Kobler-Spängler-Briefe von 1872

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In diesem Artikel werden die Kobler-Spängler-Briefe von 1872 aus einem Privatarchiv veröffentlicht.

Einleitung

Die Kobler-Spängler-Briefe bezeichnen eine umfangreiche Briefsammlung aus dem Besitz von Franz II. Xaver Gregor Spängler (* 1839; † 1912).

Über die Korrespondenz

Über seine Tochter Johanna Spängler (* 1882; † 1973), verheiratet mit dem Schuldirektor in Krems, Rupert Holzapfel (* 1868; † 1940), kam die Sammlung aus dem Nachlass von dessen Tochter Gertraud Holzapfel (* 1917; † 2001), verheiratet mit Saska in Krems, an Otto Holzapfel (O. H.) (* 1941) in Freiburg im Breisgau in Deutschland.

Die Briefe sind zum Teil übertragen, zum Teil zusammenfassend registriert; eine genauere Auswertung steht noch aus. Die ältesten Briefe stammen aus der Beziehung zwischen Franziska Fanny Kobler (* 1796; † 1886) und Franz Francesco Castelli (* 1796; † 1832). Deren Tochter Zäzilia Amalia Kobler wird 1821 geboren und heiratet 1846 Richard Franz Schlegel, stirbt aber bei der Geburt des ersten Kindes 1848. Diese Tochter, Franziska "Fanni" Schlegel (* 1848; † 1905), heiratet 1872 in der Stadt Salzburg den späteren Oberlandesgerichtsrat in Krems, den oben genannten Dr. Franz II. Xaver Gregor Spängler. Ein großer Teil des Briefwechsels spiegelt die besonders enge Beziehung zwischen Großmutter Fanny und Enkelkind Fanni.[1]

1872

Briefe "1871/1872" (rot verschnürt, nicht gelesen) von Nr. 18 Franz II. Xaver Gregor Spängler aus Mödling an Fanni = Nr. 19 "Frl Fanny Schlegel Salzburg Marktplaz N 10 II Stok" [...]: 02.01.1872 – 03.01.1872 – 12.01.1872 – 21.01.1872 – 26.01.1872 – 28.01.1872 mit "Blümchen" vom Gesangvereinsball. – 29.01.1872 – 04.02.1872 – 11.02.1872. mit Papierblümchen. – 16.02.1872 – 19.02.1872 – 22.02.1872 Karte. – 23.02.1872 – 24.02.1872 – 27.02.1872 Karte. – 28.02.1872 – 11.03.1872 mit Einschreiben und einem Glücksklee. – 23.03.1872 – 27.03.1872 – 30.03.1872 [...]

07.01.1872 aus Wien, 15.01.1872 aus Mödling, siehe "Kobler-Spängler-Briefe von 1882"


Brief vom 3. Jänner 1872 von Fanni Schlegel an Franz II. Xaver Gregor Spängler

Brief von Fanni Schlegel [Nr. 19] an Franz Spängler [Nr. 18]:

Herrn Doctor Franz Spängler kk Gerichtsadjunkt, Mödling bei Wien [LV erh 5/1 beantw 6/1 CorreXXX 7/1 mit L Fw (?) 8/1]; rotes Siegel "F. S."; Prägestempel "englisches Staatswappen", auch auf den folgenden Briefen: Salzburg 3. Jänner 1872. Mein lieber Franz! Anstatt, wie es in den letzten, ach so rasch vergangenen Tagen geschah, Aug in Aug mit dir plaudern zu können, waffne ich meine Hand mit der Feder um einen neuen Cyclus von Schreibebriefen zu beginnen, wovon wo[h]l noch manches Exemplar die Reise nach Mödling wird antreten müßen, ehe ein fortdauerndes Zusammenleben die von dir erwähnte Abwechslung von Thätigkeit und Erholung gestatten wird. Es wird freilich sehr schön sein wenn wir nach vollbrachtem Tagwerk so gemütlich mitsammen am Sofa sitzen und einander die kleinen Erlebnisse des Tages mittheilen oder etwas lesen werden! Um wie viel süßer wird solche Ruhestunde sein, wenn der Tag in nützlicher Geschäftigkeit verging und die Reihe der Arbeitsstunden gleichsam eine Anweisung auf eine Weile der Erholung und Unterhaltung wird! Nach diesen Tagen absoluten Nichtsthuns will mir noch die Arbeit nicht recht von der Hand gehen, ich muß mich ordentlich erst wieder daran gewöhnen. Aber schön waren diese acht Tage wo du hier warst, nicht wahr? Ich werde mich allezeit gerne an die Weihnachtsfeiertage 1871 erinnern! Lebhafter als je bisher empfand ich in der Zeit deines Aufenthaltes hier unsere Zusammengehörigkeit, und bestärkte sich in mir die Zuversicht, daß wir zueinander passen. Gott segne unsern Bund! Freilich wirst du oft, recht oft Geduld mit mir haben müßen, doch soll es mir nie an gutem Willen fehlen, dir in Allem recht zu thun.

Am Abend des 1. Jänner unternahm ich nicht mehr viel, erst ordnete ich mein Schmuckkästchen das ziemlich in Unordnung gerathen war, nach Tisch las ich ein wenig und begab mich bald nach 9 Uhr zu Bette. Gestern begann ich wieder mein Alltagsleben, indem ich Vormittags bügelte und Nachmittag die englische Conversation besuchte. Abends war ich bei Lida, und ging wieder ziemlich früh zu Bette. Meine gestrige Postkarte hast du hoffentlich erhalten, deine bekam ich erst heute früh und zu Mittag 2 Uhr deinen Brief. Hoffentlich werden sich nun die Briefe wieder regelmäßig folgen. Ich freue mich schon recht bald wieder von dir zu hören! Willi G: war heute noch bei mir, er läßt dich vielmals grüßen. Heut früh schrieb ich an Maria Gutenberg. – Mit dem Siegel dieses Briefes weihe ich feierlichst meinen neuen Siegelring ein, bitte daher dem Siegel auch die gehörige Aufmerksamkeit zu widmen. Emmas [Seehofer] Hochzeit wird doch gegen Ende Februar stattfinden können. Hr: Wahl schrieb mir gestern einige Zeilen wo sie bedauert unsern Besuch versäumt zu haben und dich vielmals grüßt. Mit herzlichem Lebewo[h]l deine treue Fanni. – Großmutter grüßt.

"Lida" [verheiratet] Guttenberg, enge Freundin von Fanni, auch Spängler-Bekanntschaft, häufig genannt in den Briefen seit 1860.


Brief vom 7. Jänner 1872 von Fanni Schlegel an Franz II. Xaver Gregor Spängler

Brief von Fanni Schlegel [Nr. 19] an Franz Spängler [Nr. 18]:

Herrn Doctor Franz Spängler kk Gerichtsadjunkt, Mödling bei Wien [LVI 9/1 beantw mit LVII 11/1]; rotes Siegel "F. S." [so auch alle folgenden Briefe dieses Päckchens]: Salzburg 7. Jänner 1872. ¾ 8 Uhr Abends. Mein lieber Franz! Besten Dank für deinen lieben Brief sowie auch für deine Zeilen vom 3. die ich deinem Wunsch gemäß unbeantwortet ließ. Heute hatte ich schon mit großer Ungeduld auf eine Nachricht gewartet, und freue mich zu sehen, daß auch dir die hier verlebten Tage schön erschienen sind. Was die Geduld betrifft, wird die Zukunft lehren, wer von uns mehr von diesem nützlichen Artikel in Anspruch nimmt, daß ich ein recht garstiges Ding bin zuweilen, habe ich dir längst gesagt, allein meine gutgemeinte Warnung hast du nicht berücksichtigt, da kannst du dann zusehen wie du mit deinem Hauskreuz fertig wirst. Mit der Pedanterie werde ich schon auf Gleich zu kommen suchen, und hoffe auch meinen lieben Pedanten die Grillen verzeihen zu können, wenn solche wirklich wagen sollten, sich im Reiche Bereiche meines Burgfriedens zu zeigen. Heiterer Sinn, mit dem die gütige Natur mich versorgte, soll eine recht tüchtige Waffe gegen diese kleinen Unholde sein. Wandelt mich aber bisweilen ein kleiner Mutwille an, so wird eine kleine XX geringe Dosis Pedanterie deinerseits gerade das rechte Gleichgewicht herstellen. Weißt du, heute vor 8 Tagen litt ich unter einer solchen Anwandlung, wo du sagtest, ich sekire [ärgere, Anm.] dich. Jetzt sind schon ganze 8 7 Tage dahin, seit wir auf dem Bahnhofe Abschied nahmen! Wie doch die Zeit vergeht. Ich darf recht fleißig sein, wenn bis zum April Alles fertig sein soll. Morgen werde ich wahrscheinlich mein Reisekleid zuschneiden. Ich wählte zu diesem Zweck einen einfärbig grauen Stoff. Ich werde meine ganze Kunst aufbieten, damit ich zur Hochzeitsreise schön bin. Die Reisetour [-route, Anm.] haben wir wirklich nicht festgestellt, während deinem Hiersein, vielleicht nimmst du einmal die Karte zur Hand, und theilst mir dann die voraussichtlichen Haupstationen mit?

Wie war denn diesmal die Salzburger Versammlung? Hast du am Ende wieder Unschuldige zum Besuch des Kafehauses verleitet? wie neulich? Heute findet eine Redoute [Ball] zum Besten der Volksküche statt. Lida ist bei den Verkäuferinnen in der Conditorei. Für sie beginnt hiermit der Fasching. Ich komme mir ordentlich erhaben in meiner heurigen Solidität vor. Heute war ich beim Mozarteumskonzerte. Ein blinder Klavierspieler ließ sich hören, er spielte sehr brav, namentlich sehr weich. Mich ergriff bei seinem Anblick tiefes Mitleid. Ich hatte Gelegenheit, ihn zu beobachten, während eine Symfonie v. Beethoven aufgeführt wurde, und beobachtete, wie lebhaft die Musik ihn bewegte. Manchmal glitt ein zufriedenes Lächeln über seine Züge, während unrichtige Töne ihm offenbar Mißbehagen erregten. Seine Erscheinung ist sehr sonderbar, auch seine SprXXX ist kaum so groß wie ich und sieht ziemlich leidend aus. Deiner guten Mutter habe ich deine Grüße entrichtet, sie findet es verzeihlich, daß du mir früher und öfter schreibst als ihr. Gestern war ich mit Lida noch einmal in Leopolskron, doch ist das Eis schon schlecht. Vielleicht war ich gestern zum letzten Male auf dem Eis, nächstes Jahr komme ich wo[h]l kaum dazu. Bei vielen Gelegenheiten denke ich mir jetzt: Das geschieht hier wo[h]l nicht mehr von mir. Es ist wie ein langsames Loslösen von bisher gewohnten Dingen, ein wortloser Abschied. Doch empfinde ich deßwegen keinen Schmerz. Freilich vor dem le[t]zten Abschied, der mir bevorsteht, habe ich bange. Da wirst du schon ein wenig an mir trösten müßen, wenn wir miteinander von hier weg reisen! Doch genug für heute! gute Nacht. – 8. Jänner 9 Uhr Morgens. Ich füge noch einige Zeilen bei, sonst komme ich nicht zur Arbeit! Du sagst, du wirst mir wieder ein Buch schicken, ich danke dir im Voraus dafür und freue mich schon darauf um so mehr als ich wieder etwas von dir hören werde. Ich werde deine Zeilen jedenfalls beantworten so bald ich kann. Wenn die Witterung so milde bleibt wie je[t]zt, wo es vollständig thaut, wird auch die Reise nach Wien nicht zu weit hinausgeschoben werden. Wie schön wird es sein, wenn du mich auf dem Westbahnhof erwarten wirst! Wenn ich nur einmal wüßte wann Emmas Hochzeit ist! Mir wäre viel lieber wenn die Reise nach derselben stattfände. Nun lebe recht wo[h]l und bleibe gut deiner treuen Fanni. – Großmutter grüßt dich. Vorgestern schickte ich unsere Fotografien nach Würzburg.

"Emma": In einem Brief von 1871 heißt es, dass die Freundin Emma [Seehofer] "im Laufe des nächsten Sommers heirathen" werde, das ist der Sommer 1872 während der geplanten Hochzeitsreise von Fanni und Franz. – "Würzburg": u. a. im September 1871 schreibt Fanni Freundin Lonchen Ziegler aus Würzburg.


Brief vom 9. Jänner 1872 von Fanni Schlegel an Franz II. Xaver Gregor Spängler

Brief von Fanni Schlegel [Nr. 19] an Franz Spängler [Nr. 18]:
Herrn Doctor Franz Spängler kk. Gerichtsadjunkt, Mödling bei Wien [LVII erh 10/1 1872 beantw 11/1 "]: Salzburg, 9. Jänner 1872. ¾ 6 Uhr Ab[en]ds. Mein lieber Franz! Heimkommend von meinem Besuche bei Zeller fand ich deine Liebesgabe und sitze nun fast eine halbe Stunde da, bereit, diese Zeilen an dich zu schreiben und blättere doch immer wieder neugierig im "Liebesfrühling" [Gedichtsammlung, Anm.] . Tausend Dank du Lieber, für Buch und Brief, welche mir so große Freude machen! Du hast meine kleine Büchersammlung schon mit so viel Schönem bereichert, ich habe deine Bücher vor mir liegen, und erfreue mich an ihrem Anblick. Von morgen an werde ich gewißenhaft täglich drei Gedichte lesen. Die von dir bezeichneten habe ich in aller Eile großentheils angesehen und mehrere wunderhübsch gefunden. Besonders lieb finde ich auch N:XIX, 5 ter Strauß. Auch N:75 ist reizend. 4:Strauß N:66 ist sehr wahr. Lida glaubt nun auch, daß wir uns wirklich lieb haben und freut sich darüber. Wie würde ich mich freuen, wenn sie in gleiche Lage mit mir käme. Sie hat doch so viel Anspruch auf das Glück, soll sie es nicht so finden, wie es nun einmal unsere Bestimmung ist? Wie oft mache ich mir diese Gedanken. Wenn N: 33, I. Strauß, mir Antwort auf jene Frage sein soll deren ich mich sehr gut erinnere, so kann ich nur freylich wünschen du mögest all das Liebe und Gute, dessen Besi[t]z deine Liebe mir zuschreibt, auch an mir finden. Gewiß, ich wünsche oft, viel besser klüger und schöner zu sein, damit ich dir gefalle und genüge. Besser zu werden, will ich mich redlich bemühen, im Übrigen mußt du eben so mit mir vorlieb nehmen. Auf die Wiener Reise nehme ich natürlich das Buch mit, da können wir dann auch mitsammen lesen. Vor gestern über [in] 12 Wochen! 8. April [Hochzeitstermin, Anm.] , hast du schon nachgerechnet? Wenn wir nur Alles fertig kriegen! Die Aussicht, daß wir künftigen Sommer ruhig in Mödling sein können ist mir ganz angenehm. Wenn eine Übersiedlung dann notwendig wird habe ich mir wenigstens unsere kleine Wirthschaft schon eingerichtet. Bei Zeller geht es nicht sehr gut. Papa hat seine bekannten Anfälle von Athemnoth, und heute liegt die arme Mama, sie hat sich verkühlt, dazu kommen von Stiebitz keine guten Nachrichten. Emma [Seehofer] sagte mir, daß der Arme nicht nur geistig sondern auch körperlich krank ist. Die arme Emma hat eine traurige Brautzeit. Ich schließe um heute noch den Brief aufzugeben, vielleicht bekommst du ihn, ehe du morgen deinen Brief endest. Lebe wo[h]l du Lieber und bleib mir gut. deine treue Fanni – Großmutter grüßt dich. Ebenso deine Mutter.

"Zeller": Familie Zeller häufig in den Briefen genannt seit 1870; Emma [Seehofer] ist die Freundin. Auch "Lida" Guttenberg ist eine enge Freundin von Fanni. – "Stiebitz", vgl. in mehreren Briefen und besonders im Brief vom 14. Dezember 1871.


Brief vom 12. und 13. Jänner 1872 von Fanni Schlegel an Franz II. Xaver Gregor Spängler

Brief von Fanni Schlegel [Nr. 19] an Franz Spängler [Nr. 18]:

Herrn Doctor Franz Spängler kk. Gerichtsadjunkt in Mödling bei Wien [LVIII erh 14/1 1872 beantw 15/1 1872]: Salzburg, 12. Jänner 1872. 8 Uhr Ab[en]ds. Mein lieber Franz! Seit gestern wartete ich schon ziemlich ungeduldig auf deinen lieben Brief, mit so viel größerer Freude nahm ich denselben heute in Empfang. Meine Zeit gestattete nicht, im Laufe des Tages zu antworten, um die Verzögerung wieder aus zugleichen, was ich gerne gethan hätte. Meine "Warnungen" hatten wo[h]l nicht den Zweck, in ihrem ganzen Umfange von dir berücksichtigt zu werden, doch hatte ich, ehe das entscheidende Wort zwischen und gesprochen war, allerdings die Absicht, dir freimüthig auch manche schwache Seite, manchen Fehler an mir zu bekennen, damit nicht, wenn wir uns einst näher stünden, du dieselben erst entdecken müßtest, und dadurch manche unangenehme U[Ü]beraschung machen erleben müßtest. Hättest du dich damals von diesen "Warnungen" zurück schrecken laßen, wäre es gewiß recht traurig gewesen, doch immerhin besser, als wenn dir sonst beim Zusammenleben mit mir ‚all‘ die minder guten Eigenschaften an mir wären vor Augen getreten. Daß du dich aber nicht warnen ließest, zeigt mir, daß du mich mit sammt meinen Fehlern liebhaben willst und mir auch einige gute Seiten zutraust. Ich will suchen dieses Vertrauen zu rechtfertigen, und dir so gut ich es eben vermag, die Lebensweise zu verschönern. Wie oft ist es der Inhalt meines Gebetes, Gott möge mir die Gnade schenken, dir eine recht gute Frau zu sein.

Es wird doch recht sonderbar sein, wenn ich auf einmal deine "Frau" heißen werde, und so aus allen gewohnten Verhältnissen herausgetreten und in einen anderen Boden verpflanzt sein werde! Wir gingen heute Abend ein wenig aus, und ich mußte mich auf einmal fragen, wie wird es mir denn vorkommen, wenn ich aus meiner lieben, schönen Heimat soll fortgehen soll? Sei nicht böse, daß ich dir dieses so erzähle, ich hoffe ja doch, auch meine neue Heimat bald schön zu finden. Für heute aber gute Nacht, mein Lieber, ich bin müde.

13. Jänner ¾ auf 8 Uhr früh. Ehe ich an mein heutiges Tagewerk gehe, will ich nur noch ein weniges mit dir plaudern, und rufe dir einen fröhlichen, guten Morgen zu. Zu dieser Stunde freute ich mich bei deinem Hiersein schon immer, dir den Morgengruß bieten zu können, und wenn wir so beisammen saßen am Frühstückstische, stellte ich mir immer vor ich sei schon deine Frau.- - Da wir im Zeitalter der Arbeitstheilung leben, ist es nicht mehr als billig, wenn wir uns dereinst auch in die Correspondenz theilen, mir kommt aber vor, du willst mir da den Löwenantheil zukommen laßen, weil du schon wiederholt sagst, daß ich so ziemlich den ganzen Briefwechsel werde übernehmen müßen. – Im Liebesfrühling [Gedichtsammlung, Anm.] fand ich schon recht viele wunderliebe Gedichte, daß manche ein wenig überschwänglich sind, ist nicht zu läugnen [!], namentlich sind manche sehr kühne Wörterverbindungen wie: empfindungsblütenweich u. a. mehr, die zuweilen den Eindruck des Schwülstigen machen. Dagegen Damit versöhnen aber die oft reizend einfachen Gedichtchen. Ich kam noch nicht dazu, Lida das Gedichtchen zu zeigen. Wir kommen überhaupt jetzt wenig zusammen, das gehört auch zum Loslösen. Mama Zeller geht wieder aus. Doch wie heißt es: "Nähe, nähe und nähe, Stunde um Stunde fein" [Aussteuer nähen, Anm.] , darum behüte dich Gott und hab mich lieb! Deine treue Fanni. – Großmutter grüßt. – [oben verkehrt:] Besten Dank für die Briefmarken, ich werde dieselben morgen abliefern.


Brief vom 15. Jänner 1872 von Antonia Spängler an den Sohn Franz II. Xaver Gregor Spängler

Brief von [Nr. 37[2]] Antonia Spängler (* 1803; † 1882) an den Sohn [Nr. 18] Franz Spängler, 1872 verheiratet mit Fanni Schlegel:

Salzburg 15. 1. 72: Mein liebster, theuerster Franz! Es sind nun heute schon 15 Tage seit, du von uns fort bist, und ich habe noch keine Zeile an dich geschrieben, allein ich bekamm lange keinen Brief von dir, hörte aber von Fany [Fanni, Anm.] schon wie es dir geht auch von Otto, der aber mit einen starken Lontach [?] nach Hauße kamm, geht ihm aber jetzt gottlob wieder beßer. Auch bey uns geht es gut. Wir arbeiten sehr fleißig, aber es giebt nicht so viel aus weil der Tag noch so kurz ist. Ich denke schon bis das Bett in Ordnung ist das noch bey 40 oder 50 fl aufgehen. Den Näherlohn trieft ja auch noch für 18 Hemden, und Joppenleintücher. Das Bett wird so groß, das ich werde Roßhaar- Schließ und dergleichen dazu kauffen müßen. Wegen der Loden hat dir Otto schon geschrieben, das Ihr das Geld bekömt, wird Euch schon recht sein, aber das die Pepi ohne jemand davon etwas zu sagen es gethan, und leicht hätte sie um 500 mehr bekommen können, ja der Riedl sagte zum Otto 5 Tausend 500 gebe ich, aber die Roch welche den Loden für die Grol [?] kaufte ging nicht mehr zurück. Wie schnell die Zeit vergeht – ehe wir uns es versehen wird die Zeit da sein wo die Hochzeit ist. Diese Zeit wo die beyden Fany [Großmutter und Enkelin, Anm.] nach Wien reisen wird für dich eine sehr belebte sein bey Tag wirst du in Mödling sein die Abende wirst du bey, und mit Ihnen zubringen. Das die Wall schon 5 Monathe in gesegneten ist, wirst du vieleicht schon wissen. Der Pepi Zellner geht es wieder beßer die Zellner war neulich bey mir, aber sie war sehr betriebt, weil eben so vieles zusammen kömmt. Für deinen lieben Brief danke ich die recht herzlich, weiß der liebe Gott ob ich doch einmal zu Euch komme, ich denke immer ich kann mir zu wenig helfen auf einer so langen Reise. – Der Mensch denkt, der liebe Gott lenkt, verXXden [?] thue ich es nicht. Morgen Mittwoch sind die 2 Fany und ich, und die Roch bey der Louise eingeladen. Ich muß schließen Lebe recht wohl es küßt dich mit iniger Liebe deine dich herzlich liebende Mutter Spängler – Sey versichert das ich recht fleißig für dich bethe

1872, Päckchen, zusammengeschnürt [erster Teil bis einschl. 9. Februar 1872], von Fanni Schlegel (Nr. 19) an Franz II. Xaver Gregor Spängler (Nr. 18): Correspondenz-Karte Herrn Doctor Franz Spängler kk Gerichtsadjunkt, Mödling bei Wien; [Vermerk von Franz Spängler:] LIV erhalten 3/1 1872 beantwor[tet] 3/1: Salzburg 2 Jänner 1872 – Bis jetzt, ½ 5 Uhr Nachmittag erwartete ich vergebens die versprochene Postkarte; durch den morgen zu erwartenden Brief hoffe ich zu hören, daß die Reise recht gut zurückgelegt wurde. Ich konnte es nicht unterlaßen wenigstens in dieser Form tausend herzliche Grüße zu senden. Der nächste Brief wird ausführlich beantwortet werden. Mit herzlichem Lebewo[h]l F S.


Brief vom 16. Jänner 1872 von Fanni Schlegel an Franz II. Xaver Gregor Spängler

Brief von Fanni Schlegel [Nr. 19] an Franz Spängler [Nr. 18]:

Herrn Doctor Franz Spängler kk. Gerichtsadjunkt in Mödling bei Wien [LIX erh 18/1 beantw 19/1 1872]: Salzburg, 16. Jänner 1872. ½ 9 Uhr Ab[en]ds. Mein lieber Franz! Wir hatten heute wieder einmal seit so vielen Wochen bei Zeller französische Conversation. Dadurch kam ich später zum Abendessen und fange ich nun erst diesen Brief an. Und doch will ich heute noch fertig schreiben, sonst komme ich morgen Vormittag zu keiner Arbeit. In Anbetracht, daß nun keine 3 Monate mehr bis zu unserer Hochzeit sind, muß ich aber meine Zeit gehörig zu benützen suchen. Auch ich empfinde oft genug das "Übergangsstadium" zuweilen auch mit Fieberanfällen wie z. B. heute früh, wo ich mich wieder, ich weiß eigentlich nicht recht vor was, "fürchtete". Als ich deinen lieben Brief erhielt, beruhigte sich das Fieber wieder. Dank der reichlichen Beschäftigung die ich stets finde, kann ich nicht sagen, daß mir die Zeit langsam vergeht, doch das wäre schon recht schön, wenn wir uns öfters sehen und sprechen könnten. Da haben es Emma und Albert gut, die kommen jetzt doch fast jede Woche ein oder 2mal zusammen. Freilich haben sie eine so lange Zeit hinter sich, wo sie sich auch nur selten sahen! Wie viel hätten wir doch zu besprechen. Ich habe es in diesem Punkte besser als du, weil ich wenigstens über Einiges mit der Großmutter sprechen kann, freilich geht es dabei nicht immer ohne Meinungsverschiedenheiten ab. Wer doch nicht so leicht die Geduld verliere! Aber ich! Sollten sich die von dir erwähnten Fragen nicht schriftlich erörtern lassen? Ich weiß zwar selbst nur zu gut, wie man manches gerne sagen würde, wozu man schriftlich nicht kommt. Wir müßten uns das eben auf später vorbehalten.

Sonntag war ich mit Emma, Ludwig und Mama in Hallein. Albert ist sehr lustig, scheint auch schon einige Patienten zu haben. Wir waren auch in der künftigen Wohnung, da sieht es freilich noch ziemlich trostlos aus. Es müßen noch Öfen gese[t]zt und 3 Zimmer tapeziert werden, doch hoffen sie doch bis gegen Ende Februar fertig zu werden. – Emmas [Seehofer] Hochzeit bestimmt den Zeitpunkt unserer Wiener Reise. Ich wollte, es wäre schon Alles eingekauft! Da werden wir auch wieder einige schöne Tage mitsammen verleben, doch so ruhig und ungestört wo[h]l kaum wie die Woche von Weihnachten bis Neujahr. Es wird aber auch hübsch sein, wenn so Eins ums Andere in unsere neue Wohnung geschafft wird. Hast du schon einen Ball besucht. [?] Auf das Salzburger Kränzchen wirst du gewiß gehen. Ich befinde mich ganz zufrieden, daß ich heuer keinen Ball zu besuchen brauche, da nähe ich schon viel lieber Ausstattungsachen. War mein Brief bis hierher nicht sehr poetisch, so muß ich doch noch etwas von rechter Alltagsprosa beifügen. Großmutter läßt dich nämlich ersuchen, du möchtest dich doch erkundigen, wo und ob man in Mödling Sch frisches Stroh zum füllen der Strohsäcke bekommt. Sie meint deine Wirthin könnte wo[h]l etwas Auskunft geben. In meiner Lektüre will ich regelmäßig fortfahren, schade daß wir nicht zusammen lesen können. Doch ich schließe nun, bitte behalte lieb deine treue Fanni. – Großmutter grüßt.


Brief vom 20. und 21. Jänner 1872 von Fanni Schlegel an Franz II. Xaver Gregor Spängler

Brief von Fanni Schlegel [Nr. 19] an Franz Spängler [Nr. 18]:

Herrn Doctor Franz Spängler kk. Gerichtsadjunkt in Mödling bei Wien [LX erh 22/1 beantw 23/1 1872]: Salzburg, 20. Jänner 1872. 1/4 nach 8 Uhr Ab[en]ds. Mein lieber Franz! Ich freute mich sehr über deinen lieben Brief und danke dir recht sehr für denselben. – Die Mitheilung, daß dein Honorar für die Vorlesungen erhöht wurde berührte mich ganz angenehm, und ich wünsche aufrichtig, daß die Frage der Erhöhung des Gehaltes in eben so befriedigender Weise gelöst werde. Ich meine, je mehr, desto besser, obgleich ich auch mit unserer dermaligen Einnahme ganz zufrieden bin, und hoffe, unsere Finanzen werden hübsch in Ordnung bleiben. – Ich werde mich schon recht zusammennehmen, dir unser "Daheim" so recht behaglich werden zu laßen, damit der Vergleich mit deiner jetzigen Lebensweise dereinst zu meinen Gunsten ausfalle.

Was das "Herabblicken" auf das Treiben des Carnevals betrifft ergeht es mir ganz so wie dir. Im vergangenen Winter tanzte ich ganz gerne und ziemlich viel, und nun liegt mir der Gedanke, einen Ball mitzumachen so ferne als ob ich niemals von der Drehkrankheit wäre befallen gewesen. Wie sich die Zeiten ändern! Solltest du das Salzburger Kränzchen besuchen, und dort vielleicht Minna Lorinser treffen, so grüße sie von mir, sie soll mir einmal schreiben! Es ist sehr lieb von dir, daß du neulich, anstatt zu tanzen dich in Gedanken mit mit[r] beschäftigtest, doch fürchte ich, deine Bekannten werden von dir sagen "der ist je[t]zt auch unter die Philister gegangen". Am Ende denken sie, dein künftiges Hauskreuz wäre so kindisch, dich ungerne in heiterer Gesellschaft zu wißen, das dürfen sie nicht glauben!! Ich bin heute schon so schläfrig und werde morgen die Vormittagsstunden benützen um fertig zu schreiben, gute Nacht, gute Nacht du Lieber!

