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Fit mit der Firma - attraktiver Arbeitgeber und gesündere Mitarbeiter

Auf dem Jobrad ins Büro oder vergünstigt ins Fitnessstudio: Immer mehr Firmen ist die Gesundheit ihrer Belegschaft wichtig. Die Angebote wachsen.

Die Idee ist sportlich, und sie kommt bei immer mehr Firmen gut an. 90 Unternehmen in Österreich bieten mittlerweile ihrer Belegschaft über den "Wellpass" ein buntes Sportprogramm an. Egal ob ins Fitnessstudio zum Work-out, in die Yogastunde zur Entspannung, ins Schwimmbad zum Kraulen oder an die Kletterwand: Allein im Großraum Salzburg hat die aus München stammende und seit 2022 auch in Österreich aktive Firma Egym-Wellpass 130 Sportpartner.

Das für Betriebe wie Belegschaft reizvolle Konzept dahinter: Die monatliche Nutzungsgebühr pro aktivem Mitarbeiter ist mit 59 Euro gering - und wird noch günstiger, da sich der Arbeitgeber verpflichtet, einen Teil des Beitrags zu übernehmen. "In der Regel liegt der pro Nase ab 30 Euro aufwärts", erklärt Wellpass-Österreich-Leiter Roland Kammerzell. Den kleineren Rest zahlt der Beschäftigte und kann damit um ein Taschengeld ein umfassendes Sportprogramm nutzen, das er ohne seine Firma um so einen Preis nicht bekommen würde.

Mehr als 1800 Salzburgerinnen und Salzburger trainieren aktuell mit Firmenunterstützung und dem Wellpass. Voraussetzung ist ein aufrechtes Dienstverhältnis, bei Karenzen (Elternschaft, Bildung) gilt der Vorteil nicht.

Kammerzell sieht beim Wellpass in mehrfacher Hinsicht eine Win-win-Situation: "Als Betrieb kann ich mich nach außen hin als attraktiver Arbeitgeber präsentieren und die Beschäftigten sparen nicht nur Geld." Fittere und gesündere Mitarbeiter seien gelassener und belastbarer, die Produktivität und Zufriedenheit am Arbeitsplatz steige, die Krankenstandstage sänken.

Fit mit der Firma liegt im Trend, auch wenn es um den Arbeitsweg geht. Mit einem guten Immunsystem dürften auch jene ausgestattet sein, die auf dem Rad zum Arbeitsplatz pendeln. Kommen diejenigen, die ganzjährig im Pkw den Arbeitsweg absolvieren, auf im Schnitt 5,3 Krankenstandstage, sind es bei ganzjährig radelnden Kolleginnen und Kollegen nur 3,5 Krankenstandstage, wie eine in Deutschland durchgeführte Studie mit 2300 teilnehmenden Beschäftigten ergab.

In der Stadt Salzburg werden laut Verkehrsclub Österreich (VCÖ) bereits 37 Prozent der Arbeitswege mit dem Fahrrad gefahren. Und das Potenzial für mehr Radverkehr sei in der Mozartstadt aufgrund vieler kurzer Arbeitswege besonders hoch, betont VCÖ-Sprecher Christian Gratzer. Für 60 Prozent der radelnden Arbeitnehmer in der Stadt Salzburg ist der Arbeitsweg kürzer als fünf Kilometer, 84 Prozent müssen bis zu zehn Kilometer zurücklegen. In den Bezirken wird wegen der längeren Distanzen schon seltener in die Arbeit geradelt (Hallein 14 Prozent; Flachgau 13; Pinzgau 12; Tamsweg 10 Prozent). Am niedrigsten ist der Anteil derer, die das Fahrrad nutzen, im Pongau (5 Prozent).

Mit den Förderungen für Job- oder Firmenpoolräder wirken auch hier immer mehr Arbeitgeber aktiv auf eine gesündere Mobilität der Belegschaft ein. Laut Klimaschutzministerium wurden heuer bereits an die 8500 (E-)Fahrräder gefördert (Private + Betriebe), davon rund 300 in Salzburg. Um das Gehen und Radfahren zu fördern, gibt es auch den kostenlosen Gesundheitsroutenplaner (https://route.klimaaktivmobil.at/). Er zeigt für den Arbeitsweg gesunde Alternativen an, etwa eine Busstation früher auszusteigen und zu Fuß gehen, um Bewegung besser in den Alltag zu integrieren. Betriebe können auch bei "Österreich radelt" mitmachen und damit ihre Belegschaft zum gemeinsamen Sammeln von Radkilometern animieren. 40.000 Arbeitnehmer haben sich österreichweit bereits registriert.

Die heimischen Unternehmen setzen aber nicht nur auf Muskelkraft und sportliche Ausdauer. "Die mentale Gesundheitsförderung ist ein absolut boomender Bereich", sagt der Leiter des Arbeitsmedizinischen Dienstes (AMD) in Salzburg, Stefan Huber. Maßnahmen für Arbeits- und Organisationspsychologie in den Betrieben seien zuletzt stärker als andere Bereiche gewachsen. Die Coronapandemie sei sicherlich Beschleuniger dafür gewesen, dass auf die Mitarbeitergesundheit mehr geachtet werde als früher, "aber zurzeit leben wir in einer Gesellschaft mit vielen Krisen", so Huber. "Vereinsamung, soziale Isolation, Teuerungskrise, Kriege - das sind multiple Belastungen." Umso mehr zahle es sich auch aus, wenn Firmen in Beratungsangebote wie Coachings, Burn-out-Prävention und Teamentwicklung investierten. "Es findet derzeit eine Enttabuisierung bei der mentalen Gesundheit statt", betont Huber.

Angebot und Inanspruchnahme von psychologischer Beratung würden zunehmend akzeptiert, "und das ist eine sehr gute Entwicklung". Denn das Ausmaß psychischer Probleme sei über die vergangenen Jahre hinweg stark gewachsen, "und das sind die Krankenstände, die lange dauern", betont Huber. "Bei einem Burn-out ist ein Mitarbeiter drei Monate weg, beim Schnupfen ist er in drei Tagen zurück."

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