Marko-Feingold-Steg-Ausstellung 2025 zum Thema "Anstand"

Aus SALZBURGWIKI
Zur Navigation springen Zur Suche springen
Eine der Ausstellungstafeln auf dem Marko-Feingold-Steg.

Die Kulturabteilung der Stadt Salzburg präsentiert in Zusammenarbeit mit den Kuratoren Albert Lichtblau sowie Hannes Sulzenbacher und dem Salzburg Museum auf dem Marko-Feingold-Steg in der Altstadt von Salzburg unter dem Titel die Ausstellung "Anstand" von 16. Mai bis 11. Juli 2025.

"Anstand" – ein Blick auf die Tafeln

80 Jahre nach Kriegsende verstehen die Kuratoren Albert Lichtblau (Historiker) und Hannes Sulzenbacher (Chefkurator des Jüdischen Museums Wien) unter "Anstand" das genaue Gegenteil: Menschen, die Mitgefühl gegenüber den Verfolgten zeigten, die halfen und dabei viel riskierten. Schon die Historikerin Erika Weinzierl wies mit ihrem Buch "Zu wenig Gerechte" darauf hin, dass es nur sehr wenige Menschen waren, die tatsächlich den in ihrem Leben bedrohten Menschen jüdischer Herkunft halfen und sie zu retten versuchten.

Bei der Ausstellungseröffnung v.l.n.r.: Salzburg Museum Direktor Martin Hochleitner, Amtsleiterin Stadtarchiv Salzburg Sabine Veits-Falk, Kommunikation Salzburg Museum Cay Bubendorfer, Kulturabteilungsvorständin Dagmar Aigner, Bürgermeister der Stadt Salzburg Bernhard Auinger, Hanna Feingold, Chefkurator des juüdischen Museums Wien Hannes Sulzenbacher, Historiker Albert Lichtblau und Präsidentin IKG Linz Charlotte Herman;

Hier einige Beispiele aus der insgesamt zwölf Tafeln umfassenden Präsentation. Eine Tafel ist mit "In Amsterdam versteckte jüdisches Mädchen" betitelt und hat folgenden Text:

Als die Deutsche Wehrmacht 1940 die Niederlande okkupierte, gerieten die dorthin Geflüchteten ins Visier der SS. Die 12-jährige Hedy Schorstein aus Wien wurde von Dirk und Marrigje Alberts versteckt. Hedys Mutter war ebenso untergetaucht, wurde aber verraten und deportiert. Mit der Familie Alberts blieb Hedy Schorstein, später unter dem Namen Edna Harel, ein Leben lang verbunden.

Die Geschichte ist natürlich komplex, weswegen ein QR-Code zu einem Film verlinkt, in dem Edna Harel bei einem Interview in Israel ihre Geschichte erzählt. Sie führte als Mädchen beispielsweise ein Tagebuch, das sie ihrer Mutter beim Wiedersehen zeigen wollte, um ihr erzählen zu können, was sie erlebt hatte. Ihre Mutter hatte jedoch nicht überlebt.

Eine andere, "Schützender Priester" benannte Tafel, befasst sich mit Pfarrer Balthasar Linsinger. Der kurze Text dazu lautet:

Der 1902 in St. Veit im Pongau geborene Pfarrer Balthasar Linsinger war ein standhafter Katholik. Er bot der Familie des Malers Eduard Bäumer Hilfe an, falls Gefahr drohe: "Dann kommen Sie alle zu mir." 1944 war es so weit. Valerie Bäumer, sie war jüdisch, und die drei Kinder Angelica, Bettina und Michael tauchten am Pfarrhof in Großarl bei Pfarrer Linsinger mit falscher Identität unter."

Pfarrer Linsinger wurde auf Betreiben der Familie Bäumer 2011 von der israelischen Gedenkstätte "Yad Vashem" als "Gerechter unter den Völkern" anerkannt.

Eine weitere Tafel widmet sich der Rettung von Esther Feinkoch durch die Familie Schatz nahe dem KZ Mauthausen. Der Sohn von Esther Feinkoch wuchs mit den Erzählungen über diese Rettungsgeschichte in Israel auf. Nach dem Tod seiner Mutter machte er sich auf die Suche nach ihren Rettern und konnte die Familie Schatz ausfindig machen. Seither sind sie jeden Shabbat miteinander in Verbindung. Im selbstgemachten Video meint Arie Zychlinski, er habe nicht nur die Retter seiner Mutter, sondern auch eine neue Familie gefunden. Er wird übrigens Salzburg im Juni sein und die Schau besuchen. Der Text auf der Tafel dazu lautet:

"In letzter Minute" Esther Feinkoch gelang es in den letzten Kriegswochen, aus dem KZ Mauthausen zu flüchten. Die damals 18-Jährige klopfte in Gilhof beim Bauernhaus von Maria und Johann Schatz an. Schatz nahm sie in die Arme, trug sie in das Obergeschoß, wo die völlig entkräftete Esther geschützt das Kriegsende erlebte. Esthers Sohn, Arie Zychlinski machte sich nach dem Tod seiner Mutter auf die Suche nach ihren Rettern.

Da den Marko-Feingold-Steg Personen aus vielen Ländern passieren, von denen viele aus asiatischen Ländern kommen, wurde eine Geschichte mit China-Bezug gestaltet:

"Rettende chinesische Stempel" Trotz seiner Herkunft aus einfachen bäuerlichen Verhältnissen gelang Ho Feng Shan eine steile diplomatische Karriere. Ab 1937 chinesischer Konsul in Wien, stellte er nach dem "Anschluss" Tausenden Wiener Jüdinnen und Juden Dokumente für ihre Flucht aus. Nach Schließung der Botschaft mietete er eine Wohnung dafür an und setzte gegen den Willen seiner Vorgesetzten das Werk bis zu seiner Abberufung aus Wien 1940 fort.

Darüber hinaus gibt es noch eine Tafel zu Maria Stromberger (zu Widerstand im KZ Auschwitz-Birkenau) und über Hans und Lisa Fittko, die bedrohte Menschen über die französisch-spanische Grenze schmuggelten. Die Präsentation endet mit einem Zitat des Kabarettisten und Musikers Gerhard Bronner (* 1922; † 2007). Bei der Gedenkfeier zur Befreiung des KZ-Außenlagers Gunskirchen 2005 sagte er:

Man kann intelligent und Nazi sein. Dann ist man nicht anständig.

Man kann anständig und Nazi sein. Dann ist man nicht intelligent.

Und man kann anständig und intelligent sein. Dann ist man kein Nazi.

Quelle