Attraktive Frauen in der Berufswelt: Vorteil oder Hindernis?
Warum attraktive Personen eher den Job erhalten, aber feminines Aussehen die Chance auf eine Führungsposition mindern kann.
BILD: SN/UNSPLASH/DANE DEANER
Die Attraktivität von Personen, speziell von Frauen, spielt eine zentrale Rolle in der Berufswelt.
Attraktive Menschen werden eher zum Bewerbungsgespräch eingeladen, erhalten öfter den Job, werden seltener gekündigt und verdienen sogar mehr - zahlreiche Studien belegen, dass Menschen, die den klassischen Schönheitsidealen entsprechen, Vorteile genießen. Wie werden Schönheitsstandards aber festgelegt, hat das Aussehen von Männern und Frauen einen gleich hohen Stellenwert und welchen Einfluss hat der Faktor Schönheit im Berufsleben?
Attraktive Personen werden mit positiven Eigenschaften verbunden
"Um allgemein als attraktiv zu gelten, müssen nach wie vor die klassisch universellen Schönheitskriterien erfüllt werden. Auch die Kultur spielt eine Rolle", sagt Tuulia Ortner, Professorin für psychologische Diagnostik an der Universität Salzburg. Generell verbinde man attraktive Personen automatisch eher mit positiven Eigenschaften, wie zum Beispiel höherer Kompetenz, sozialen Fähigkeiten, Offenheit, Sorgfalt und Intelligenz. Studien belegten zudem, dass attraktivere Kinder durchschnittlich mehr Aufmerksamkeit erhielten, auch in der Schule werde ihnen etwa der Stoff besser erklärt. "Das zieht sich weiter ins Berufsleben. In Bewerbungsverfahren haben attraktive Personen merkliche Vorteile", sagt die Expertin. In der frauendominierten Servicebranche mache sich der Attraktivitätsbonus besonders bemerkbar.
"Attraktive Menschen werden häufig besser behandelt "
Tuulia Ortner
Universität Salzburg
Das Phänomen, dass attraktive Menschen tendenziell bevorzugt werden, sei auf den sogenannten Halo-Effekt zurückzuführen - ein deutlich erkennbares Merkmal spiegelt sich in einer positiven Bewertung in anderen Bereichen, die nichts mit dem Merkmal zu tun haben, erklärt Ortner. Dieses Problem betreffe in erster Linie Frauen, da bei ihnen die Attraktivität als Kriterium zur Beschreibung einen viel höheren Stellenwert einnehme als bei Männern.
"Frauen sollen den Raum schöner machen"
Das bestätigt auch Zoe Lefkofridi, Professorin für Politik und Geschlecht an der Universität Salzburg: "Die Erwartungen an die Rolle der Frau sind stark mit Ästhetik verknüpft. Frauen sollen im öffentlichen wie privaten Bereich immer gut aussehen." Als Beispiel nennt sie die Darstellung von Frauen in Werbespots, die auch zu Hause stets perfekt gestylt und geschminkt seien. Die Objektifizierung von Frauen sei noch immer stark verankert, das weibliche Geschlecht soll den Raum schöner machen. Diesen Zustand sieht die Expertin als Teil des Patriarchats. "Wir Frauen benötigen viel Zeit, um der Erwartung, perfekt auszusehen, gerecht werden zu können. Das beansprucht Energie, mentale Belastung und Geld", sagt sie.
"Die Erwartungen an die Rolle der Frau sind stark mit Ästhetik verknüpft "
Zoe Lefkofridi
Universität Salzburg
Attraktive Frauen in Führungspositionen?
Einerseits wird von Frauen also gutes Aussehen erwartet. Andererseits kann ihnen ihr attraktives, feminines Erscheinungsbild zum Verhängnis werden - etwa, wenn Frauen die Karriereleiter erklimmen möchten. "Die Annahme, dass Frauen nicht sowohl hübsch als auch intelligent sein können, ist leider noch stark verbreitet. Zudem sind Führungspositionen nach wie vor eher mit Männern verknüpft", erläutert Lefkofridi. Daher legten viele Frauen, die eine solche Position anstreben, ihre weiblichen Attribute ab. Auch die Kleidung spiele eine zentrale Rolle. "In einem kurzen Kleid wird eine Frau oft weniger ernst genommen. Andere fokussieren sich eher auf das Aussehen der Frau, als auf die Inhalte, die sie vermitteln möchte."