21. Jänner ¼ nach 9 Uhr Vorm[ittags]: Vor Allem etwas sehr Wichtiges. Ich habe die Ehre, mich hiermit als eigenberechtigt erklärt vorzustellen. Somit wäre ich also unabhängig von der väterlichen Gewalt geworden und zur uneingeschränkten Herrin meines etwaigen Vermögens avanciert. Le[t]zteres ist aber wie dir bekannt nicht eben bedeutend und daher mag es wo[h]l kommen, daß die Leute sich nicht besonders um meine neue Würde kümmern. Schritt um Schritt nähern sich die Vorbereitungen unserer Verbindung ihrer Vollendung. Am Freitag wurde Frau Pippan feierlichst in Kenntniß gese[t]zt, daß sie das Glück haben wird, mein Brautkleid anzufertigen. Das ist doch ein großer Schritt, nicht wahr? Meine Reisekleid ist bereits fertig. Mit Hülfe der Näherin wird dermalen Verschiedenes zu Hause gemacht und mit Vergnügen sehe ich wie "der Speicher sich füllt mit köstlicher Habe["] und "Sammle im reinlich geglätteten Schrein die schimmernde Wolle, den schneeigen Lein". Die arme Großmutter aber denkt mit immer schwererem Herzen an die Zeit, wo ich sie verlaßen werde. Dabei tröstet sie wo[h]l wieder der Gedanke, daß sie mich hoffentlich recht zufrieden an deiner Seite sehen wird. Wenn sie nur Jemand zu sich nehmen möchte, doch davon will sie Nichts hören. Was deine Einladung zu Emmas [Seehofer] Hochzeit betrifft, habe ich gar nichts gehört. Wärst du hier so zweifle ich nicht daß man dich laden würde, so aber glaube ich nicht, daß dir eine Einladung zukömmt, da Emma immer sagt, es werden möglichst wenig Gäste geladen und die ganze Hochzeit sehr still gefeiert werden. Sobald Emmas Hochzeit bestimmt ist wird sich auch die Zeit unserer Wiener Reise feststellen laßen, und werde ich dir dieß sogleich mittheilen. Ich bin dafür, die Reise nicht zu sehr hinaus zu schieben, weil es darauf noch Allerlei zu machen giebt, und weil man doch Manches vielleicht nicht sogleich bekommt, und es daher in Wien bestellen muß. – Vielleicht ist je[t]zt über 4 Wochen der Tag unserer Abreise schon nahe. Auf der Fahrt nach Wien werde ich sicher auch tüchtiges Fieber bekommen. Aber es wird schön sein, wenn ich dich am Perron werde XXX sehen und begrüßen können. Ich freue mich schon recht darauf! Es ist nun auch ziemlich bestimmt, daß unsere Hochzeit beim "Erzherzog Karl" gehalten wird. Ich bin damit sehr zufrieden. Siehst du, die Vorbereitungen nehmen immer bestimmtere Gestalt an.

Da du, wie du schreibst, heute einen längeren Brief an mich beginnen wirst, freue ich mich schon am Mittwoch recht viel von dir zu hören. Mittwoch den 17. waren wir Nachmittags bei deiner Schwägerin Luise [Spängler, Anm.] , dein BruderOtto Spängler, Anm.] trug mir viele Grüße auf, er hofft, dich bald wieder in Wien zu sehen. Ich danke dir für das Verzeichniß der Gedichte, ich werde jeden Abend das von dir genannte Gedicht lesen. Bisher hat mir von Allen die ich gelesen am Besten gefallen "O wärst du krank, daß ich dich könnte pflegen u.s.f. [und so fort]

Einen Unterhaltungsabend werde ich im Laufe dieses Carnevals doch wahrscheinlich mitmachen. Ludwig kündigte nämlich Lida und mir an, daß wir zum Unterhaltungsabend des Kaufmännischen Vereines geladen werden und er sehr böse wäre, wenn wir der Einladung nicht Folge leisteten. Es wird am 5.Februar im Mirabellsaal ein Theater aufgeführt werden, wahrscheinlich wird später getanzt. Lida und ich nehmen uns aber fest vor, vor dem Tanzen fortzugehen. Du hast hoffentlich Nichts dagegen, wenn ich hingehe? – Gestern war Juristenkränzchen, ich bin neugierig was mir Lida erzählen wird. Ich schließe nun mit der Bitte, behalte lieb deine treue Fanni. – Ich freue mich schon auf deinen nächsten Brief! Großmutter grüßt dich.

"Minna Lorinser": in den Briefen seit September 1871 mehrfach erwähnt, ist eine Schulfreundin von Fanni, jetzt in Wien. Der Vater ist Arzt und betreut später die Spänglerkinder.

"Lida": Lida [verh.] Guttenberg, eine enge Freundin von Fanni, in vielen Briefen seit 1860 genannt.


Brief vom 24. Jänner 1872 von Fanni Schlegel an Franz II. Xaver Gregor Spängler

Brief von Fanni Schlegel [Nr. 19] an Franz Spängler [Nr. 18]:

Herrn Doctor Franz Spängler kk. Gerichtsadjunkt in Mödling bei Wien [LXI erh 26/1 beantw 27/1 1872 geschr. 28/1]: Salzburg, 24/1 1872. 8 Uhr Ab[en]ds. Mein lieber Franz! Im Laufe des ganzen heutigen Tages freute ich mich auf die Abendstunde, wo ich der mir so sehr lieben Pflicht nachkommen, und dein Schreiben, deine Zeilen beantworten kann. Wie oft sich meine Gedanken mit dir beschäftigen, kann ich kaum sagen. Führt meine je[t]zige Beschäftigung mich immer auf den uns bevorstehenden wichtigen Schritt hin, so ist es natürlich daß ich mir oft und oft ein Bild meiner neuen Heimat, meiner neuen Lebensweise ausmale, und den Mittelpunkt in diesem Gemälde bildet allezeit mein lieber "Pedant", dem ich so gern alles recht nach Wunsch und zur Zufriedenheit machen möchte. Besonders möchte ich schon je[t]zt all‘ die ernsten, ja trüben Gedanken verjagen können, die ihn je[t]zt öfters zu überkommen scheinen und denen ich hiermit ernstliche Fehde ankündige. Die "Fieberanfälle" gehören zwar noch nicht zu den überwundenen Standpunkten und manch liebes Mal tritt mir der ganze Ernst des nahenden, wichtigen Momentes vor die Seele, doch ebenso oft schaue ich freudigen Mutes auf den Augenblick hin, wo unser Bund unauflöslich besiegelt, mein Geschick dem deinen für immer wird geeint werden. O, daß ich dir das werden möchte, was du erwartest! Ich betrachte die noch übrige Zeit bis zum April wie eine Frist der Vorbereitung und möchte gern noch manches Mangelnde ergänzen, manches Versäumte nachholen. Daß du zur Zeit deiner le[t]zten Anwesenheit hier mehr dich überzeugtest, daß meine Gegenwart von erheiterndem und wo[h]ltätigen Einfluß auf dich ist, macht mich so glücklich. Siehst du, auch in mir befestigte sich die Überzeugung, daß wir, wenn der liebe Gott seinen Segen giebt, ganz gewiß recht füreinander passen werden.

Wie du dazu kommst, dir über Manches aus deinem Leben "Vorwürfe" zu machen, kann ich nicht einsehen. Dank deines XXX mir bewiesenen Vertrauens glaube ich die Hauptpunkte deines bisherigen Lebens ziemlich zu kennen doch wüßte ich nicht, was hiervon dir zum Vorwurf werden könnte. Mir scheint, da kommen Grillen zum Vorschein, gegen welche ich werde zu Felde ziehen müßen. Auch daß du mit allzu strenger Auffassung deiner Pflichten dich quälst, kann ich nicht gut heißen, denn wenn du an dich solche ernste Anforderungen stellst, muß ich ja fürchten, du werdest auch erst mein Schreiben mit gar zu kritischen Augen betrachten und dieser Gedanke könnte eine ganze Kette von Fieberanfällen bei mir zur Folge haben, und das willst du doch sicher nicht. Ich achte gewiß getreue Pflichterfüllung als eine Tugend, die Jedes sich aneignen sollte, aber ich meine, wir dürfen aus der Pflicht, die uns obliegt, nicht eine Last machen die uns drückt. Doch nun zu etwas Anderen. Es scheint die Mödlinger Luft für Verlobungen ja ganz besonders ersprießlich zu sein, und daß die Mödlinger Mädchen mit euch Allen unzufrieden sind, ist ihnen wahrlich nicht zu verdenken. Die werden, wenn so jeder sein Bräutchen heimführt, wo[h]l ein wenig die Nase rümpfen und denken: nun, Engel sind anderswo auch gerade nicht, daß es dafür stände die Frau und den Herrn zu holen. Für kommenden Sanmstag wünsche ich dir recht gute Unterhaltung, und wenn du mit einer recht guten Tänzerin tanzest, so mache für mich extra eine Tour im Saale! Ob wir den Unterhaltungsabend besuchen, steht noch gar nicht fest. Fester aber der Entschluß nicht zu tanzen bei dieser Gelegenheit. Es ist nämlich am 6.Febr: Casinoball und da will Lida nicht am Abend vorher auch tanzen und ich habe gar keine Lust dazu. Ich danke dir herzlich für das Wort: "ich weiß, daß ich keine Ursache zur Eifersüchtelei habe" u.s.f. Nein gewiß, die hast nicht! Und ich habe dir so schon gesagt, ich habe kein Talent zur Eifersucht. Ich bin schon so neugierig, wann wir nach Wien kommen. Großmutter spricht von einem Aufenthalte von 8 bis 10 Tagen. Ich freue mich schon, wenn wir uns wiedersehen werden! Für Minna habe ich nicht weiters zu entrichten. Wenn wir nach Wien kommen werden wir jedenfalls dort Besuch machen und Minna in aller Form zur Hochzeit laden.

Denke dir, Lidas Eltern werden Minna für die Zeit unserer Hochzeit einladen. Mich würde es schon recht freuen, wenn Minna dabei wäre. Neulich habe ich Lida schon gebeten, daß sie mir am Tage der Trauung beim Ankleiden hilft, was sie mir auch versprach. Dermalen kann ich mit vollem Rechte sagen: Petit à petit l’oiseau fait son nid /:diesmal nicht nied:/ denn bei uns werden gerade die mir gehörigen Betten gefüllt. Den Schatz der von dir empfangenen Briefe habe ich lange nicht mehr nachgezählt, willst du vielleicht warten, bis das Hundert voll ist?- - Ich habe Heideprinzeßchen schon ausgelesen, ich war nicht überrascht daß Leonore endlich doch den "uralten["] Mann heirathet, das müßte nicht die Marlitt geschrieben haben, wenn die zwei am schroffsten gegenüberstehenden Charaktere nicht ein Paar würden. Aber zu alt ist Erich jedenfalls. Ich bin neugierig auf die neue Erzählung, von welcher ich heute die 2.Nummer erhielt. – Gestern war Leseabend, wo "Tasso" [Goethe] gelesen wurde. Lida las die Prinzeßin, Emma die Leonore, Ludwig [ Zellner, Anm.] den Tasso, Mama den Alphons und ich den Antonio. Wir kamen bis zum IV.Acte, nachdem wir anfangs schrecklich kindisch gewesen waren. – Nun aber gute Nacht, behalte lieb deine Fanni. – Großmutter grüßt.

"Marlitt": Eugenie Marlitt (* 1825; † 1887), Verfasserin von Romanen und Novellen im (trivialen) Stil der Zeitschrift "Gartenlaube"; Roman "Das Heideprinzeßchen", 1872 [! wahrscheinlich schon vorher in Fortsetzungen erschienen].


Postkarte von 29. Jänner 1872 von Fanni Schlegel an Franz II. Xaver Gregor Spängler

Correspondenz-Karte von Fanni Schlegel (Nr. 19) an Franz Spängler (Nr. 18):

Herrn Doctor Franz Spängler kk. Gerichtsadjunkt in Mödling bei Wien [LXII erh 30/1 beantw mit LXIII 31/1]: Salzburg am 29 Jänner 1872. 1 Uhr Nachmittags. Ich habe heute früh den gestern erwarteten Brief und Mittags den 2. sammt Einschluß empfangen. Abends werde ich ausführlich antworten, für je[t]zt herzlichen Dank sowie den Ausdruck vollster Zufriedenheit sammt 1,000 Grüßen. FSch. – Aufgegeben um ½ 6 Ab[en]ds:


Brief vom 29. Jänner 1872 von Fanni Schlegel an Franz II. Xaver Gregor Spängler

Brief von Fanni Schlegel [Nr. 19] an Franz Spängler [Nr. 18]:

Herrn Doctor Franz Spängler kk. Gerichtsadjunkt in Mödling bei Wien [LXIII erh. u beantw 31/1]: Salzburg, 29 Jänner 1872. 8 Uhr Ab[en]ds: Mein lieber Franz! Dein lieber Brief machte mir große Freude und ich danke dir herzlichst dafür. Daß ich dießmal wieder einen Tag länger auf denselben warten mußte, wirst du bereits durch die Correspondenz-Karte erfahren haben, ebenso wirst hast du vielleicht schon errathen, daß ich zerstreutes, vergeßenes Ding dieselbe aufzugeben unterließ, bis ich Abends vom Eise heimkam, welches dermalen ausgezeichnet ist und auf welchem Lida u. ich heute fast 3 Stunden zubrachten. Für den zweiten Brief danke ich dir ebenfalls, es ist ein Zeichen großer Aufmerksamkeit deinerseits, mir ein Ballandenken zu schicken, die Blumen werde ich sorgfältig aufheben, die kleinen Landleutchen [Figuren, Anm.] eben so gut als möglich an den Aufenthalt in der Stadt zu gewöhnen suchen. Ich hoffe dabei um so sicherer auf günstigen Erfolg, als dieselben heiteren Gemütes und frei von jeder Anlage zum Heimweh zu sein scheinen.

Beim Cotillon unterhieltest du dich gewiß recht gut, Brautpaare sollen denselben jederzeit sehr angenehm finden. Heute über 10 Wochen zu dieser Stunde haben uns die Dampfrosse vielleicht schon an unser erstes Reiseziel geführt, da haben wir, so Gott will noch verschiedene, in Aussicht stehende Fieberanfälle glücklich hinter uns, und freuen uns der Gewißheit, einander für immer anzugehören. Bis dahin aber bitte ich dich innigst, durch trübe Stimmungen dich nicht beherrschen zu laßen oder dich gar mit grundlosen Vorwürfen zu quälen. Fehler haben wir gewiß Beide, und du XX wir sind ja eben Menschen, mit menschlichen Schwachheiten und Irrthümern, und wir thun gewiß Beide gut, in unseren Anforderungen hübsch Maas zu halten. Auch an das Leben wollen wir keine zu großen Ansprüche machen, sondern bescheiden dankbar die frohen und mit Gleichmut und möglichster Seelenruhe die trüben Stunden hinnehmen, und des schönen Wortes gedenken "Getheilte Freud ist doppelt Freude, Getheilter Schmerz ist halber Schmerz." Wann Antonio seine Rolle ausspielen wird, weiß ich noch nicht. Sollte die Antonio-Rolle sich einmal in’s Leben hinüberspielen müßen, so hoffe ich, heiterere Waffen gebrauchen zu können, und hoffe auch, keinen dem wirklichen Leben so hilflos gegenüber stehenden Charakter vor mir zu sehen, wie er im Tasso geschildert ist.

Auf deine Frage, wie es bei Zeller geht und wie meine Eltern und Großmutter sich befinden, kann ich dir sagen, daß bei Z[eller]. Alle ziemlich wo[h]l sind auch Fr: Wahl, von Stiebitz hörte ich lange nichts mehr. Auch meine gute Großmutter ist gottlob wo[h]l, sie findet nur die Zeit bis April schrecklich kurz. Meine Eltern grüßen dich herzlich. Vater war dieser Tage nicht ganz wo[h]l und die arme Mutter [Stiefmutter; Fanni lebt bei der Großmutter, Anm.] ist sehr traurig weil am Freitag mein kleinstes Schwesterchen, Bertha nach 8 tägiger Krankheit gestorben ist. Wer mit so namenloser Liebe an den Kindern hängt, wie meine Mutter, fühlt solchen Verlust gewiß schmerzlich genug, wenn auch die Kinderschaar immer noch groß genug ist. Richard [Fannis Halbbruder, Anm.] hofft im Februar frei zu werden in der Buchhandlung. – Denke dir, am Donnerstag bekam ich schon Hochzeitsgeschenke und zwar von Mama Zeller zwei sehr schöne Battisttücher und von Lida u. Emma zusammen eine wunderhübsche Schreibtischeinrichtung, ein längst gesagter stiller Wunsch von mir. Das wird eine schöne Zierde für unsere Wohnung sein. Wann Emmas Hochzeit ist weiß ich noch immer nicht doch hoffentlich Ende Februar. Dann heißt es bald auf Wiedersehen. Es freut sich sehr darauf deine Fanni. – Großmutter grüßt.


Brief vom 30. Jänner 1872[3] von der Mutter Antonia an den Sohn Franz II. Xaver Gregor in Mödling

Ein Bogen; / = Seitenwechsel; fragliche [?] Stellen:
Salzburg den 30/1 1872. Mein inigst geliebter theuerster Franz! Es ist schon wieder eine geraume Zeit, seit ich dir das letzte mal geschrieben, aber ich habe imer viel zu thun; ann [!] einen Tag auf den andern meine ich zu schreiben und wider komme ich nicht dazu. Ich höre wohl immer von der Fany wie es dir geht. Die Fany sieht recht gut auß und ist schon bald fertig mit der Außstattung [Aussteuer, Anm.] bis auf Kleinigkeiten, und Kleider; auch wir sind schon zimmlich vorwerts gekommen habe[n] aber doch noch vieles zu ordnen? wie ist es den mit den [!] Bett? wenn du es früher brauchen solltest – so mußt du es schreiben, sonst warte ich mit Roßhar zupfen, bis es etwas wärmer wird. /

Wen alles fertig ist, so laße ich es bey den Goigingen waschen, und auch dort alles bügeln, damit es recht schön ist. Morgen 2 Monathe gehst du so gott will schon von Mödling fort, wie schnell die Zeit herum sein wird. Ich bin für dich sehr erfreut, daß du nun wider um 100 gulden mehr bekommen hast, ist gut zu brauchen. Es giebt Außlagen genug. August Spángler[4] hat wider 150 fl [Gulden] gezalt, da gab mir Otto die 8 fl vom Monathgeld und die Außlagen was ich für dich noch kaufen mußte was zu wenig herug [?] ward [?]. Ich glaube er schreibt auch einige Zeilen und fragt was er kauffen soll von den übrigen geld, ich glaube es wird auch das Abzahlen an der Sparkasse bald treffen. Das die Rizzi gestorben, ist wohl ein glück, den sie hat ja mit den Tod nun auf gehört zu Leiden. / Sie hatte ja schon Jahre lang keinen Genuß von Leben. Das vom Schlägl das kleine Kind gestorben[5] wirst du von Fany wissen die Mutter war ganz trostlos, aber es wird sich schon geben, sie hat zum erziehen, und anhalten, und zur Arbeit, noch Kinder genug. Die Fany ist auch meiner Meinung. Du wirst dieß mal den Fasching ganz einfach zubringen und gewiß wenig oder gar nicht tanzen, die Fany geht eigens hin so auch die Ewa Zeller. Die Louise war neulich auf den Juristen Ball hat sehr hübsch außgesehen und viel getanzt. Am 6 te Februar geht sie wider eben so auch die Koch, auch die soll sehr hübsch außgese[he]n haben. Lebe nun recht wohl es küßt dich mit iniger Liebe deine treue Mutter Kata[ri]na Spángler /

die Pepi Reißigl hat in Mühln [Mülln] eine Wohnung gemiethet um 300 fl [Gulden] sie will um eine Partei [wohl: Mieter, Anm.] sich schauen, die wird wohl fertig werden mit ihren geld wen sie so thut. Wir gehen hier wegen der Rizzi nicht in trauer. Mittag. Soeben habe ich von der Fany ihrer Kochkunst einen sehr guten Guglhupf gekostet.

[Absatz; Handschrift Otto Spänglers:] Lieber Franz! August hat mir neulich 150 fl [Gulden] bezalt; wie du aus der anruhenden Verrechnung[6] siehst, habe ich 140 fl 46 Kr Kassarest. Was soll ich machen. den Rest zalt August nächste Tage. An der Sparkasse ist nur 2 fl [?] abzuzalen. bitte mittelß Correspondenzkarte um Weisung. Herzliche Grüße von Deinem treuen Otto


Brief vom 30. Jänner 1872[3] vom Bruder Otto und von der Mutter Antonia an den Sohn Franz II. Xaver Gregor in Mödling

Ein Bogen; / = Seitenwechsel; fragliche [?] Stellen:
Lieber Franz! In beantwortung deiner Correspondenzkarte theile ich dir nun die Verrechnung mit. der lezte Cassarest war, wie du weißt [folgende Zahlen jeweils untereinander] – 140 fl. 46 Kr. // Hinzu kommen noch vom August bezalte – 100 " – 6 Coupons à 2.10 – 12 " 60 " // 1 Coupon à 21 – 21 " // sohin Gesamtempfang – 274 fl 06 Kr // dem entgegen stehen Ausgaben: // Monatgeld der Mutter pro Februar – 10 fl – Kr // Sparkassenabzalung – 80 " // Matrazengradl – 10 " 37 " Deckenpers [?] 1 " 14 " // [Unterstrich] sohin Gesamtausgaben: 101 fl 51 Kr // 274.06 // 101.51 // 172.55 Rest; von welchend ich den Betrag von 160. – am 7. Februar zu leihen genommen habe, sodß [so daß] noch 12 fl 55 Cassabarschaft verbleibt. [folgendes gestrichen:] Ich schulde dir sohin 160 fl sammt 5 % vom 7. Februar 1872, und bitte, diesen Brief als Schuldschein hierüber zu betrachten; ich meine [?] / bisher ist die Sache auch genau eingetragen. Von August[7] hast du noch 250 fl nach meinem Wissen zu erhalten, welche er jedenfalls noch im Laufe des Monates Februar mir zalen muß. Vom ersten März weg zalt er dann in Monatsraten von 80 fl meine 800 fl zurück. bezüglich der Rumänier [Wertpapiere] scheinen nun doch endlich bessere Zeiten zu kommen; auch hoffe ich, dß die verfallenen Coupons zur Einlösung gelangen werden.

Kommst du doch zu Zeller Ewas Hochzeit nicht herauf? Sie ist am 26. Februar.

Neu dürfte dir vielleicht sein, dß ein Consortium von circa 10 Herrn die Keilsche BuchdrukereiKeyl'sche Buchdruckerei, Anm.] sammt Volksblatt käuflich erworben haben; ich bin auch dabei. Man hat es, da zwischen Redakteur u. Druker stets Differenzen obwalteten, aus reiner Parteirüksicht [8] getan. dabei sind: GschnizerGschnitzer, Anm.] , SaullichAngelo Saullich, Anm.] , Biebl, Tram[m]er Rudolf, Carl u Otto Spängler, Grf [Graf] Lamberg, Baron Härdtl, Baurat Schwarz, Junger u. Widmann. Wir wollen sehen, was für Geschäfte wir machen. die Übernahme erfolgt mit 1. April. / Gestern Abends hatten wir die lezte Generalversammlung der Badehausgesellschaft; das Unternehmen geht an die Commune über, welche die Actien mit 25 % einlöst. Wäre dies Arrangement nicht zu Stande gekommen, so wäre der Concurs eröffnet worden; diese Schande zu vermeiden, biß die Commune in den sauren Apfel. Wir müssen natürlich trachten, die Anstalt augenbliklich zur Verpachtung zu bringen.

Am Dienstag den 6. war Casinoball. Wir luden das ganze Offizierscorps, welches auch die Stabsoffiziere an der Spize [!] zalreich erschien. Leider waren sehr wenige Damen; im ganzen nur 22 tanzend[e] damen, u. vielleicht 80 tanzende Herrn. Unterhaltung brillant, Tanzlust wütend. Wir waren bis halb 4 Uhr; einige blieben bis 5 Uhr. Nun lebe wol, lieber Franz, die Mutter will noch einige Zeilen beifügen, Louise u. die Kinder grüßen dich herzlich. Dein treuer Otto. Salzburg 8/2 [18]72. /

[die Mutter:] Lieber Franz! Ich schreibe dir in kurzen das ich auch zum Magd bett die decke hergegeben habe da mich die großmutter darum ersuchte ich kaufte daher für oben einen neuen Uberzug und nähe sie dan ab so ist sie wie neu. Die Feder Matratze ist fertig der Zeug bezahlt auch von denen Matratzen Polster aber nun kommt noch eine große Außgabe mit füllen der Betten. ich gebe her was ich entbehren kann aber das neue Bett ist so groß, das man auch mehr bracht als bey gewöhnlichen diese Arbeit habe ich noch vor mir, auch Roßhaar zupfen sonst, habe ich alles so zimlich beysammen. Wir sind gottlob gesund habe immer viel zu thuen. Heute 2 Monath ist die Vermählung Gott gebe seinen Segen dazu. Lebe recht wohl es küßt und segnet dich deine treue Mutter Antonia Spángler.


Brief vom 1. Februar 1872 von Fanni Schlegel an Franz II. Xaver Gregor Spängler

Brief von Fanni Schlegel [Nr. 19[9]] an Franz Spängler [Nr. 18]:

Herrn Doctor Franz Spängler kk. Gerichtsadjunkt in Mödling bei Wien [LXIV. erh. 3/2 beantw 4/2 1872.]: Salzburg, 1. Februar 1872 ¼ nach 1 Uhr: Mein lieber Franz! Es ist ein ganz besonderer Gnadenakt, daß Großmutter mir erlaubt, mitten am Tage an diesem Briefe zu schreiben. Meist kann ich dir ja nur Abends schreiben, und da werden die Briefe eben kürzer. Einige Punkte deines le[t]zten Schreibens will ich nachträglich beantworten. Vorerst danke ich dir bestens für die lieben Zeilen, die ich heute gegen 12 Uhr zu meiner freudigen Überraschung vor dir erhielt, sowie für die beigelegten "Frühlingsboten" die mir sagen, daß du immer und überall mit liebevoller Aufmerksamkeit an mich denkst. Könnte ich dir sagen, wie glücklich der Gedanke an deine Liebe mich macht! Ich hoffe wenn wir erst vereint sein werden, mich deiner Liebe auch wert zeigen zu können, und dir eine gute Gefährtin zu sein, wenn du mich erst "geholt" haben wirst. Ob ich auch gerne mitgehe? fragst du, auf diese Frage werde ich gar keine Antwort geben, du Böser!

Ob wir dazu geboren sind, einander anzugehören oder ob Gott uns dazu erkoren hat, wer beantwortet dieses [?]. Soviel aber weiß ich, daß ich recht sehr zufrieden bin, daß Alles so gekommen ist. Gott schenke uns allezeit, daß wir miteinander zufrieden sind. Du hast Recht, ich bete gewiß täglich für dich, mein Lieber und erflehe alles Gute und Schöne für dich! Wie oft in mein Beten der Gedanke an unsere Zukunft sich verwebt kann ich nicht schildern, oft vermag ich schwer zu unterscheiden, wo Gebet und Träumereien sich abgrenzen. Besonders früh in der hl: Messe beginne ich oft mein Gebet und auf einmal wird mir bewußt, daß meine Gedanken weitab schweiften, daß sie eben bei dir waren. Und doch glaube ich nicht, daß solches Unrecht ist, es sind ja lauter gute, liebevolle Gedanken, die mich so beschäftigen, manchmal freilich kommt auch die helle Prosa dazu.

Nun aber muß ich zur englischen Conversation. Erst Abends werde ich weiter schreiben können, weil wir dann später bei uns französische Conversation haben, da müßen die fremden Sprachen doch gedeihen! Diesen Monat werde ich die englische Stunde noch nehmen, doch dann höre ich auf. Lebe wo[h]l und hab mich lieb! – ¾ auf 8 Uhr - Nun zur Fortsetzung! Englische u. französische Conversation sind vorbei, le[t]ztere artete wieder einmal stark in eine deutsche aus, nur Anfangs wurde französisch gesprochen. Heute überreichten Lida und ich unser Hochzeitsgeschenk an Emma, nämlich ein Fotografiealbum in mattem schwarzen Leder, welches Emma recht zu freuen scheint. Wie herzlichst wünschte ich, auch für Lida bald ein Hochzeitsgeschenk wählen zu dürfen! Sollte gerade Lida nicht für jenes schöne Ziel geschaffen sein, welches die wahre Bestimmung des Weibes ist. Sie hat doch gewiß alle Eigenschaften, eine liebe Frau zu werden, und wie viele Vorzüge schmücken sie! Ich gebe mich aber doch der Hoffnung hin, daß nicht der eine unerfüllt gebliebene Wunsch, den sie so lange gehegt, ein ganzes Leben ohne Liebesglück mit sich bringen wird, doch genug hievor, seinerzeit will ich dir schon das Nähere mittheilen. Vorgestern war Emma wieder in Hallein, in ihrer Wohnung ist doch schon ziemlich viel fertig und wird nächstens auch ihr Hochzeit[s]tag festgesetzt, jedenfalls in den le[t]zten Tagen dieses Monates. Somit kämen Großmutter und ich in den ersten Tagen des März nach Wien. Also in 4 Wochen so Gott will, sehen wir uns wieder! Dann wollen wir wieder einige recht schöne Tage mitsammen zubringen. Und wie viel es zu thun wird geben! Ob es dafür steht [sich lohnen], daß du für den einen Monat in unsere Wohnung ziehst, weiß ich aufrichtig gesagt nicht recht.

Ich verkenne gewiß nicht, daß es schade ist gleichzeitig für beide Wohnungen zu bezahlen, doch es geschieht ja hoffentlich nicht wieder, daß wir so lange im Voraus eine Wohnung miethen müßen. Um nicht zu vergeßen, muß ich dir gleich mittheilen daß unsere Bettstellen [Bettgestell, Anm.] schon ausgesucht sind und die Federmatratzen eben beim Tapezierer Becker angefertigt werden. Wenn dieselben gemacht sind, werden sie freylich nach Mödling geschickt, wahrscheinlich Mitte Februar. Ich bitte dich dafür mir genau zu schreiben wie ich die Adreße machen laßen soll. Natürlich muß die Sendung gleich in unsere Wohnung befödert werden. Siehst du, je[t]zt kriegst du auch schon zu thun, mit der Hauseinrichtung. Die geblümte Garnitur ist noch nicht angerührt worden. Großmutter sagt, sie will erst sehen, wie sie in Wien die Möbel findet, vielleicht kauft sie dann doch Alles [für Fanni, Anm.] ein und behält die [eigenen, Anm.] Möbel. Was die Polsterung der Möbel betrifft, muß man eben in ein möglichst solides Geschäft gehen und sich irgendeine Garantie über für die Güte der Arbeit zu verschaffen suchen. Übrigens ist es häufig eine Nachlässigkeit der Frau, wenn die Motten sich einnisten, mit gehöriger Sorgfalt kann man dieselben schon fernhalten. Bei uns ist noch vollständiger Winter, und ich wünsche lebhaft daß sich bis zur Winter-Reise mildes Wetter einstelle. Von meiner Ausstattung ist allerdings das Meiste fertig, ein Theil ist sogar schon gewaschen doch geht noch gar Manches ab, und das unbenützt Liegen ist nicht so gefährlich! Für Emmas Hochzeit muß ich mir auch noch eine Toilette [Kleidung, Anm.] besorgen, denke dir sie werden wahrscheinlich im Dom getraut. Da werde ich schon recht gut zusehen, damit ich weiß wie ich mich anzustellen habe.

