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Blind Date beim AMS: Auch beim Job soll es den perfekten Treffer geben

Jobsuchende wollen genau den Job, der am besten zu ihnen passt - und Firmen den idealen Neuzugang. Das Arbeitsmarktservice (AMS) hat seine IT nun mächtig aufgerüstet, um beiden zum möglichst perfekten Treffer zu verhelfen.

AMS-Chef Johannes Kopf spricht von "der größten technischen Innovation seit 25 Jahren" im Arbeitsmarktservice: Die technischen Systeme wurden über Jahre, begleitet von einigen Rückschlägen, so ausgebaut, dass die Personalvermittlung nun auf völlig neue Beine gestellt werden kann. Im Mittelpunkt stehen künftig die Kompetenzen und individuellen Fähigkeiten der Jobsuchenden und nicht mehr so sehr die Berufsbilder. Johannes Kopf sagt: "Die Arbeitswelt ändert sich grundlegend. Mit Berufen und alten Kasteln kommen wir da nicht mehr weiter." Der Hausmeister heißt heute Facility Manager, die Konditorin ist eine Patissière, im EDV-Bereich wird fast täglich ein neuer Job geschaffen und die Berufsbilder ändern sich dramatisch.

Vom Sanitärinstallateur zum Solarprofi

Der Installateur, der früher vor allem Sanitäranlagen einbaute, montiert heute auf Dächern Solaranlagen und Wärmepumpen neben dem Haus. Um diesem Wandel gerecht zu werden, hat das AMS seine Systeme nun mit 25.000 Kompetenzen und 17.500 Berufsbezeichnungen gefüttert. Die stehen künftig im Zentrum, wenn es darum geht, die passenden Bewerberinnen und Bewerber für das Anforderungsprofil einer Firma zu finden. Auch die Unternehmen wüssten nicht mehr, wie sie ihre neuen Jobs benennen sollten, fügte Kopf schmunzelnd hinzu. Dann würden sie meist ins Englische ausweichen. So findet man in den Stellenportalen Jobs wie Customer Success Manager:in, Senior IT First Level Support, Senior Backend Developer:in oder Traffic Jam Manager:in. Was das bedeuten soll, bleibt sehr oft ein Rätsel.

585.000 erfolgreiche Jobvermittlungen im letzten Jahr

Aber zurück zur AMS-Vermittlung, deren Dimensionen beachtlich sind: Über vier Millionen Vermittlungsangebote wurden im Vorjahr erstellt und 585.000 Jobsuchende vermittelt. Mit dem hochgerüsteten IT-System will man treffsicherer und schneller werden sowie den möglichst perfekten Treffer zwischen den Wünschen der Jobsuchenden und jenen des Betriebs erzielen. Das Prinzip gleicht jenem der digitalen Partnersuche. Wohl nicht zufällig hat jene niederländische IT-Firma, die das AMS bei dem Großprojekt unterstützt, ihre ersten Sporen mit einem IT-System für ein Partnerportal verdient.Was all das bringen wird? Es werde gelingen, für ausgeschriebene Jobs mehr potenzielle Treffer zu finden, sagt AMS-Vorständin Petra Draxl. Als Beispiel nannte sie eine Lektoratsstelle, für die mit den neuen Kriterien auch eine Reisebüroangestellte vorgeschlagen wurde. Die hatte angegeben, im Reisebüro Texte zu überarbeiten und überdies Germanistik studiert zu haben - sie bekam auch die Stelle.

AMS führt ab 2024 fortschrittliches IT-System ein

Das neue System reiht in Echtzeit potenziell Qualifizierte für Jobs nach Prozentpunkten. Zudem zeigt es an, welche Fahrtstrecken diese zum neuen Arbeitsplatz hätten. Das neue IT-System, das die AMS-Belegschaft schon seit Längerem intensiv testet, geht mit 2024 in Echtbetrieb. Bis Mitte nächsten Jahres soll das System dann aus den Lebensläufen von Jobsuchenden automatisch deren Kompetenzen und Fähigkeiten auslesen sowie aus den Stellenangeboten der Unternehmen die dabei geforderten Qualifikationen. Genutzt wird das neue System vorerst intern von den AMS-Jobvermittlern. Technisch wäre es möglich, das System den Jobsuchenden selbst bereitzustellen. So weit wolle man im ersten Schritt aber nicht gehen, sagt AMS-Chef Johannes Kopf. Für die Zukunft schließt er dies aber nicht aus.

Mit dem umstrittenen AMS-Algorithmus, dessen Zulässigkeit wegen Datenschutzbedenken nach wie vor gerichtlich geprüft wird, hat das neue System übrigens nichts zu tun. Beim Matching stelle sich auch die Frage nach dem Datenschutz nicht, weil es nur AMS-intern von Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern verwendet werde, betonte Kopf.

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