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Autokrise in Deutschland: Heimische Zulieferbranche erwartet "größeren Umbau"

Die Autokrise in Deutschland trifft auch die heimische Zulieferindustrie. 65 Prozent der rund 900 Betriebe exportieren ins Nachbarland.

Volkswagen verschärft den Sparkurs drastisch.
Volkswagen verschärft den Sparkurs drastisch.
VW-Standorte in Deutschland.
VW-Standorte in Deutschland.

Clemens Zinkl hat die große Autokrise in Deutschland nicht überrascht. "Die großen Hersteller straucheln gerade, und wir müssen uns darauf einstellen, dass uns das länger beschäftigen wird", erklärt der Geschäftsführer der heimischen Arge Automotive Zulieferindustrie am Freitag den SN. "Jetzt steht ein größerer Umbau bevor."

Wie berichtet, sollen bei Volkswagen in Deutschland bis zu 30.000 Jobs auf der Kippe stehen, auch Werksschließungen werden nicht mehr ausgeschlossen. Die Gewinne der lange so mächtigen deutschen Autobauer schmelzen stärker als erwartet.

Für die heimischen Zulieferer bedeute die deutsche Autokrise eine bröckelnde Planungssicherheit, sagt Zinkl. Bei den Produktionserwartungen zeigte sich die Branche zuletzt zwar noch leicht optimistisch, "die Auslandsaufträge aber sind seit einem Jahr rückläufig", und Deutschland sei der wichtigste Auslandsmarkt. 65 Prozent der rund 900 Zulieferbetriebe mit in Summe 81.000 Beschäftigten in Österreich exportierten in das Nachbarland, was nicht heiße, dass sie nicht auch in andere Länder lieferten, auch China und die USA seien bedeutende Absatzmärkte.

Rein auf den automotiven Sektor ausgerichtet ist ein Drittel der heimischen Zulieferbetriebe, und diese stünden am Ende der Lieferkette, was es umso schwieriger mache. In den gut gefüllten Fertigwarenlagern sei viel Kapital gebunden, "und wenn die Autobauer jetzt keine Ware abrufen, bleiben die Betriebe auf ihren Kosten sitzen".

Entscheidend sieht Zinkl in den nächsten beiden Jahren, "wie sich die Wertschöpfung verteilen und verändern wird", in der Branche in Österreich seien das immerhin rund 9 Mrd. Euro. Europas Autoindustrie befinde sich in einer Transformation, gleichzeitig gebe es viele andere gute Teilnehmer, die auf den Markt drängten. In Deutschland flüchteten große Zulieferer bereits nach Asien.

Der deutsche Autoexperte Ferdinand Dudenhöffer empfahl am Freitag auch den deutschen Autobauern, noch stärker mit Direktinvestitionen in China die Entwicklungszentren und Produktion für Elektroautos dort auf- und auszubauen. Das NEV (New Energy Vehicle) komme aus China und habe dort seine mittlerweile "natürlichen" Wettbewerbsvorteile. "Es ist nicht Aufgabe von VW oder Mercedes, Deutschland zu retten", wischt Dudenhöffer das Argument des Wertschöpfungsverlusts vom Tisch, "es geht um das Überleben der Automobilindustrie".

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