Woran ich etwa bei Emmas Hochzeit hauptsächlich denken werde, kannst du es errathen? Wenn ich, wie z.B. heute für die Conversation so Allerlei im Hause herzurichten habe, so komme ich mir zuweilen schon ganz "hausfraulich" vor, und male mir dabei aus, wie ich in unserem Haushalte herumwirthschaften werde. Lache mich nicht aus, wenn ich dir sage, daß ich schon Allerlei ausdenke, wie ich es dann einrichten werde. Wenn unser kleines Heim erst ganz geordnet sein wird, das wird doch hübsch werden, hoffentlich gefällt es dir dann auch recht gut. Daß du neulich in der beschriebenen Art über mein einstiges Dichten gesprochen [hast], bin ich dir sehr dankbar, ich bin auch recht froh, daß du das Abgeschriebene nicht zeigen konntest. Die Poesie in dieser Form hat für mich ein Ende gefunden und die Prosa des Lebens ist vollgi[ü]ltig geworden. Man sollte denken, die schöne Brautzeit müßte die erlahmte Poesie wieder ein wenig flügge machen, allein dem ist nicht so und wenn es auch innen wie ein Lied aufklingen möchte, es finden sich keine Worte dazu. Du mußt schon mit einer Frau vorlieb nehmen, die ihren Empfindungen nur in einfachster Weise Ausdruck zu geben vermag. Mit rechter Freude höre ich, daß du ein ganz neues Feld der Thätigkeit betreten hast indem du unter die XXX "von der Feder" gegangen bist. Weißt du, das wird einmal recht schön sein, wenn du zu Hause irgend eine Arbeit schreibst, und ich still an deiner Seite mich beschäftige! Vielleicht stellst du mich zule[t]zt erst noch als Schreiber an! und diktierst mir. Aber nichtwahr dießmal bin ich brav, und habe viel geschrieben! Ich freue mich schon sehr auf dein nächstes Schreiben. Behüt dich Gott die Lieber es grüßt dich 1000 mal deine treue Fanni. – Großmutter u. meine Eltern grüßen.


Brief vom 5. Februar 1872 von Fanni Schlegel an Franz II. Xaver Gregor Spängler

Brief von Fanni Schlegel [Nr. 19] an Franz Spängler [Nr. 18]:

Herrn Doctor Franz Spängler kk. Gerichtsadjunkt in Mödling bei Wien [LXIV. erh. 6/2 beantw 7/2 1872.]: Salzburg 5/2 1872 ½ 6 Uhr Ab[en]ds. Mein lieber Franz! Daß dein lieber Brief dießmal nicht sehr umfangreich sein werde, hatte ich vermuthet da ich an den Salzburger Abend gedacht hatte, wo du gewiß in Wien übernachten würdest. Nichts desto weniger danke ich dir bestens für deine lieben Zeilen und gehe an rasche Beantwortung derselben, damit du schon Morgen meinen Brief bekommst. Da wir heute den Unterhaltungsabend d. kaufmännischen Vereines besuchen könnte ich nicht wie sonst später am Abend an dich schreiben und du wirst entschuldigen müßen, wenn meine Epistel dießmal kurz wird. Vor Allem muß ich lobend anerkennen daß dießmal der Weg vom Salzburger Abend nicht über das Cafehaus führte, sondern mein verehrter Herr Bräutigam hübsch solid nach Hause ging. Die Ausstattungsarbeiten schreiten wacker fort, es wird nicht mehr lange dauern, bis die erste Sendung nach Mödling kommt. Natürlich werde ich dich davon benachrichtigen. Ich bin froh, daß ich doch je[t]zt unsere Adreße weiß. Wie oft male ich mir unser Heim aus. Je[t]zt wirklich unser Heim seit 2. Feb: Wenn in der Wohnung zu ebener Erde auch ein junges Ehepaar kommt, können wir sehen, welche von den beiden Frauen zuerst ihren kleinen Haushalt recht in Gang bringen wird. Es wäre hübsch, wenn die künftige junge Frau vielleicht ein angenehmer Umgang für mich wäre. Um nicht zu vergeßen, meines Vaters Namenstag ist am 3. April. Da werden wir hoffentlich mitsammen gratulieren. – Emmas Hochzeit ist also auf den 26. Februar festgese[t]zt und ich hoffe daß wir in den le[t]zten Tagen dieses Monats oder spätestens in den ersten Märztagen nach Wien kommen. Also auf baldiges Wiedersehen! Mir scheint immer du willst uns wirklich holen! zur Probe vonr dem wirklichen Leben "Holen". – Doch nun muß ich schließen Großmutter läßt mir keine Ruhe mehr. – Ich freue mich schon sehr auf einen Brief lebe wo[h]l und behalte mich lieb deine Fanni. – Großmutter grüßt.


Brief vom 9. Februar 1872 von Fanni Schlegel an Franz II. Xaver Gregor Spängler

Brief von Fanni Schlegel [Nr. 19] an Franz Spängler [Nr. 18]:

Herrn Doctor Franz Spängler kk Gerichtsadjunkt in Mödling bei Wien [LXVI. erh. 10/2 beantw 11/2]: Salzburg, 9. Februar 1872. 1 Uhr Nachm: Mein lieber Franz! Du hast meinen Bücherschatz wieder mit einer schönen Gabe bereichert, tausend Dank dafür mein Lieber, so wie auch für deinen lieben Brief! Deine Güte hat mich schon so verwöhnt, daß ich gestern den ganzen Tag mit ziemlicher Sicherheit auf das Erscheinen des Postboten wartete und es mir leid that, als ich umsonst warten mußte. Erst heute früh empfing ich dein Geschenk, noch einmal meinen herzlichsten Dank. Das Buch ist mir nur dem Namen nach bekannt, doch seit ich "Ekkehard["] gelesen, ist mir der Name Scheffel von gutem Klang. Soeben hat Großmutter unsere Abreise auf den ersten März festgesetzt. Also heute über drei Wochen! Wie lange wir in Wien bleiben werden, hängt von den zu besorgenden Geschäften ab.

Großmutter meint bezüglich deiner Besorgniß wegen unseren Sachen, es wird nicht so gefährlich sein, da man ja Alles verpackt laßen kann, bis Großmutter nach unserer Hochzeit hinterherkommt. Die Kisten mit den Betten und der Wäsche braucht man ja auch noch nicht zu schicken, und wenn die Wohnung gehörig versperrt ist, ist es doch schwer, die Möbel unbemerkt fortzubringen. – Um bei der Prosa zu bleiben, füge ich hinzu, daß man wenigstens hier Anricht u. Schlüßelkorb als zur Wohnung gehörig betrachtet, und du könntest schon die Hausfrau [Vermieterin, Anm.] ersuchen, die fehlenden Gegenstücke zu besorgen. Das bleibt uns immer, dieselben selbst zu kaufen. Wenn du ohnehin wieder nach Wien fährst, wärst du ja wo[h]l so gut, dich zu erkundigen, ob das Hotel "Zum goldenen Kranz" auf der Weide noch so ordentlich wie früher ist, und in diesem Falle ein heizbares Zimmer mit zwei guten Betten zu bestellen. Im Jahr 1867 bewohnten wir ein Zimmer im 1. Stock gegen die Gaße, und wenn ich nicht irre zahlten wir pro Tag 1 fl [Gulden] 60 X [Kreuzer] ÖW [? Österreich. Währung, Anm.] . Meine Großmutter braucht mich je[t]zt und ich schließe und schicke den Brief ab. Abends werde ich dir ausführlicher schreiben. Nun noch so viel: du wirst dich erinnern daß du mir die für jeden Tag treffenden Gedichte aus dem Liebesfrühling [Lyriksammlung, Anm.] , welche ich gewißenhaft lese, bis zu[m] 12. Februar bezeichnet hast, ich bitte, gib mir die bis zu[m] 1. März treffenden bis dahin in deinem nächsten Brief an. – XXX lebe je[t]zt recht wo[h]l. Abends komme ich erst zur Fortse[t]zung. Großmutter u. deine Mutter grüßen dich. Behüt dich Gott. Deine treue Fanni.

"Scheffel": Victor von Scheffel, "Ekkehard", Roman 1855.


Brief vom 9. Februar 1872 von Fanni Schlegel an Franz II. Xaver Gregor Spängler

Brief von Fanni Schlegel [Nr. 19] an Franz Spängler [Nr. 18]:

Herrn Doctor Franz Spängler kk. Gerichtsadjunkt in Mödling bei Wien [LXVII erh 12/2 beantw mit LXVIII 13/2]: Salzburg, 9. Februar 1872. ½ 7 Uhr Ab[en]ds. Mein lieber Franz! Am Ende des heutigen vielbewegten Tages komme ich erst zu der versprochenen Fortse[t]zung meines Briefes. Warum heute eine solche Unruhe bei uns war, kann ich eigentlich kaum sagen, genug, bis zu diesem Augenblick kamen wir nicht recht zum Niedersetzen. Nun beginnt es bei uns schon nicht mehr ordentlich zu sein, meine Sachen haben keinen rechten Platz mehr, alles deutet schon darauf hin, daß ich nicht mehr recht daheim bin. So muß einer Pflanze zu Mut sein, die aus der Erde wo sie zuerst ans Licht kam, herausgehoben, und in neues Erdreich verse[t]zt wird. Ich fühle das Loslösen eben immer deutlicher, je rascher der Tag herankommt, der mich fort aus der alten Heimat in eine neue, so Gott will, auch glückliche, führt. Ich bin froh, daß Großmutter neulich den Tag unserer Abreise bestimmt hat, bald werden diese 3 Wochen verstrichen sein, und wir werden wieder beisammen sein. Und bis dahin bleibt mir noch so viel zu thun! Zu allem Überfluß ist unsere Näherin krank geworden, und ich bin recht aufgehalten. Wir besuchten sie heute um zu wißen, wann sie wieder kommen kann. Welch ein Bild der Armut bot sich uns dar! Wenn ich denke, wie so vieles ich für nöthig halte, um einen Haushalt einzurichten, ist es gar ein greller Abstand mit der Existenz so armer Menschen, die tro[t]z aller Mühe und Arbeit nicht so viel erwerben können um in Tagen der Krankheit vor Not gesichert zu sein. Wenn sich mir ein solcher Anblick vor Augen stellt, fühle ich mich beinahe verstimmt und es kommt mir vor, als wäre ich mitten im Überfluß, und viele Bedürfnisse seien nur Zeichen des Ui[Ü]bermutes.

Ich muß dir mittheilen, daß ich schon wieder Hochzeitsgeschenke bekommen habe: von Frau Wahl ein sehr schönes Fotografiealbum und von Fr. von Schlögelhofer eine vollständige Waschtischeinrichtung von weißem Porze[l]lan mit Goldrand. Mir kommt vor, daß H: v. Sch: [Schlögelhofer] darauf rechnete, daß Ida bei meiner Hochzeit ist und so werden wir sie also einladen. Weißt du, Großmutter wünscht es und eigentlich ist es für uns ziemlich gleich. Neulich sagten wir Ida, wir würden sie zur Hochzeit bitten, und wurde die Einladung von der Hochgnädigen huldvollst angenommen und Ida hat sichtlich große Freude. Ich bin schon so neugierig ob Minna kommen darf, ich hoffe es, dann habe ich lauter so schöne Brautjungfrauen daß ich als Braut ganz davor verschwinden werde. Am Ende gefalle ich dir dann gar nicht mehr, wenn die Andern Alle so schön sind? Magst mich doch? Wer mein Brautführer sein wird, weiß ich noch nicht. Willi kommt im Mäerz heraus, da werden wir ja sehen. Warst du wirklich nicht am Salzburger Kränzchen? So viel ich weiß, war Minna [Lorinser, Anm.] dort, so muß wunderschön auf einem Balle sein. Was meinst du nur immer mit den Andeutungen als wolltest du bald kommen? Willst du uns wirklich holen? Neulich bekam ich eine Gratulation, nämlich vobn Fräulein Schroff [?] in München, der ich neulich unser Bild /:Gruppe:/ geschickt habe, und die von meiner Verlobung noch nichts gewußt hatte, da die Karte an den Stiftsdechant Lohner [?] verloren ging. Frl: Schroff schreibt sehr lieb und ist entzückt von unserm edlen Conterfei.

Es dürfte dich vielleicht interessieren zu hören, daß der le[t]zte Casinoball wozu samm[äm]tliche Offiziere geladen waren, von vielleicht 80 Herren und nur 22 tanzenden Damen besucht war, darunter nur 9 Mädchen. Über die Unterhaltung am 5 Feb: kann ich berichten daß sehr viele Leute [da] waren. Ludwig [Zellner, Anm.] sprach einen recht hübschen Prolog, Frau Asböck [?] sang zwei Lieder dann trug ein mir unbekannter Herr das Gedicht "Warum" vor ziemlich trocken. Es war einmal in der Gartenlaube [Zeitschrift, Anm.] . Ludwig sprach es einmal im Casino wenn du dich vielleicht erinnerst. Dann sang ein Herr den wir ebenfalls nicht kannten, und endlich entlud sich die Deklamiermitrailleuse /:im sonstigen Leben Frl Mitterbacher:/ Sie sprach das Gedicht das Glückshemd Hemd des Glücklichen u. dann im Dialekt "der Séjour im Lade["]. Zum Schluß kam das Theater. Fräulein Maria Tomaselli spielte ihre kleine Rolle recht gut. Es wurde im Ganzen recht nett gespielt. – Beiliegend schicke ich darüber Programm, damit du siehst welch verlockend[e] Tanzordnung sich anreichte [?]. Wir sahen einem Walzer noch zu und entfernten uns dann. Da siehst du, daß ich der Versuchung des Tanzes nicht unterlag, es wurde mir auch ganz gewiß nicht schwer.

Man will es mir immer nicht glauben, daß ich kein Verlangen nach einem Balle spüre. Ich hätte mich gefreut, wenn du dich am Salzb:[urger] Kränzchen recht gut unterhalten hättest. Mir wäre es auch recht gewesen, wenn du mit Minna über mich gesprochen hättest, ich hoffe, sie würde dir nicht zu viel Übles von mir gesagt haben. Doch nun hoffe ich, daß meine beiden Briefe sich einer recht ausführlichen Antwort erfreuen werden und hoffe auch, du bist zufrieden mit mir. Gute Nacht du Lieber es freut sich auf baldiges Wiedersehen deine treue Fanni – Großmutter grüßt – [quer:] Ich danke dir nochmals für das schöne Buch.

"Wahl": Ehepaar Wahl genannt u. a. in einem Brief vom 06. 12. 1871.
"Schlögelhofer" u. a. in Briefen vom 02. 10. 1870 und 22. 07. 1876 genannt.
"Programm": liegt bei das gedruckte "Programm der Abend-Unterhaltung des Kaufmännischen Vereins in Salzburg Montag den 5. Februar 1872." Gespielt wird ein Schwank in einem Akt, "Ein Stündchen auf dem Comptoir" von S. Haber.


Teilweise dazwischen: Fanni Schlegel an Franz II. Xaver Gregor Spängler

an Fanni Schlegel, Franziska Spängler (* 1848; † 1905; Nr. 19), verheiratet 8. 4. 1872, von Franz Spängler: 7. 2. 1872, Brief aus Mödling an Fanny: ... [nicht gelesen] von deinem treuen Franz - 15. 2., dito: "Soeben erhielt ich deinen leider sehr kurzen Brief..., Geschenk für Emma, mit Schlüsselkästchen einverstanden [Rest nicht gelesen] - 16. 2., Brief aus Salzburg: freuen sich, Großmutter "scheint auch schon getröstet" [Abschied von der Braut] und freut sich, nach Wien zu fahren. "Denk an mich, wenn du den Golf [Adria] siehst mit seinen zahllosen Schiffen und Kähnen"; waren bei Emma, sie ist glücklich; ...deine MinnaXX - 10. 3., Postkarte aus Wien an Fanni Schlegel, Marktplaz Nr. 10, Salzburg [Bleistift]: "Durch Umstände, welche ich dir morgen brieflich mitteilen werde, werde ich veranlaßt heute noch in Wien zu bleiben, und muß es daher auch auf morgen verschieben, dir ausführlicher zu schreiben Herzl Grüße dein Dr. F. Sp. [Franz] - 15. 3., Brief mit Umschlag und eingedruckter Briefmarke 5 kr., Siegel "F. Sp.", aus Mödling an "Frl Fanny Schlegel Salzburg Marktplatz No 10 II Stok": "Meine liebe Fanny! ... [nicht gelesen] dein treuer Franz" - 19. 3. dito [nicht gelesen]


Brief vom 12. Februar 1872 von Fanni Schlegel an Franz II. Xaver Gregor Spängler

Brief von Fanni Schlegel [Nr. 19[10]] an Franz Spängler [Nr. 18]:

Herrn Doctor Franz Spängler kk. Gerichtsadjunkt, in Mödling bei Wien [Franz Spängler: LXVIII erh 13/2 beantw 13/2]; rotes Siegel "F. S.": Salzburg 12. Februar 1872. 2 Uhr Nach: [Nachmittags, Anm.] - Mein lieber Franz! Das hätte ich wirklich nicht gedacht, daß ich einen so leichtsinngen Bräutigam habe, es ist nur gut, daß du eine so solide Frau kriegst! /:?:/ Wenn mein heutiger Brief nur kurz wird, so ist übrigens auch ein wenig der Fasching schuld, wir(d) sind nämlich heute bei Zeller geladen, wo[h]l das le[t]zte Mal so lange Emma noch zu Hause ist. – Die Zahl der Gäste bei Emmas Hochzeit wird sehr beschränkt sein, daher glaube ich auch nicht, daß sie dich einladen. Schön wäre es schon gewesen, wenn wir mitsammen den Tag hätten feiern können! So müßen wir aber zufrieden sein, daß wir uns bald in Wien sehen, und in wenigen Wochen für immer angehören werden. – Was das bewußte Geschenk betrifft so bin ich gern bereit, den Einkauf hier zu besorgen, nur bitte ich dich mir so bald als möglich zu sagen wie viel ich beiläufig [in etwa] dafür auslegen darf? – Lida meint, eine elegante Tischglocke wäre nicht übel. (Oder) ein silberner Schlüßelring. Vielleicht erfahre ich heute irgend einen stillen Wunsch von Emma. Ich werde ohnehin bald an Minna schreiben, da will ich mich wegen dem "Kranz" [Hotel in Wien, Anm.] anfragen. Minna hat wirklich die Erlaubniß erhalten, zu meiner Hochzeit zu kommen, was mich sehr freut. Minna war am Salzburger Kränzchen und lernte dort Marie Guttenberg kennen, die ihr sehr gut gefällt. Sauter junior scheint dermalen stark für Minna zu brennen, er tanzte den Cotillon mit ihr, du kannst ihn einmal raten, daß er seine Tänzerin so auf Umwegen engagiert. Marie Guttenberg mußte ihm nämlich durch Lida den Cotillon erbitten. – Vor dem ersten März wird Großmutter keinenfalls XXreisen. Wahrscheinlich benützen wir den Postzug jedenfalls fahren wir über Tag. Deinen nächsten lieben Brief, von dem ich hoffe daß er lang sein wird, werde ich ausführlich beantworten. – Meinen Dank für die kleine Haube, ich fürchte, ich werde sie nicht ohne Vergrößerung benützen können. Auch für die Bezeichnung der Gedichte meinen Dank. – Lebe wo[h]l und behalt‘ lieb deine treue Fanni – Großmutter grüßt.

"Marie Guttenberg": Lida [verh.] Guttenberg ist eine enge Freundin von Fanni; vielleicht die Schwägerin zu Lida.


Brief vom 14. Februar 1872 von Fanni Schlegel an Franz II. Xaver Gregor Spängler

Brief von Fanni Schlegel [Nr. 19] an Franz Spängler [Nr. 18]:

Herrn Doctor Franz Spängler kk Gerichtsadjunkt, in Mödling bei Wien. [LXIX erh 15/2 beantw 15/2] aufgedruckte 5 Kr-Marke, blau-goldenes Papiersiegel "F": Salzburg 14. Februar 1872. - Mein lieber Franz! Dießmal nur ganz in Eile. Ich will dich nur fragen, ob du mit einem eleganten Schlüßelkästchen für Emma einverstanden wärst? Ich sah eins bei Naumüller aber es kostet 7 fl. [Gulden] 20 X [Kreuzer] . Ich hätte gerne von Silber etwas gehabt, aber Emma hat schon alles Mögliche. Am Freitag kommen Zellers zu uns zum Abschied wenn du Zeit hättest könntest du mir gleich einen Brief für Emma schicken dann könnte ich ihr gleich das Kästchen überreichen. Wenn du einen Schlüßelring von Silber vorziehst, ich sah einen der etwas über 6 fl. kostet, so schreibe mir[.] auch eine Tortenschaufel von Silber schaute ich mir an sie kostet zwischen 6 u. 7 fl: das wären die einzigen GesX Gegenstände von Silber, die ich für Emma wüßte. Also ich bitte um baldige Antwort. – Morgen kommt Hr. v. Schlögelh[ofer]: für Jause [Nachmittagskaffee, Anm.] : zu uns, da habe ich keine Zeit zum Schreiben. Wegen dem "goldenen Kranz" [Hotel in Wien, Anm.] erkundige ich mich noch bei Lorinser. Wann eine Sendung nach Mödling kommt, werde ich dir schon melden. – Nun zum Schluß meinen Dank für den Brief u. dem Vergißmeinnicht, daß du so leichtsinnig bist ist mir ganz recht, da ist es dann mit der Pechenterin [?] nicht so gefährlich. – Behüt dich Gott, nächstens mehr, deine Fanni. – Wenn möglich möchte ich bis Freitag eine Antwort von dir


Brief vom 14. Februar 1872 von Fanni Schlegel an Franz II. Xaver Gregor Spängler

Brief von Fanni Schlegel [Nr. 19] an Franz Spängler [Nr. 18]:

Herrn Doctor Franz Spängler kk: Gerichtsadjunkt in Mödling bei Wien [LXX erh 16/2 beantw 16/2] aufgedruckte 5 Kr-Marke, rotes Lacksiegel [siehe oben] "F": Salzburg 14. [gleicher Tag wie voriger Brief!] Februar 1872. ½ 9 Uhr Ab[en]ds. - Mein lieber Franz! Obwo[h]l ich vor kaum 2 Stunden einen Brief an dich abschickte, benütze ich doch noch ein freies Stündchen vor dem Schlafengehn, um etwas ausführlicher und geordneter an dich zu schreiben. Die "Hochgnädige" zu welcher wir um 7 Uhr gingen, war nicht zu Hause, und so kann ich dir schreiben, nachdem ich zuerst an Minna einen Brief schrieb. – Wie ich dir unlängst schon schrieb, geht es bei uns immer geschäftiger zu. Tag um Tag rückt das Ziel näher und immer giebt es Neues zu besorgen und anzuordnen. Am Montag waren wir also noch einmal bei Zeller, wie bald wird der gewohnte Kreis so anders gestaltet sein! Emma ist sehr lieb und vergnügt, ich versprach ihr, wenn wir Beide d.h. du u. ich S sie zur Hochzeit laden, einen ganzen Tag dazu zu verwenden, damit wir ihren Haushalt sehen können, du bist doch einverstanden? Gestern mußte ich lebhaft an den Faschingsdienstag 1869 denken. Gestern soll es recht hübsch im Casino gewesen sein, erzählte mir Lida.

Ich bin beschäftigt mein Kleid zu Emmas Hochzeit zu fabrizi[e]ren. Morgen ist Hr. Laschensky sowie Hr: v. Schlögelh:[ofer] u. Ida bei uns eingeladen Am Freitag kommen Zeller und Plachetka u Hr: Wahl. Wir wollen aber, so lange ich noch hier bin, unsere alten Bekannten noch einmal einladen. Da muß ich Vormittags herrichten. Bald werden die 14 Tage bis zum 1.März vorüber sein, und die Dampfrosse führen mich zu dir du Lieber, das wird wieder ein schönes Fieber werden! während der Reise. Wer hätte gedacht, daß wir unser Versprechen dich in Mödling bei einer allfälligen Wiener Reise zu besuchen, in dieser Weise einlösen werden, und daß diesem Besuch ein Daueraufenthalt folgen werde? Ist es dir recht, daß es so kam? Ich muß schon gleich hinzufügen, ich hoffe ja, sonst machst du mich Böse. Aber daß meine Kranzjungfrauen viel schöner sein werden als ich ist sicher, habe dank, daß du nicht nach dem Äußern allein schautest bei der Wahl deiner Frau. Gott gebe, daß du mich deinen Erwartungen entsprechend findest! Daß wir an unserem Hochzeitstag in feierlicher Stimmung sein werden, bezweifle ich nicht, doch glaube ich auch, daß wenigstens ich ziemlich erregt sein werde. Bist du böse, wenn die notwendigen Abschiedsbesuche manchmal nicht ohne Tränen abgehen sollten? Wäre doch erst der Abschied vorbei!

Frau Rosa Stiebitz schickte mir zum Hochzeitsgeschenk ein sehr nettes Kafegeschirr für zwei Personen, mit dem Wunsche, daß wir Beide recht viele gemütliche Frühstücksstündchen bei demselben zubringen möchten. Von ihrem Mann sind noch immer keine guten Nachrichten hier. Nachdem heute die Fastenzeit beginnt, hoffe ich auch bald wieder einen solchen Bräutigam zu haben, den bald zu sehen sich herzlich freut deine treue Fanni. – Meine Empfehlungen an Angermayer, u.s.f. Großmutter grüßt.

"Stiebitz": vielfach in den Briefen; nach einem Brief vom 22. 12. 1871 ist Herr Stiebitz in einer Heilanstalt, "Irrenanstalt" in Linz; siehe auch Brief vom 21. 2. 1872.
"#Angermayer": Maria Josepha Spängler (* 1832; † 1896), verh. mit Vinc. Angermayer (* 1815; † 1886), zuletzt Landesgerichtsrat in Wien.


Brief vom 15. Februar 1872 von Fanni Schlegel an Franz II. Xaver Gregor Spängler

Brief von Fanni Schlegel [Nr. 19] an Franz Spängler [Nr. 18]:

Herrn Doctor Franz Spängler kk. Gerichtsadjunkt in Wien Poste restante Hauptpostamt [LXXI erh 18/2 Corresp[ondenz]k[arte] 18/2]: Salzburg 15. Februar 1872. 1/4 nach 8 Uhr Ab[en]ds. - Mein lieber Franz! Ich hoffe, du wirst zufrieden sein, daß dem "leider sehr kurzen" Brief von vorgestern fast unmittelbar ein längerer folgte, und ich schmeichle mir sogar mit der Hoffnung, auf denselben recht bald Anwort zu bekommen. Diese Zeilen haben zum Hauptzweck, dir zu berichten, daß ich im stolzen Gefühl meiner Machtvollkommenheit heute nach Tisch zum 2ten Male zum Silberarbeiter Schwihl wollte, und für Emma doch etwas Silbernes aussuchte. Lida hatte ich gerechter Weise als Geheimrath bei mir und wir beschloßen Emma selbst zwischen mehreren Gegenständen von gleichem Wert wählen zu laßen. Wir brachten also eine Tortenschaufel, zwei Zuckerzangen und zwei hübsche gehe[ä]rtete Messer für Käse und Butter nach Hause. Emma entschied sich in der engeren Wahl für die Letzteren, welche zusammen 7 fl kosten. Ich habe also, wie du siehst das zuerst in Vorschlag gewesene Schlüßelkästchen stehen gelassen. – Emma schien sich über deine Gabe recht zu freuen, sie ersuchte mir, dir in ihrem Namen für Geschenk und Brief zu danken, wenn sie Zeit findet, wird sie dir selbst schriftlich danken. Heute waren Zeller und Plachetka bei uns, auch Frau Wahl und Frau Rosa [Stiebitz, Anm.] . Die Arme sieht recht übel aus. Gestern kamen böse Nachrichten von ihrem bedauernswerthen Mann. Er soll kürzerlich [?] schon heruntergekommen sein, und sein Geisteszustand ist durchaus nicht tröstlich. Er spricht gar nicht mehr und man muß ihm die Speisen zwangsweise beibringen. Es scheinen sich schon Zweifel an seiner Genesung aufzudrängen. Rosa zeigt sich wunderbar gefaßt, sie verbirgt und verschweigt ihren Kummer in einer Weise, daß die Arme von vielen Seiten mißverstanden wird. Sie sucht offenbar sich von ihrem Schmerz so wenig als möglich beherrschen zu laßen, und die Leute legen ihr dieß als Mangel an Theilnahme aus. Wenn man mehr mit ihr spricht, sieht man gut genug, daß sie genug leidet.

Meine beiden Brüder [Halbbrüder, Anm.] Richard und Karl sind so sonderbar erkrankt, sie müßen sich sehr verkühlt haben. Sie haben kein Fieber aber heftige Schmerzen am Körper, so daß sie sich gar nicht bewegen können, man darf gar nicht an ihren Betten rühren, ohne daß sie vor Schmerz schreien. Die arme Mutter steht da wieder genug aus. Dieser Zustand dauert nun schon über eine Woche. Doch nun habe ich dir so viel Nachtheiliges erzählt, daß ich wenigstens mit einer freundlichen Aussicht schließen will, nämlich heute über 14 Tagen haben wir hoffentlich schon ein recht frohes Wiedersehen gefeiert, und diese Aussicht finde ich sehr schön. Gott gebe nur, daß wir zur Reise kein so schauerliches Wetter haben wie heute. Emma u. Albert reisen vielleicht als Hochzeitsreise doch nach Wien, da wäre es möglich daß wir uns unten treffen könnten. Nun aber gute Nacht, mein Lieber, unterhalte dich gut in Wien, dieß wünscht deine treue Fanni. – Großmutter grüßt – [auf dem Kopf:] Laß mit[ch] doch mittels Postkarte wißen, ob du diesen Brief bekommst! Hugo Schumacher hat die Schafblattern, sehr leicht.


