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EZB legt noch einmal nach und erhöht Leitzins um 0,25 Punkte auf 4,5 Prozent

Die Europäische Zentralbank erwartet für heuer und 2024 einen stärkeren Preisanstieg und erhöht daher die Leitzinsen um 0,25 Prozentpunkte.

EZB-Chefin Lagarde ließ im Juli offen ob sie eine Zinspause einlegt
EZB-Chefin Lagarde ließ im Juli offen ob sie eine Zinspause einlegt
Nicht nur die Expertinnen und Experten waren im Vorfeld gespalten, ob die Europäische Zentralbank (EZB) die Zinsen senken oder eine Pause einlegen würde - die Mitglieder des Gouverneursrates waren es auch. Einige sprachen sich für ein Innehalten aus, um besser beurteilen zu können, welche Wirkung die bisher neun Zinserhöhungen entfalten.

Es habe aber nach intensiver Diskussion der vorliegenden Daten "eine solide Mehrheit" für die Entscheidung gegeben, die Zinsen um einen Viertelprozentpunkt zu erhöhen, sagte EZB-Präsidentin Christine Lagarde im Anschluss an die Sitzung. Damit steigt der Zinssatz zu dem Banken bei der Notenbank Geld leihen können, auf 4,5 Prozent, für Geld, das sie über Nacht bei der EZB parken, erhalten die Banken ab sofort 4,0 Prozent.

Die Inflation gehe zwar zurück, aber sie bleibe weiter "für zu lange zu hoch", sagte Lagarde. Die EZB sei aber entschlossen, den Preisanstieg in angemessener Zeit auf das Ziel von zwei Prozent zu bringen. Was den weiteren Kurs in der Geldpolitik angeht, ließ sich Lagarde erwartungsgemäß nicht in die Karten blicken. Auf Basis der derzeit verfügbaren Daten sei mit den aktuellen Leitzinsen ein Niveau erreicht, das - wenn man es für eine ausreichende Zeit aufrechterhalte - einen substanziellen Beitrag liefere, um zur Preisstabilität zurückzukehren. Mit künftigen Entscheidungen werde man sicherstellen, dass die Zinsen so lange wie nötig auf einem ausreichend restriktiven Niveau bleiben. Dabei werde man wie bisher einen datengetriebenen Ansatz verfolgen, sagte Lagarde. Es sei im Rat nicht diskutiert worden, wie lange man die Zinsen auf dem jetzt erreichten Niveau halten werde, und sie bleibe auch bei ihrer früheren Aussage, wonach man nicht sagen könne, wann der Zinsgipfel erreicht ist.

Aus Sicht von Lagarde ist weniger entscheidend wie hoch die Zinsen sind, sondern wie lange sie auf einem höheren Niveau bleiben. Im Hinblick auf die kontroverse Debatte über den geldpolitischen Kurs im Vorfeld sagte Lagarde, sie sehe die EZB was ihre Glaubwürdigkeit angehe auf einem guten Weg. Daran, dass die EZB "fest entschlossen ist, unser Ziel zu erreichen, und die Inflationserwartungen fest zu verankern. Das bringe aber mit sich, dass man die Lage jedes Mal neu bewerten müsse, sagte Lagarde.

Basis für die geldpolitische Entscheidung vom Donnerstag waren die neuen Projektionen der volkswirtschaftlichen Abteilung in der EZB. Demnach wird für heuer mit 5,6 und für 2024 mit 3,2 Prozent eine leicht höhere Inflationsrate im Euroraum erwartet als zuletzt angenommen. Ursache dafür ist der Preisanstieg bei Energie. Für 2025 wurde die Prognose mit 2,1 Prozent leicht nach unten revidiert.

Die bisherigen Zinserhöhungen zeigten Wirkung, die finanziellen Bedingungen für Kreditnehmer hätten sich verschärft. Die gebremste Nachfrage hinterlässt Spuren in der Gesamtwirtschaft Die EZB hat ihre Konjunkturerwartungen deutlich gesenkt, für heuer wird in der Eurozone ein Wirtschaftswachstum von 0,7 Prozent prognostiziert, das sich 2024 nur auf magere 1,0 Prozent beschleunigen wird. Die Herabstufung der Aussichten für 2024 erklärte Lagarde damit, dass die für das zweite Halbjahr 2023 erhoffte Erholung nicht eintritt und sich die jetzige Schwäche daher in das nächste Jahr verschiebe.

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