Die Österreichische Post ist längst viel mehr als nur Brief- und Paketzusteller sowie Logistikspezialist. Der teilstaatliche Konzern mit mittlerweile mehr als drei Milliarden Euro Jahresumsatz ist neben Österreich in zwölf Ländern im Paketgeschäft aktiv, seit fünf Jahren mit der Bank99 wieder im Finanzgeschäft, betreibt mit Shöpping eine kleine Plattform im Onlinehandel und ist mit 1000 IT-Experten ein großer Tech-Dienstleister.
2026 will die Post auch Mobilfunkbetreiber sein. "Wir werden im zweiten Quartal eine eigene Mobilfunkmarke launchen", kündigt Post-Generaldirektor Walter Oblin am Donnerstag an. Konkret werde die Post als sogenannter "Mobile Virtual Network Operator" auftreten, mit A1 als Netzpartner. Bisher wurden Produkte des heimischen Mobilfunk-Marktführers in den Filialen vertrieben. Der Vertrag läuft Ende des Jahres aus, dann werde die Kooperation auf einer neuen Ebene fortgesetzt, sagt Oblin. Für den Netzbetrieb habe es eine Ausschreibung gegeben, "wir haben uns für den Bestbieter entschieden".
Der heimische Handymarkt ist hart umkämpft
Trotz der harten Konkurrenz im heimischen Handymarkt werde die Post "ähnlich wie mit der Bank99 auch im Telekom-Markt erfolgreich sein", sagt er überzeugt. Namen oder Details werden noch nicht verraten, es werde aber "eine postnahe, gelbe Marke" sein und ein "spannendes Angebot".
Der Einstieg in den Mobilfunkmarkt ist Teil der neuen Strategie, mit der der Post-Chef den Konzern bis 2030 auf vier Milliarden Euro Umsatz bringen will. Der klare Anspruch sei, in allen Ländern, in denen das Unternehmen aktiv sei, Marktführer zu werden. In Österreich will der börsennotierte Konzern "mehr als Post" sein. "Wir sehen Raum für ein breiteres Dienstleistungsangebot", betont Oblin. In Bereichen wie Handysignatur, Klimabonus oder Testlogistik in der Coronapandemie sei die "Plattform Post" bereits genutzt worden.
Laut Telekom-Behörde RTR gibt es in Österreich mittlerweile mehr als 30 virtuelle Anbieter, die sich in eines der drei österreichweiten Mobilfunknetze einmieten. Mit Abstand größter virtueller Anbieter ist Hofer Telekom (HoT) im Netz von T-Mobile, gefolgt von spusu im Netz von Hutchison Drei.
Gemeinsame Vergangenheit
Vor der Aufspaltung 1998 waren Post und Telekom Teil der staatlichen Post und Telekom Austria AG (PTA), die Nachfolgeorganisation der 1887 gegründeten k.k. Post- und Telegraphenverwaltung (PTV). An beiden, inzwischen börsennotierten, Unternehmen ist die Staatsholding ÖBAG beteiligt.