Gratis Bewerbungsfotos und Styling beim SN-Frauentag
Losgelöst von Schönheitsstandards können für Bewerbungsverfahren dennoch einige Punkte berücksichtigt werden. Richard Schnabler, Fotograf und Produktionsleiter bei den "Salzburger Nachrichten", ist auf Menschenfotografie spezialisiert und hat bereits viele Personen für Bewerbungsfotos abgelichtet. Auch beim SN-Frauentag besteht das Gratis-Angebot, Bewerbungsfotos vom Profi machen zu lassen. Zuvor können sich Interessierte von Larissa Wieser von dm stylen lassen. Schnabler rät, sich für das Foto so zu kleiden, wie man auch im Berufsalltag erscheinen würde. "Es ist wichtig, authentisch zu bleiben und sich nicht zu verkleiden", betont Schnabler. Das Outfit sollte an die Branche angepasst gewählt werden. Es sei natürlich ein Unterschied, ob sich jemand in der Bank oder für einen handwerklichen Beruf bewirbt. "Generell sollte man sich im Business-Stil kleiden, aber auch hier gibt es ein Spektrum. Für manche Branchen reicht ein sportlich-elegantes Outfit. High-End-Business-Kleidung sollte auch nur gewählt werden, wenn man sich für eine derartige Stelle bewirbt", sagt Schnabler. Für das Foto eigne sich ein leichtes Tages-Make-up. Die Kleidung sollte einfarbig sein, wobei ruhig auch zu knalligen Farben gegriffen werden könne. Auf einen Farbmix, große Muster und auffälligen Schmuck sollte verzichtet werden. "Der Fokus muss auf der Person liegen", betont er.
Tipps für Bewerbungsfotos zuhause
Besteht die Option nicht, Bewerbungsfotos von einem Profi aufnehmen zu lassen, hat Schnabler einige Tipps: "Im Hochformat und Porträtmodus fotografieren, einen neutralen Hintergrund wählen und mit Fensterlicht arbeiten. Schräger Lichteinfall von vorn eignet sich am besten", erläutert der Fotograf. Eine Lichtquelle direkt über der Person sei unvorteilhaft, da diese Schatten unter den Augen verstärke. Zudem rät Schnabler zu einem freundlich-bestimmten Gesichtsausdruck, wobei gerne mit offenem Mund gelächelt werden könne. Auch Menschen mit Zahnspange ermutigt er dazu, mit offenem Mund zu lächeln. "Viele trauen sich nicht, aber eine Zahnspange deutet darauf hin, dass die Person auf ihre Gesundheit achtet, und das kommt bei Arbeitgebern gut an", sagt er. Mit Blick auf Schönheitsideale und die Bearbeitung von Bildern meint Schnabler: "Leider gibt es diesen Schönheitsbonus. Für Bewerbungsfotos retuschiere ich aber nur vergängliche Dinge wie Hautunreinheiten. Narben oder Muttermale sollte man meiner Meinung nach lassen."
BILD: SN/JOACHIM BERGAUER
Richard Schnabler ist auf Menschenfotografie spezialisiert und lichtet regelmäßig Personen für Bewerbungsfotos ab. Das bietet er auch am SN-Frauentag gratis an. Zuvor können sich die Frauen auch stylen lassen.
Tuulia Ortner fasst weitere Erkenntnisse aus ihren Studien zusammen: "Sorgfältig bearbeitete Bewerbungsunterlagen sind zentral. Im Bewerbungsgespräch kommt es darauf an, sich verbal gut auszudrücken, flüssig zu sprechen und gleichzeitig kompetent wie auch sympathisch aufzutreten." Ortner plädiert dafür, objektivere Bewerbungsverfahren einzuführen. In einigen Ländern würden bereits anonyme Bewerbungen durchgeführt. Unternehmen empfiehlt sie standardisierte Bewerbungsgespräche, damit attraktiven Personen nicht unbewusst vorteilhaftere Fragen gestellt würden.
Am 7. März 2025 veranstalten die "Salzburger Nachrichten" zum ersten Mal in ihrer Geschichte einen Frauentag. Wir öffnen die Türen des Verlagshauses für spannende Vorträge, überraschende Diskussionen, Genuss, Kunst und Wissen. Wir laden Sie ein zu einem Tag für sich selbst.Zum Programm.
Ort: Pressezentrum Salzburg, Karolingerstraße 40, mit den Öffis am besten mit der Buslinie 10 (Haltestelle Pressezentrum) erreichbar