama, Plachetka und dem damenquartett auf dem bekannten Gang in die Schwimmschule war. Nicht ohne einiges Herzklopfen öffnete ich deinen Brief, denn ich war wirklich diejenige, welche fotografie und biografische Notizen dem Herrn Lencke [?] über Ersuchen des Hrn: Controlves [?] auslieferte. Bei Frl: Zesmsauer [Zemsauer] kannst du dich von dem überzeugen, was ich schrieb, da sie mein Concept sich behielt. Die Notizen schöpfte ich aus deinen vor 14 Jahren an mich geschriebenen Briefen, bei welcher Gelegenheit ich mein heimlich süßen Genuß daran hatte, deine lieben Briefe theilweise durchzulesen. Ubrigens finde ich die Bilder recht gut und glaube, du solltest mir noch ein oder zwei Exemplare wenns leicht sein kann. Ich habe die Notizen in allereinfachster Weise gegeben; das damit verbundene Lob deines Wirkens ist weXX/ und gewiß wird Niemand der dich kennt, mutmaßen, du selbst habest dir Weihrauch streuen wollen, und was die journalistische Thätigkeit betrifft, so hast du ja doch eh und je geschriftstellert/ vide die Geschichte des Pottensteiner Männergesangsvereines:/ Aber gelt, böse bist du mir nicht, darüber beruhigt mich der Vorschlag mir noch weitere Exemplare zu senden und dann deine übrigen liebevollen Zeilen.
Über Franzi’s Schwimmen kann ich dir Befriedigendes sagen. Sie schwimmt an der Stange zwei bis drei Längen ohne Unterbrechung und heute glaubte ich zu bemerken, daß der Schwimmmeister öfters den Versuch machte ob das Wasser sie schon trägt, indem er die Leine an der Stange ziemlich wenig anspannte. Das Mädel ist ganz glücklich über das Schwimmen und so hoffe ich das Beste. Die anderen Kinder befinden sich sehr wol zuweilen nehme ich die 4 dirndln mit nach Leopoldskron, Toni u[nd] Roserl gehen meist ins Stehbad. Mit Toni lese ich, wenn möglich täglich, Franzi kommt leider wenig zum Klavier da wegen Rosa daheim nicht mehr gespielt werden soll. Mit den täglichen Gang nach Leopoldskron geht eigentlich die meiste Zeit dahin. Bisher war das Wetter sehr günstig heute Nachmittag begann es zu regnen, so Gott will, wird doch kein Landregen werden. So viel es möglich ist will ich mit Franzi schwimmen gehen. Ich gehe manchmal noch ins Wasser, zuweilen bleibe ich heraußen.
Großmutter’s Befinden ist ziemlich gleich, manchmal ist sie klar/ doch ist das Gedächtniß schwach. Mit Rosa ist es eine schwere Sache, ich habe mit Mutter über eine eventuelle Reise der Rosa zu/uns gesprochen, doch wird Rosa sich schwerlich entschließen.
Über Bruder Karl wage ich mit Mutter nicht zu reden, Schneeberger sprach mir von ihm, daß er eben keine Prüfung macht, und daß zu fürchten ist, daß er zu keinem Ende mit seinem Studien kommt. Ich habe bei Karl stets das Gefühl, daß er/seine Zeit nicht benuzt!
Für heute gute Nacht in einer Woche auf Wiedersehn - Behalte lieb deine schlaftrunkene Alte, - Ich schließe auch ei[n] Stück Englisch Pflaster bei, ich kaufte gestern um 10 fl. ein großes Stück, und daheim ist nur noch wenig.
"Notizen" möglicherweise für eine Bewerbung in Korneuburg (siehe oben).
