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Arbeiten im Homeoffice ist in Österreich steuerlich unattraktiv

Eine Zwischenbilanz der Regeln fürs Homeoffice zeigt: In Österreich gibt es steuerlich betrachtet noch Luft nach oben. Österreich ist im europaweiten Vergleich sogar Schlusslicht.

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Seit Anfang April 2021 ist das Arbeiten im Homeoffice in Österreich gesetzlich geregelt. Dienstnehmern wurde damit zwar kein Recht auf Homeoffice eingeräumt, umgekehrt darf der Arbeitgeber Beschäftigten eine Tätigkeit im Homeoffice nicht anordnen. Das Arbeiten im Homeoffice bedarf einer schriftlichen Vereinbarung zwischen Arbeitnehmern und Arbeitgebern. Damit einhergehend wurde auch die steuerliche Behandlung für das Arbeiten im Homeoffice festgelegt.

Homeoffice-Regelung sei "kleinlich und mit hohem Verwaltungsaufwand verbunden"

Dabei habe sich der Fiskus keineswegs großzügig gezeigt, sagt Stefan Szauer, Geschäftsführer beim Wirtschaftsprüfungs- und Steuerberatungsunternehmen Mazars. Die Homeoffice-Regelung sei "kleinlich und mit hohem Verwaltungsaufwand verbunden", sagt er. Kleinlich, weil Personen, die Wohnraum aufgeben, um von zu Hause zu arbeiten, dafür eine vergleichsweise "lächerliche pauschale Abgeltung" für digitale Arbeitsmittel im Homeoffice erhalten, falls diese nicht vom Arbeitgeber bereitgestellt werden. Der maximale Betrag von 300 Euro pro Jahr ergibt sich daraus, dass drei Euro pro Tag für höchstens 100 Tage im Jahr steuerfrei gestellt sind. Die tatsächlichen Lebensumstände seien damit nicht richtig abgebildet, sagt Szauer, und es werde auch dem Nettoprinzip im österreichischen Steuerrecht nicht gerecht, wonach alle im Zusammenhang mit dem Erwerb des Einkommens anfallenden Aufwendungen geltend gemacht werden können.

Homeoffice steuerlich absetzen: Die steuerfreien 300 Euro seien nicht angemessen

Dass Dienstnehmerinnen und Dienstnehmer akzeptierten, dass ihre tatsächlichen Kosten nicht abgegolten werden, habe damit zu tun, "dass es eben teilweise angenehm ist, nicht ins Büro fahren zu müssen, das spart Zeit", sagt Szauer. Die steuerfreien 300 Euro seien aber nicht angemessen. Szauer hielte zumindest eine Verdoppelung für nötig, auch 1000 Euro wären vertretbar. Auch die Einschränkung auf 100 Tage sei nicht nachvollziehbar, denn das Homeoffice habe massiv an Bedeutung gewonnen und sei "gekommen, um zu bleiben". Daher sollte das Prinzip, zu Hause zu arbeiten, nicht infrage gestellt, aber die Regeln dafür verbessert werden, sagt Szauer. Dabei sei auch relevant, was der Gesetzgeber wolle. Wenn es darum gehe, Verkehrsströme zu lenken und Verkehr zu reduzieren, "müsste man großzügiger sein", sagt der Steuerexperte. Dass das nicht so ist, zeige sich daran, dass dann, wenn der Arbeitgeber keine Arbeitsmittel bereitstelle oder weniger als 300 Euro abgelte, die Differenz zu den tatsächlichen Aufwendungen in der Arbeitnehmerveranlagung zwar als Werbungskosten geltend gemacht werden kann. Für Dienstnehmer habe dies aber den Nachteil, dass damit nur die Bemessungsgrundlage gekürzt werde. Der Steuervorteil reduziere sich damit je nach Höhe des Einkommens bis auf die Hälfte.

Auch beim Dokumentieren der Arbeitszeiten plädiert Szauer für einen anderen Zugang mit weniger Verwaltungsaufwand. Seine Erfahrung sei, dass Mitarbeiter gerne arbeiteten und Homeoffice nicht dafür nützten, um es sich zu Hause gemütlich zu machen. Betriebe müssten die Homeoffice-Tage eigens dokumentieren, dabei wisse man noch gar nicht, welche Prüfer diese Aufzeichnungen prüfen werden.

Österreich ist im europaweiten Vergleich bei der Steuererstattung des Arbeitens im Homeoffice Schlusslicht

Die Einschätzungen von Szauer decken sich mit Ergebnissen einer Analyse der Onlinebank N26. Demnach ist Österreich im europaweiten Vergleich bei der Steuererstattung des Arbeitens im Homeoffice Schlusslicht. Die 300 Euro stellen den geringsten Betrag dar, in Belgien erhalten Beschäftigte über einen steuerfreien Zuschlag zum Gehalt (142,95 Euro pro Monat) etwas mehr als 1700 Euro pro Jahr für Homeoffice abgegolten. In Irland können Arbeitgeber 3,20 Euro pro Tag steuerfrei gewähren, maximal 736 Euro im Jahr. In Deutschland werden pro Tag 5 Euro angerechnet, der Betrag ist aber mit 600 Euro im Jahr gedeckelt, für 2023 ist eine Erhöhung auf 1000 Euro im Gespräch. Es wurden elf Länder analysiert - Belgien, Deutschland, Frankreich, Griechenland, Irland, Niederlande, Österreich. In Italien, Polen, Portugal und Spanien gibt es noch keine Homeoffice-Pauschalen.

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