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EU-Kommission ermittelt gegen Red Bull: Bremst der Energydrink-Riese die Konkurrenz aus?

Die EU-Kommission prüft, ob Red Bull seine Marktmacht genutzt hat, um Dosen von Konkurrenten aus dem Regal zu drängen.

Die EU ermittelt gegen Red Bull
Die EU ermittelt gegen Red Bull

Die Europäische Kommission hat ein formelles Wettbewerbsverfahren gegen Red Bull eingeleitet. Der Verdacht: Der Energydrinkhersteller könnte seine marktbeherrschende Stellung missbraucht und den Wettbewerb unzulässig eingeschränkt haben. Laut der Kommission gibt es Hinweise darauf, dass Red Bull eine europaweite Strategie verfolgt haben soll, um den Verkauf von Energydrinks anderer Hersteller – insbesondere im sogenannten Off-Trade-Bereich, also im Einzelhandel und an Tankstellen, einzuschränken. Ziel dieser Strategie sollen vor allem Produkte des engsten Mitbewerbers gewesen sein. Eine solche Strategie könnte der Energydrinkhersteller aus Fuschl zumindest in den Niederlanden verfolgt haben.

Was die EU-Kommission Red Bull vorwirft

Konkret steht der Energydrinkhersteller Red Bull mit Hauptsitz in Fuschl laut Kommission im Verdacht, in den Niederlanden – wo Red Bull eine dominante Marktstellung innehat – zwei wettbewerbswidrige Praktiken angewandt zu haben: Händler sollen „monetäre und nicht monetäre Anreize“ erhalten haben, um Dosen von Konkurrenten aus dem Sortiment zu nehmen oder ihnen etwa durch schlechtere Platzierung weniger Sichtbarkeit zu verschaffen. Zudem soll Red Bull seine Rolle als sogenannter „Category Manager“ (Kategorienführer) genutzt haben, um Konkurrenzprodukte zu benachteiligen oder auszulisten. Als solcher übernimmt ein Hersteller im Handel die Verantwortung für eine gesamte Produktkategorie – in diesem Fall Energydrinks. Laut der Kommission handelt es sich um die erste formelle Untersuchung, die sich mit einem möglichen Missbrauch dieser Rolle befasst.

" Wir möchten herausfinden, ob diese Praktiken möglicherweise zu hohen Preisen führen und die Auswahl an Energydrinks für Verbraucher einschränken."
Teresa Ribera, EU-Kommission

„Wir möchten herausfinden, ob diese Praktiken möglicherweise zu hohen Preisen führen und die Auswahl an Energydrinks für Verbraucher einschränken“, erklärte Kommissionsvizepräsidentin Teresa Ribera. „Diese Untersuchung ist Teil der fortgesetzten Bemühungen der Kommission, die Wettbewerbsregeln in der Lebensmittelversorgungskette zum Nutzen der europäischen Verbraucher durchzusetzen.“ Die Einleitung einer förmlichen Untersuchung greife deren Ergebnis nicht vor, betonte die Kommission.

Hausdurchsuchungen bei Red Bull

Bereits im März 2023 hatte die Kommission unangekündigte Hausdurchsuchungen bei Red Bull und mehreren Tochterfirmen durchgeführt. Red Bull hatte die Entscheidung der Kommission, solche Durchsuchungen vorzunehmen, angefochten – blieb jedoch erfolglos. Der Europäische Gerichtshof wies die Klage im Oktober 2025 ab. Red Bull will das Vorgehen vorerst nicht kommentieren. „Wir bitten Sie um Verständnis dafür, dass wir – entsprechend unserer Unternehmensphilosophie – zu laufenden Verfahren keine Stellung nehmen“, erklärte ein Sprecher des Fuschler Konzerns am Donnerstag.

Konkurrent Monster begrüßte Ermittlungen

Der Name des vornehmlich betroffenen Konkurrenten wird von der Kommission zwar nicht explizit genannt. Die weiteren Informationen lassen aber klar auf den US-Konkurrenten Monster schließen: Es handle sich um den engsten Konkurrenten und Energydrinks „mit einem Fassungsvermögen von mehr als 250 Milliliter“. Die Standardgröße bei Monster sind 500-Milliliter-Dosen. Red Bull setzt größtenteils auf Dosen mit der halben Menge.

Das amerikanische Unternehmen Monster hatte die Kartellermittlungen zum Start 2023 offiziell begrüßt. „Wir glauben, dass Red Bulls absichtlicher Einsatz wettbewerbswidriger Taktiken die Verbraucher auf unfaire Weise der Vorteile unseres Kernangebots beraubt. Wir sind daher nicht überrascht, dass die Europäische Kommission eine Untersuchung eingeleitet hat, und wir unterstützen ihre Ermittlungen“, hatte das Unternehmen, an dem Coca-Cola beteiligt ist, damals erklärt.

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