Brief vom 8. und 9. August 1885 von Fanni Spängler an Franz II. Xaver Gregor Spängler
[Nr. 19] Fanni Spängler an [Nr. 18] Franz Spängler:
Salzburg 8/8 1885./ Liebster Mann! Anliegend folgen die "wahren Abbildungen" zweier dir hoffentlich nicht ganz unbekannten Personen/ Ich hoffe du bist leidlich zufrieden und bitte dich, mir baldmöglichst zu sagen wieviele Exemplare ich bestellen soll, ich sagte bei Würthle daß ich erst nach Rücksprache mit dir die Bestellung machen wolle. Heute nach Tisch wollte ich eben ausgehen um Pittel’s [?] zu sehen, als mir dieser brave Geist von Tomaselli mir die Karte der Baronin brachte mit dem Ersuchen zum Kiosk zu kommen. Ich eilte in Roserl’s Begleitung hinunter und begleitete den Pittel’s bis zur Ernest Thunstraße, da sie zum 3 Uhr 40 Minutenzuge gingen, um nach Reichenhall zu fahren. Morgen reisen sie nach Gemunden.
Heute waren Franzi und Toni bei Tante Luise kamen auch mit ihren Cousinen in das Leopoldskron. Ihr Eifer für’s Schwimmen wir[d] stets größer, jezt wage ich zu hoffen, daß sie in diesem Monat die Freiprobe mache[n] kommt. Großmutter ist stets gleich, manchmal nicht klar manchmal ziemlich wirr. Ich schließe mit 1000 küßen.
Guten Morgen Liebster! 9./8. ½ 7 Uhr früh. Ich möchte, ehe ich in die Predigtmesse gehe, diese Sendung expedieren. Heute habe ich verschiedene Bitten an dich. Durch Otto’s Güte bekomme ich die Erzählung aus der freien Presse, die Blätter darf ich behalten. Nun wurde durch Unachtsamkeit die Fortsezung vom 2/ August früher verrißen als ich sie lesen konnte, möchtest du bei Herrn Frühwald mir das Blatt verschaffen? Wenn das nicht geht, so muß eben meine Fantasie das Fehlende ergänzen. Zweitens bitte ich dich, mir aus der obersten Schublade des Kastens im Vorzimmer die blau geringelte Hausbluse mitzubringen, nicht schicken, ferners wirst du in der Tischlade im Magdzimmer jene wiedergefundene Scheere in sehr rostigem Zustand finden, die möchte ich hier herrichten laßen und in der Lade meiner Nähmaschine ist jene gebrochene Scheere, es ist ein neuer Schleifer hier, vielleicht kann er den einen Griff dafür machen.
Endlich the last, not the least haben wir hier eine Kafemühle im Gebrauch welche die Traudi entlehnt hat, so möchte ich unsere von dir bringen laßen; diese ist für unsern Bedarf längst sehr klein geworden, und für uns hier eine größere Kafemühle kaufen. Unsere Kafemühle findest du im Küchenkasten, welcher zunächst der Verandathür steht, im dritten Fache/ Mir ist es zuwider, daß Großmutter[s] Magd nicht einmal eine Kafemüh[le] hat. Heute will ich sogleich nach Tisch mit den Kindern nach Hellbrunn fahren, da später keine Stellwägen zu bekommen sind. Gestern sprach ich kurz mit Angermayer’s, später mit Vetter Julius, laßen dich grüßen.
Ich freue mich schon sehr auf dich, Lieber, hast du dich schon zu einer kleinen Reise entschloßen, oder kommst du direkt zu deiner dich allzeit herzlich liebenden Fanni. - Grüße alle Bekannten in Pottenstein.
Eine Cousine Maria Spängler ist mit Vinc. Angermayer verh.
