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Die Inflation bleibt zu hoch

Die Teuerung ist in Österreich im Juli laut Schnellschätzung auf sieben Prozent gesunken. Der Abstand zur Eurozone ist geschrumpft, bleibt aber groß. Experten erwarten, dass das noch länger so bleiben wird.

Auch die Lebensmittelpreise klettern weiter.
Auch die Lebensmittelpreise klettern weiter.

Die Inflation geht in Österreich langsam zurück. Laut Schnellschätzung der Statistik Austria von Montag sind die Verbraucherpreise im Juli um sieben Prozent gestiegen, nach acht Prozent im Juni. Die Statistiker führen das vor allem auf die Preise für Haushaltsenergie zurück, die zu Beginn des Ukraine-Kriegs gestiegen sind und die Teuerung jetzt weniger treiben als vor einem Jahr. Vor allem Treibstoff- und Heizölpreise sind deutlich unter den Rekordwerten des vorigen Sommers und drücken die Inflationsrate.

Insgesamt bleibt die Teuerung aber auf einem sehr hohen Niveau und es zeichnet sich auch keine rasche Senkung ab. Das Wirtschaftsforschungsinstitut (Wifo) geht für das Gesamtjahr von durchschnittlich 7,5 Prozent und für 2024 von 3,8 Prozent aus. Das Inflationsziel der Europäischen Zentralbank (EZB) von mittelfristig zwei Prozent wird erst Ende 2025 wieder erreicht.

Auch die Lebensmittelpreise klettern weiter.
Auch die Lebensmittelpreise klettern weiter.

Im Unterschied zu Österreich sind andere Euroländer bereits wieder an dieser Schwelle. In Luxemburg betrug die Inflationsrate im Juli zwei Prozent, in Belgien 1,6 und in Spanien 2,1 Prozent. Der Hauptgrund dafür sind noch immer die Energiepreise, sagt Wifo-Inflationsexperte Josef Baumgartner. In Belgien und Luxemburg kamen sowohl die gestiegenen als auch die gesunkenen Gas-Börsenpreise rasch bei den Kundinnen an. Daher hätten diese Länder Ende 2021 die Inflationsliste der EU angeführt. Hierzulande spüren hingegen bisher nur wenige Kunden die Verbilligung im Großhandel, da sie in langen Verträgen gebunden seien. Weil viele davon im September in Wien und Niederösterreich auslaufen, werde das auch einen Effekt auf die Inflation haben, erwartet Baumgartner.

Auch das gewerkschaftsnahe Momentum-Institut kommt zum Schluss, dass die Energiepreise der Schlüssel zu niedriger Inflation in Belgien oder Spanien sind. Ökonom Alexander Huber macht staatliche Eingriffe dafür verantwortlich, die es dort gegeben habe, vor allem bei Erdgas, sei es durch Einfrieren der Preise oder Mehrwertsteuersenkungen. "Jedenfalls hat es dort nicht freie Hand für die Energieversorger gegeben", betont Huber.

Bei den Lebensmittelpreisen stehe Österreich im Verglich zu Belgien und Spanien ganz gut da. Allerdings steigen die Preise hier weiter und machten die Teuerungen bei Grundbedürfnissen wie Essen, Energie und Wohnen bereits 50 Prozent der Inflationsrate aus. "Das trifft Haushalte mit weniger Einkommen stärker", sagt Huber zu den SN und fordert erneut eine Mietpreisbremse. Diese wäre ebenfalls ein großer Hebel, weil sehr viele Menschen zur Miete wohnen.

In der Eurozone ist die Inflation im Juli ebenfalls weiter zurückgegangen. Die Verbraucherpreise stiegen zum Vorjahr um 5,3 Prozent nach 5,5 Prozent im Juni und 6,1 Prozent im Mai, teilte das Statistikamt Eurostat am Montag mit. Es ist die niedrigste Inflationsrate seit Anfang 2022 - kurz bevor sie infolge des Ukraine-Kriegs und gestiegener Energiepreise zeitweise auf zweistellige Werte gestiegen war.

Die Differenz zu Österreich ist im Juli von 2,5 auf 1,7 Prozentpunkte geschrumpft. "Die Inflationslücke ist aber nach wie vor da und sie ist groß", unterstreicht Baumgartner. Neben den Energiekosten liege das an Preissteigerungen in Gastronomie und Hotellerie, die im Tourismusland Österreich stärker auf die Inflation durchschlagen, und an den Antiinflationspaketen, die die Nachfrage noch ankurbelten.

Die Politik hätte mehr Möglichkeiten gehabt, gerade bei den Landesenergieversorgern, die sie nicht genutzt habe, sagt Baumgartner. Dadurch seien die Energiekosten generell übergewälzt worden, mit den bekannten Folgen für Inflation und Lohnabschlüsse - gerade im arbeitsintensiven Dienstleistungssektor. Dieser Effekt wird nach Ansicht des Wifo-Experten über die Lohnverhandlungen auch in den nächsten Jahren wirken. "Wir sehen einen Rückgangspfad bei der Inflation", sagt Baumgartner, "aber weniger steil als in anderen Ländern der Eurozone. " Dieser werde dafür sorgen, dass die Kerninflation - ohne schwankungsanfällige Preise für Energie und Lebensmittel - wieder steigen werde.

Preisanstieg bei Energie im Juni unter Inflation

Die Energiepreise für Haushalte sind weiter auf außergewöhnlich hohem Niveau, aber im Juni mit 0,7 Prozent zum Vormonat gesunken. Im Jahresvergleich stiegen die Energiepreise um 4,3 Prozent und damit erstmals unter der Inflationsrate, zeigt der von der Energieagentur berechnete Energiepreisindex (EPI).

Entspannung gegenüber Juni 2022 gab es an den Zapfsäulen und bei Heizöl. Diesel war um 24 Prozent günstiger, Superbenzin um 22 und Heizöl um 29 Prozent.

Erdgas kostete dagegen um 82 Prozent mehr als im Juni 2022. Im Zweijahresvergleich war es dreimal so teuer. Strompreise verteuerte sich im Jahresabstand um zehn Prozent, Brennholz um 28 Prozent, Fernwärme um 90 Prozent, Holzpellets um vier Prozent. Gegenüber Mai 2023 sanken die Preise für Brennholz um neun Prozent) für Strom um 1,2 und für Gas um 0,9 Prozent.

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