Österreichweit war der Equal-Pay-Day dieses Jahr am 13. Februar. In Salzburg fand er erst am 23. Februar statt. "Das zeigt, dass in Salzburg das Einkommen zwischen Männern und Frauen sogar noch weiter auseinanderklafft", zeigt AMS-Landesgeschäftsführerin Jacqueline Beyer auf. Aktuell beläuft sich der Gehaltsunterschied in Salzburg auf 14,8 Prozent. Statistisch gesehen arbeiten Frauen damit 54 Tage gratis. Verglichen werden bei der Berechnung des Equal-Pay-Days die durchschnittlichen Jahresbruttobezüge der Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer mit ganzjährigen Bezügen und Vollzeitbeschäftigung.
Benachteiligungen: geschlechtsspezifische Lohnlücke hat vielfältige Ursachen
Frauen sind in vielen Bereichen des Arbeitslebens weiterhin mit strukturellen Benachteiligungen konfrontiert. Nach einer Karenz haben Frauen oft Schwierigkeiten, wieder in den Arbeitsmarkt einzusteigen oder in gleichwertige Positionen zurückzukehren, beobachtet die Arbeitsmarktexpertin: "Die Betreuung von Kindern und pflegebedürftigen Angehörigen wird hauptsächlich von Frauen übernommen. Dies führt zu Unterbrechungen in der Erwerbstätigkeit und geringeren Aufstiegsmöglichkeiten", so Beyer. Zudem sind Frauen seltener in Führungspositionen vertreten als Männer, was zu geringeren Verdienstmöglichkeiten und weniger Einfluss auf unternehmerische Entscheidungen führt.
Berufswahl beeinflusst Gender-Pay-Gap
Die Vizepräsidentin der Wirtschaftskammer Salzburg (WKS), Marianne Kusejko, ortet einen Grund für den Gender-Pay-Gap in der oft einseitigen Berufswahl vieler Mädchen. Frauen würden sich vielfach für einen Beruf im Dienstleistungssektor entscheiden, wo die Gehälter tendenziell niedriger sind. Das liege etwa daran, dass die Kunden oft nicht bereit seien, für gewisse Dienstleistungen mehr zu bezahlen, aber vor allem an den hohen Lohnnebenkosten, die in diesem Sektor mehr Relevanz haben. "Bei einer Senkung der Lohnnebenkosten könnten auch im Dienstleistungsbereich höhere Löhne und Gehälter bezahlt werden", gibt die WKS-Vizepräsidentin zu bedenken.
Mädchen für Technik-Berufe begeistern
Die WKS versuche außerdem seit Jahren, in der Berufsorientierung gegenzusteuern, etwa mit dem Talente- und Karriere-Check, der alternative Karrierewege aufzeigt. "Auch mit unterschiedlichen MINT-Programmen, i-star, Smart Summer oder den Spürnasenecken wird versucht, Mädchen für technische Berufe zu begeistern und ihnen damit besser bezahlte Karrierewege aufzuzeigen", erklärt Kusejko, die in ihrem Betrieb Sigmatek in Lamprechtshausen auch Technikerinnen beschäftigt.
FiT-Programm fördert Frauenkarrieren erfolgreich
Auch das AMS hat mit dem Programm "Frauen in Handwerk & Technik" (FiT) ein Förderangebot geschaffen, das Frauen dabei hilft, im handwerklich-technischen Bereich Fuß zu fassen. Fachkräfte in technischen Berufen sind gefragt und verdienen besser, was wiederum dazu beiträgt, die Einkommensschere zwischen den Geschlechtern zu schließen. Arbeitsmarktexpertin Jacqueline Beyer: "Es ist uns daher ein besonderes Anliegen, dass wir Frauen motivieren, ihr gesamtes Potenzial zu entfalten und auch im technischen Bereich Fuß zu fassen." Seit 2018 konnten 292 Frauen in eine Ausbildung über das FiT-Programm gebracht werden.
AMS fördert familiengerechte Arbeitszeitgestaltung
Darüber hinaus unterstützt das AMS Salzburg Betriebe mit Beratung zu familiengerechten Arbeitszeitmodellen. "Im Rahmen unserer rund 4500 Betriebsbesuche ist es uns besonders wichtig, die Unternehmen auf das wertvolle Potenzial der Frauen hinzuweisen. Mit attraktiven Arbeitsbedingungen und Flexibilität bei der Arbeitsplatzgestaltung gelingt Frauen der Wiedereinstieg in die Arbeitswelt", so Beyer.