Brief von 17. Februar 1872 von Fanni Schlegel an Franz II. Xaver Gregor Spängler

Brief von Fanni Schlegel [Nr. 19] an Franz Spängler [Nr. 18]:
Herrn Doctor Franz Spängler kk. Gerichtsadjunkt in Mödling bei Wien [LXXII erh 19/2 beantw mit LXXI 19/2]: Salzburg 17. Februar 1872. 3/4 1 Uhr Nach: [Nachmittags] . - Mein lieber Franz! Da ich in angestammter Bravheit heute in aller Frühe meine Antwort an dich absandte, bleibt mir nichts übrig, als gleich einen neuen Schreibebrief zu beginnen zum Dank für deine lieben Zeilen. Meinen getrigen Brief adressierte ich, wie du gewünscht, Poste restante, Hauptpostamt Wien, und eigentlich sollte ich diesen auch dorthin schicken, doch ich denke, so findest du diesen vielleicht wenn du nach Hause kommst, vor.

Heute ging also die erste Sendung nach Mödling ab, nämlich 3 Bettstellen, 3 Federmatratzen und eine Seegrasmatratze, du wirst ohnehin das Aviso [Anzeige, Anm.] bekommen haben. Großmutter meint, du solltest Alles verpackt in unserer Wohnung stehen laßen, so kann Niemand etwas davon thun.

Von der gestrigen Einladung habe ich dir schon geschrieben; Emma scheint nicht daran zu denken, dich zur Hochzeit zu laden. Ich bin neugierig ob wir lustig sein werden, wie die Ereignisse in der Familie Zeller stehen, ist wenig Grund dazu. Ich weiß nicht, ob du schon hörtest, daß die Frauensteiner Zeller zum Sterben ist. – Daß ich an Emmas Hochzeit[s]tag ernster gestimmt sein werde, kannst du mir glauben. Mir wird der Trauungsakt wie ein Vorspiel für mich vorkommen, und wird mir genug zu denken geben. Doch nun muß ich mich wieder zur englischen Stunde bereit machen. Behüt‘ dich Gott. Good bye, till we meet again.

Sonntag ¼ auf 12 Uhr. Ich hatte gestern den Brief absenden wollen, komme aber erst je[t]zt zum Weiterschreiben. Wir waren gestern Nachmittag bei Fr: Schneeberger eingeladen. Es war ganz gemütlich dort. Es war auch am Samsta Donnerstag nicht so übel. Ich unterhielt mich hauptsächlich mit Fr: Schneeberger, dich die ich wirklich recht gern habe, sie ist mir auch recht gut. Ich sprach mit ihr länger über deine Cousine Angermeyr [-mayer, Anm.] , die sie sehr aus ihrer Mädchenzeit sehr gut kennt. Mathilde freut sich gar so auf unsere Hochzeit, sie verspricht mir immer, daß sie sich sehr "schön machen" wird. Auch Ida freut sich sehr und die Hochgnädige ist ungeheuer liebenswürdig mit mir. Du stehst aber ganz besonders in Gnaden bei ihr. Nun ist Emma schon ihrem Ziel so nah, wie bald wird auch für uns jener wichtigste Moment kommen, wo Gottes Segen unseren Bund heiligen und unauflöslich machen wird. Und zuvor kommen noch vielgeschäftige Tage und Stunden, ein, so Gott will, fröhliches Zusammenkommen in Wien, und wo[h]l noch verschiedene Aufregungen und Fieberanfälle. Unsere Ausstattung geht immer mehr der Vollendung entgegen, es ist hübsch zu sehen, wie sich Stück um Stück einreiht und die Kästen die Menge unserer Sachen nicht mehr faßen. Seit zwei Tagen ist es auch schön, und ich hoffe auf mildes Wetter zur Reise. Wenn nur Großmutter in Wien gut aufgelegt ist! sonst stehen mir noch einige Kämpfe bevor, doch ich hoffe das Beste. Der Gedanke daß ich fortgehe wird ihr immer schmerzlicher. Nun aber lebe recht wo[h]l und behalt‘ mich lieb, deine treue Fanni.

"Angermayer": Maria Josepha Spängler (* 1832; † 1896), verh. mit Vinc. Angermayer (* 1815; † 1886), zuletzt Landesgerichtsrat in Wien.


Brief vom 21. Februar von Fanni Schlegel an Franz II. Xaver Gregor Spängler

Brief von Fanni Schlegel [Nr. 19] an Franz Spängler [Nr. 18]:

Herrn Doctor Franz Spängler kk. Gerichtsadjunkt in Mödling bei Wien. [LXXIII erh 23/2 beantw 23/2]: Salzburg 21 Februar 1872. 1/4 auf 9 Uhr Ab[en]ds. - Mein lieber Franz! Ich danke dir für deinen lieben Brief, den ich heute früh erhielt. Wie freue ich mich, daß wir uns schon so nahe unseres, hoffentlich frohen Wiedersehen[s] sind! In zehn kurzen Tagen werden wir beisammen sein, und mitsammen unser Nestchen einrichten beginnen. Ich bin schon gar so neugierig, wie mir meine neue Residenz vorkommen wird? Die Ausstattungsarbeiten gehen nun ihrem Ende entgegen, und dank den freundlichen Gebern mehrt sich unser Hausrat um manches hübsche Stück. An Hochzeitsgeschenken sind neuerdings folgende Gegenstände eingerückt: Von Papa Zeller und Ludwig zusammen ein wü[u]nderschönes Theeservice für 12 Pers:[onen], von meinen Eltern eine sehr hübsche Kukuksuhr, ein besonderer Wunsch von mir, und heute von der alten Frau Laschensky eine Zuckerzange und eine Salzbüchse sammt Schäufelchen von Silber. Wie du siehst, lauter brauchbare Dinge. Ich sehe alle meine hübschen Sachen zuweilen an, und denke wie schön es sein wird, wenn wir dieselben miteinander benützen werden.

Ich habe je[t]zt wieder so viel zu thun, daß ich unter Tags nicht zum Schreiben komme, doch morgen werde ich diesen Brief doch schließen können, heute bin ich schon so müde. Gute Nacht. – 22/2 7 Uhr früh. Du mußt es vorstehendem Geschreibsel ansehen, daß ich gestern ganz unfähig zum Schreiben war, so will ich je[t]zt eine kleine freie Zeit benützen, um mit dir zu plaudern. Also schönen guten Morgen, mein Lieber, ich hoffe du hast dich von der Semesterprüfung erholt und bist nicht gar zu streng gewesen. Warst du zufrieden mit deinen Schülern? – Ich habe Minna gefragt wegen dem "Kranz" [Hotel in Wien, Anm.] , doch das Anpathinn [?] hat mir noch nicht geantwortet, ich meine aber, wir sollten jedenfalls im Kranz wohnen. So bitte ich dich, gelegentlich für uns ein ordentliches Zimmer mit zwei Betten für einige Tage zu bestellen. Wir werden mit dem Zug um 9 Uhr Vormittag fahren, ist das nicht der Postzug? Wann werden wir dann da ankommen? Wenn du das Zimmer bestellst, sei so gut und sage auch, daß wir dasselbe gut geheizt finden wenn wir kommen. Wenn man den ganzen Tag fährt, wird es doch kalt. Wie freue ich mich, wenn du uns am Bahnhof entgegenkommst? Nun muß ich dir aber recht was Trauriges erzählen, nämlich von dem armen Stiebitz. Neulich, Dienstag, kam wieder schlechte Nachricht, und daß er versehen [letzte Ölung eines Todkranken, Anm.] wurde. Daraufhin reisten Papa Zeller u. Rosa nach Linz und einem Telegramm zufolge trafen sie den Armen geistig und körperlich sehr herabgekommen, doch noch nicht sterbend, wie man zuerst fürchtete. Es wurde schon davon gesprochen, Emmas Hochzeit zu verschieben, die arme Emma ist ganz desperat. Melancholisch genug wird die Hochzeit werden, und wenn sie wirklich verschoben wird, kann mittlerweile die Frauensteiner Zeller sterben. Ich bedauere die Emma schon recht, daß ihre le[t]zten Mädchentage gar so betrübt sind.

Meinen Brüdern geht es etwas besser, Karl geht aus, aber Richard liegt noch fest im Bett. Er ist auch ganz melancholisch. Nun aber lebe wo[h]l und schreibe recht balb und viel deiner treuen Fanni. – Großmutter grüßt, dein Bruder läßt dich grüßen, u. du sollst ihm doch mit einigen Zeilen die Frage beantworten, was Eure Forderung bei Spängler [Bankgeschäfte u.ä.? Anm.] beträgt?

"Stiebitz": vielfach in den Briefen; nach dem Brief vom 22. Dezember 1871 ist Herr Stiebitz in der Irrenanstalt in Linz. Siehe auch folgende Briefe.


Brief vom 24. Februar 1872 von Fanni Schlegel an Franz II. Xaver Gregor Spängler

Brief von Fanni Schlegel [Nr. 19] an Franz Spängler [Nr. 18]:

Herrn Doctor Franz Spängler kk. Gerichtsadjunkt in Mödling bei Wien. [LXXIV erh 25/2 beantw 25/2; Brief ohne übliches Lacksiegel]: Salzburg 24 Februar 1872. 4 1/2 Uhr Nach[mittags]. - Lieber Franz! Für dießmal nur wenige Zeilen, ich will noch zu Zeller gehen, denn das unsäglich Traurige ist eingetroffen, der arme Stiebitz ist todt. Natürlich wird Emmas Hochzeit verschoben, du kannst dir vorstellen, wie schwer Alle betroffen sind. Ich werde dir heute Abend oder morgen ausführlicher schreiben. Für je[t]zt nur soviel, daß wir, so Gott will, am Freitag um 7 Uhr Morgens von hier abreisen werden. Großmutter will doch im Kranz wohnen, also bitte ich dich, dort für uns Wohnung zu bestellen. – Ich schließe, sonst wird es mir zu spät. Lebe wo[h]l, deine Fanni.

"Stiebitz": siehe voranstehenden und folgenden Brief.


Brief vom 25. Februar 1872 von Fanni Schlegel an Franz II. Xaver Gregor Spängler

Brief von Fanni Schlegel (Nr. 19) an Franz Spängler (Nr. 18):

Herrn Doctor Franz Spängler kk. Gerichtsadjunkt in Mödling bei Wien. [LXXV erh 26/2 Corresp.K[arte] 27/2]: Salzburg 25 Februar 1872. 1/2 9 Uhr Vorm:[ittags]. – Mein lieber Franz! Mein gestriger Brief wird nun bald in deinen Händen sein, ich rechnete auf deine Nachsicht, da ich dir nur so wenige Worte schrieb. Ich ging wirklich noch zu Zellers die ich Alle in großer Betrübniß fand, wie du dir denken wirst. Mein Vornehmen [-haben, Anm.] , noch gestern einen Brief an dich zu beginnen, führte ich nicht aus, weil ich im Auftrag der Mama Zeller die Trauernachricht an Fräulein Lori Pfaundler besorgte, und dann wirklich so von dem traurigen Vorfall verstimmt war, daß ich nicht mehr an dich schreiben mochte, ich hätte doch kein anderes Thema besprechen können.

Nächst der armen Rosa erbarmt mich Emma vor Allem, daß das neulich so nahe Ziel wieder entfernt wurde. Wenn doch die Hochzeit hätte sein können. Auch Albert wird wird schwer betroffen sein, denn abgesehen von allem Anderen, ist es ja für ihn ordentlich Lebensfrage, endlich mal in Ordnung zu kommen. Zudem muß er seine je[t]zige Wohnung zum 1. März verlaßen. Allem Anschein nach wird die Hochzeit so bald als thunlich, gehalten werden, die näheren Umstände von dem so schnellen Ende des armen Stiebitz wißen Zellers selbst noch nicht, da gestern Nachmittag blos ein Telegramm einlangte, daß C. St: um 4 Uhr früh verschieden ist. Du kannst mir glauben, daß dieß traurige Ereigniß auch einen düstern Schatten auf meine Gemütsstimmung wirft, und ich kaum den Mut finde mich auf die Zukunft zu freuen. Doch nein, wir wollen das Beste hoffen, auch daß unser nun schon so nahes Wiedersehen froh und ungetrübt sein wird, und daß uns der liebe Gott seinen Segen auf zu unserm vereinten Lebensweg mitgeben wird.

Einschließlich dem heutigen Tag und Freitag, wo doch erst die Abendstunden uns traulich vereinen werden, noch 6 Tage. Wie schnell werden diese hinüber gehen! Ich habe noch Einiges vorzubereiten, in den le[t]zten Tagen hatte ich viel mit meinem Anzuge zu Emmas Hochzeit zu thun, nun ist der ganze Staat beinahe fertig, und ich bin neugierig, wann er seine Bestimmung erfüllen wird? Großmutter zieht vor beim Kranz zu wohnen, es ist ja nicht gar so weit von der Stadt, und mittags werden wir meistens dort speisen wo uns eben der Weg vorbeiführt. Wir haben uns längst schon vorgenommen, bei Angermayer, Spängler und Guttenberg Besuche zu machen. Es wäre hübsch wenn wir mit den erstgenannten einmals Abends beisammen wären. – Fräulein Lori wird uns beim Einkaufen behülflich sein, auch Minna muß manchmal mit als Hilfskorps. – Vielleicht kommt Minna gleich mit uns herauf [nach Salzburg, Anm.] , sonst müßtest du sie mitbringen. Das zeigt großes Vertrauen, nicht wahr? Minna soll auch meine eigentliche Brau Kranzjungfrau sein, sie verdient diese Auszeichnung, weil sie so weit [von Wien, Anm.] herkommt zu meiner Hochzeit. Die "6 Wochen" machen mir doch noch kein Fieber, das kommt erst, wenn der große Tag noch näher sein wird. Wenn nur erst alle meine schönen Sachen glücklich in Mödling sein werden. Wenn Mödling mir nun gar nicht gefiele, was würdest du thun? - ---- Wenn ich rechtes Heimweh bekäme. Hast du schon gehört, daß die arme Anna Mertens den Typhus hat und im Spital ist. Es sind zwar wieder bessere Nachrichten da. Nun aber behüte dich Gott, wenn ich bis Dienstag oder Mittwoch früh von dir einen Briefe bekomme, schreibe ich auch noch einmal. Auf baldiges Wiedersehen freut sich herzlich deine treue Fanni – Großmutter grüßt dich.


Brief vom 25. Februar 1872[3] von der Mutter Antonia an den Sohn Franz II. Xaver Gregor Spängler in Mödling und von dessen Bruder Otto

Ein Bogen; / = Seitenwechsel; fragliche [?] und (für mich) unleserliche XX Stellen:
Salzburg den 25/2 [1872][11] Mein liebster theuerster Franz! Endlich habe ich einen Brief von dir erhalten, ich höre wohl öfter von Fany wie es dir geht, aber imer freut es mich mehr wen ich von dir selbst einen Brief erhalte. Ich bin gottlob gesund und kan meine Wege gehen. Ich bin bis auf das Bett füllen und Roßhar zupfen fertig. Auch gewaschen muß noch alles werden; aber bis zum packen bin ich schon fertig. Jetzt habe ich auch mein schwarzes Kleid machen lassen welches hübsch auß gefallen ist. dan mußte ich einige Einladungen nach hollen welche zu dato alle beseitigt wurden weil ich mir zu nichts zeit nehm[e] vieles ist schon bey der Fany oben weil es von dort auß gemacht und / und auch von dort auß gewaschen wird was ich dan zahle, weil von dort auß alles gepackt wird. Da die Sachen gewiß schon vor der Hochzeit aufgegeben werden müßen. Was werden solche Leuchten[12] in Wien kosten wie du sie mir in Graz gekauft hast, ich bitte dich schaue dich ein wenig um oder bitte die Angermeier [Angermayer, Anm.] wen sie nicht mehr als 3 höchtens 4 fl [Gulden] kosten möchte ich 2 kaufen lassen und sie der Fany zum Nammenstag geben. Vieleicht kanst du dieses besorgen ich würde das geld dann den Otto geben, und die Leuchten ließe ich ihn von dir unten [in Wien] in meinen Nahmen geben. Hier sollen sie sehr theuer sein. Sie könnte die Leuchten dan gleich unten lassen. /

Leider ist bey Zeller ein dichtiger [tüchtiger] Strich durch [die] Rechnung gemacht worden durch den Tod des Stipitz [Stiebitz, Anm.] , man weiß noch nicht wie weit es hinauß geht ob die Vermählung noch in den Fasten ist. Ich denke doch wen ammal [einmal] das ärgste vorüber ist das sie doch sein wird weil es dem Schuhmacher gar nicht recht auß geht. Er muß schon in die neue Wohnung über siedlen, und ohne jemand zur Bedienung zu haben geht es schon schwerer. Jeden Fall wird die Hochzeit erst sein wen die Fany wider von Wien zurük kömmt. Die Stipitz [Stiebitz, Anm.] erbarmmt mir auch recht sehr, sie sieht ja ohnedieß sehr schlecht auß, und die armmen Kindlein dauern mich auch so klein noch alle. Am Mittwoch kommen die beyden Fany nebst Louise Nachmittag zu mir vieleicht lade ich auch die Koch ein. Lebe recht wohl mein lieber Franz ich bethe schon recht fleißig für dich es küßt dich inig deine treue Mutter Spángler. /

[Otto Spänglers Schrift:] Lieber Franz! Die Nachricht vom Tode Stiebitz’s[13] wirst du wahrscheinlich durch Fanni erhalten haben. Es kömmt wahrlich viel Unglück über die Familie. Was die Unionbaubank betrifft, so wurde aus den Unterhandlungen nichts; allein ich habe deßwegen nicht ausgelassen; und bin nun selbst unter die Gründer gegangen. Baurath Schwarz, das Bankhaus Fürst in Wien, die Hypothekenrentenbank, unsere beiden Oberösterreich-Salzburgerbanken wir [?] haben uns zu einem Consortium zusamengetan, um eine Baugesellschaft für Oberösterreich u Salzburg zu gründen. Wir verhandeln bereits mit der Commerce; vom Gemeinderath einstweilen bis zur Entscheidung auf Urlaub gegangen. Näheres folgt. Zur Nachricht diene dir, dß die Xxmärichen [?] Coupons dedato 1. Jänner 1871 bereits unbeanstandet ausbezalt werden. Deine Verrechnung ist nun folgende: [Zahlen in zwei Spalten jeweils untereinander:] Lezter Kassarest - 12.55 // 16/2 August [Spängler] zalt - 150. - // 23/2 August zalt Rest 100. - // 262.55 // 204.50 [rechte Spalte:] Ausgaben: // Hemden machen 4.50 // Otto nimmt zu 5% 150.- // Otto nimmt zu 5% 50.- // 204.50 [Unterstrich:] 58. - 5


Brief vom 27. Febrar 1872 von Fanni Schlegel an Franz II. Xaver Gregor Spängler in Mödling

Brief von Fanni Schlegel (Nr. 19) an Franz Spängler (Nr. 18):

Herrn Doctor Franz Spängler kk. Gerichtsadjunkt in Mödling bei Wien [LXXVI erh 28/2 beantw 28/2; anderes Briefpapier ohne Zeichen, sonst mit englischem Prägestempel; dem Brief beiliegend Blumen]: Salzburg 27. Februar 1872 1/2 10 Uhr Vorm:[ittags]. – Mein lieber Franz! So gerne hätte ich dir gestern schon geschrieben und für deinen so lieben Brief gedankt, doch konnte ich nicht dazu kommen und auch heute ist der Tag schon wieder so weit vorgerückt, ehe ich zu schreiben beginne. Daß mich die in dem Briefe enthaltenen guten Nachrichten recht angenehm überraschten, darfst du glauben, auch Großmutter freut sich mit mir, daß unsere Finanzen sich so günstig gestalten. Sie läßt dich bestens grüßen und dir gratulieren. Ich mache auch schon Pläne wie hübsch sich unsere Wirthschaft mit dem von dir großmütig vergrößerten mehrten Monat[s]geld wird einrichten laßen. Daß die Sendung glücklich an Ort und Stelle ist, bin ich auch froh. In wenigen Tag wird uns nun so Gott will, ein recht frohes Beisammensein erfreuen, wie ungeduldig werde ich am Freitag die Ankunft in Wien erwarten und den Augenblick, wo wir dich am Bahnhof erblicken werden. Über die Dauer unseres Aufenthaltes in Wien läßt sich nichts bestimmen Das hängt davon ab, wie es mit den Einkäufen geht, doch habe ich es immer [für] selbstverständlich gehalten, daß wir über den 9.März unten bleiben, und Großmutter widerspricht nicht.

Ich werde nicht ermangeln die von dir genannten Papiere mitzunehmen, und werde deinem Rath gemäß auch wo[h]lgestiefelt sein. Daß ich den Regen momentan nicht vergeße, dafür sorgt das liebliche Wetter, welches wir hier haben. Es wird mir doch ganz eigen zu Mute sein, wenn ich zuerst mit dir unsere Wohnung betrete. Gebe der liebe Gott, daß wir dieselbe gesund und zufrieden bewohnen können! Wenn ich sehe, wie nahe Glück und Leid sich berühren, und wie leicht ein noch so sicher gehofftes Ziel sich wieder verschieben kann, wage ich es wirklich nicht, mich recht auf unsere Zukunft zu freuen. Wer bürgt uns dafür, daß Alles ohne Zwischenfall zurecht kommt? Gott allein kann uns führen, und um seinen Segen und Schutz bitte ich täglich. Zudem fürchte ich mich noch so sehr vor der le[t]zten Zeit hier, und vor dem Abschiednehmen von allen Bekannten, und kann das Fieber noch immer nicht recht überwinden, wenn ich an den 8. April [Hochzeitstermin] denke! Großmutter nimmt sich auch den Abschied schon zu Herzen, einestheils erfreut sie sich an den Gedanken, uns Beide recht zufrieden und vergnügt zu sehen, aber daß sie dann gar so allein sein wird, fällt ihr recht schwer. Wenn ich wüßte daß sie Jemand Paßenden bei sich hätte, wäre mir auch eine große Sorge vom Herzen. Mein allernächster Wunsch ist, daß es am Freitag nicht gar so garstig stürme wie eben heute. Wir gehen gar nicht mit dem Leichenbegängniß des armen Stiebitz, weil es so heillos stürmt. Die wenigen Tage bis zu unserer Abfahrt haben wir noch Einiges zu ordnen. Als Reiselektüre werde ich den Trompeter mitnehmen, ich kam noch nicht dazu mehr als die Vorrede und einzelne Stellen davon zu lesen. Morgen hoffe ich wieder von dir zu hören, und werde wenn auch nur noch kurz, antworten. Dann soll uns ein langes gemütliches Aussprechen für etwaige Versäumnisse beim Schreiben entschädigen. Ein baldiges frohes Wiedersehen hoffend, grüßt dich herzlich deine Fanni. – Nun müßen wir aber auch den Plan für die Hochzeitsreise endlich festsetzen! – Richard ist zwar besser, doch liegt er noch immer.

"Trompeter": Victor von Scheffels Versepos "Der Trompeter von Säckingen", 1854.


Postkarte vom 29. Februar 1872 von von Fanni Schlegel an Franz II. Xaver Gregor Spängler in Mödling

Correspondenz-Karte von Fanni Schlegel (Nr. 19) an Franz Spängler (Nr. 18):

Herrn Doctor Franz Spängler kk Gerichtsadjunkt in Mödling bei Wien [LXXVII erh 1/3]: Salzburg am 29. Febr: 1872 [Bleistift:] Den Brief habe ich erhalten und danke bestenst, weitere Antwort mündlich. Wir haben noch nicht eingepackt, daher noch viel zu thun. Morgen Abfahrt um 7 Uhr früh. Auf fröhlich[es] Wiedersehn herzlichst Grüße d. F S.


Brief vom 29. Februar 1872[3] von der Mutter Antonia an den Sohn Franz II. Xaver Gregor Spängler in Mödling

Ein Bogen; / = Seitenwechsel; fragliche [?] Stellen:
Salzburg den 29/2 [18]72. Mein inigst geliebter Franz! Da Fany Morgen nach Wien reißt so benütze ich die Gelegenheit dir die Seckl [?] zu schücken; die Zwirnwaren [?] hatte ich noch da zum außbeße[r]n und denke mir, du köntest sie diese wenigen Wochen noch brauchen, und die Wollenen schücke ich wen es vieleicht noch kalt wäre bis 31 März, zum Herauf reisen, das du die selben anziehen köntest. gestern bekamm ich wider 6 Hemten von machen mit welchen ich sehr zufrieden bin, sie gefallen auf der Fany sehr gut. gestern waren wir rechts gemüthlich bey sammen. Die Fany hat schon recht viele, und schöne Hochzeits geschenke bekommen, von den duregger bekömt ihr noch eine schöne Lammpe. Die Bettstätte hast du wie Fany mir gestern sagte, endlich erhalten. Wie froh wirst du sein / wenn einmal alles in Ordnung ist und ihr Eure Häußlichkeit begonen habt. Gott gebe das alles seinen ord[ent]lichen gang geht. Wie ich hoffe wirst auch du eine Aufbeßerung deines Gehaltes bekommen, es ist alles gut herzunehmen.

Lieber Franz ich bitte schaue doch nach wie viel ich der Großmutter für Gradl zu den Matratzen gezahlt habe, Otto thut die Aufschreibung immer gleich weg wen er es dir angezeugt hat. Ich möchte es gerne wissen sey so gut und schreib es mir. Auch bitte ich dich recht schön mir zu schreiben, was der Louise ihr Brautkranz und Schleier gekostet hat, wen ich mich nicht teusche, so hat es zu sammen 23 fl [Gulden] gekostet. Vergeße aber nicht mir über beyde Punkte zu antworten. Wegen Stipitz [Stiebitz, Anm.] ist es wohl sehr traurig besonders das auch der Ewa; wegen dieses Umstandes die so lange ersehnte Vermählung nicht stattfinden konnte. Vergeße ja nicht die Kommenia [?] Coupo[ns] von Jener [Jänner, Anm.] 71 ein [?] zu kassiren. Nun werde wider / Geld brauchen bis das Bett ordentlich hergestehlt ist, ich geb her was ich entbehren kann, aber ich fürchte da alles beim Bett so groß ist es wird dich vieleicht überal zu wenig sein die großmutter mußte auch um 20 fl [Gulden] nachkauffen. Lieber Franz ich freue mich für dich das du die Fany nun 8 bis 10 Tag in deiner Nähe hast, und öfter so gar schon in der neuen Wohnung. Vergeße ja wegen den Leuchten nicht, und gebe sie dan der Fany in meinen Nahmmen, so können dann die Leuchten schon unten [in Wien, Anm.] bleiben. Sehe ja das die Wohnung gut verspert ist immer, damit Euch nichts geschieht. Lebe recht wohl sey recht herzlich gegrüßt und gesegnet, von deiner dich herzlich liebenden Mutter Spángler. Alle grüßen dich herzlich.


Brief vom 7. März 1872 von Antonia Spängler an Fanni Schlegel

7. März 1872, Brief ohne Umschlag aus Salzburg von Antonia Spängler (Nr. 37; * 1803; † 1882) an die Schwiegertochter Fanni Schlegel, am 8. April 1872 verheiratet Spängler, mit Zusatz vom kommenden Schwager Otto Spängler:

Meine innigst geliebte Fani! Meine Gedanken sind oft, sehr oft bey Euch; vertheilt, bald in Mödling [zu Hause], bald in Wien [Arbeitsstelle von Franz] – ich male es mir oft so auß – wo Ihr sein könnt – und was Ihr vieleicht thut – die Selligkeit im Gesicht, - und im Herzen. Die herliche Witterung trägt noch viel mehr bey, Euch meine lieben den Aufenthalt noch angenemer zu machen. Der Zweck meines Schreibens ist, Euch meine lieben beyden Fani alles gute zu diesem Feste zu wünschen, der liebe gott wolle beyden nach Verhältniß das geben, was jede an Leib und Seele beglüken kann. Dir liebe Fany wünsche ich von ganzen Herzen, daß deine neue Laufbahn, welche du nun bald betritst eine recht glückliche werde, - daß du in meinem Franz findest, was dein Lebensglück erhöht, und dir die Welt zu einem Baradis verwandeln. Der lieben guten GroßmutterFranziska "Fanny" Kobler, Anm.] , wünsche ich vor allem, daß der liebe Gott ihr die Ruhe des Gemüthes schenke daß sie die Trennung von dir, mit möglichsten XXXßung ertrage – dan bin ich zufrieden. Liebe Fany behalte mich immer ein wenig lieb. Ich habe diese Woche immer mit Raßhna [Rosshaar, Anm.] zupfen zu thun, hoffe heute oder doch morgen fertig zu werden, dan laße ich sie hin, hell [?] füllen, und dan geht es über die Polster und Duchend, einen großen Theil der Wäsche habe ich auch schon weg gegeben, so hoffe ich das dann alles in Ordnung kömt, ein Stück Band denke ich wirst du für Franz schon gekauft haben zun Wasch zusammen zu binden nicht breit, was er für eine Farbe wünscht. Ein Lagebinder hoffe ich wird dir Franz in meinen Nahmen übergeben wenigstens habe ich ihn gebethen etwas zu kauffen, kann er nicht dazu, so werde ich schon hier etwas finden, was dir Freude macht. Die Zeit wird die gewiß viel zu schnell vergehen heute schon den 7t Tag seit Ihr fort gereißt. Die Geschichte von Spindlen das er sich den Hals abschneiden wollte und in den Armmen die Adern öffnen werdet Ihr gewiß schon gehört haben. – Und vom Wall das er geklagt wurde wegen Müßhandlung eines sehr braven Jungen welcher einen kleinen Scherz machte – es ist in mehreren Blättern zu lesen. Die Zeller hat nun wohl viel zu übertragen. Grüße mir den Franz recht herzlich, so auch die gute Großmutter. Leben recht wohl meine liebe Fany noch einmal dir alles gute wünschend bleibe ich deine dich herzlich liebende Mutter Antonia Spängler. – Dem Fräulein Lorinzer alles herzliche.

"Lorinzer": Minna Lorinser, Schulfreundin, Vater ist Arzt, später betreut er die Spänglerkinder (Franzi).