Postkarte vom 13. August 1885 von Fanni Spängler an Franz II. Xaver Gregor Spängler
[Nr. 19] Fanni Spängler an [Nr. 18] Franz Spängler:
Salzburg, 13./8. 1885. Lieber Mann! Heute hoffte ich zu hören an welchem Tag und welche Stunde du kommen wirst. Ich freue mich schon so sehr auf dich doch der Brief kommt mal erst Abends. Ich hoffe diese Zeilen sind die lezten für dich wohl nach Pottenstein. Wenn du nicht direkt fährst so schreibe mir wohin ich dir Post restant schreiben kann. Einerseits wünsch ich dir eine kleine Reise herzlich gerne, doch meine Selbstsucht wünscht du mögest Sonntag früh hier eintreffen. Heute erwartet man wieder einmal das Dampfschiff doch stinkt es leider wieder nach dem Schlachthause. Uns geht es gut, Franz schwimmt fleißig. Gestern habe ich Mutter angetragen, hierher mir Anna mitgeben, die auch an XXmut leidet, vielleicht wäre für diese Luftveränderung gut. mündlich weiters - deine Fanni. [quer groß über die Karte:] Aus deinem Brief erfahre ich noch nicht, wann du hieher kom[s]t/ Bitte um Antwort
Correspondenz-Karte An "Herrn Doctor Franz Spängler - kk Bezirksrichter" in "Pottenstein a. d. Triesting"; gestempelt Salzburg 13. 8. und Pottenstein 14. 8.
Brief vom 15. August 1885 von Fanni Spängler an Franz II. Xaver Gregor Spängler
[Nr. 19] Fanni Spängler an [Nr. 18] Franz Spängler:
Salzburg 15./8 1885. Lieber Mann! Du wirst dich heute gewundert haben, von mir eine Karte zu erhalten; doch hatte ich so fest darauf gerechnet, daß es bei dem Tag deiner Abreise bleibt, daß ich meinte, die Karte werde dich nicht mehr treffen, und deshalb nicht schrieb.
Es wäre mir lieb gewesen, wenn du dieser Tage wenigstens andeutend den Aufschub deiner Reise erwähnt hättest
Mir war es Otto und Luise [Louise Spängler] gegenüber peinlich, daß ich nichts Bestimmtes wußte, auch würde ich nicht heute mit allen 5 Kindern zum Postzug hinausgegangen sein, ich hatte mich schon so sehr auf dich gefreut. So wird also dein 4 wöchtentlicher Urlaub nach Möglichkeit reduzirt, Je nun, es läßt sich nichts dagegen thun! Daß der Herr Bürgermeister von wegen seiner strengen Frau nicht fort kann ist sehr traurig für ihn, ich hatte ihn nicht für so fügsam gehalten. - Vielleicht besinnt sich die Frau Bürgermeister noch anders, und er bekommt den Urlaub. Was ist denn mit der Reise nach Lungau? Wenn du sie noch vorhast, so wäre es [für] dich besser, sie gleich zu machen, denn es ist fraglich, ob du dafür nochmals fortkommst.
Der Bedienerin sollst du meiner Meinung nach doch die drei fl [Gulden] geben, da ja für die Woche 1 fl nicht zu viel ist. Ubrigens ist sie ja arm. Und so muß ich also noch länger auf dich warten nach meiner Meinung wäre die Trennung ganz lang genug gewesen.
Ubrigens geht es uns gut, und das Wetter ist köstlich, das ist für die Schwimmschule sehr nützlich. - Hoffend, daß deine Reise sich nicht noch mehr hinausschiebt und mit dem Wunsche, daß du dich noch gut munterhalten solltest. bin ich deine Fanni. - Die Kinder schicken dir noch Grüße und Küße. - Allen Bekannten Grüße.
"Otto und Luise": Schwager Otto Spängler und dessen Frau. Siehe auch folgenden Brief als Antwort.
