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Handgemachtes aus der Ski-Bäckerei

In kleinen Skiwerkstätten wie der "Skibakery" weht neuer Pioniergeist. Motto: Selbst gemacht statt von der Stange.

Handgemachtes aus der Ski-Bäckerei
Handgemachtes aus der Ski-Bäckerei

Skifahren ist teuer und überhaupt: Immer weniger Menschen fahren Ski. Themen, über die Skindustrie und Wintertouristiker heftig diskutieren, bereiten Florian Hüttenbrenner und Chris Rudig keine schlaflosen Nächte. Den beiden ist egal, dass Atomic & Co. rund 300.000 Paar Ski pro Jahr verkaufen und sie nur 60 bis 100 Paar. Auch scheren sie sich nicht um Liftpreise. "Wir machen unser eigenes Ding", sagen die beiden und grinsen entspannt. Masse brauchen Hüttenbrenner und Rudig für ihr Nischenprodukt nicht. Sie haben Leidenschaft - und die heißt Ski fahren auf selbst gebauten Brettern.

Vor einem Jahr haben der Betriebswirt aus Oberösterreich und der Tiroler Mechatroniker ihr Hobby zur Profession gemacht und sich in einem aufgelassenen Bauernhof im Hausruckviertel eine Skiwerkstatt eingerichtet. "Skibakery" heißt ihr eigenes Ding seither. Die Spezialität der Ski-Bäckerei: Besonders leichte Freeride- und Tourenski für unbeschwerte Aufstiege und geschmeidige Abfahrten auf Tiefschneehängen. "Bei einer Skilänge von 1,78 bis 2,05 Metern kommen wir auf ein Gewicht von 1,6 bis 1,8 Kilogramm", sagt Hüttenbrenner.

Verwendet werden vorwiegend grüne Materialien: Folie, die verrottet, lebensmittelechte Imprägnierung, Stahlkanten aus einem Innsbrucker Traditionsbetrieb, Basaltgewebe statt Fiberglas und Epoxidharz, das die Skibauer liebevoll "Honig" nennen. "Wir machen keinen Petrochemieschrott, unsere Ski sind kompostierbar", betont Hüttenbrenner.

Die Kunden der "Skibakery" können von den beiden Profis bauen lassen oder aber unter Anleitung selbst Hand anlegen. Rund 800 Euro kostet ein Skibaukurs inklusive Material und letztlich selbst gebautem Ski, der am Ende eines Tages fertig ist.

Eigenbau ist selbst die Skipresse in der Werkstatt. Eine alte Liftstütze der Kitzbüheler Bergbahnen und Druckschläuche einer Schneemaschine haben darin nach dem Bauplan von Mechatroniker Chris Rudig eine Wiederverwendung gefunden. Rudig ist der Stille im Kleinbetrieb, in der Freerider-Szene ist er eine Größe. Der 37-Jährige gründete die Onlineplattform freeskiers.net und 24-Stunden-Skirennen hat der Tiroler nicht erst eines in den Beinen. Getroffen haben sich Rudig und Hüttenbrenner vor vier Jahren am Tiefschneestammtisch in Linz - mitten im August. Zwei Überzeugte, die sich gefunden haben.

Hüttenbrenner betrauerte damals gerade das Ende der Skifabrik Oldenburg in Waidhofen an der Ybbs. Zwei Jahre lang hatte sich der 28-Jährige dort in das Skibau-Know-how vertieft, dann kam das Ende für den Traditionsbetrieb. "Hans Oldenburg hat mit Jack Burton, Stöckli und Bogner gearbeitet, er hat den ersten Monoski gebaut", erzählt Florian Hüttenbrenner ehrfurchtsvoll. Seine eigene Karriere hätte die eines Skirennläufers werden sollen, "aber ich habe die Liebe zum Tiefschnee entdeckt", erklärt der Oberösterreicher. Sein Vater sei damals vehement gegen den Umstieg vom Rennski auf das Snowboard gewesen, "da bin ich aus Protest eine Saison auf nur einem Ski gefahren", erzählt der Rebell. Gut möglich, dass er auch seine Zukunftsvision für die Ski-Bäckerei wahr macht - eine Skifabrik im Container und vielleicht doch auch Wachstum. "Jedes Jahr doppelt so viele Ski", sagt er, "das wäre in Ordnung".

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