Liebe Fanni! Im eigenen u. im Namen meiner Louise füge ich den Zeilen der Mutter mit unseren herzlichsten Grüßen die besten Wünsache zu deinem u. der verehrten Großmutter Namenstage bei. Auch meinen lieben Bruder Franz, dessen Glück u Freude ich mit brüderlicher Innigkeit mitempfinde, bitte ich mir herzlichst zu grüßen u. zu küssen; er wird nichts dagegen haben, wenn du es per procura thust. Adieu liebe Fanni dein aufrichtiger Schwager Otto


Postkarte vom 10. März 1872 von Fanni Schlegel an Franz II. Xaver Gregor Spängler in Mödling

Correspondenz-Karte von Fanni Schlegel (Nr. 19) an Franz Spängler (Nr. 18):

Herrn Doctor Franz Spängler kk Gerichtsadjunkt in Mödling bei Wien [LXXVIII erh 11/3 beantw 11/3]: Enns am 10. März 1872 [abgestempelt "Linz Bahnhof"; Bleistift, sehr undeutlich:] Wir sind XXX XXX XXX


Brief vom 12. März 1872 von Fanni Schlegel an Franz II. Xaver Gregor Spängler in Mödling

Brief von Fanni Schlegel (Nr. 19) an Franz Spängler (Nr. 18):

Herrn Doctor Franz Spängler kk Gerichtsadjunkt in Mödling bei Wien [LXXIX erh 12/3 Corresp K 14/3 beantw 15/3; Daten verbessert]: Salzburg 12. März 1872. 1/4 nach 6 Uhr Ab[en]d[s]. – Mein lieber Franz! Ich danke dir für deine lieben Zeilen sammt Einschluß u. die beiden Postkarten. Umsonst hoffte ich den ganzen heutigen Tag auf eine freie Stunde um dir zu schreiben, erst je[t]zt bleibt mir eine halbe Stunde, wo ich auch den Brief schließen will, damit derselbe um 7 Uhr noch abgeht. – Wir kamen also glücklich an, die Zeit während der Heimfahrt vertrieb ich mir meist mit Lesen in deinem so wunderhübschen Buche, welches mich ganz besonders freut. Oft noch beschäftigten sich meine Gedanken mit dir, du Lieber, mit unserer neuen Heimat und mit den so kurzen schönen Stunden, die wir wieder mitsammen zugebracht hatten. – Nach Salzburg gekommen, was mein Erstes zu Lida zu gehen, um Näheres über die Hochzeit zu hören. Dann, denkst du wo[h]l, bin ich hübsch nach Hause gegangen und habe frühzeitig die Ruhe gesucht. Weit gefehlt, ehe ich nach Hause kam war Ludwig schon bei uns um mich abzuholen, und ich mußte im Reisekleid wie ich war in Ludwigs Wohnung kommen und Emma’s Polterabend feiern helfen.

Deine leichtsinnige Braut kam erst gegen Mitternacht heim, es war ganz gemütlich gewesen. Beim Champagner wur[de] unter Anderen auch [auf] dein u. mein Wo[h]l getrunken. Nur einen Moment wollte uns der Ernst übermannen, das war wie die arme Rosa Emma und mir wünschte es möge uns mehr Glück beschieden sein als ihr. Ich konnte einen Augenblick nicht den Thränen wehren. Die Hochzeit am andern Tag ging Gott sei Dank glücklich vorüber. Als Emma und Albert am Altar standen waren meine Gedanken wo[h]l auf ein nahes uns betreffendes Fest gerichtet, und ich betete für uns Alle. – Das Hochzeitsmahl war über Erwartung heiter. Wir waren Alle so lustig, und als der Champagner perlte kam es sogar zu verschiedenem Bruderschaft trinken. Auf Emmas Wunsch tranken sagen Lida und ich zu Albert du. Lida trank dann mit deinem Bruder auf du u. der und ich, denke dir, mit Ludwig doch nun ist es höchste Zeit daß ich schließe, so bald als möglich mehr. Behüt‘ dich Gott. Deine Fanni. – Großmutter grüßt


Brief vom 16. und 17. März 1872 von Fanni Schlegel an Franz II. Xaver Gregor Spängler in Mödling

Brief von Fanni Schlegel (Nr. 19) an Franz Spängler (Nr. 18):

Herrn Doctor Franz Spängler kk. Gerichtsadjunkt in Mödling bei Wien. [LXXX erh. 18/3 beantw 19/3; großes [Efeu-]Blatt beliegend; siehe unten]: Salzburg 16. März 1872. – Mein lieber Franz! Ich hatte mich schon sehr auf deine lieben Zeilen gefreut und ich danke dir herzlichst dafür ferner auch für das Veilchen, welches sogar noch ein wenig duftet. Ich sehe mit großer Freude, daß du meiner dich oft erinnerst, und kann dir nur sagen, daß meine Gedanken oft und oft bei dir weilen. Meine ganze je jezrge jetzige [sie schreibt, wie damals üblich, "jezt", zögert aber offenbar bei dieser Schreibung, Anm.] Thätigkeit weist mich immer auf das nun schon so nahe Ziel hin, auf unser, so gebe Gott, glückliches Beisammensein! Wo wir etwa über 4 Wochen sein werden? Seit Mittwoch ist meine Ausstattung sowie sämmtliche Hochzeit[s]geschenke aufgestellt, und unsere Bekannten machen sich die Unterhaltung die Sachen anzusehen. Die vielen neuen und hübschen Dinge sehe ich selbst gern an und ich denke dabei immer wie alles so schön in unserer gemeinschaftlichen Wohnung sein wird. Ich freue mich schon, wenn ich Alles dort ordnen werde. Ich hoffe, es soll uns Beiden recht wo[h]l und behaglich werden in unserer lieben neuen Heimat. Hier komme ich mir schon beinahe wie ein Fremdling vor, so sehr richten sich immer meine Gedanken auf das mit dem Tage unserer Vermä[h]lung beginnende neue Leben. Aus deinen Zeilen glaube ich zu sehen, daß du auch nicht mehr frei von Fieberanfällen bist, aber den dich überkommenden zu ernsten Stimmungen mußt du nicht zu sehr nachgeben. Es würde mich recht betrüben, wenn ich denken müßte, du seiest verstimmt, viel lieber höre ich, daß du dich erheiterst wie neulich, wo du mit Albert und Emma beisammen warst. Daß ich dir keine weitern Details erzählte von Emmas Hochzeit erklärt sich sehr einfach durch die Kürze der Zeit, die ich für den Brief verwenden konnte. Ich gebe hie[r]mit freilich die Erlaubniß zur allfälligen Revanche. Wenn ich etwas mehr Gewohnheit im Küßen erlangt habe, mußt du dir schon selbst die Schuld daran beimeßen, das ist einfach Erziehungsresultat.

Also Willi Gattermayer wird nicht mein Brautführer sein, da er je[t]zt schon hier ist, und gestern seine Prüfungen vollendete, kann er nicht wieder [aus Wien] heraus kommen. Weißt du, daß ich statt desssen denke, ob ich nicht doch Ludwig ersuchen soll, mein Brautführer zu werden, da er bei Emmas Hochzeit so lustig war, wäre es ihm vielleicht nicht zuwider. Auch Lida meint, daß er gern bei unserer Hochzeit wäre. Was meinst du? Ich denke wir würden erst wenn du hier bist mit Ludwig darüber sprechen. Als ich Samstags ankam, fand ich zu meiner großen Freude einen Brief von meiner so sehr verehrten Frau v. Daume [?]. Tags darauf bekam ich einen von den Schreibers aus Stuttgart. Ich werde jedenfalls, ehe ich Salzburg verlaße, diese Briefe beantworten.

An Hochzeit[s]geschenken erhielt ich noch Folgendes: Von Anna Zillner und deren Mutter ein sehr hübsches Theegeschirr für 2 Personen, samt Theeserviet[t]en, von Betti Katzinger die versprochene Couvertdecke und heute zwei Bettvorlagen von Herrn Bürgermeister Spängler. Ich wollte, ich ko[ö]nnte dir je[t]zt schon Alles zeigen, es sieht so nett aus, wie Alles so beisammen ist. Weißt du, was noch abgeht? Fensterpolster. Ich weiß nicht ob ich welche bekomme, aber du könntest mal so gut sein, mir nächstens anzugeben wie breit und lang ein Fensterpolster sein müßte, vielleicht läßt sich etwas machen, da nächste Woche die Garnitur überzogen wird. Wir wählten bei Spängler einen grünen gemusterten Wollstoff aus, von dem ich hoffe, daß er dir gefallen wird. – Doch nun für heute gute Nacht, morgen füge ich hoffentlich noch etwas bei. Sind auch die Glassachen schon gekommen? –

Sonntag 17. März, 9 Uhr – Guten Morgen, mein Lieber, wie hast du geschlafen? Ich hoffe, du bist nicht verstimmt, sondern denkst vergnüglich wie ich, daran, daß nur noch zwei kurze Wochen zwischen heute und dem Tage unserer Wiedervereinigung liegen. Je[t]zt ist es gerade eine Woche, daß du mich zum le[t]zten Male beim Abschied umarmtest. Es war doch recht lieb, daß du uns noch eine Strecke begleitetest, ich freute mich auch sehr darüber. Die Heimfahrt kam mir viel kürzer vor, als die Reise von hier nach Wien, wo ich zum Schluße schon so ungeduldig war, dich endlich zu sehen.

Alle wundern sich, daß Großmutter und ich so gut aussehen seit der Wiener Reise. Ich bin schon recht froh, daß Großmutter sich nicht überanstrengt so zu sehr ermüdete. Sie ist im Ganzen ziemlich heiter, nur zuweilen betrübt sie der nun schon so nahe Abschied. Ich glaube, es wird recht gut für sie sein, daß sie nach unserer Hochzeit nach Mödling reist, um meine Wirthschaft einzurichten. Die Aussicht, daß wir uns bald wieder sehen werden, wird ihr und mir das Scheiden erleichtern. An dem Spitzentuch von uns hat sie wirklich eine rechte Freude, sie zeigt es mit einigem Stolz als "Namenstaggeschenk von dem Brautpaare". Bei dieser Gelegenheit fällt mir ein, daß ich dir blos 8 fl: [Gulden] bezahlte, also noch 25 Kr. [euzer] schuldig bin. Ich schließe zur Deckung meiner großen Schuld 5 Briefmarken bei.

Am Freitag kam dieselbe Näherin zu mir, welche Emmas Kleider verfertigte, und nun geht es tüchtig an die Arbeit. So viel ich kann helfe ich mit der Maschine und auch so, ich hoffe, daß Alles recht hübsch wird. Ich lernte neulich eine Braut kennen, die auch am 8. April ihre Hochzeit haben wird, und die mit ihrem Mann ebenfalls eine Reise nach Italien machen will. – Man fragte mich schon mehrmals, ob doch die Rundreisekarten schon im April gelten, sei doch so gut und erkundige dich darum. Ich bin je[t]zt mit einer Reise nach Italien recht einverstanden, es muß wunderschön sein so alles in voller Blüthe zu sehen. Hier ist es wirklich viel rauher als in Wien, am Mittwoch brachten wir den Abend bei Zillner[14] zu, da schneite es sehr stark, gestern war es wieder schön, aber heute haben wir ein Wetter wie am 2.März. Ich lege dir ein Epheublatt aus dem Bouquet bei welche[s] ich bei Emmas Hochzeit hatte. Ich gehe je[t]zt so wenig als möglich aus, weil ich so viel zu thun habe. Großmutter will nächstens schon mit dem Einpacken beginnen. Weißt du nicht wann Minna von Pesth [Budapest] kommt? Ich freue mich schon sehr, recht bald und viel von dir zu hören, drum schreibe bald deiner treuen Fanni. – Viele Grüße v. Großmutter. Was giebt es Neues in Mödling?

"Bürgermeister Spängler" und Wollstoff bei "Spängler": Alois Spängler (* 1800; † 1875) war Kaufmann und 1854 bis 1861 Bürgermeister von Salzburg. Die Salzburger #Spängler-Bank, "Bankhaus Carl Spängler & Co. Seit 1828", entwickelt sich aus der Spängler-Handelsgesellschaft in Salzburg. Carl I. Spängler (* 1825; * 1902) ist kaiserlicher Rat und Bankier in Salzburg und übernimmt die Bank von der Familie Duregger (Wohnhaus am Mozartplatz 4).


Brief vom 16. März 1872 von Antonia Spängler an ihren Sohn Franz II. Xaver Gregor Spängler in Mödling

[Brief von Nr. 37 Antonia Spängler an den Sohn Nr. 18 Franz Spängler]:

Salzburg 16. 3. 72: Mein liebster theuerster Franz. Es ist halt heute schon Sonntag und ich komme erst dazu dir zu schreiben. die großmutter und Fany [Fanni] erzählten mir viel wie viel du bey ihnen warst, und wie Ihr mitsammen herum gegangen seit, die großmutter hat der Fany [Fanni, Anm.] würklich sehr viel gekauft, und hat vorgestern wider 50 fl [Gulden] außgegeben für sie. Ich bin nun gottlob mit allen fertig bis auf 6 Hemmten welche noch nicht vom machen gekommen sind. Das Bett ist hübsch und ordentlich, ich mußte freulich 6 [Pfund] Borten kauffen wie eben auch beim Otto, doch geschehen mußte. Zuerst sagte die großmutter ich soll alles hinauf schücken zum einpacken und gestern sagte sie ich sollte eine eigene Kiste nehmen und bey uns packen. Bis wan soll ich dan alles packen, und soll ich die Juri[s]tischen Bücher welche im Bücherkasten in der Lade sind mitpacken? Die Küste werde ich halt kauffen müßen, weil diese, welche ich habe, viel zu klein ist. Müßen die Sachen von der Kathi auch gleich mitgeschückt werden? Du hast mir noch nicht meine 2 Fragen beantwortet wo ich dich gebethen habe, ich bitte dich darum bald. Die Leuchten scheint es, haben die Fany sehr gefreut, ich bitte dich schreibe mir bald, was sie kosten, damit ich selbe dir bezahlen kann, ich bin immer froh, wen ich mit allen gleich in Ordnung komme. Wie wird es den mit den Verkünden sein, das Ihr ja nichts versäummt. Die Brautringe wird wohl die Fany besorgen, die Louise sagt, die Brautringe sind die Sache der Braut. Ich bin würklich froh, wen alles vorüber ist, auch für die Fany. Ob die großmutter Euch etwas zur Reise giebt, möchte ich recht sehr zweifeln. Ich würde die Hochzeitsreise darauf einrichten. Ihr könnt ja nach Brunecken gehen und vielleicht nach Riva damit ihr doch bei Verwandten sein könnt und die Tage der Reise ausgefühlt werden. Alle Verwandten wird es freuen Euch zu sehen. Lieber Franz schnell wird die Zeit vergehen nur noch 14 Tage und du darfst dich nicht mehr von der Fany trennen. Die Schuhmacherischen wirst du gewiß auch in Wien oder vielleicht haben sie dich gar in Mödling besucht. Heute ist Sattler Fina angekommen um sich vielleicht ein XXX ihr zu XXX, leider ist die Toda dermalen ziemmlich unwohl, das heißt eigentlich sehr schwach. Die Trennung von der Sattler fählt allen sehr schwer. Der Alois Spängler hat Euch sehr hübsche Vorlagen zu deinen Betten gekauft, und wird sie diese Woche nach schücken wegen XXX. Lebe recht wohl mein lieber Franz ich bethe schon oft und fleißig für dich es küßt dich mit iniger Liebe deine treue Mutter Spängler – Otto Louise und die Kinder Leopoldine alle grüßen dich herzlich. Das Tuch ist schon schön welches Ihr der Großmutter gekauft habt.


Brief vom 20. März 1872 von Fanni Schlegel an Franz II. Xaver Gregor Spängler in Mödling

Brief von Fanni Schlegel (Nr. 19) an Franz Spängler (Nr. 18):

Herrn Doctor Franz Spängler kk. Gerichtsadjunkt in Mödling bei Wien. [LXXXI erh. 22/3 beantw 23/3]: Salzburg 20. März 1872. ¾ 8 Abends. – Mein lieber Franz! Ich danke dir für deine lieben Briefe dießmal gibt es eine ganze Reihe von wichtigen Dingen zu verzeichnen, die alle auf das eine, wichtige Ziel hindeuten. Erstens haben Großmutter und ich noch am Sonntag die Eheringe bestellt. Mit dem Gravi[e]ren wird noch gewartet, bis wir mit voller Sicherheit den Tag unserer Vereinigung sagen können. Denn ich traue mir [mich] wirklich noch nicht, den 8ten April als ganz bestimmt zu betrachten. Ich hoffe aber zu Gott, daß nichts dazwischen kommen wird.

Am Montag waren Großmutter und ich beim Pfarrer, ich legte ihm unsere Taufscheine und die Volljährigkeits-Erklärung vor und er versprach die Verkündigung am Ostersonntag, Ostermontag und w[W]eißen Sonntag vorzunehmen. Er trug mir nur auf, dir zu sagen, du möchtest den Hrn: Pfarrer in Mödling fragen, ob er von Seite[n] der Dompfarre einen Bericht über unser Verkünden erwartet, in welchem Falle der Domherr Eihinger ihm denselben übermitteln würde, oder ob er diese Form für unnotwendig erachtet. – Ferners hat sich Großmutter mit Hrn: Seefeldner besprochen bezüglich der Versorgung[s]kasse, und die Statuten ihm vorgelegt. Dr: Seefeldner [Name jetzt lateinisch geschrieben, Anm.] ist nicht für den Verein eingenom[m]en, er sagt er hat ein Beispiel erlebt, wo wegen größerer Sterblichkeit die anfangs versprochene Jahresrente per 600 fl:[15] auf 400 fl: herabgese[t]zt und schließlich auch noch von diesen 400 fl. [!] abgezogen wurde. So meint also Großmutter du solltest in dieser Richtung nichts unternehmen, sondern wir sollten lieber suchen, selbst etwas zu ersparen. Soll ich dir das Büchlein mit den Statuten schicken oder sollen wir dasselbe aufheben bis du kommst?

Die mir gehörige Garnitur ist auch schon beinahe fertig überzogen, der grüne Stoff sieht recht hübsch aus. Ich wagte heute eine kleine Anspielung wegen der Fensterpolster, welche aber nichts nützte. Thut auch nichts! Die Ausstattung war in dem rückwärtigen Zimmer aufgelegt, wo sonst das allfällige Gäste beherbergt werden. Heute begann Großmutter meine Sachen einzupacken, und wurde schon das zur Hochzeit[s]reise Notwendige bei Seite gelegt. Was nun die Hochzeit[s]reise betrifft, so hat sich deine Mutter auch der Großmutter gegenüber in dem Sinne geäußert, wie du andeutetest, doch meine ich, wir sollten uns wirklich von dem einmal gefaßten Plan nicht abwendig machen laßen, wer weiß, ob sich je in unserm spätern Leben Gelegenheit bietet, ein paar [oder: Paar, Anm.] Wochen heiter und sorglos in der Welt herumzureisen, und die Hochzeitsreise [! mit s, Anm.] ist eben die Hochzeitsreise. Es bleibt dabei. Großmutter grüßt dich. Bezüglich der Besuche bei deinen Verwandten, meine ich auch, wir sollten auf der Reise nur die unumgänglich notwendigen machen und dazu so wenig Zeit als möglich verwenden. Die Gastfreundlichkeit derselben aber in Anspruch zu nehmen, wäre mir, die Allen ganz fremd ist, geradezu peinlich. Die Rundreisebillets sind wirklich so bedeutend billiger, daß wir Strecke um Strecke zahlend kaum halb so weit kämen und wir brauchen ja sonst keine Verschwendung zu treiben, da werden die Finanzen schon langen. In der sichern Vorausse[t]zung daß du wegen Ludwig einverstanden bist, fragte ich die Wahlin, ob sie meint er würde mein Brautführer s werden, und sie sagte, sie zweifle gar nicht, daß es ihn freut. Ob ich, ehe du kommst etwas zu ihm selbst sage, lasse ich dem Zufall über. Minna wird erst am 26. März von Pesth zurück kommen, es wäre erst möglich, daß sie dann mit dir zugleich kommt. Heute, denke ich, wird Schumacher und Frau angekommen sein. Ich bin schon recht begierig, Emma zu sehen. Heute hörte ich mit Bedauern, daß Albert es noch nicht verstanden haben soll, sich in Hallein beliebt zu machen. Man vermißt noch gar zu sehr den Ernst, der namentlich in Alberts Berufe [Arzt, Anm.] so notwendig scheint. Es wäre schon recht traurig wenn er in Hallein keine gute Stellung erringen könnte.

Denke dir, der Frau Wahl hat man die ganze Geschichte mit dem mißhandelten Buben verschwiegen, wenn ihr aus [nur] nicht einmal von unberufener Seite davon gesagt wird! Die beste Rechtfertigung für Hrn: Wahl ist, daß die Mutter des betroffenen Knaben gebeten haben soll, daß ihr Sohn wieder behalten wird. – Wie es scheint wird Frl: Fanni nicht bei Zeller bleiben. Mama sagte auch so zur Großmutter, doch ist es noch Geheimniß. Bist du denn schon um Urlaub eingekommen? Susi Menninger wird am 2. April heiraten. Sie ist schrecklich aufgeregt und weint sehr viel. Meine Stimmung ist ziemlich gleichmäßig. Ich bin sehr beschäftigt, und habe immer zu denken, damit alles Nöthige geschieht. Nächster Tage werde ich auch mein Brautkleid bestellen [zum Zusammennähen? Anm.] . Walli, die Näherin und ich schneidern den ganzen Tag mit allem Eifer. So, nun habe ich dir aber wieder viel vorgeplaudert, nicht wahr, nun behüt dich Gott und habe nur nicht zu viel Fieber. Auf baldiges Wiedersehen sich herzlich freuend bleibe ich deine treue Fanni – Denke dir die Magd, welche seit fast 19 Jahren bei meinen Eltern ist, ist die Braut meines Dienstmannes und heirathet Ende April.

"Volljährigkeitserklärung": Fanni Schlegel ist am 1. Juni 1848 in Salzburg geboren, ist also fast 24 Jahre alt. Mit der Erklärung [siehe frühere Briefe] ist sie aber auch finanziell eigenverantwortlich (juristische Mündigkeitserklärung).


Brief vom 24. und 25. März 1872 von Fanni Schlegel an Franz II. Xaver Gregor Spängler in Mödling

Brief von Fanni Schlegel (Nr. 19) an Franz Spängler (Nr. 18):

Herrn Doctor Franz Spängler kk. Gerichtsadjunkt in Mödling bei Wien [LXXXII erh. 26/3 beantw 27/3]: Salzburg 24. März 1872. Abends ½ 8 Uhr. – Mein lieber Franz! Solltest du es glauben, daß ich mir bis zu dieser Stunde nicht die Zeit gönnte, deinen lieben Brief zu beantworten? Obgleich Sonntag ist, nähte ich, da ich nicht viel Aussicht habe, meine Kleider fertig zu bekommen. So verging mir der Tag sehr schnell, gegen Abend kam Frau Rudolf Spängler, in deren Gegenwart ich noch Putzwäsche stärkte, weil ich an Werktagen wirklich nicht Zeit habe, so etwas zu machen. Denke dir, wir haben vorgestern zwei wunderschöne Pendeluhren bekommen, die eine von Karl u. Rudolf Spängler und die andere von deinem Bruder und Luise. Durch Zufall unterließen die Betreffenen, sich über die für uns bestimmten Hochzeit[s]geschenke zu besprechen, und hatten Alle denselben Gedanken. Ich muß gestehen, daß ich Anfangs ordentlich verblüfft war, als in Zeit einer Stunde die beiden Uhren anlangten. Dein Bruder war ganz ärgerlich und entschuldigte sich ordentlich, ich aber versicherte ihm, daß wir Beide es keineswegs für ein Unglück halten, anstatt einer zwei so schöne Uhren zu haben. Ich habe schon nachgedacht, wohin wir die Uhren hängen sollen. Ich denke, die eine würde in das hübsche Zimmer, und die andere ins Schlafzimmer kommen. Die Kukuksuhr kommt dann ins Speisezimmer. Jedenfalls haben wir alle Veranlaßung, recht pünktliche Leute zu sein.

Am Donnerstag waren Lida und ich bei Zeller mit dem Ehepaar Schumacher beisammen. Am Freitag hielten Albert und Emma ihren Einzug in Hallein. Wir Beide, du und ich sind für einen Mittag schon bei Emma eingeladen, weil ich ihr sagte, wir werden jedenfalls kommen um in feierlicher Weise sie zu unserer Hochzeit zu laden. Emma ist recht vergnügt und thut ihr Bestes ihren Mann recht zu verziehen. Das werde ich ihr hoffentlich nicht nachmachen, ich werde mich lieber selber ein wenig verziehen laßen. Emma hat mir auch deine Grüße entrichtet. Ludwig erklärte sich freundlichst bereit, mein Brautführer zu werden, ich ließ ihn durch Emma darum bitten weil ich nicht bis zur le[t]zten Woche in Ungewißheit hierüber sein wollte. Nun liegt nur noch eine kurze Woche zwischen heute und dem Tage deiner Ankunft. Dann noch eine Woche, und dann: da werden wir wo[hl] noch genug Fieber bekommen! Je[t]zt kommt es mir so stoßweise, am besten hilft mir die XXX vielfältige Beschäftigung darüber hinweg. Aber manchmal fürchte ich mich schon sehr. Für heute aber gute Nacht, du wirst wo[h]l in Wien schlafen. -

25 März. 1/4 auf 12 Uhr! Heute über vierzehn Tage wird, so Gott will, gerade in dieser Stunde über unsern Bund der priesterliche Segen gesprochen werden! - ½ 12 Uhr. Deine gute Mutter kam, ich mußte darum den Brief liegen laßen. Über 14 Tage um diese Zeit sitzen wir wo[h]l schon als Vermählte bei Tische. Der Abschied kommt immer näher und Großmutter kann je[t]zt nicht immer mehr die Thränen verbergen, wenn die Rede darauf kommt. Da muß ich mich immer zusammennehmen, und meinen ganzen heitern Mut aufbieten um sie auch wieder heiterzumachen. Ich selbst bin noch immer, einzelne Fieberanfälle abgerechnet, ganz wo[h]lgemut, ich bin neugierig, wie es mir gehen wird, wenn das Abschied nehmen einmal Ernst wird. Wüßte ich nur Jemand, der zur Großmutter paßte, dann wäre mir viel leichter. Ich bin nun schon sehr neugierig, wie es mit deinem Urlaub wird, ich hoffe, die gestrengen Herrn werden ein Einsehen haben, und begreifen, daß man zum Heirathen gehörig Zeit haben muß. Deine gute Mutter spricht oft davon, daß wir ja nicht zu weit reisen sollen. m[M]ir scheint fast, es wäre ihr nicht Unrecht, wenn du nur kurzen Urlaub bekämest. Die Braut, von der ich neulich schrieb, ist die Nichte von Fräulein Gasteger [?] u. wird deren Geschäft übernehmen. Sie ist von Ischl, ihren Namen weiß ich nicht. Weißt du schon, daß Dr: Hermann Stieger heirathet, eine Linzerin glaube ich. Die Schlögelhofer Ida freut sich gar so auf unsere Hochzeit, da hätten wir schön Verdruß gehabt, wenn wir sie nicht geladen hätten!

Bitte, schreibe mir doch an welchem Tage du kommen wirst. Ich hoffe heute über 8 Tage. a[A]lso auf baldiges Wiedersehn! Von meinen Sachen ist schon viel eingepackt, für die Reise werde ich so wenig als möglich mitnehmen. Nun aber behüt dich Gott, ich habe Allerlei zu thun Schreibe bald und viel - deine treue Fanni. – Grüße von Großmutter deiner Mutter Hr: Rudolf Spängler u. Frau Bürgermeister Spängler. - Wenn du nach Wien fährst, grüße alle Bekannten von mir. – Gleichzeitig mit diesem Briefe folgen unter Kreuzband die Statuten.

"Rudolf Spängler": ein Cousin Dr. Rudolf Spängler, Apotheker, verh. mit Marie Spängler, geb. Weinwurm (* 1839; † 1911 Salzburg); "Karl" ist dessen Bruder Carl Spängler sen. (* 1825; † 1902 in der Stadt Salzburg), Großhändler, kaiserl. Rat und Bankier, wohnhaft am Mozartplatz 4, verheiratet mit Leopoldine Duregger.


Brief vom 27. März 1872 von Antonia Spängler an ihren Sohn Franz II. Xaver Gregor Spängler in Mödling

[Brief von Nr. 37 Antonia Spängler an den Sohn Nr. 18 Franz Spängler]:
Salzburg 27. 3. 72: Mein innigst geliebter Franz! Deinen lieben Brief habe ich richtig erhalten, und danke dir dafür. Heute erhielt Otto dein Telegram, er schückt aber das geld nicht ab bevor der Brief von dir kömmt. Ich will dir aber nur bemmerken das die großmutter Montag zu mir sagte, Franz soll ja nicht einlegen in den doktor Colegium den doktor SeselXX sagte der großmutter bestimmt du sollst es nicht thun, wen ihr ordentlich Hauß haltet so braucht es dießes nicht indem ja die Fany ohnehin noch ein Vermögen bekömmt, und du ja auch gewiß und stürbe bald eines von Euch beyden, so bekömmt die Fany von der großmutter ja jedenfall so viel das sie leben kan, und stürbe die Fany, so würde es dir nichts nützen, wen auch eingelegt wäre, und überdieß sind diese Institute ja doch nicht so ganz sicher also zu diesen Zweck hoffe ich wirst du das geld nicht brauchen. Verwende ja nicht zu viel geld um der Fany einen Brautschmuck zu kauffen. Den Otto seiner für die Louise hat 130 fl gekostet, er war mit Schmuck gewiß sehr hübsch. Ich bin sehr begierig wen du kömmst, schreibe es uns doch genau, dammit ich mich einrichten kann, die Feyertage bekömmt man ja nichts ordentliches mehr. Nun nur noch einige Tage und ich sehe dich wieder ich freue mich schon recht sehr auf dich. Ich hoffe es wird alles in Ordnung gehen, nur wird es eine rechte He[t]ze werden, bis alles gepackt und geordnet ist und alle Visiten gemacht sind Otto Fany Louise die Kinder grüßen dich herzlich. manches neue wirst du hören wen du kömmst. Lebe recht wohl es küßt und segnet dich von ganzen Herzen deine treue Mutter Spängler.