Postkarte vom 16. August 1885 von Fanni Spängler an Franz II. Xaver Gregor Spängler
[Nr. 19] Fanni Spängler an [Nr. 18] Franz Spängler:
Salzburg, 16./8.1885. Lieber Mann! Zu einer angenehmen Uberraschung bekam ich heute deine Karte; ich hatte gedacht du werdest meine Unterlassungssünde bestrafen und mir auch nicht schreiben. Ich danke dir dafür. Aber nun wird es doch Anderentag [?] bleiben mit der Abreise. Heute sprach ich sie vor Sattler, sie freut sich schon dich zu sehen. Hofrat Chiari sah ich neulich, von Weitem. Eduard Zillner [?] soll auch diese Woche kommen, es geht ihm bedeutend besser in Lofer. Ludwig und Julius Spängler sah ich heute. Ludwig reist heute wieder fort. Alles trägt mir Grüße an dich auf und theilt mein Mißvergnügen über die sträfliche Verkürzung deines Urlaubes. Sonst geht es gut. Großmutter kräftigt sich etwas. Sie ist recht freundlich. die anderen grüßen. Deine alte Unzufriedene
Correspondenz-Karte An "Herrn Doctor Franz Spängler - kk Bezirksrichter" in "Pottenstein a. d. Triesting"; gestempelt Salzburg 16. 8. und Pottenstein [unleserlich]. - "Ludwig und Julius Spängler": jüngere Cousins; Ludwig, geb. 1828, verh. Muffat (in Wien); Julius, geb. 1837, verh. Langer. Von "Julius" ist im Tagebuch des Franz Spängler von 1860/61 immer wieder die Rede; er studiert zusammen mit ihm in Graz, und dem Tagebuch nach sind sie ‘unzertrennlich’.
Brief vom 17. August 1885 von Franz II. Xaver Gregor Spängler an Fanni Spängler
[Nr. 18] Franz Spängler an [Nr. 19] Fanni Spängler:
Meine liebe alte Unzufriedene! Ich muß dir heute schon jenen Titel geben, welchen du dir selbst in deiner mir soeben zugekommenen Karte beilegst. Es klingt vielleicht etwas selbstbewußt u eitel, wenn ich mich der Erwartung hingebe, daß mit meinem Erscheinen deine Unzufriedenheit ein Ende haben wird, ja ich hoffe ferner [?], daß dieser Brief etwas zur Minderung der Unzufriedenheit beitragen werde.
Aber eines kann [ich] nicht recht mit der Logik vereinbar finden; du sprichst dein Mißver/gnügen über die Verzügerung meiner Abreise herbeigeführte Verlängerung unserer Trennung aus u. doch machst du mir den Vorschlag, ich solle eine kleine Reise zuerst machen u dann erst nach Salzburg kommen, also nochmals die Trennung verlängern. Wie reimt sich das zusammen? Ich will ebenselbst die Trennung nicht verlängern u. werde also morgen Abends abreisen u.s. direkt nach Salzburg/ Ich freue mich nun schon sehr auf dich, u. rechne darauf, daß du mich nicht mehXX Unzufriedene empfangen werdest.
Ich schreibe gleichzeitig einige Zeilen an meinen Bruder Otto.
Indem ich dich und die Kinder herzlichst grüße u küße, verspare ich mir weiteres auf mündlichen Verkehr u bleibe dich im Geiste innig umarmend - Dein treuer Franz/ Pottenstein 17/8 1885
Brief ca. 1885 von Maria Spängler an Fanni Spängler
Verwandte [Maria Spängler; mehrere Möglichkeiten] an Fanni Spängler [Nr. 19]: [Linz, ca. 1885]
Liebe Freunde! Wenn ich mich auf m. Mann verlasse, daß er Euere liebenswürdigen Aufmerksamkeit durch die Sendung zu einigen Dankzeilen kommt, so täusche ich mich gewöhnlich und so thue ich es ganz für ihn; es hat uns sehr interessirt von Eurem geselligen Leben und erfolgreichem Unterbungen [-nehmungen] hiezu zu lesen; überhaupt steht unsere Ansicht fest, daß es für jeden Ort von Nutzen und ein Glück ist wo Franz hinkomt! Wie lebt Ihr denn sonst immer? Werdet Ihr heuer nicht nach Salzburg reisen und wann? Sehen wir Euch hier? Wir waren vom 22/6 bis 10/7 wieder oben; meine Zeit war aber recht gekütt [?] da m. Schwester sehr leidend war u. noch ist an Lungen u. Herzleiden. Wir sind gesund, Franz seit der Rückkehr tüchtig in Suplirung eingespannt. Mit den allerherzlichsten Grüßen von uns allen an Euch alle lieben Eure Verwanten in Linz
Briefkarte: Stempel Linz [Briefmarke entfernt] 12 XX, Wien Südbahnhof 13. 8. 85 [?], Leobendorf Bahnhof 13. 8. [?], Pottenstein 13. 8. - "für jeden Ort...": Dr. Franz Spängler ist seit 1880 Bezirksrichter in Pottenstein, ab 1887 dann in Krems.
