Der Chef des Wirtschaftsforschungsinstituts Wifo, Gabriel Felbermayr, sieht erste Zeichen für eine bessere Konjunktureinschätzung. "Jetzt haben wir ein bisschen mehr harte Zahlen, die das belegen können", sagt er am Sonntagabend. Obwohl die Daten für April und Anfang Mai noch immer nach einer Rezession für 2025 aussehen, gehe es "dann doch leicht nach oben", auch in der Industrie.
In den am Montag veröffentlichten Arbeitsmarktdaten ist davon noch nicht viel zu spüren. Ende Mai waren 375.347 Personen beim Arbeitsmarktservice (AMS) gemeldet, um 24.200 Personen oder 6,9 Prozent mehr als im April 2024. Davon waren 296.140 arbeitslos und 79.207 in Schulungsmaßnahmen des AMS. Die Arbeitslosenquote stieg um 0,5 Prozentpunkte auf 6,9 Prozent. Zugleich ging die Zahl der offenen Stellen ebenso wie die der Lehrplätze erneut zurück. Die Zahl der unselbstständig Beschäftigten stieg minimal auf 3,965 Mill.
Auffällig war im Mai, wie in den Monaten davor, der Anstieg der Arbeitslosigkeit in der schwächelnden Industrie (+13,8 Prozent) und im Handel (+9,3 Prozent), während sich die Lage im Bau stabilisiert. Vor allem aber scheint sich die Lage der Menschen ohne Job zu verfestigen: Die Zahl der Langzeitarbeitslosen (länger als 12 Monate) ging um fast ein Viertel auf 43.000 nach oben. Die Gruppe der Langzeitbeschäftigungslosen vergrößerte sich um fast zwölf Prozent auf 91.000.
"Solange wir kein substanzielles Wachstum haben, wird die Arbeitslosigkeit wegen des steigenden Arbeitskräfteangebots nicht sinken", stellt AMS-Vorstand Johannes Kopf am Montag fest. Zu hoffen sei, "dass die harten Zahlen in Bezug auf Auftragseingänge und die Beurteilung der Konjunktur durch die Betriebe, tatsächlich zu einem Wirtschaftswachstum 2026 führen. Bis dahin gehen sie davon aus, dass die Arbeitslosenzahlen auf jeden Fall weiter steigen, leider Gottes", so Kopf.
Zweitstärkster Anstieg in Salzburg
Die höchste regionale Arbeitslosenquote wies im Mai wieder Wien auf. Mit 11,3 Prozent war sie mehr als doppelt so hoch wie in Oberösterreich, - was mit internationaler und nationaler Zuwanderung und der wirtschaftlichen Struktur zu tun habe. Den stärksten Anstieg verzeichnen aber Bundesländer mit hohem Industrieanteil und geringer Arbeitslosenquote - und hier insbesondere Oberösterreich. Dort ging die Arbeitslosigkeit um fast ein Fünftel nach oben. "In der Entwicklung besorgt mich derzeit am meisten Oberösterreich, in der langfristigen Entwicklung Wien", betont der AMS-Vorstand. Den zweitstärksten Anstieg gab es im Mai mit 12,3 Prozent in Salzburg. 15.121 Menschen waren ohne Job oder in Schulung , 1657 mehr als im Mai 2024. Mit 4,5 Prozent verzeichnet Salzburg aber noch immer die niedrigste Arbeitslosenquote unter den Ländern. Zugleich sank die Zahl der offenen Stellen und Lehrplätze aber um mehr als ein Fünftel.