Brief vom 28. März 1872 von Fanni Schlegel an Franz II. Xaver Gregor Spängler in Mödling

Brief von Fanni Schlegel (Nr. 19) an Franz Spängler (Nr. 18):
Herrn Doctor Franz Spängler kk. Gerichtsadjunkt in Mödling bei Wien [LXXXIII erh. 29/3 beantw 31/3; inliegend Zweig und verblasstes Foto der Fanni Schlegel]: Salzburg, 28. März 1872. 7 ½ Uhr Abends. – Mein lieber Franz! Es war mir heute nicht möglich, zu schreiben, doch werde ich den Brief noch auf die Hauptpost schicken und hoffe doch, daß du ihn morgen noch bekommst. Allein ich muß mich auf ganz kurze Beantwortung deiner verschiedenen Fragen beschränken. – Lida bekam einen Brief von Minna, daß diese vielleicht erst am 6. kommen wird, es wäre also jedenfalls zu spät daß du sie begleiten könntest. Und ich habe doch immer die Hoffnung, du kommst schon in den Feiertagen, ist es nicht so? Daß du den Urlaub bekommst, ist mir schon lieb, wenn du noch mit der besprochenen Frau einverstanden bist, so sei so gut und besorge die Karten. Ich hoffe, daß die Reiseerinnerungen einst mit zu den schönsten gehören werden. – Es ist beschloßen worden, daß Karl und Rudolf Spängler sammt deren Frauen jedenfalls geladen werden.

So viel man hört, will sich Alles wunderschön machen zu unserer Hochzeit, und ich sage immer, die Leute werden finden, "daß Alles sehr elegant ist, wenn auch die Braut nicht viel frißt." Habe ich Recht? Es wird mit wahrer Leidenschaft geschneidert, doch muß das Notwendige bis Samstag Abend fertig werden, da ich die le[t]zte Woche meines Hierseins ganz gewiß zu keiner rechten Arbeit mehr komme. Was übrig bleibt, muß ich laßen und erst in Mödling machen, da kannst du gleich erleben, wie so ein "wichtiges Werk" in Scene gese[t]zt wird. Deine gute Mutter meint, wir werden es dem Herrn Prälaten überlaßen müßen, wann die Trauung sein soll. Wenn es ausführbar wäre, möchte ich mich gern nach der Trauung fotografi[e]ren laßen. Ich meine, wir sollten blos einen Koffer, keinen Reisesack brauchen. Was den schwarzen Anzug betrifft, bin ich mit deinem Vorschlag einverstanden. Noch eins zur Kleiderfrage, falls du etwas von Kleidern hättest, das für dich unbrauchbar geworden ist, dürfte ich dich wo[h]l bitten, es mitzubringen und unserm Schützling Hinterholzer zukommen zu laßen? Wegen Großmutter wäre es wo[h]l gut, wenn du sie an Irgendjemand empfehlen könntest, um wenn nöthig, ihr an der Hand zu gehen. Auch bittet dich Großmutter, ihr für sie und Kathi zwei kleine Zimmer in dem Gasthause zu bestellen. Großmutter will allein schlafen, und es macht auch nichts, wenn Kathi nicht im selben Stockwerk ein Zimmer bekommt. Nun lebe recht wo[h]l und komm‘ nur bald! ich möchte daß dieß der le[t]zte Brief wäre, vor der Hochzeit. Behalte lieb deine Fanni. – Großmutterr grüßt. – [quer klein:] Vielleicht kannst du die Frau Wirthin auch ersuchen, daß sie der Großmutter ein wenig an die Hand geht. Ob Angermayer so gut wären, sie am Westbahnhof zu empfangen? Was meinst du?

Anmerkungen zum Schreiben im Jahr 1872: Bei den Briefen von Nr. 37 Antonia Spängler an den Sohn Nr. 18 Franz Spängler, 1872 verheiratet mit Fanni Schlegel: 8. 4. 1872 Telegramm an: Antonia Spängler, Dureggerhaus, Salzburg: Aus Regau Herzliche Glückwünsche dir und dem Brautpaar von Alois und Therese Spängler. Fanni Schlegel und Franz II. Xaver Gregor Spängler heiraten am 8. April 1872 im Dom zu Salzburg.

Alois Spängler (* 1800; † 1875), im Großhandelshaus in Salzburg (Vorläufer der Spängler-Bank), zudem Bürgermeister von Salzburg 1854 bis 1861.


Telegramme an Dr. Franz Spängler in Salzburg, Mozartplatz 73, 8. April 1872 aus Wien-Mödling:

Die herzlichsten Glückwünsch den Neuvermälten von der Tischgesellschaft. – dito, Salzburg, Hôtel Erzh. Carl, aus Wien-Mödling: Herzliches Glück auf! dem Brautpaare. Langer, Pohl, Reitlechner, Strobl, Thausing. – dito, Salzburg Marktplatz Nr. 10, 2. Stock, aus Wien: Der Erde Glück, des Himmels Segen begleite euch, ob schön, ob Regen; hoch leben Bräutigam und Braut, so jubelt an der Donau laut, die Salzburger Gesellschaft. – dito, Salzburg aus Linz: Herzliche Segenswünsche dem neuvermählten Paare, Rudolph Handel. – dito, aus Wien: Dem jungen Ehepaar bringt seine Wünsche dar von Herzen gutgemeint und lauter, der Vetter Ludwig Sauter. - In der "grünen Mappe" eine Postkarte von "Vetter Ludwig", 01.10.1871; siehe auch Brief vom 02.10.1870.


Briefe u. a. an Fanni Schlegel= Franziska Spängler (* 1848; † 1905; Nr. 19), verheiratet seit 08.04.1872, Postkarte an Frau Dr. Spängler, Venezia, poste restante:
Gruß auf die Hochzeitsreise - 8. 4., Telegramm aus Würzburg, blauer Telegramm-Umschlag, an "Frau Doctor Fanny Spängler Adreße Frau Fanny Kobler Marktplatz Salzburg. Zum heutigen Tage unsere besten Wünsche. Ziegler und Zillner. - 8. 4., Telegramm an Doctor Schlegel, Salzburg, aus Wien: Dem neuvermählten Paare unsere herzlichsten Glückwünsche. Lorinser. - 16. 4., Brief an Fanni: Erinnerung an Hochzeit; seid vergnügt auf der Reise; waren in Hallein, Emma grüßt; vorgestern mit Großmutter bei Zillner; alle fragen nach dir und grüßen; "Behüt dich Gott Frau Doctorin grüß deinen Mann er soll sich nur recht in Acht nehmen vor dir der Arme lernt dich schon kennen Taußend Küße deine Liedl" [?]

Hochzeitsreise 1872 Nr. 19 Fanni und Nr. 18 Franz Spängler (rot verschnürt): Fahrplanheftchen der italien. Eisenbahn, April 1872; Rechnungen von u. a. Riva (Gardasee), Verona, Triest, Milano, Isola Bella, Bozen, Innsbruck, Lugano, Arone (Schweiz), Venedig [ohne Reihenfolge]; Telegramm aus Graz; Landkarte der österreich. Länder


Brief vom 15. April 1872

Salzburg, 15/4 1872, Brief ohne Umschlag, "I. M." [? Ida Maier, nicht Familie; 1885 in Taxenbach]:
Liebes Ehepaar! Glückliche Ankunft in der schönen Lagunenstadt [Hochzeitsreise nach Venedig, Anm.] rufe ich Euch von der Heimath zu! – Was ich mit Entzücken beschrieben gelesen habe, sht ihr heute mit seelenvoller Übereinstimmung der Gedanken in Wirklichkeit. Wie von ganzer Seele gönne ich Euch das Glük, Euch ist das schöne Venedig gewiß nicht das Bild einer prächtigen Vergänglichkeit, sondern Ihr seht sie im Glanze, Euch grüßt sie in den Farben der Freude [.] nehmt die besten, u. schönsten Erinnerungen mit, für Euer häusliches Stillleben, und gedenkt hie u. da auch an Euere Freundin Ida. – In der Heimath ist alles wol, Grüße wurden uns entrichtet. Die Mutter küßt u. grüßt dich. Lebe wol.


Brief vom 17. April 1872 von Richard Franz Schlegel an Fanni und Franz Franz II. Xaver Gregor Spängler

17. April 1872, Brief vom Vater Richard Franz Schlegel (Nr. 38, * 1811; † 1881) an Fanny und Franz Spängler:
Liebe Kinder! Euer lang gehaltenen Lebenszeichen, die wir von Kufstein, Station Bernaer (?) u. Lio (?) haben, zeigen daß ihr herzlich vergnügt seyd woran auch Niemand gezweifelt hat, u. daß wir im Geiste Euch von Station zu Station wandern könnt Ihr Euch wohl selbst denken. Großmutter trägt ihr Schicksal mit bewunderungswürdiger Seelenstärke, so geXXX wie ich es selbst nicht erwartet habe; wenn sie allein ist, mags wohl anders ausschauen, sie geht erst gegen 11 Uhr zu Bette, um nicht zu zeitlich ausgeschlafen zu haben, und auf diese Art die schweren Gedanken zu verschlafen, kömmt der Morgen, so hat sie wieder Beschäftigung u. dann eine Menge Visitten. Von dir, liebe Fanni, erwartet sie einen längeren Brief. Ich habe sie vertröstet mit Mailand, von wo ich glaube, daß du ihr wieder schreiben mußt. Sie will ja die von dir erhaltenen Briefe den guten Bekannten zeigen. Viel wird von Eurer Hochzeit gesprochen der feierliche Akt hat allgemein und in jeder Richtung gefallen, wir sprechen oft von den wirklich lustigen Hochzeitsbutel (?), u. speziell mir brennen noch die Lippen als wenn sie mit Cayenn-Pfeffer eingerieben werden würden von den vielen Busseln u. Küssen, die von so schmalzigen jugendlichen Lippen bei der Leidenschaft drücken mir alten Mann hinauf geschnalzt wurden. Wie müssen erst Eure Lippen brennen!! !!! Also, liebe Fanni, vergiß nicht, der Großmutter einen längeren Brief zu schreiben, sie denkt natürlich nicht an den Umstand, daß Ihr jetzt wenig Zeit habt zu langen Briefen, aber du weißt ja, wie sehr du ihr abgehst u. dann lebt in der guten Alten noch immer ein Stück Romantik, Lafontain, Klauren, Van der Velde sind noch nicht ganz vergessen u. dazu auch noch die poetisch romantische Schlegelhofer [Schlögelhofer, Anm.] ! Lebt wohl u. seyd glücklich. Die herzlichsten Grüße von Allen Euer Vater Schlegel.


Am 19. April 1872 von Fanny Kobler, "Großmutter", an Fanni Spängler

Fanny Kobler (* 1796; † 1886) "Großmutter", an Fanni Spängler: Brief [Prägestempel englisches Staatswappen], Salzburg 19. April 1872, an "Fani" (Spängler):
Dank für Zeilen aus Kufstein, aber wenig, von allen Seiten gefragt, "wo ihr seit, und wie es Euch geht", beklagt sich über fehlende Nachrichten, "es hat mich sehr geschmerzt", dein Mann zeigt dir alle Naturschönheiten, "ein ganz kleines Plätzchen in deinem Herzen gehört auch noch mir, so hab ich mir gedacht." ... "Seit mehreren Tagen rüstet sich alles zum Ball der Morgen stattfinden wird. Mina hat ein gelbes Seidenkleid mit weisen Oberkleid, die Lida [Guttenberg] ein Rosakleid. Es sind über 600 Personen geladen." ... "Die Arigler [Arrigler] Lina ist Braut von Hr.Hager der von Arigler das Geschäft gekauft hat." ... "Lebet wohl und vergnügt bis wir uns in Mödling treffen, Gott erhalten uns gesund, dieß ist der innigste Wunsch deiner dich liebenden Großmutter Fanni."


Brief vom 20. April 1872 von Antonia Spängler an ihren Sohn Franz II. Xaver Gregor Spängler und an Fanni

[Brief von Nr. 37 Antonia Spängler an den Sohn Nr. 18 Franz Spängler und an Fanni]: Salzburg 20. April 1872:
Meine lieben theuren! Wie sehr freuen wir uns alle über Euer Glück, wir vergönen es Euch von ganzen Herzen, und wünschen das es immer so grüne- und blühe. Recht sehr danke ich, für Eure freundlichen Zeilen, zu meinen Geburtstag, wie es kamm weiß ich gar nicht aber die Großmutter über brachte mir selbst den Brief ich laß ihr dan den Brief gleich vor, und gab ihr auch denselben mit, damit sie in in Muse lesen kan. Wie froh bin ich daß die Groß mutter von gestern endlich einen Brief von Euch bekamm sie war schon in der that recht ver droßen und gekränkt, so lange von der Fany [Fanni] keinen Brief erhalten zu haben, nun scheint es, ist sie wider gut. Sie hat viel für die Fany [Fanni], und Euch gethan, daher bitte ich Euch, nie die Dankbarkeit aus dem Wege zu lassen, von Euch etwas zu hören, ist ihr größten Lust seit sie allein ist, die Groß mutter ist wohl; zurstunt sich durch Lubreit [?], und ist nun immer darauf bedacht, was du etwa noch brauchen könntest. Wir hatten in dieser Zeit immer schon großen Strauß zu überkommen bey Otto waren alle 3 Kinder krank Otto hatte die häutige Launen mit schrecklich starken Fieber mußte 2 mal mit Luzis in Hals gebracht werden, der Kuhn kamm 2 mahl in einem Tag. Die Paula hatte starken Husten und war sehr k[g]rantig, und die kleine hat einen sehr starken Brust herten [?] so daß sie gewiß 3 Tag und Nächt gewiß nicht länger als eine ¼ Stund außsetzte mit Husten also war eine Person mit Otto, eine mit der kleinen, und die Mamma größtentheil mit der Paula beschäftigt. Die 2 Mädchen mußten so gar auß den Zimmer weg geXXaumt werden wo Otto lag damit sie nicht diese kranke Luf[t] einathmen also war die Pepi nun mit Otto beschäftigt, ich besorgte die kleinen. Die Paula hat dan einmal ich glaube es war gerade am Dienstag fast den ganzen Nachmittag geschlaffen, wo dan diese wider ganz frisch wurden. Otto ist nun auch gottlob wider gut, und fast ganz geheilt im Hals, er mußte auch Tag und Nacht Eis über schlag auf den Kopf haben, den er war oft ganz außeinander. Nun sind sie wieder alle im Kindszimmer beysammen, die kleine hat gestern Nachmmittag auch angefangen länger an ein ander zu schlaffen, und so gott will wird alles wider recht werden Otto ist auch schon wider auf. und zimmlich heiter man muß ihn nur imer hütten das er nicht hinauß kömmt. Ich muß nun schließen um die Post nicht zu ver säumen Lebt alle recht wohl genießt Eure Tage in Lust und Freude und seit herzlich gegrüßt und geküßt von Eurer treuen Mutter Spängler – Alle Bekanten grüßen Euch herzlich und freuen sich über Euer glück. Die Chati küßt die Hände.


Brief von 1872 von Otto Spängler an den Bruder Franz II. Xaver Gregor Spängler

ein Blatt ohne Datum [ca. 1872]:
Lieber Franz! Vor allem empfange zu deinem Brautstande[16] meine herzinnigsten Glückwünsche; glaube uns lieber Franz, dß es mich sehr gefreut hat, zu hören, du habest endlich nach deinem Herzenswunsch ein Mädchen gefunden, das auch allen übrigen Anforderungen, die man gegenwärtig an ein Mädchen eigentlich stellen muß, entspricht. Möge der Himmel dir Glück u Segen schenken, möge es Euch auch Kinder schenken; sie bilden eine dr schönsten Blumen im Kranze häuslicher Freuden! Geahnt habe ich es wol schon seit längerer Zeit, allein du hattest deine Gründe, es bis nun geheim zu halten; so schrieb ich auch nie etwas. Ein ähnliches Ding waltet bei mir bezüglich meines Eintrites [!] in die Praxis ob; sei also so gut, und warte die Entscheidung ab; auch ich habe Gründe. Wir haben also demnächst die Freude, dich recht bald bei uns zu sehen. Die Geldangelegenheiten pro September wirst du dann selbst hier ordnen. Indeß sei herzlich geküßt u gegrüßt von deinem treuen Bruder Otto

Der Brief ohne Datum [ca. 1872].

Ein Bogen (siehe Bild), bedruckt "Dr. Otto Spängler / Salzburg", ohne Datum [ca. 1872]:
Lieber Franz! Ich hatte von dir in Händen nachstehende Silberbeträge: In österr Währu[n]g – 25.35 / Mutter Quartier ab – 9 / Rest: ÖW 16.35 / ode [?] Südd. Whg – 19.01 / Ferner ursprünglich in Südd. Whg – 9.21 / 28 fl 22 Xr [Gulden, Kreuzer] / Hinzu kaufte ich heute 101. / [Summe:] 129.22 / ab Hammerauerzalg [-zahlung] 128.57 / bleibt Silberrest in meinen Händen fl 25 Xr welche ich aufbehalte, und welche daher fortan vorläufig aus der Verrechnung wegbleibt. Die Rechnung über Papiergeld gestaltet sich, wie folgt: Von Mödling gesendet – 35 fl / Von August 17/10 abbezalt 150 - / Summe des Empfanges: 185 fl – Xr / Entgegen: Passivrest laut lezter Verrech[nun]g – 31.38 / Schirting [?] zu Tag senden – 17.34 / 2 Strehn [Strähn, Strähne] Strikzwirn – 1.76 / Kaufe Sdd. Whg. Silber 101 fl – 103.02 / [Summe:] 153.50 / Empfang 185.- / Abgang 153.50 / 31.50 Rest // Am 15. Dezember wird bereits die erhöhte Hammerauerausbeute pr[o] 11 fl ausbezahlt werden. / Was mich betrifft, so werde ich demnächst bei Dr Paschacher in Praxis treten[17], um sobald eine Richtung abgeschlossen zu haben. Wie ich vernommen habe, soll Eure Hochzeit erst im April sein[18]; ist es mehr [noch]? Die beid[e]n Damen waren vor einigen Tagen bei uns, wobei aber davon nicht die Rede war; sonsten gestern sagte das mir die Mutter; gearbeitet wird im Hause der Braut über Hals u. Kopf. Louise war in jüngster Zeit leider an einem Absceß am rechten Knie eine Woche bettlägerig; jezt ist Gottlob alles wieder wol. Wenn es dich vielleicht interessirt Kaztengstatt [?] ist seit 3 Tagen an Saullich (wohl Angelo Saullich) verkauft; was mit Bamberger geschieht, weiß ich noch nicht. Nun lebe recht wol, lieber Franz Herzliche Grüße u Küße von Deinem treuen Bruder Otto / Mittwoch 3 Uhr Nachmittag.


Brief vom 6. Mai 1872 von der Mutter Antonia Spängler, an den Sohn Franz II. Xaver Gregor Spängler in Mödling

Ein Bogen; / = Seitenwechsel; fragliche [?] Stellen; beiliegend vertrocknete Blumen:
Salzburg den 6/5 [18]72 Meine lieben Theuern! Sehr freute mich Euer letztes Schreiben, gab es mir die freudige Gewißheit, das Ihr glücklich und wohlbehalten in Mödling angekomen seid, der liebe Gott schenke Euch nun seinen Segen das die Haußwürtschaft glüklich von statten gehe. Das Ihr alle recht sehr viel zu thuen habt, glaube ich nur zu gerne, den ich sehe was es bey Otto ist, die ziehen Morgen aufs Land und einige Tage sind sie schon mit den vorbereutungen beschäftigt. Sie bekommen würkli[c]h eine sehr angenehme Wohnung. Ihr habt die Zeit Euerer Hochzeitsreise wohl sehr angenehm zugebracht, und habt auch die Zeit des Urlaubes vollkommen bis auf den letzten Augenblück benützt, mich wunderte das dein geld so weit reichte / Eure Reise war sehr schön und angenehm. Ihr habt sehr viel Interesantes gesehen, wo der nachgenuß noch viele heitere Stunden gewesen [sein] wird. Der lieben Großmutter werdet Ihr schon recht viel erzählen, wo ich dan auch etwas nähers hören werde, wen die Großmutter wider zurück kömmt.

Den Brief habe ich den Eltern der Fany schon lesen lassen damit sie wissen wie es Euch geht. Die 100 fl [Gulden] von Otto hoffe ich wirst du wohl entschwischen [inzw-] schon erhalten haben, den er schückte sie ja längstens am 1 te Maj fort. Bey Otto ist gottlob wider alles so zimlich wohl bis auf die Paula welche öfter Bauchweh klagt, und sehr matt sich fühlt. Otto hat also seine Stelle bey der Sparkasse schon angetretten seit 1 te Mai als Sekreter mit 1200 gehalt. Ich bin sehr froh daß er endl[ich] [?] / eine feste Stellung hat. Es ist ihm dieses Geschäft sehr angenehm. Ist es wahr das Fenzl Arthur nach Mödling gekommen sey zum Bezirksgericht. Wie hast den du die Binargi [?] in Mailand getroffen ob es wahr ist, daß sie in den Luftröhren leidet, ich hoffe es sey gewiß nicht so arg, wie man es hier macht. Der Herr Prälat läßt Euch recht herzlich grüßen er war Heute bey mir und Otto. Bey Duregger sind sie Heute in die Gastein [!], und Morgen gehen die Schißtl hinein welche gestern hier angekommen sind, und Euch auch herzlich grüßen lassen. Die großmutter bitte ich mir recht herzlich zu grüßen auch die Kathi, und ihr zu sagen das ich mit der Pepi recht zufrieden bin sie ist sehr aufmerksamm, und ein sehr ruhiges Mädchen. Leider hat sie wider Füßweh bekommen Ich habe sie in der besten Absicht am / 1 te Mai zum Heil Kreutz mitgenommen damit sie ein Vergnügen hat, und mit ihren schweren Stiefeln war es für ihre Füße zu stark, aber es wird schon wider vergehen wen sie wider recht außruhen kann was leicht geschehen kann wen die Ottoischen auf den Land sind dieser Tage hatte sie auf 3 Täge oben mehr zu thun.

Das Eure gebrechlichen Sachen so glücklich hinab [nach Mödling, Anm.] gekommen sind bin ich sehr froh, da doch so viele verschiedene gebrechliche Sachen dabey waren. Wie wohl wird es Euch allen thuen wen einmal die vollkomene Ordnung hergestelt ist, und du die Quellen weist wo die Sachen am besten zu kaufen sind. Lebt nun alle recht wohl und vergnügt, seit recht herzlich und inig gegrüßt und geküßt von Euerer Euch herzlich liebend[en] treuen Mutter Antonia Spángler. Die Pepi läßt die Kathi recht schön grüßen // Die Eltern und eine menge Bekannte grüßen Euch recht herzlich. [auf der ersten Seite oben auf dem Kopf:] Die Haußschuhe mit der Großmutter zu schücken wen du die selben nicht auf der Reise verloren hast


Brief vom 21. Mai 1872 von der Mutter Antonia Spängler, an den Sohn Franz II. Xaver Gregor Spängler in Mödling

Brief von Antonia Spängler an Franz II. Xaver Gregor Spängler; ein Bogen; / = Seitenwechsel; fragliche [?] Stellen:
Salzburg den 21/5 [18]72. Meine lieben Theuren! Es dünkt mich schon sehr lange seit ich von Euch etwas gehört habe. Bey uns ging es in der Zeit sehr bewegt zu die Ottoischen wanderten am 7 te aufs Land, da fing es aber an kald zu werden die Kinder wurden alle krank, Otto bekamm einen Rehmmathis [Rheuma] am Arm das er fast schreien mußte, der kleine Otto einen kleinen Anfall von der Bräune [Angina] die ganz kleine XXweichen die Paula war so nicht wohl, auch die Mägde waren nicht wohl, also was war zu thun da leider kein Ofen zum Heitzen ist als einen Wagen nehmen und alle herein fahren, und Nachmittag das ganz Packwe[r]k wider Retur bringen die Louise ging vorauß herein um den Doktor sogleich ins Hauß zu bringen was ihr auch gelang, der / Doktor erklärte alles, als eine Verkühlung, und fand klückliche[r] Weise das es bey Otto eine l[e]ichte Gattung der Bräune sey, es ging auch gottlob in ein paar Tagen wider vorüber nun ziehen sie nicht mehr hinauß weil es auf den Land au[c]h im Somer bey schlechter Witterung oft so kald wird, das man bey kleinen Kindern heitzen muß. Sie sind jetzt auf ein paar Monathe in der Duregger Wohnung weil die ihrige hergerichtet wird. Sie bekommen den ganzen Stock da die Klaner [?] ausziehen. die Kinder sind nun gottlob alle wider gesund. Ich hatte heuer gar, eine Firm Patin die Kopsa Petra als Vizipatin, sie ist nun heute den 3 Tag bey mir Heute Abends werde ich sie hinauß führen ins Kloster. Das die Erlach Marie den Doktor Sacher heurathet werdet Ihr vieleicht schon wissen. /

Lürzer OttoOtto Lürzer von Zehendthal, Anm.] welcher nun nach Zell am See gekommen wird mitte September die Müller Marie heurathen, sie ist Lehrerin in St. Andre [St. Andrä, Salzburg] in der Schulle mit 600 fl. [Gulden] Das Ihr Euch alle so wohl befindet und so glücklich freut mich ungemein, der liebe Gott wolle Euch dieses Glück immer behalten und Sein Segen nie von Euch weichen Ich weiß nicht wan der Fany ihr Geburtstag ist; weit kann er nicht weg sein weil er voriges Jahr in der Pfingstwoche war, ich weiß aber nicht mehr wann ich wünsche der Fany Tausend Glück, und Segen im Vorigen Jahr, an diesen Tag hat sie gewiß noch nicht daran gedacht, daß sie heuer künte schon verheurathet sein, aber der liebe Gott hat es so gefügt, zu unserer aller Freude. Die Großmutter scheint es unter haltet sich ganz gut unten / da es bereits schon die 4 te Woche ist seit die Großmutter unten ist, es ist ein Zeichen das sie gerne unten ist, und sich gut unterhaltet. Ich bin schon begierig wie es der Fany mit ihrer Würtschaft geht, ob sie mit den vorgestrekten Gelde besteht, vieleicht geht es im nächsten Monath geregelter wen man einmal die Quellen weiß wo die Sachen leichter zu bekommen sind. Bey denen Eltern der Fany[19] ist alles wohl. die Schmelzing liegt wie ich gestern hörte schon 14 Tag im bett. Ich komme fast gar nirgens hin, außer in der Familie. Meine lieben lebt recht wohl schreibt bald wider Eurer Euch von ganzen Herzen liebenden Mutter Spángler.

[um die Unterschrift herum geschrieben:] Bey Alois Spángler [ Aloys Spängler, Anm.] ist eine Festlichkeit an der anderen zwischen Heute und Morgen werden die Gäste wider anreisen.


Brief vom 31. Mai und 3. Juni 1872 von der Mutter Antonia Spängler, an den Sohn Franz II. Xaver Gregor Spängler in Mödling

Ein Bogen und eingelegtes Blatt; / = Seitenwechsel; fragliche [?] Stellen:
Salzburg den 31/5 [18]72 Meine inigst geliebten Theuern! Wen nicht Euer letzter lieber Brief mich beruhigt hätte in Beziehung auf die Kathi, so wäre ich in der That ein wenig desperat geworden, ich konte gar nicht mehr ordentlich schlaffen, so sehr schämte ich mich, für die Kathi – und so unlieb war es mir, daß sie sich so, wie ein ungezogener Fratz betragen hat. Sie hat viel – sehr viel gut zu machen durch doppelten Fleiß, und anhänglichkeit, in jeder Beziehung, bis ich ihr wider gut werde – man sagte ihr ja alles bey der Aufnahme, das sie erst am Sammstag für sich arbeiten darf, wen die andere Arbeit vollendet ist, und daß sie das Wasser einige Häußer weit hollen muß sagte man ihr auch, wie kann sie sich / weigern dieses alles zu thun, – ich begreife dieses nicht, ich sage es noch einmal wen sie so wenig Ehrgefühl hat, das sie ihre Pflicht nicht erfühlen will – dan soll sie hingehen, wo sie will, ich will dan nichts mehr von ihr wissen, sie hat mich durch das Betragen gegen dich, und die Großmutter sehr beleidigt. Ich bitte ihr dieses alles zu sagen, damit sie weiß, wie viel sie gutzu machen hat. Sie soll früh auf stehen, wie die Pepi, welche ich noch nie wecken durfte sie steht fast alle Tag um 5 auf um 6 Uhr ist sie immer schon mit auf betten und Haar machen ganz in Ordnung, so das sie schon an die Haußarbeit geht, und mit allen dan läuft, und bald fertig wird, kann es das 16 Jährige Mädchen, so wird sie, welche schon 20 Jahre zählt, wohl leichter könen. Sie wird dan schon Zeit finden das sie in Kallen [? Hallen? Anm.] geht, die Sachen zu hollen und nicht die Frau gehen muß. /

Wie ich noch einmal eine Klage höre, so schreibe ich es Augenblücklich dem Vater, da wird sie schon ihren Putzen bekommen, es ist würcklich schade, wen man sich sein häußliches Glück, durch ein so obstinates Ding störenläßt. Lieber Franz Otto kann dieser wochen nicht leicht mehr hinauß ziehen [aufs Land] , weil kein Ofen ist[20] , die Zimmer sehr groß, und hier ist es kalt schon so, wen es regnet, so ist es auch gleich kalt, sie heitzen jeden kalten Tag in der Früh zum Baden ein wenig ein, um das kleine Kind nicht zu verkühlen. Mich freut es das die Wirthschaft unter der Leitung der Fany sehr gut geht, ich habe nie gezweifelt, je länger sie wirthschaftet je beßer wird es gehen, auch ist mir nicht bange, das sie nicht Quellen findet, wo man die Sachen billiger bekömmt, ich meine man muß / halt überall probiren, und dan das beßte herauß suchen. Das die Wohnu[n]g sehr hübsch ist laßt sich leicht denken alles neu ein gerichtet, die Wohnu[n]g an sich freundlich

Lieber Franz für Eure freundliche Einladung Euch heuer noch zu besuchen danke ich recht herzlich. Es ist viel beßer ihr bleibt einmal allein, es ist dan eine gewiße Haußordnung welche einem so wohl thut, ich kann mich schon in die Wohnung hinein denken. Vieleicht komme ich dan einmal nach Wien, in ein paar Jahren, wen ich noch lebe. Die Hreinsberg [!] wollen dieser Tage hirher kommen und nach Unken gehen. Morgen ist Fanys geburts tag Gott wolle dich segnen und recht Glücklich und Gesund erhalten zu unser aller Freude, ich werde schon das Höchste Wesen für Euch an flehen, das Er Euch in Seinen Schutz erhalte. Ihr seid noch junge Leute und könnt leichter uns besuchen, als ich hinab [nach Wien, Anm.] reisen. Du weist es lieber Franz, das ich keine Freundin von reisen bin. /

[eingelegtes Blatt:] Am 31 kamm ich bis hieher, mit schreiben und Heute den 3 te Juny kann ich den Brief erst vollenden, es gab so verschiedenes zu thun Am Sammstag Abends war ich bey der Großmutter auf einen langen Plausch, wo sie mir auch sagte, das es der Fany mit der Gesundheit beßer gehe. Ich denke Ihr habt Euch auf der Hochzeitsreise zu stark angestrengt, theils durch vieles Herumwand[ern] – und zu vieles schauen, bis man über all alle Merkwürdigkeiten sieht, um 8 Tage hättet ihr früher nach hauße kommen sollen, und Fany hätte vieleicht diese Abspanung nicht gefühlt, aber die jungen Leute glauben einem ja nichts. Jagt nun jetzt nicht zu viel herum Fany soll öfter einen Löfel voll Schwarzkürschenwasser in ein gewöhnliches glaß wasser geben ein Stückelzucker hine[i]n und dan trünken, es beruhigt die Nerven, und kühlt.