Brief vom 1. Dezember 1885 von Therese von Lürzer an Franz II. Xaver Gregor Spängler
Vgl. den Brief vom 1. Dezember 1881 mit weiteren Hinweisen; / = Seitenwechsel:
Hall am 1 Dezember [ohne Jahr, 1885 oder später[3]] Lieber teuerer Franz Gott grüß dich, dein kommendes Nahmensfest[4] giebt mir die schöne Gelegenheit dir meine herzlichsten Glückswünsche auszusprechen, zu deinen ho[h]en Nahmensfest, Gott erhalte dich Gesund und Zufrieden, und schenke dir seinen reichen Segen, ich bitte beware mir immer deine freundliche Gesinnung. Wie geht es dir, deiner Frau und alle deinen lieben Kindern? Mir geht es wie es bey so ho[h]en Alter seyn kan, ich bin / frier [früher] schon 2 mal gefallen das erste mal im Zimmer, wie ich von Bett heraus stig bekam ich schwindl viel mit der Achsel an das Ofen[ ]rk, wer ich mit dem Kopf so angefallen, so wer ich Augenblicklich Tod geblieben, doch Gott sey Dank, es gieng mit großen Schmerzen und einige Tag Bett hinten ab, das andere mal ging ich in die Kirche, bey der Kirch Thir kam ein heftiger Windstoß, ich stitzte mich mit aller Kraft mit dem Stock aber umsonst, der Wind warf mich nach der länge auf dem Boden, ein / Bolizeiman hob mich auf und firte mich nach Haus, Gott sey Dank es ging mit leichten Verletzungen ab, ich werde von Jahr zu Jahr bedeitend schwecher, und kan selbst nicht mer schreiben, es sind meine Worte, aber nicht meine Schrift, wegen stark Zittern muß ich oft mit der linken Hand Essen, auf das Alter darf sich Niemand freien, und doch muß ich Gott Danken das ich so bin da die meisten gar nicht mer aus dem Bett oder Zimer komen, und ich kan doch bey guten / Wetter täglich in die Kirche gehen, was mir das liebste ist. Ich wiederhole meine herzlichsten Glückswünsche zum Nahmensfest und vereine meine herzlichsten Glückswünsche zum Jahreswechsel, Gott erhalte auch alle Gesund und Zufrieden, sey so gut grüße mir deine liebe F[r]au und Kinder. Ich verbleibe deine dich trei liebente Alte Dante [!] Therese von Lürzer.
Brief vom 19. Dezember 1885 von Fanny Kobler an Fanni Spängler
[Nr. 79] Franziska "Fanny" Kobler an [Nr. 19] Fanni Spängler:
Salzburg den 19. Dezember 1885/ Liebe Fanni! Ich wünsche dir ein recht glückles Neues Jahr. Grüße mir deine Mutter und deine Beiden. Mir geht es Gott lob gut. Ich wünsche das ihre auch alle gesund bleibt bis auf wieder sehn. - Lase auch von dir auch bald etwas hören. Fanni Kobler.
Geschrieben mit 89 Jahren von [Nr. 79] Franziska "Fanny" Kobler, * 1796 in Salzburg, † 12. Juni 1886, "Höllbräuin" (siehe oben), an die Enkeltochter Fanni, seit 1872 verh. mit Franz Spängler.
