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Immobilienentwickler: Bau bleibt 2025 noch mau

Die Immobilienbranche wird auch 2025 nicht zur Ruhe kommen, erwartet der Chef des großen Projektentwicklers UBM, Thomas Winkler. Nicht alle werden überleben.

Das Projekt Leopoldquartier im 2. Bezirk in Wien.
Das Projekt Leopoldquartier im 2. Bezirk in Wien.

Seit dem Zusammenbruch des Signa-Reichs des Tiroler Investors René Benko vor fast genau einem Jahr und der Insolvenz der Wiener Imfarr-Gruppe im Sommer tun sich österreichische Immobilienentwickler in Deutschland schwer. "Es gibt einen Vorbehalt", sagt Thomas G. Winkler, seit 2026 Chef der börsenotierten UBM Development. Die Porr-Schwester ist, einer der wenigen Projektentwickler, die weiter aktiv sind, auch im Nachbarland. Unter anderem entsteht derzeit ein Büro/Wohnungs-Gebäude in Frankfurt. In moderner, klimafreundlicher Holz-Hybrid-Bauweise, der sich die UBM mittlerweile verschrieben hat. Tür an Tür mit dem F.A.Z.-Tower, auch ein ehemaliges Projekt des Entwicklers.

Wie die UBM die "existenzielle Krise" überlebt hat, in die die Branche nach dem goldenen Jahrzehnt durch Corona, Lieferkettenprobleme, Teuerung und Zinsanstieg geraten sei? "Weil wir als damals größter Hotelentwickler Europas schon 2020 in den Abgrund geschaut haben", erinnert sich Winkler. Das Unternehmen orientierte sich auf den "Megatrend Nachhaltigkeit" um, fror den Hotelzweig ein und nahm während der Erholung 2021 viel Geld für eventuelle Schnäppchen auf. "Davon leben wir bis heute", räumt er ein. Strategiewechsel und Liquidität hätten dafür gesorgt, dass "die UBM heute ganz gut dasteht" und immer Zugang zum Kapitalmarkt gehabt habe. 2024 wurde eine zweite "grüne" Anleihe begeben, im Wert von 93 Mill. Euro.

Anders als andere sagt er, ohne die Signa-Gruppe zu nennen. Im Juli 2023 hat UBM dem Mitbewerber noch das Wiener Projekt Donaumarina - jetzt "Timber Marina" - für knapp 25 Mill Euro abgekauft. An der Donau soll nach kompletter Umplanung einer der höchsten Holz-Hybrid-Bauten der Welt entstehen. "Wir hoffen noch diese Woche beziehungsweise im Jänner auf die notwendigen Entscheidungen im Wiener Gemeinderat", sagt Winkler.

Vor roten Zahlen konnte das neue Konzept allerdings auch die UBM nicht schützen: Wegen hoher Wertberichtigungen drehte 2023 das Ergebnis vor Steuern auf minus 39 Mill. Euro. Heuer soll der Verlust halbiert werden. Denn der Verkauf von Wohnungen habe sich wieder erholt, so Winkler, allein weil das Angebot die Nachfrage nicht decke. In Wien gebe es zwar einen Wohnungsüberhang, aber dort, wo keiner hinwill.

Der Büromarkt steht laut Winkler nach wie vor. Er erwartet in den nächsten zwölf bis 18 Monaten Preiskorrekturen und Wertberichtigungen. Neue Objekte werde es dennoch brauchen, gerade in Wien. Die räumliche Trennung von Arbeit und Freizeit werde wichtiger - und schwierig, wenn die Wohnungspreise stiegen. Zudem seien viele bestehende Bürogebäude ohne thermische Sanierung nicht mehr vermietbar und erlaubten auch kein modernes Arbeiten, sagt Winkler.

In der Pipeline sind bei der UBM Development aktuell Projekte im Wert von 1,9 Mrd Euro - zu 60 Prozent in Deutschland (vor allem in München und Mainz) und zu einem Drittel in Österreich. 60 Prozent der Vorhaben entfallen auf Wohnungen, 40 Prozent auf Büros bzw. Firmenbauten. Zu den großen Projekten in Wien zählt das "Leopoldquartier im zweiten Bezirk, ein erstes urbanes Großvorhaben in Holz-Hybrid-Bauweise. Auf der Hälfte der rund 75.000 Quadratmeter entstehen Wohnungen, der Rest sind Büros. Die Fertigstellung erfolgt schrittweise ab Herbst nächsten Jahres.

2025 wird "ein weiteres Transformationsjahr", formuliert der Marktkenner vorsichtig, - "mit Tendenz nach oben": "Der Tiefpunkt ist durchschritten, aber der Weg heraus wird steinig und lang." Ein Teil der Immobilienfirmen wird demnach nicht überleben. Die Banken hätten lange stillgehalten, wenn sie Rückstellungen gebildet haben, sagt Winkler. Aber der Druck der Europäischen Zentralbank (EZB) sei sehr hoch bei Immobilienkrediten. Aus seiner Sicht hinken Banken und Behörden aber eineinhalb Jahre hinter der Entwicklung her.

Vom Ruf der Bauwirtschaft nach weiteren Baupaketen hält der UBM-Chef wenig. "Jede andere Branche, die ein zu teures Produkt hat, würde es günstiger abgeben, nicht nach Subventionen schreien." Was helfen würde, wären Standardisierung, Modularisierung und Vereinfachung beim Bauen. "Alles was wir bisher errichten, sind Prototypen", sagt Winkler. "Es geht darum, so viel wie möglich von der Baustelle in die Fabrik zu bringen", weil das einen Qualitätsgewinn und Kostenersparnis bringe. Moderner Holzbau mache das möglich, ähnlich wie der Einsatz von Modulen etwa für Badezimmer.

Notwendig sei auch eine Reduktion der Baunormen, wie das der frühere deutsche Justizminister und jetzige FDP-Generalsekretär Marco Buschmann vorgeschlagen habe "Hier braucht es mehr Milei", fordert Winkler in Anspielung auf den neuen argentinischen Präsidenten. Außerdem müssten sich die dramatisch gestiegenen Baupreise nach einer Korrektur nach unten wieder an die Inflation anpassen.

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