Heute kamm an Frau von Schmelzing eine Corespondenzkarte von der Frau von Duscher, wo sie anzeugt das leider die Hreinzberg [!] immer noch fieber hat und viel Schweiß, und sehr matt dabey ist, so daß sie selbst, und ihre Umgebung sehr fürchtensie gehe den Weg ihrer Brüder. Es wird also schwer fallen, daß sie nach Unken kommen. Otto läßt dich schön grüßen, und läßt dir sagen das die Kommenina [?] schon könen einkassirt werden, wir haben sie schon. Otto hat mir heute vo[n] Monathgeld Juni 7 fl [Gulden] gegeben weiler sagt, wen die Hamerau kömt, bekome ich die 3 fl. Dazu. Ich glaube es wird dießmal eine 5 te Außbeite kommen, was ich für Euch sehr froh bin. Otto weiß noch nicht bestimmt ob, und wann er nach Wien gehen muß. Die Großmutter sagte mir auch das es mit der Kathi beßer geht ich bin schon sehr froh sie soll sich nun recht zusammennehmen das sie wider gut macht das böse was sie verübt. Lebt recht wohl Gottes segen uber Euch. Eure treue Mutter Spángler.


Brief vom 7. Juni 1872 von der Mutter Antonia Spängler, an den Sohn Franz II. Xaver Gregor Spängler in Mödling

Ein Bogen, 3 Seiten beschrieben; / = Seitenwechsel; fragliche [?] Stellen:
Salzburg den 7/6 [18]72 Meine lieben Theuern! Da Morgen Otto nach Wien reiset so kann ich nicht umhin einige Zeilen zu schreiben. Fürs Erste freut es mich unngemein das ihr nach des Paters Außsage, beide sehr gut außseht, und sehr heiter seid, ein beweis das Euch kein Kumer drückt. Fürs 2 te hörte ich daß die Kathi wider die kleinen Würmer plagen, da muß ich dich schon bitten liebe Fany gieb ihr Nachmittag nicht mehr Milch, sondern finde zuweilen ein Haferl Zwezgen und gieb ihr ein kleines Tas[s]erl zum Ja[u]sen nebst Br[o]d, wird ihr beßer thuen bis es einmal ein Obst giebt wo man ihr zum Brod etwas Obst geben kann mir hat ein Doktor gesagt die Milch befördere diese Würmer. Dan muß ich den Franz sagen das ich keine / Zeichnungen von dir finde außer die Stallstiche [!], und diese sagt die großmutter kannst du nicht brauchen. 4 [!] kanst du mir durch Otto noch sagen lassen was ich allenfals noch schücken soll, weil die großmutter erst am Mittwoch den Kasten packt, so könnte ich es noch mit schücken. Gestern war ich Abends bis ¾ auf 10 Uhr bey der Großmutter, sie sieht sehr gut auß, hat immer zu thun, mit Maurer und herrichten der Wohnung im 4 te Stock, sie ist auch ganz heiter.

Wie wird es dich freuen den Otto bey dir zu sehen, als wie ein Vögerl, möchte ich schon auch hinab fliegen, um Euch zu sehen, wen das reisen nicht wäre. Dieses Monath werdet ihr auch noch einen Besuch erhalten von denen Sattlerischen sie haben mehrere Bekannte in der selben Gegend, und da kommen sie auch zu Euch, er wird Euch auch so manches sagen wo / man die Sachen billiger bekömmt. Auch muß ich doch fragen, die großmutter sagte mir Ihr müßtet alle Tage 2 ½ Fleisch finden ich wollte Euch nun aufmerksam machen das ich wen auch Franz zu Hauße war nie mehr als 1 Lb [Pfundzeichen, Anm.] und höchstens wen es kein theilsames Fleisch war um ¼ Lb mehr, ich dachte mir der Metzger müßte sich im Gewicht irren, in einen fremden Ort darf man in jeder Beziehung auf der Hut sein. Beyliegend sende ich Euch einige Würste, damit Ihr seht das ich auf Euch denke laßt sie Euch gut schmecken. Die Großmutter und alle Bekanten grüßen Euch recht herzlich. Lebt recht wohl mit inniger Liebe küßt und Segnet Euch Eure treue Mutter Spángler

Die Kathi wen sie brav ist, lasse ich grüßen, auch im Hauße die Magde lassen sie grüßen.


Brief vom 25. Juni 1872 von der Mutter Antonia Spängler, an den Sohn Franz II. Xaver Gregor Spängler in Mödling

Ein Bogen; / = Seitenwechsel; fragliche [?] und unleserliche XX Stellen (vor allem leider auch Eigennamen):
Salzburg den 25/6 [18]72. Meine inigst geliebten Theuren! Recht herzlichen Dank für Eure freundlichen und wohlgemeinten Wünsche zu meinen Nammenstag so wie für die so schöne Vorhäng welche ich am Montag von der Großmutter geschückt bekamm. Es ist eine wunderschöne Zeichnung darin, ich werde sie aber vor den Frühjahr nicht machen, und erst im nächsten Sommer wen ich das Leben habe paradiren damit. Von Otto bekamm ich ein braunes Lister [?] kleid, welches die nächste Woche gemacht wird, dan bin ich wider auf gerichtet. Meine lieben könte ich Euch doch öfter Würste oder so etwas schücken? wie gerne würde ich es thun vieleicht giebt es doch wider bald eine Gelegenheit. In der kleinen Markthalle soll alles was man / braucht viel billiger sein als in der großen, wen man schon überhaupt in die Stadt fahren muß. Weichseln sollen die schönsten dermalen 10 Xr [Kreuzer] das Lb [Pfundzeichen, Anm.] kosten. Die Eyer billiger als hier die Butter 64. Hier schlägt das Fleisch auch im nächsten Monnath um 2 Xr auf. Ich denke mir oft, wie nur die Leute nebst der großen Theuerung, diese Kleiderpracht bestreiten könen.

Nun ist endlich der Gewerkentag in der Hamerau (Hammerau; Stahlwerk Annahütte) geweßen Karl Spángler Gestelle [?] und Otto sind im Außschus gekommen Mitterbacher ich glaube Battner [?] und einer von Beyer [?] sind außgetretten worden. Dieser Tage kömt einmal eine 5 te Außbeute. Ich bin für alle froh. Mit gottes hülfe wird es nicht mehr nach den alten Zopf gehen. Die Neuen werden es sich wohl / mehr angelegen sein lassen. Die Wall ist heute schon im Hellerhof gefahren, es geht ihr also gut. Die Emma Z hat sich zu stark angestrengt, mit Arbeit an verschiedener Art, und wurde unwohl, die Zeller schückte so gleich F Fany mit der Bahre zu ihr nach Hallein, es geht ihr wider gut, sie gebrauchte nur Ruhe. Es waren die Volgt bey ihr, auf der Hinreise nach Gastein, ich glaube einen Tag und eine Nacht, dan ging sie auch mit Volgt zum Golling an Wasserfall, und in die Öfen dieses alles zusammen war ihr zu viel. Die Koch erwartet auch recht bald ihre Entbindung, Gott gebe das alles glücklich vor bey geht. Das ich nicht vergeße, die Frau Hedwich von Lanser läßt Euch recht herzlich grüßen. Ich glaube die F v Engert [von Engerth, Anm.] wird im August entbunden, sie ist jetzt sehr wohl. /

Die Aigler [?] Anna heurathet im August. Die Klebensberg [?] die junge ist am Sontag zum 1 te mahl verkündet worden, und wird die nächste Woche heurathen. Erkundige dich hier wegen der Komenina [?], am 1 te Juli soll der erste Cupo[n]s außgezahlt werden aber wie viel weiß noch kein Mensch. Wir sind gottlob alle wohl. Die Großmutter war gestern Abends bis ½ 10 Uhr bey mir, es geht ihr gottlob gut sie sieht auch gottlob recht gut auß. Auch bey Schlögl [Schlegel] war ich am Montag, es geht auch allen gut. Die Fany soll sich ja nicht zu viel anstrengen, sie soll die Kathi Arbeiten lassen es schadet ihr nicht. Noch einmal meinen herzlichen Dank für die hübschen Vorhäng. Wie ist es der Fany dießmal gegangen mit den Wirthschafts geld bist du [einver- Anm.] bestanden? Lebt recht wohl seid recht herzlich geküßt von Eurer Euch treu liebenden Mutter Spángler.


Brief vom 19. und 21. Juli 1872 von der Mutter Antonia Spängler, an den Sohn Franz II. Xaver Gregor Spängler in Mödling

Ein Bogen und eingelegtes Blatt; / = Seitenwechsel; fragliche [?] Stellen:
Salzburg den 19/7 [18]72 Meine inigst geliebten Theuren! Endlich erhielt ich heute nach langen wider einen Brief von Euch, auch habe ich heute, den Brief welchen Ihr an die Großmutter geschrieben gelesen, die Großmutter hat selben zwar schon einige Tage, allein sie glaubte ich hätte ihn schon gelesen aber es war nicht so, ich sah darauß das es Euch Gottlob recht gut geht, und das Ihr sehr zufrieden und vergnügt seid.

Nicht wahr es ist schrecklich wegen denen zwey Eheleuten SauterAndreas Sauter, Anm.] , das diese in Zeit von einer ½ Stunde außeinander gestorben sind. Am Dienstag Abends ½ 6 Uhr kamm die Kopsa, ganz schwarz angezogen, ich erschrack sehr darüber, ich sagte gleich was sie hieher führe, so sagte sie – ja weißt du nichts – ja was denn? – ist bey dir etwas geschehen – nun sagte sie / die Mutter ist Tod, und der Vater auch. ich wollte es gar nicht glauben – aber nathürlich fing sie gleich zu weinen an, und erzählte mir wie der verlauf war freulich großten theil nur durch Telegram und Coresspondenzkarten, die Sauter erwartete den Edmund mit Frau und Kind ließ zuerst alles Weissen und putzen, damit alles schön sey die Sauter ging aber diese Tage einmal auf einen Tag zur Posch. Den 21 Tag zur Payer, wo sie den 21 Tag bis 10 Uhr Nachts blieb, beim nachhauße gehen hatte sie sich verkühlt, und es trat wie mir scheint eine algemeine Auflosung ein, wie der Sauter sah das seine Frau so schlecht wurde, war er so von Angst gequelt das er so gleich die selbe Krankheit bekamm, welche jedoch bey ihm in 2 ½ Tag sein Ende erreicht hatte. Sie hatte 24 Stunden einen Todeskammpf, als ob sie auf ihm warten müßte mit sterben bis auch er reif / [doppelt] reif zum sterben sey, als sie um ½ 3 Uhr ihren Geist außhauchte – rang er im nebenzimer die Hände als von einen Schmerz durch zuckt – wurde sterbend und in einer halben Stunde darauf gab auch der so edle Mann seinen Geist auf – es ist schrecklich – schrecklich für die zurückgebliebenen – und himlisch schön für die beyden Gatten Der Kopsa ihre Erzählung ging nun bis so weit das sie bey den Tod sind, die nähern Details schrieb Payer. Eduard Tini und die Payer waren am Sterbebett der beyden und die arme Kopsa Mariandel. Payer schrieb weiter, wie troßtloos wir an den Betten der beiden Leichen stehen vermag die Feder nicht auß zu drücken, wir sind alle wie versteinert. Es ist dieß kein Wunder den ich muß gestehen mir war als treffe mich der Schlag als die Kopsa mir diese byden trauerbotschaft brachte, sie blieb bis / ¾ auf !1 bey mir dann fuhr sie mit den Eilzug hinein nach Inspruck [Innsbruck, Anm.] die arme Kopsa war ganz weg – ich erwarte das sie die Marie mitbringt außer es nimmt sie die Mena [?] zu sich. Die Mena [?] glaube ich ist auch zum Leichen begängniß gekommen, diese Begräniß muß wahrlich zum Herz brechen geweßen sein.

Meine Liebe! Erst heute den 21 te komme ich dazu diesen Brief zu schließen, da theilweise die Kopsa da war, welche vorgestern Nacht kamm und gestern fort ging es war für alle furchtbar, was sie für Schmerz gelitten als sie um die beyden Leichen gestanden sie wurden prachtvoll begraben der zudrang von Menschen war ein sehr großer gott gebe ihnen die ewige Ruhe. gestern um halb 8 Uhr Abends war ich noch bey der großmutter ich fand sie Gott seys gedankt um vieles beßer, ich hatte große Angst um sie, aber es sagten mir alle, es packe sie immer so heftig an, sie hatte sich verkühlt und den Magen verdorben, ich habe sie wohl recht gebethen sie möge sich hütten vor auf gewärmten Sachen, sie wird es nicht mehr so leicht ertragen, man wird /

[eingelegtes Blatt:] ja nicht jünger, und der Magen wird imer schwächer, das ist von mir eine schwache Seite, so wenig als möglich auf wärmen, es hat ja alles einen viel beßer geschmek[t]. Die Großmutter wird dir also schon Früchte einsieden lassen, ich habe schon die andern zun[m] Deckant zu gehen, und sie zu ersuchen sie möchte es übernehmen, den bis die Großmutter so kräftig ist dieses zu thuen würde es diese Früchte als Ribisl nicht mehr geben. Ich bin Gottlob Heute auch wider kräftiger, gestern war ich ganz weg, ich hatte wenig geschlaffen dieser Tage, dan diese Aufregungen immer, wurden mir zu viel, weil nun die Großmutter wider beßer ist, athme ich leichter. Auf dieser Welt giebt es wohl der Sorgen genug. Wie es der Schwester Therese [21]geht weiß ich auch nicht ich denke sie wird noch in Baumkirchen [22] sein, die wird es gewiß auch sehr angreifen. /

Meine lieben ich bedaure Euch das es dort in Mödling so theuer ist ich fürchte nur bis die Weltaußstellung[23] nicht vorbey ist wird es nicht billiger werden. Es steigen ja auch hier immer die Preise. Auch habt ihr doch immer auch Gäßte, was man auch gleich verspürt. Otto (der Bruder vom Franz, Otto Spängler) hat nun die ganze große Wohnung welche er sehr hübsch herrichten ließ, sie sind ganz glücklich darüber. Die Koch hat vor ein paar Tagen ein Mädchen bekommen es geht ihr Gottlob gut. Lebt recht wohl schreibt bald wider Eurer Euch von ganzen Herzen liebenden Mutter Spángler

Wie ist es den mit die [!] liebe Fanny darf ich nicht schon bald anfangen Leiberl zu strücken? Alle Bekannte grüßen Euch herzlich Otto muß Morgen nach Achthal vor kurzen war er in Abtenau die Kathi lasse ich schön grüßen sie soll recht brav sein.


Brief vom 30. Juli 1872 von der Mutter Antonia Spängler, an den Sohn Franz II. Xaver Gregor Spängler in Mödling

Ein Bogen; / = Seitenwechsel:
Salzburg den 30/7 [18]72. Meine lieben Theuren! Ich weiß nicht habt Ihr einen Partezettel erhalten von der Engerth [?][24] erhalten oder nicht, sie ist mit einem Madchen [!] glücklich Entbunden worden, hat nach der Entbindung noch gelacht, noch das Kind geküßt, auf einmal kamm viel Blut man holte den Kuchen er [? der Arzt, Anm.] sagte es sey höchste Gefahr man möge sie sogleich versehen lassen was auch geschah, das Blut hörte nicht mehr auf trotz der angewandten Mitt[e]l um 1 wurde sie entbunden um 6 Uhr war sie eine Leiche, kanst dir denken was für ein Schmerz für die Lanser, das Kind lebt und wurde noch am selben Abend im Hof zun Lanser gefahren. Die beiden Söhne von ihr sind zum Begräbniß gekommen, mir thut es sehr leid um sie, den ihr ganzes Leben war die / Betti [! Zusammenhang unklar, Anm.] . Die GroßmutterFranziska "Fanny" Kobler, Anm.] sah ich heute beim Gottesdienst, ich fragte sie ob sie es Euch wegen der Engerth geschrieben hat, sie sagte mir sie habe beim Abgang des Briefes noch gar nichts davon gewußt nun denke ich, es wird Euch recht sein wen ich Euch schreibe wie die Sache gegangen Engerth ist nun mit seiner ganzen Wirthschaft bey Lanser die Wohnung ist ganz leer, was weiter geschieht weiß man noch nicht. Die Pauscher tochter ist auch [gestrichen, Anm.] gestorben, und auch am Sonntag begraben worden. Dieser Tage denke ich wird die Kopsa Marie hierher kommen von Inspruck [Innsbruck, Anm.] , und mit denen 2 Schwestern vom Kloster nach Gmunden reisen, aber ich habe noch kein Awiso [Avis, Hinweis, Anm.]

Die Großmutter sieht Gottlob wider recht gut aus, nur fühlt sie sich noch etwas matt, das glaube ich sehr gerne, den mir ging [ist, Anm.] der Schrecken von denen Sauterischen [sie meint wohl die Lanser, Anm.] , so in die / Füße gegangen, das ich es wenigstens 10 Tage merkte. Hat es bey Euch auch eine so große Hitze? bey uns möchte man schon oft gerade verschmachten. Die Koch ist gottlob wider recht wohl sieht auch recht gut auß, das Kindlein wird schon außgetragen, und sie selbst wird gewiß auch recht bald außfahren. Die Scheidl emals Eißtenen Berta[25] ist nun auch hier und sieht täglich ihrer Entbindung entgegen. Lieber Franz ich muß halt noch mehr sehen ob vieleicht noch in einer anderen Schachtel Mußheln [Muscheln, Anm.] sind, den verschenkt habe ich keine, und sonst können sie ja auch nicht weg kommen wer soltte sie nehmen? Wie ist es drin? Noch zeigt sich nichts ob du nach Wien kömmst. Ich glaube gewiß, es sey beßer, wen du so lange die Weltaußstellung ist, nicht hinein [nach Wien, Anm.] kömst, weil so viele Menschen zu samen kommen und die Luft dan so unrein ist, Krankheiten entstehen wo man sich nicht so leicht hinauß wünden kann. /

Die arme Toni Duscher hat es auch überstanden, mich dauerte sie sehr, da sie so glücklich war, und an nichts einen Mangel leiden durfte, schrecklich ist es für die zurück gebliebene Mutter – alle so scheiden sehen von der Welt alle von den theuren Mutterherz weggerißen – für die Welt alle verlassen – – Auch der sie so unendlich liebende Gatte wird trostloos sein, es ist würcklich herzzerreißend ein solcher Verlust. Gebet ja Ihr beide auf Eure Gesundheit wohl acht, keines sich über anstrengen. Lebt recht wohl seid herzlich gegrüßt und geküßt von Euerer Euch treu liebenden Mutter Antonia Spángler

Otto (der Bruder Otto Spängler) Louise und die Kindlein grüßen Euch recht herzlich. Kathi grüßen wir herzlich.


Brief vom 8. und 9. August 1872 von der Mutter Antonia Spängler, an den Sohn Franz II. Xaver Gregor Spängler in Mödling

Ein Bogen; / = Seitenwechsel; fragliche [?] Stellen:
Salzburg den 8/8 [18]72. Meine inigst geliebten! Würklich mit wahrer Freude ergreife ich die Feder um Euch zu schreiben, und zugleich zu danken für die so warhaft aufrichtige Einladung Euch meine lieben zu besuchen. Ich bin nun auch fest entschloßen die so freundliche Einladung anzu nehmen, nur das Wann weiß ich noch nicht, ich muß mich erkundigen, wann die Sattler wider hinab reisen nach Wien welche auf den Geburtstag der Toda kommen, das wäre eine sehr gute Gelegenheit, bis dahin denke ich, wäre auch die größte Hitze vor bey, und wie du glaubst das ich von denen Trauben profitiren soll, vieleicht auch diese[r] Brif. Wen Gott will so sehen wir uns jeden fall im nächsten Monath. / Rudolf SpánglerRudolf Spängler, Anm.] ist so freundlich und nimt diesen Brief mit, sie freut sich schon, Euch zu sehen. Auch ich freue mich schon unendlich auf Euch, was ich kann will ich mit vergnügen thun, und helfen wie ich kann, dammit du meinetwegen nicht mehr Arbeit hast – mir ist nicht bange wir werden uns schon ganz gut verstehen. Wegen Kathi hat es mich sehr gefreut sie soll nur alles sagen wie sie es findet, solte er etwas verlangen was nicht in der ordnung ist, so soll sie ihm lieber fahren lassen, als in etwas einwilligen, was sich nicht verantworten läßt. –

Die GroßmutterFranziska "Fanny" Kobler, Anm.] war gestern bey mir gerade als ich den Brief bekamm ich habe selben geleßen, und sie sagte auch ich bitte mache ihnen die Freude, und gehe hinunter [nach Wien, Anm.] . Da sie bey Rudolf erst in 6 Tagen zu Euch kommen, so schücke ich diesen / Brief durch die Post, damit Ihr nicht so lange auf die Antwort warten dürfet. Ich habe an die Frau von Duscher noch nicht geschrieben, weil ich nicht zeit hatte, will aber dieser Tage schreiben. OttoOtto Spängler, Anm.] hat dir gestern geschrieben, Ich war gestern über Tag in Moos bey Fraulein Henf (Rosalie Henf, Anm.) geladen und Abends war ich bey DureggerAlois Johann Duregger, Anm.] geladen. Heute Nachmittg schückte die Koch her, ich möchte zu ihr kommen, und so geht die Zeit so schnel vorüber, das ich wohl oft nicht weiß wo sie hin kömt. Otto und Louise freuen sich wen ich nach Wien reise aber nur eine gute Gelegenheit soll ich bekommen, ich zweifle nicht daran, den es geht ja so oft jemand [ein Wort klein darüber:] Bekannter nach Wien.

Heute den 9 te schreibe ich weiter weil ich gestern nicht mehr dazu kam, die Koch hat einn Blutreißn, welche ihr sehr viel Schmerz verursacht, so das sie noch oft liegen muß gestern ließ sie den Ginter [?] kommen welcher ihr es aufschnitt, / wo sehr viel Blut herauß kamm, ich hoffe Heute wird es beßer sein sie bekamm oft U[i]blichkeiten [Übel-, Anm.] , und ist doch schon 3 Wochen vorbey. Die Scheidl ist auch hier, und erwartet jeden Tag ihre Entbindung, sie ist sehr dick, sie wohnen dermallen bey Eißtenen sie ist unendlich glücklich. Lebt recht wohl ich muß schließen weil ich in die Kirche gehe und zugleich den Brief aufgeben will. Eine unmenge Bekante grüßen Euch recht herzlich. Mit iniger Liebe Eure treue Mutter Spángler [darunter:] An Kathi viele Grüße.


Brief vom 27. Oktober 1872 von der Mutter Antonia Spängler, an den Sohn Franz II. Xaver Gregor Spängler in Mödling

Brief vom 27. Oktober 1872, Seite 1.
Brief vom 27. Oktober 1872, Seite 4.

Ein Bogen; / = Seitenwechsel; fragliche [?] Stellen:
Salzburg den 27/10 [18]72. Meine lieben Theuren! Wie oft nahm ich mir schon vor an Euch meine Lieben zu schreiben und immer konnte ich nicht dazu kommen. Ich danke Euch beifrn noch einmal, recht herzlich, für die freundliche Aufnahme, welche mir bey Euch zu theil wurde, ich fühlte mich so ganz heumisch bey Euch. Die Leute sagen mir auch ich sehe viel beßer auß. Ich bin mit meiner Reise Gesellschaft so zimlich zufrieden geweßen von Lambach auß war ich bis auf die Letzte Statzion ganz allein ich habe überhaupt öfter geschlaffen, es waren die meiste Zeit nur unser 2 oder 3 Personen, ich bin auf den ganzen Tag nun 2 mal auß gestiegen, in Linz habe ich eine Suppe genohmen sonst bin ich nie in die Restaurazion gegangen, habe also nur 10 Xr [Kreuzer, Anm.] verzehrt. Am Bahnhof in Salzburg erwartete mich schon Otto / und Louise wir fuhren dan mit den Koffer aufgepackt sogleich herein wo ich bey ihnen speißte, die Kinder haben alle schon geschlaffen die Mama Duregger ging mir bis zur ersten Stiege herab entgegen und ließen mir zur Ankunft ein sehr schönes Blumen paket und ein Teller voll schöne Maschanzzer [?] Epfel auf den Tisch stellen in meiner Wohnung welches mich sehr freute. Auch war ich schon in diesen 5 Tagen seit ich hier bin 4 Abende bey Duregger geweßen. Denen bin ich sichtlich abgegangen.

Die Kinder besonders die Paula hatte eine unendliche Freude und hgab mir gewiß 20 Bußeln. Die Louiserl ist sehr gewachsen in dieser Zeit, steht schon überal auf, und ist unendlich lustig. Bey der Großmutter war ich schon 3 mal ich mußte ihr viel erzählen, sie ist sehr erfreut das es dir so gut geht. / Meine Gedanken waren auf der Reise immer bey Euch, ich dachte ob Fanny über Mittag in Wien geblieben oder zu Hauße gekomm[en] ist, mir scheint es sie sey zu Hauß gekommen weil sie Abends der Großmutter geschrieben hat. Ich danke für den freundlichen Gruß welchen mir Fany schückte. Heute war ich bey Schlögl [Schlegel, Anm.] sie sind alle wohl die Mutter freut es sehr das die Fanny so gut auß sieht und so heiter ist. Auch sagte ich ihr das e[s] dir mit der Wirthschaft jetzt sehr gut geht was sie gar sehr freute. Wie ich höre so kommt die Lida Plachetka am Allersellentag zu Euch, ich bitte recht schön ihr meine U[i]berschuhe mitzu geben die Kathi muß sie in den Kleiderkasten gestelt haben, ich glaubte schon es seyen die meinen, aber die Kathi glaubte es seyen die von der Fany. Ich denke sehr oft an Mödling – an die vielen vergnügten Stunden und Wochen welche ich dort zugebracht habe. /

Wie geht es Euch wie dir liebe Fany mit der Wirthschaft, ich hoffe es soll recht gut zu Ende gehen. Wie geht es der Cathi? [Hausangestellte Kathi, Anm.] hat sie doch nicht recht geweint als ich fort war? Du hast dir einen recht netten Hut gekauft das ist schnell gegangen ich bin froh du hast nothwendig einen gebraucht. Was es wegen Wehnachten ist wird dir die Lida schon gesagt haben, und auch der Louisen [!] hat die Großmutter es auf gegeben, sagte sie mir das Ihr nicht kommen soltet – O hätte doch ich so viel Pölatz oben um 2 Betten zu stellen sind die Zimmer zu klein. Bis dahin ist noch Zeit – wer weis was der liebe Gott bis dahin fügt.

Lebt alle recht wohl, noch einmal meinen herzlichen Dank für alle Liebe und Auf merksammkeit welch ihr mir erwiesen habt. Es küßt und segnet Euch Eure treue Mutter Spángler

[klein darunter und am Rand dieser Seite:] Otto und Louise und alle Bekante grüßen Euch herzlich / Die Lanser läßt den Franz schön danken für den Brief. Der Mertens ([Heinrich Ritter von Mertens]], Anm.) ist gestern gestorben. Traurig für seine Famil[ie]

[erste Seite oben, auf dem Kopf, klein:] den Kindlein? [siehe nächste Zeile, Anm.] An Cathi und Alle Bekanten viele herzliche Grüße. Wie geht es bey Lanser [?] [… siehe Zeile darüber, Anm.]


Brief vom 8. November 1872 von der Mutter Antonia Spängler, an den Sohn Franz II. Xaver Gregor Spängler in Mödling

Ein Bogen; / = Seitenwechsel; blasse Tinte; fragliche [?] Stellen:
Salzburg den 8/11 [18]72. Meine lieben Theuren! Lange mußte ich auf ein Schreiben von Euch warten, aber ich weiß es schon das man nicht immer außführen kann was man will. Mich freut es daß Ihr wohl seid, und auch einmal das [!] Prater besucht habt, für 2 macht es sich überhaupt leichter. Das Fany glücklich außkamm mit dem Würthschafts Geld freut mich sehr, machtet [achtet? Amn.] nun jetzt ein[m]al, bis die Fany sich etwas zu unvor hergesehene Fälle etwas auf die Seite gelegt nicht viele Einladungen sonst kömmt sie nie [unterstrichen] , wie man sagt, auf einen Grünen Zweig, der doch so sehr angenehm ist. Ich mußte auch jetzt viel Geld in die Hand nehmen, um mir in jeder Richtung das Nothwendigste beyzuschaffen, nun ist so zimlich alles in Ordnung. / [oben darübergeschrieben:] Die Formen von Gartenpapire sind alle da die Muscheln habe ich nicht gefunden.