[innen ohne Datum im gleichen Brief]:
Wohlgeboren gnädige Frau Ich wünsche Ihnen auch recht fröhlich u. Gesunde Weihnachten, u. zugleich ein Glückliches Neues Jahr. Möge der gütige Gott Ihnen u. Ihrem Herrn Gemahl u. die lieben Kinder wieder recht Gesund erhalten, was ich Euch von Herzen wünschen möchte. Die Großmutter war sehr erfreut über das gebäk das gestern nachmitag gekomen ist/ hat gleich verschiedenes gegessen, aber Ihr Verstand ist seidt gestern nachmitag wieder so zerrittet, wie seidt 6 Wochen nie, gestern vormitag wars so gut das Sie selbst die ersten Zeilen an Ihnen geschrieben hat. Heut ist Sie auf mich so böß, die Polizei muß mich holen, weil ichs bestel u. betrüg, in der Nacht hat Sie müßen in einem schlechten stünkerten Handwerks burschen Bett liegen, was Ihr alles einbild das ist zum lachen/ Meiste Zeit ist die Großmutter beim Höllbräu mit die Mägd in Zorn, wenn Sie mir alle möglichen Titteln gibt, u. der andern Zofe ruft, vor ein par Wochen sagt, Sie werde bald nach St.Sebastian hinüber gehen, ins Bretl rutschen den vorigesjahr bin ich auch samt heut hinüber gangen, bin trüben Gestorben u. habe mich Bretlrutschen lassen. Seit einem Monat ist Sie doch wieder ziemlich [gesund] was sehr gut ist. Die Großmutter sieht jezt besser aus als im Sommer, aber die Kraft ist schlechter, werd nicht zabelt ["zeppeln" = mit kleinen Schrittchen gehen] so kan Sie fast nicht einmal Tags über das Zimer gehen, der Abadit [Appetit] ist schon seit 2 Wochen nicht gut. Ich bitt um entschuldigung der Schreibfehler. Ich XXX XXX XXX XXX Ich Küß Ihnen achtungsvoll die Hand. Gertraud Hausner. Ich bitte einen Handkuß dem gnäden Herrn, u. viele Grüße Ihren lieben Kindern u. Kathi.
An [Nr. 9 a] Franziska Spängler (* 18. Juni 1877; † 1962 a): Vater Spängler schreibt 1885 aus Pottenstein nach Salzburg, kündigt seinen Besuch in Salzburg an.
Anmerkung
- ↑ Trotz unterschiedlicher Schreibweise in den Briefen vereinheitliche ich [O. H.] zu Großmutter "Fanny" [Kobler] und Enkelin "Fanni" [Schlegel-Spängler].
- ↑ "Nr. 79" usw. bezieht sich auf die Kekulé-Sosa-Nummerierung in der Aufstellung des Stammbaums bei 'Geneanet oholzapfel' (de.geneanet.org).
- ↑ "Kinder" im Plural; der Brief ist demnach datierbar nach 1879, dem Geburtsjahr von Rosa Spängler, jedoch im Vergleich mit dem Brief vom 26. November 1884 offenbar "nach 1884", hier angenommen 1885. Die Person, die für Therese den Brief schreibt, ist unbekannt; wahrscheinlich ist es eine Mitbewohnerin im Stift. Der Brief ist möglicherweise auch jünger; Therese von Lürzer ist 1894 gestorben. Bei dem Brief lag ein Umschlag, Briefmarke herausgeschnitten, erkennbar noch Rundstempel "Hall [in Tirol]" und auf der Rückseite "Pottenstein 5/3" mit der Adresse "Seiner Wohlgeboren Herrn Herrn Franz von Spängler, k. k. Bezirksrichter in Bottenstein [!] bey Wien." Die Familie von Franz II. Xaver Gregor Spängler war in Pottenstein an der Triesting in Niederösterreich von 1881 bis 1886, bevor sie im April 1887 nach Krems zogen. Aber der Umschlag will nicht recht zum gefalteten Briefbogen passen.
- ↑ Die Übertragung ist dokumentengetreu; Eingriffe sind markiert. Die Rechtschreibung scheint im Gegensatz zur geübten und schönen Handschrift zu stehen.
Quelle
Hauptartikel Kobler-Spängler-Briefe
Die Korrespondenz im Detail
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Literatur: Stammbaum und Geschichte der Familie Spängler