Im Rahmen ihrer verschärften Maßnahmen zur Eindämmung des Coronavirus verbietet die Regierung jetzt die touristische Nutzung von Hotels. Künftig dürften Hotels in ganz Österreich nur noch bei wenigen begründeten Ausnahmen Gäste aufnehmen, erklärte Gesundheitsminister Rudolf Anschober am Montag. Details zu der Bestimmung sollen in einem Erlass stehen, der in Kürze vorliegen soll. Informell war zu erfahren, dass die neuen Regelungen ab Mittwoch gelten sollen. Der Regierung war es ein Anliegen, insbesondere im Hinblick auf die Osterferien Klarheit zu schaffen.
Das klingt für weite Bereiche der heimischen Hotellerie dramatischer, als es in Wahrheit ist. Denn schon jetzt sind Hotels vor allem im Westen Österreichs auf Basis des Epidemiegesetzes geschlossen und durften nur in Ausnahmefällen genutzt werden - etwa für Mitglieder des Krisenstabs oder für begründete nicht aufschiebbare Geschäftsreisen. Konkret betraf das bisher die Bundesländer Tirol, Vorarlberg, Salzburg und Kärnten, für die sich somit auch durch den erwarteten neuen Erlass auf Basis des Covid-19-Gesetzes wohl kaum etwas ändern wird, außer dass es ab jetzt eine bundesweit einheitliche Regelung geben wird.
De facto sei der "Lockdown" - also die Schließung - der meisten Hotels zur Sicherheit von Mitarbeitern und Gästen längst Realität, unterstreicht Markus Gratzer, der Generalsekretär der Österreichischen Hoteliervereinigung (ÖHV). Dennoch begrüßt er die jetzt erfolgte "Klarstellung der Bundesregierung" vor den Osterferien. Sie helfe "den Betrieben in der Kommunikation mit den Gästen, die die Situation falsch einschätzen".
Wie lang die Branche die Ausfälle wirtschaftlich noch verkraften kann, ist fraglich. Die Obfrau der Sparte Tourismus in der Wirtschaftskammer (WKO), Petra Nocker-Schwarzenbacher, hofft, dass man im Juni wieder aufsperren könne. "Aber das Aufsperren allein bringt nichts, wenn kein Mensch da ist, es geht darum, wann die ganze Maschinerie wieder anläuft", fügt sie hinzu. Entscheidend dafür seien der Verlauf der Coronapandemie und insbesondere die Entwicklung in den wichtigsten Herkunftsländern wie etwa Deutschland, Italien und immer mehr auch Asien.
Mit Genugtuung nimmt man in der Branche auch die Information auf, dass mit dem Erlass auch privaten Zimmerüberlassungen über Online-Buchungsplattformen wie Airbnb die Tätigkeit untersagt werden soll. Entsprechende informelle Informationen aus dem Ministerium sind bisher noch nicht bestätigt. Unklar war auch, ob Landwirte weiter Zimmer vermieten dürfen. Bis zuletzt galt das bis zehn Betten als häuslicher Nebenerwerb und war als solcher erlaubt.
Die Hoteliers pochen aber auf mehr Unterstützung und Information seitens der Regierung. Denn der gesamte Tourismus stehe "mit dem Rücken zur Wand". Seit Wochen seien Hotels und Restaurants faktisch gesperrt, sagt ÖHV-Generalsekretär Markus Gratzer. Die Betriebe und ihre Mitarbeiter würden jetzt Klarheit und Rückendeckung für die nächsten Monate brauchen. Der Covid-Nothilfefonds müsse betroffenen Unternehmen schnell und unbürokratisch helfen.
Positiver sieht das Branchensprecherin Nocker-Schwarzenbacher. So schwer die Situation für die Beherbergungs- und Gastronomiebetriebe auch sei, mit der Regierungspolitik könne man zufrieden sein. "Wir kriegen, was wir brauchen", sagt sie. So seien von knapp 58.000 eingereichten Anträgen für Härtefälle 50.000 über das Wochenende erledigt worden, "das ist wirklich viel". Und mit der Kurzarbeit sei es gelungen, Betriebe, die ihre Mitarbeiter ursprünglich kündigen wollten, noch umzustimmen. Auch Nocker-Schwarzenbacher hat ihre Mitarbeiter zur Kurzarbeit angemeldet, um sie für die Zeit danach verfügbar zu haben.