Ich danke recht sehr für die überschükten Schuhe ich bin wohl sehr froh das ich die selben habe, bey diesen Regenwetter und Morast taugen sie sehr gut. Die Großmutter dankt auch für das Schutztüchl und läßt Euch herzlich grüßen, es geht ihr gut, ich glaube sie wartet mit schreiben bis Plachecka [Plachetka, Anm.] Lida wider zurück ist, die Großmutter hat und hatte in Ihrer Wohnung so manches müßen machen lassen und kaufen wegen den Zimmerherrn [Mieter, Anm.] , es geht schon so, es ist ja nicht immer alles rein gewin. Dieser Tage haben wir beim Otto oben fleißig Roßhaar gezupft es wurde ein neuer U[i]berzug[26] gewohnen [?], die andern 2 müßen wir erst zusammen richten wen die allte Rape [?] gewaschen ist, dan müßen wir große und kleine Leibchen strücken, habe auch schon gestern angefangen, so wird es jetzt schon fort gehen bis Weihnachten, und darüber. /

Louise bekömt zwar bis auf den 1te Dezember eine 3te Magd, was doch bis das 4 Kind kömmt eine große erleichterung sein wird, Die Louiserl ist sehr stark, und lieb, aber allein geht sie nicht, sie ist am 3 November ein Jahr geworden.[27] Ich weiß nicht habe ich Euch schon geschrieben das die Frau Leopoldine schon im 5te Monnath in der Hoffnung ist, kannst dir denken, diese U[i]berraschung. Die Marie ist im 7te Jahr. Die Fräulein Mertens waren kaum mehr in Mödling? Wie die [!] Begrabniß schön war, von Mertens ([Heinrich Ritter von Mertens]], Anm.) werdet ihr wohl in allen Zeitungen gelesen haben, sie war sehr traurig weil einen die Familie so erbarmmt. Sie sind dermalen alle in Wien, ich glaube, ihr Bruder hat sie mitgenohmen. Der wird schon weiter sorgen. Ich danke noch herzlich für die Grüße von der Familie Langer ich denke schon / [28] 1 gutes Halbes Seitl Milch und einen kleinen Ko[c]hlöfel voll feines Mehl Nul Mehl, ist das feinste, und ein kleines Stückchen Zucker mitsieden, und ja recht gut außkochen. Mich freut es sehr für Beide wen das Kindlein gedeut [gedeiht, Anm.] grüße sie von mir recht herzlich ich denke wohl öfter wie es den Kindlein gehen wird. Hier hat alles auf geschlagen Fleisch kostet nun schon 34 x [Kreuzer, Anm.] Kalbfleisch 40. Schweinfleisch 44. Das die Milch aufgeschlagen wundert mich nicht hat sie ja auch hier in den meisten Orten aufgeschlagen, du bist ja doch noch beßer dabey als in den friher[e]n [früh-, Anm.] Milchort, besonders weil die Cathi diese Milch Nachmittag nimt. Allen Bekanten welche sich meiner erinern bitte ich mich zu empfehlen Lebt alle recht wohl gedenkt meiner in Liebe Eure treue Mutter Spángler [darunter:] Otto und Louise grüßen Euch herzlich. Sowie die Kinder.


Brief vom 30. November 1872 von der Mutter Antonia Spängler, an den Sohn Franz II. Xaver Gregor Spängler in Mödling

Ein Bogen; ein Blatt beiliegend; / = Seitenwechsel; blasse Tinte; fragliche [?] Stellen:
Salzburg den 30/11 [18]72. Meine inigst geliebter theuerster Franz! Recht herzlichen Dank für den lieben Brief der guten Fany zu meinen 46 zigsten Hochzeitstag es ist eine lange Reihe von Jahren – vieles Angenehme – und vieles Schmerzliche zog vorüber – und viel freudiges und immer denkt mann wie wird es wider über einen Jahr sein – werde ich noch leben? – – wie Gott will. Euch meine lieben geht es Gottlob gut. Wie steht es mit Fany? ist noch alles in Ordnung? ich denke sehr oft an Euch meine Lieben, ich habe am Sontag mit Plachetka Lida gesprochen sie sagte mir das sie gerne bey Euch war, und sie dich recht heiter und frisch gefunden hat, was auch ich gefunden habe. /

[oben auf dem Kopf, klein:] Die Großmutter und Bekante grüsse[n] Euch herzlich.

Lieber Franz von allen bringe ich dir die beßten Wünsche zu dein[en] Nammenstag, der liebe Gott erhalte Euch Euren Glück ungeschmelert recht lange, und erhöhe es noch durch ein Unterpfand Eurer Liebe. Zu deinen Nammenstag und Christgeschenck für Euch erlege ich bey Otto 6 fl.Gulden, Anm.] . Ich denke Ihr soltet Euch einen Lauftepich kaufen, und eben weil sie unten [in Wien, Anm.] leichter zu kaufen sind soltet Ihr selber kaufen wen Ihr nach Wien geht, und selben dan gleich benützen, damit der Boden wärmer ist, wen die Kälte eintritt. behalte mich immer ein wenig lieb. Heute habe ich mit der Großmutter gesprochen auch wider wegen Weihnachten, Heute war sie in / dieser Beziehung viel beßer gestimt, sie sagte Heute schon ja wen sie im kalten Zimmer schlafen wollen so können sie schon kommen, mich freut es sie zu sehen, aber angenehmer wäre es mir im Sommer, aber ich weiß wol die Heren könen nicht immer auß – jenun wir wollen sehen wie er der liebe Gott fügt.

[Seite 2 unten, auf dem Kopf:] An die Chati viele Grüße von uns.

Wir denken das die Louise gerade diese Zeit in die Wochen kömt ich glaube kaum das sie früher entbunden wird da sie bey Deiner Hochzeit noch nicht wußte, das sie in der Hoffnung sey. Wir haben jetzt immer eine [u]nmenge für oben zu thuen, was die Louise noch alles fertig wissen will, und täglich kömt was neues dazu. Denke dir Heute hörte ich, das die Lürzer in Zell am / See über die Stiege gefallen sey, und unten bewußtlos liegen geblieben sey, Otto hat es selbst seiner Mamma am dinstag geschreiben seither ist aber keine Nachricht mehr gekommen Gott gebe das es keine weiter[e] folgen gibt. Otto und Louise lassen Euch alle schon grüßen. Ich glaube Otto wird bey denen Rennereien [? Rechnereien? Anm.] nicht aufzahlen, er wird dir schxx [gestrichen] selbst schreiben. Wie geht es der Fany mit der Wirthschaft ist wider etwas geblieben Ich denke da die fremden alle fort sind[29] wird manches leichter zu bekommen sein. Lebt recht wohl meine lieben und seid recht inig geküßt von Eurer treuen Mutter Spángler

[darunter:] An alle Bekanten recht viele herzliche Grüße. Am Mittwoch um ½ 10 Uhr ist die Heil Meße für den Vater.

[beigelegtes Blatt; Otto Spängler, Louise und deren Sohn:] [ohne Anrede:] Verkauf von Hohenaschau im Prinzipe aufrecht erhalten blieb die Salzburger Opposition trat wieder Mann auf. Wegen der Rumänier habe ich nichts neues veranlaßt; die Staatsbahngesellschaft soll den Ausbau der Bahnen übernehmen. Hier folgt noch die Verrechnung [Zahlen jeweils übereinander:] letzter Kassarest: 8.44 [Doppelstrich] Merkgarn [?] u. Bandeln -.28 // 36 Sacktücher merken u. säumen 3.90 // Zwirn -25 [Doppelstrich] 4.43 // 8.44 // 4.43 [Strich] 4.01 Rest; Hievon habe ich der Mutter 4.- als Monatgeld gegeben pro Dezember; so dß 1 Xr als Rest bleibt, und du der Mutter noch 6 flGulden, Anm.] schuldest; sie braucht sie aber nicht. Louise will dir selbst einige Zeilen schreiben. Lebe wohl, lieber Franz dein treuer Otto.

Lieber Franz. Zu deinem Namenstage meine herzlichsten Glückswünsche, vor Allem wünsche ich dir daß du mit deiner Fanny recht vergnügt wirst. Gott sei dank bin ich wieder ganz wohl, und die kleine Luise ist auch recht frisch. Wir freuen uns sehr wenn du wieder kommst, und dann wollen wir einmal einen recht vergnüglichen Abend verbringen. Verzeihe. Daß ich schon schließe, aber Otto will den Brief abschicken, nach einmal dich grüßen bleibe ich deine Schwägerin Luise.

Lieber Onkel Franz! Ich gratulire dir. Es küßt dich dein kleiner Otto


Briefe 1872 bis 1887

Briefe (rot verschnürt, zumeist nicht gelesen) von Nr. 19 Fanni Schlegel, verheiratete Spängler, * 1848; † 1905, z. T. zusammen mit Nr. 18 Franz Spängler, 1839–1912, manchmal zwei Briefe zusammen = "und", an die Großmutter Nr.79 Fanny Kobler, 1796-1886, in Salzburg. – [vorweg] Verlobungsanzeige Richard Schlegel für Fanni mit Franz Spängler, Salzburg 08.09.1871. – Mödling [M.] 29. und 30.05.1872. – M. 11.12.1873. – M. 22.12.1873 und 23.12.1873. – M. 07.03.1874 (Fanni) und 07.03.1874 (Franz). – M. 10.03.1874. – M. 27.03.1874. – M. 10.04.1874. – beschriebene Visitenkarte "Fanni Spängler geb. Schlegel", Wien 07.04.1876. – Wien [W.] 28.07.1876. – W. 16.10.1876. – W. 09.12.1876. – W. 31.12.1876. – W. 04.03.1880 (Fanni) und ohne Datum (Franz). – W. 09.04.1880. – W. 06.06.1880. – W. 09.09.1880. – W. 11.10.1880. – W. 02.11.1880 Franz zum Bezirksrichter in Pottenstein ernannt. – W. 27.11.1880 mit Umschlag und Briefmarke an "Frau Fanny Kobler Private Salzburg Marktplaz N 10". – W. 26.12.1880 mit Umschlag und Briefmarke, gleich vorstehend, aber ohne "Private". – W. 08.01.1881/ 19.01. – W. 08.03.1881 Franzi (* 1877), und Toni (* 1879), schreiben dazu (diktiert?) an die Urgroßmutter. – W. 19.05.1881. – Pottenstein [P.] 10.06.1881. – P. 19.06.1881. – P. 10.07.1881. – P. 26.09.1881. – P. 12.11.1881. – P. 18.11.1881. – P. 28.01.1882. – P. 05.03.1882 sie haben 400 Gulden erhalten und danken. – P. 19.07.1882 Großmutter will nach P. kommen, allein mit Bahn bis Wien oder St. Pölten, wird dann dort von Franz abgeholt [am 16.05.1882 ist Nr. 9 Johanna Holzapfel geb., meine Großmutter]. – P. 08.08.1882 danken für Zulage von 600 Gulden; sie wollen die Großmutter (die vielleicht nicht nach P. kam?) in Salzburg besuchen, mit Eilzug von St. Pölten; für "Hanna" kein Bett, Wäschekorb und ein Polster genügen. – P. 17.01.1883. – P. 04.02.1883. – P. 01.04.1883 sie "betteln" um einen Zuschuss für ein neues Sofa, 50 bis 60 Gulden. Kinder freuen sich auf die Reise nach Salzburg = Franzi, Toni, Rosa und "Hanna". Franz lässt grüßen, "er sagt, ich [Fanni] sei ein Bettelsack". – P. 07.09.1883 danken für drei Wochen in Salzburg bei der [Ur-]großmutter; Franzi kommt in die 2. Klasse. – P. 01.11.1883. – P. 06.03.1884. – P. 30.12.1884. – Mödling 26.12. ohne Jahr. – Fanni, ohne Ort und Jahr. – Franz, o. O. u. J. – Franz, o. O. u. J. [diese Briefe lagen vielleicht anderen bei; die Briefe waren insgesamt ungeordnet, eine Zuordnung ist, ohne sie näher gelesen zu haben, nicht gegeben]. – Fanni, o. O. u. J. – Fanni/ Franz, o .O. u. J. [Rest eines mehrseitigen Briefes].

29. 7. 1872 aus Wien, siehe: "1882"

Briefe "1871/1872" (rot verschnürt, nicht gelesen) von Nr. 18 Franz Spängler aus Mödling an Fanni [...] Angefügt: Brief ohne Umschlag 20. 10. 1872 aus Leitmeritz von der "Großmutter Katharina Schlegel" = Nr. 77 Theresia Heygel (* 20.10.1783), verheiratet Nr. 76 Franz Schlegel; sie ist demnach 89 Jahre alt, als sie diesen Brief mit klarer Schrift an ihre Enkelin schreibt. [...]


Brief vom 14. Dezember 1872 von Fanny Kobler an Fanni Spängler

Franziska "Fanny" Kobler an Fanni Spängler:

Salzburg am 14te Dez: 1872. Liebe Fanni! Dießmal muß ich deinen Brief gleich beantworten, damit du nicht zweifeln darfst ob ich euch beherbergen werde. Wie, und warum du, daran auch nur einen Augenblick zweifeln konntest, weis ich nicht. Ich habe nur zu ein paar Bekante mich geäußert, das wenn ihr im Winter kommt es mir recht leid thut, weil ich euch zum schlafen kein geheiztes Zimmer geben kann, das hab ich auch zu Franzens Mutter gesagt. Wenn es die Geschäfte deines Mannes erlauben, o, so komt nur meine Lieben/ die alte Großmutter hat große Sensucht euch einmal wieder zu seh’n. - Die Feyertage werden ja doch keine Verhandlungen sein, und so gebe ich mich der Hoffnung hin, euch gewiß zu seh’n. Die Lida [Guttenberg; Freundin, Anm.] hab ich nur einmal gesprochen, solang sie jetzt in Salzburg ist, jezt hat sie die Nani schon 8 Tage die Winterkleidung zusammenzurichten. Hast du dir ein schwarzes Tuchkleid gekauft, oder nur eine Ueberschosse [?] und eine Jage [Jacke, Anm.] . Die meisten Mädchen bey uns, haben Ansetze von Sammt/ wenn es aber nicht ein schönes Sammt ist gefallen sie mir viel weniger als von Tuch. Der Walli ihre Hochzeit wird den 25.ten Januar sein. Erlach Robert ist Brautführer und Ida [Schlögelhofer, Anm.] eine von die Kranzjungfraun. Die Schwester der Haßseck [?] die Mari hat den 20.te Hochzeit mit Herrn Mößer, der einmal die Schnerberger hat heurathen wollen, er ist Braumeister in Steuer [Steyr, Anm.] ; die Laschenzki welche dich herzlich grüß, hat zwey Hochzeiten in einer Woche. Das deine Wirthschaft so gut geht freud mich sehr, aller Anfang ist schwer, besonders wenn man fremd ist, ich habe auch gar nicht gezweifelt, das es so werden wird, wenn du länger in Mödling bist. Was deine Geschwister betrift mußt du entweder jeden etwas geben, oder keinen nichts [!], ich glaube es [ist] nicht notwendig ihnen etwas zu geben. Die schönen Tage sind jetzt bey uns vorüber, 2 Tag haben wir Schnee und kalt. Wenn es zur Reise kommt wie ich hoffe, zieht euch ja recht warm an. Jedenfalls sey so gut ein paar Tage früher es mir wißen zu lassen wann ihr eintrefft. Lebe recht wohl, grüße deinen Mann von mir herzlich, es ist auch für ihn wohlthuent einige Tage [fehlt wohl: Ferien, Anm.] zu mach’n. Erfreue bald mit einer angenehmen Antwort deine dich liebende Großmutter Fanni Kobler. - Alle Bekanten grüßen dich herzlich/ Deinen Brief hab ich erst den 12.te erhalten


Brief vom 20. Dezember 1872 von der Mutter Antonia Spängler, an den Sohn Franz II. Xaver Gregor Spängler in Mödling

Ein Bogen, aufgedruckt "Dr. Otto Spängler / Salzburg", und ein Blatt eingelegt; / = Seitenwechsel; kräftige und klare Schrift der Mutter, doch in Ottos Teil fragliche [?] und unleserliche XX Stellen:
Salzburg den 20/12 1872. Meine lieben Theuren. Gestern erhielt Otto Euren lieben Brief mit der Nachricht daß Ihr[30] leider nicht um Weihnachten kömmt. Franz sagte als ich unten [in Mödling? Anm.] war er köne um Weihnachten 11 Tage außbleiben, daß hätte uns alle sehr gefreut aber mit 5 Tage ist es wahrlich nicht der Mühe werth, da ist es schon gescheider Ihr kömmt dan vielleicht auf ein Monath Urlaub. Ich ging zur GroßmutterFranziska "Fanny" Kobler, Anm.] um es ihr zu sagen – es thut ihr leid, aber sie sagt wohl auch das es wegen 5 Tage zu kurz sey diese weite Reise zu machen, sie hat erst gestern angefangt ! sich zu freuen das Ihr kömmt, sagte sie mir, weil / sie imer dachte es köne leicht etwas dazwischen kommen, gestern ließ sie das Zimmer putzen und die Betten über ziehen, und wie dieses geschehen so fing sie sich zu freuen an, und Abends als ich kamm war die Freude wider zu nichts sie sagt sie will nun ihre Freude auf das Frühjahr sparen. Nun muß ich Euch zu unser aller Freude berichten das die Louise Heute Mittags 3/4 auf 11 mit einem Knaben[31] glücklich entbunden wurde, beyde sind gottlob gesund, ich schreibe dieß im Nahmen des Otto, und der Louise. Das Kindlein sieht ganz dem kleinen Otto gleich.

Es ist nun schon sehr lange das ich einen Brief von Euch erhalten habe. Schumacher geht es recht gut sammt den kleinen Kind, gott gebe das es auch bey uns so bleibt. Bey Carl Spángler ist Heuer am Heil Abend gar keine Einladung, weil sie in der Hoffnung ist, und nie recht / wohl. Die Otto Lürzer ist vor ungefähr 6 Wochen über die Stiege herab gefallen und Bewußtloos liegen geblieben, man konnte sie erst nach längerer Zeit als sie schon lange im Bett war, wider zu sich bringen sie schrieb gestern erst wider selbst den ersten Brief, es geht ihr im ganzen wieder gut nur das sie sich mit nichts anstrengen darf, sonst bekömmt sie Kopfweh. Sie schrieb es war ein Momenttaner Schwindel, den sie dachte wen ich nur nicht falle, und von selben Augenblück an wußte sie nichts mehr, hier gingen von diesen Vorfall eine ganze Menge verschiedene Gerüchte herum; sie hätte sich die Hirnschale eingeschlagen, dan den Kopf gespalten – dan sie sey schon gestorben, Gottlob das von all dem gar nichts wahr ist. Lebt recht wohl wen ich nicht mehr zum schreiben kommen kann so bringe ich Euch ein recht gutes / Neues Jahr mit der Bitte das Ihr mir auch im nächsten Jahr auch Eure Liebe erhalten möchtet, und danke Euch für alle Liebe welche Ihr mir erwißen habt. Mit aller Liebe Eure treue Mutter Spángler

[auf der ersten Seite oben, verkehrt herum:] Allen Bekanten viele Herzliche grüße und Neujahres. So auch der Kathi alles Schöne Ich danke ihr für die Gabe [?] welche sie mir geschenkt Von der Großmutter viele grüße.

[weiter auf Seite 4 von Otto Spängler:] Lieber Franz! Ich füge den Zeilen der Mutter nun noch die Mittheilung bei, daß gleichzeitig mit diesem Schreiben 30 flGulden, Anm.] mittels Postanweisung an dich abgehen. Ich habe zu diesem Zwecke vermerkt [?] den Kassarest pro – 4.03; ferner Montancoupon – 14. –; endlich 2 Pfandbriefcoupons pro x/1 73 5. –; ferner Hammerauerausbeute (92 XX fl) 10.12. – [Unterstrich] zusammen: 33.15 ab Sontag sammt AXX 30.10 [Unterstrich] Rest 3.05 Hinzu kommen die Hammerauercoupons / 1 à 21 fl; 6 à 2.10 / 33.60 [Unterstrich] 36.65 [32] Hirvon werde ich der Mutter 10 fl pro. Jänner; ferner das auf 3 Silbercoupons pro 2.10 bis auf 9 fl Silber fehlende nach dem Agiocurse vergüten;

[beigelegtes Blatt:] ferner die Prolongation des Vorschußes bezahlen. Bezüglich des Weihnachtsgeschenkes mache ich Euch den Vorschlag, mit der Mutter die Geschichte einfach aufzuheben. Die Mutter wollte Euch 6 fl geben, damit Ihr Euch nach Belieben etwas kaufen solltet, u. du wolltest beilich [?] einen solchen Betrag spendieren; also scheint es mir einfacher, die Sache aufzulassen. Wenn du einverstanden bist, brauche ich keine [Wort gestrichen] Antwort; nur im Gegenfalle bitte ich sofort um Correspondenzkarte.

Die ungarische Boden [Wertpapiere, Anm.] werden mit 1. Jäner in Stücke à 100 fl Papier convertiert; u. werden doch hoffentlich eine Dividende zalen. Die 39 Lose habe ich mal gleich als gezogen wahrgenommen; die Frage ist nur, ob wir sie hergeben sollen oder nicht; mir wurde auf den Februar ein Angebot [?] pro 300 fl für jedes gezogene Fünftel in Aussicht gestellt. / Wir haben Zeit genug, uns hierüber zu molviren [?]. Von Louise viele herzliche Grüße; du kanst denken, wie glücklich ich bin, dß alles so gut vorüber ist. Mit den besten Glückwünschen fürs neue Jahr u die herzlichsten Grüße dein treuer Otto. Freitag Abends 6 Uhr.


Brief vom 28. Dezember 1872 von der Mutter Antonia Spängler, an den Sohn Franz II. Xaver Gregor Spängler in Mödling

Ein Bogen, "englischer" Prägestempel Löwe, Wappen und Einhorn; / = Seitenwechsel; fragliche [?] und unleserliche XX Stellen; flüchtige Schrift, ganz im Gegenteil zum vorangehenden Brief vom 20. Dezember 1872; Textfolge = Seiten 1, 3, 4 und 2 [!]:
Salzburg den 28/12 1872. Mein liebster theuerster Franz! Vor allen berichte ich dir das Louise und der kleine Moritz[33] sich Gottlob recht wohl befinden Louise ist recht heiter und möchte schon gerne aufstehen, aber ich meine Morgen als den 9te Tag sollte sie noch liegen bleiben den Moritz fürchten wir wird den Mehl Hund[34] bekommen es ist dieß wohl eine natürliche Kinderkrankheit. Lieber Franz warum ich dir Außgesprochen 6 flGulden, Anm.] welche ich, wie ich zu deinen Nammenstag geschrieben, Euch theils zum Nammenstag, und zugleich für beyde zum Christgeschenk gegeben habe, bey Otto noch nicht erlegt hatte, als er dir die Verrechnung schückte, ist lediglich er schuld ich wollte sie amm 1te Dezember als ich dir geschrieben habe hinauf geben, und er /

[weiter Seite 3:] sagte geben Sie[35] dieselben nicht herauf wir können sie ja beim Monnathgeld abrechnen ich unterließ es auf dieses mitlerweile mußte er dir ein geld schücken da aber gerade dort die Verwirrung war wegen der Louise ihrer Entbindung so haben wie diese Sache wegen den 6 gulden ganz vergeßen ich nehme daher vom Otto für das Monath Jänner statt 10 Papiere ? nur 4 fl dan meine ich ist die ganze Sache in reinen. Du wirst wie gewöhnlich den Brief in größter Eile gelesen haben und dan nicht mehr angeschaut haben, von Euch habe ich auch das ganze Monath nicht eine Zeile erhalten; von mir ist es der 3te Brief welchen ich an Euch schreibe. Ich danke dem Franz recht schön für die Waschling [?], ich habe noch /

[Seite 4:] 4 wenigstens von denen welche ich selbst mitgebracht habe. Man bekömt, sie nun schon hier zu kauffen. Zum Neuen Jahr alles Gute von allen das Ihr recht glücklich und zufrieden bleibt, und der liebe Gott Euch bald die Freude schenke ein Kindlein auf Eurer Schoos zu wiegen – – vieleicht ist es schon so – ?? es würde mich sehr freuen.[36] Auch war ich sehr erfreut von der Großmutter zu hören das Franz im letzten Monnath 10 gulden erspart hatt es ist nun schon gewonnen, so gott will wird es so bleiben nur fleißig die Sachen nicht außgehen lassen, alle Monnath etwas grüßXX noch ? kaufen, und auf alles [unterstrichen, Anm.] sein Augenmerk wenden. Es freut einen die Wirthschaft noch so sehr, wen man sieht, man erzielt etwas, durch thätige Umsicht. Von allen Bekanten alles Gute nebst vielen grüße. /

[Seite 2:] Die kleine Louise[37] hat gestern angefangen von allein zu lauffen und heute als ich eben zur Pepi noch etwas zu sagen hatte im Kindszimmer lief sie durch 3 Zimmer zur Mama hinein. Die ist ein allerliebstes Kindlein. Nun ist richtig am 13te Jänner die goldene Hochzeit im Sarzalum [?] die Trauung durch Herrn Prälaten dan Diner im Ostreichischen Hoff. Den Vorabend thaten [?] wo das ganze Leben der 34 Jahre mit all seinen Begebenheiten dargestellt wird gespielt von denen Enkeln, geschrieben von Reinhart [?]. Was dan noch geschieht weiß ich nicht. Lebt recht wohl meine Lieben Es küßt Euch mit iniger Liebe Eure treue Mutter Spángler Die Zeller ist leider sehr unwohl sie hat immer so starke UnterXX XX [mehrere Wörter unleserlich, dazu drei Wörter verkehrt herum auf Seite 1 oben]


Einzelnachweise

  1. Trotz unterschiedlicher Schreibweise in den Briefen vereinheitliche ich [O. H.] zu Großmutter Fanny [Kobler] und Enkelin Fanni [Schlegel-Spängler].
  2. "Nr. 37" bezieht sich auf die Kekulé-Sosa-Nummerierung in der Aufstellung des Stammbaums bei 'Geneanet oholzapfel' (de.geneanet.org).
  3. 3,0 3,1 3,2 3,3 Zu generellen Problemen mit der Übertragung der Briefe von Antonia Spängler siehe zum Brief vom 18. April 1870, Einzelnachweis; siehe Kobler-Spängler-Briefe von 1870
  4. August Franz Maria Spängler (* 1827; † 1895); er führt mit seinem Bruder Josef II. Spängler (* 1823; † 1895) die "Franz Spängler'sche Tuch- und Seidenhandlung" am Marktplatz [ Alter Markt, Anm.] Nr. 2, Gehmacherhaus), bis die Firma 1893 an Max Gehmacher verkauft wird.
  5. Berta Schlegel (* 20. Dezember 1871; † 26. Jänner 1872), eine Tochter von Richard Franz Schlegel aus der zweiten Ehe
  6. vgl. Brief vom 8. Februar 1872
  7. August Spängler, vgl. Brief vom 30. Jänner 1872
  8. Interessengruppe
  9. "Nr. 19" bezieht sich auf die Kekulé-Sosa-Nummerierung in der Aufstellung des Stammbaums bei 'Geneanet oholzapfel'.
  10. "Nr. 19" bezieht sich auf die Kekulé-Sosa-Nummerierung in der Aufstellung des Stammbaums bei 'Geneanet oholzapfel'.
  11. ohne Jahresangabe, aber hier eingeordnet in die Sammlung der übrigen Briefe
  12. Ein Unterschied zwischen r und n ist nicht erkennbar; es könnte auch "Leuchter" heißen (ebenfalls an den folgenden Stellen und im nächsten Brief).
  13. vgl. Rosa Zeller (* 1839; † 1917), verheiratet mit Eduard Stiebitz (* 1835; † 1872 in Linz)
  14. vermutlich Familie von Franz Valentin Zillner (* 1816; † 1896)
  15. Gulden
  16. Franz heiratet 1872 Fanni Schlegel
  17. Der Hinweis ergibt in Verbindung mit dem vorangehenden Brief eine mögliche Datierung mit ca. 1872. Otto Spängler schreibt "Paschacher" mit "a"; möglich ist Dr.jur. Peter Poschacher, seit 1870 mehrfach Vizebürgermeister.
  18. Eine Bestätigung der Datierung: Franz Spängler heiratet am 8. April 1872 Fanni Schlegel im Salzburger Dom.
  19. Richard Franz Schlegel in der zweiten Ehe mit Katharina Arrigler, also die Stiefmutter von Fanni
  20. vgl. Brief vom 21. Mai 1872
  21. offenbar die Schwester der Briefschreiberin "Therese von Lürzer" bzw. "Lürzer-Zehenthal" [ohne d], so schrieb sie sich selbst im Alter (* 1801; † 1894), Stiftsdame in Hall in Tirol
  22. bei Innsbruck
  23. "Die Weltausstellung 1873 fand vom 1. Mai bis 2. November 1873 in Wien statt. Sie war die fünfte Weltausstellung und die erste im deutschsprachigen Raum." (Wikipedia.de)
  24. Vgl. Brief vom 25. Juni 1872 "F v Engert" [sie wird hier richtig mit "th" geschrieben]. – Beim Brief aus Salzburg vom 2. August 1871 [bei den Hinweisen nach der Postkarte vom 24. Juni 1871] steht u. a. in Verbindung mit "Lanser": beiliegend Visitenkarte "Madame Auguste d’Engerth née Lanser de Moos et Festenstein." – Beim Brief vom 30. September 1871 aus Hall in Tirol ist u. a. als Beilage eine Verlobungsanzeige von Betti von Lanser mit August von Engerth, Salzburg 1871, genannt.
  25. Im Brief vom 23. Januar 1871 wird unter den "neuen Bräuten" die "Eistenen Berta" genannt.
  26. korrekte Schreibung Uiberzug, bevor man großes Umlaut Ü schrieb; vgl. andere Briefe vom 29. April 1821 bis 11. Oktober 1877
  27. Aloisia Spängler (* 1871; † 1952, verheiratet Robert Reiß (* 1864; † 1916)
  28. Inhaltlich erscheint der Übergang ziemlich abrupt, aber so steht es nach dem Seitenwechsel dort.
  29. Ende der Weltausstellung in Wien, vgl. mehrere Briefe vorher
  30. Franz Spängler hat am 8. April 1872 in Salzburg Franziska Schlegel geheiratet.
  31. Moriz Spängler, vgl. folgenden Brief vom 28. Dezember 1872
  32. Aufstellung, so dass die Summen untereinander stehen
  33. Moriz Spängler (* 19. Dezember 1872; † 22. April 1873)
  34. "Der Mehlhund ist nichts anderes, als wenn an der Zunge und am Zahnfleisch, am Gaumen und in dem Schlund weiße, kleine und größere erhabene Flecken sich zeigen. Die Kinder können vor Hitze und dem empfindlichen Schmerz im Munde kaum saugen, und schreyen Tag und Nacht." Quelle: Joh. Baptist Obermayer, Ausführlicher Unterricht in der Entbindungskunst, Sulzbach 1791; vgl. hf-kirchberg.at November 2022.
  35. Otto sietzt seine Mutter; das war damals üblich.
  36. Das erste Kind von Franz Spängler und Franziska, geborene Schlegel, verheiratet am 8. April 1872, wird 1877 geboren und "Franzi" genannt.
  37. Aloisia Spängler (* 3. November 1871)

Quelle


Korrespondenz der Familien Kobler und Spängler