Auch wenn Remus-Miteigentümer Stephan Zöchling aus dem Aufsichtsrat der KTM-Mutter Pierer Mobility eigentlich nicht ausscheiden wollte: Nun hat er der Neuaufstellung des Aufsichtsorgans unter demnächst indischer Führung doch zugestimmt. Die Pierer Mobility teilte mit, dass neben dem Aufsichtsratsvorsitzenden Zöchling auch sein Stellvertreter Rajiv Bajaj (er führt den künftigen Mehrheitseigentümer Bajaj) sowie Friedrich Roithner ihre Aufsichtsratsmandate mit der nächsten ordentlichen Hauptversammlung am 23. Juni zurücklegen werden. An deren Stelle stehen Dinesh Thapar (Finanzchef der Bajaj Auto Limited), der damit die Interessen des künftigen Mehrheitseigentümers Bajaj im Kontrollorgan vertritt, sowie die Rechtsanwälte Ernst Chalupsky und Ewald Oberhammer zur Wahl, so das Unternehmen Montagnacht. Chalupsky ist ein oberösterreichischer Rechtsanwalt, der seit Jahrzehnten enge Kontakte zum nun abgetretenen KTM-Eigentümer Stefan Pierer hält.
Zöchling und Pierer - eine kurze Episode
Zöchling war inmitten der KTM-Insolvenz von Pierer ins Unternehmen geholt worden. Neben dem Aufsichtsratsjob fungierte er in der Pierer Industrie auch als Vorstandschef. Beide Funktionen legt er nun zurück. Auch zwischen Pierer und Zöchling war es zuletzt zu Streitereien gekommen. Zöchling hatte im Vorjahr mehr als 60 Millionen Euro in KTM investiert und reklamierte zuletzt energisch, dass die vereinbarte Rückzahlung von Pierer geleistet werde. Diese fand jüngst - offenbar mit Geld von Bajaj - statt, wie Pierer Industrie in einer Aussendung bekannt gab. Der indische KTM-Miteigentümer Bajaj Auto hatte über 800 Millionen Euro in KTM investiert und den Motorradbauer damit vor der Zerschlagung gerettet. Nun will Bajaj 100 Prozent jener Gesellschaft übernehmen, die KTM kontrolliert. Nach dem operativen Abgang scheidet Stefan Pierer damit auch als Gesellschafter bei KTM zur Gänze aus. Es gibt eine grundlegende Vereinbarung zwischen Bajaj und Pierer dazu, die bis nächstes Jahr umgesetzt werden muss.
Erheblicher Verlust 2024
Die KTM-Mutter hatte 2024 einen Umsatzeinbruch von 29,4 Prozent auf 1,879 Mrd. Euro und einen Verlust von 1,08 Mrd. Euro verzeichnet. Das Ergebnis vor Steuern lag bei minus 1,28 Mrd. Euro. Die Nettoverschuldung stieg von 775,9 Mill. auf 1,642 Mrd. Euro, das Eigenkapital sank auf minus 193,7 Mill. Euro (2023: plus 909,3 Mill. Euro). Die Beschäftigtenzahl belief sich Ende 2024 auf 5310 (minus 14,1 Prozent), davon 4099 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in Österreich. Durch die Entschuldung in der Insolvenz ergibt sich nun aber eine Milliardenentlastung.