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Lehren aus dem Blackout in Spanien: Kann das in Österreich auch passieren?

Der EU-Bericht zum 18-stündigen Stromausfall listet Ursachen auf. Und zeigt, warum das in Österreich unwahrscheinlich ist.

Riesige PV-Anlage
Riesige PV-Anlage

Den 28. April 2025 werden Spanier und Portugiesen nicht so schnell vergessen. Um 12.33 Uhr fiel auf der gesamten Iberischen Halbinsel der Strom aus, nicht für einige Minuten, sondern für 18 Stunden. "Es ist nicht so, dass es einen eindeutigen Schuldigen gibt", lautet am Freitag das Resümee von Gerhard Christiner, technischer Vorstand der APG (Austria Power Grid). Österreichs Hoch- und Höchstspannungsnetzbetreiber APG war Teil der Expertengruppe, die auf EU-Ebene eingesetzt wurde, um die Ursachen des größten Stromausfalls der jüngeren Geschichte zu untersuchen.

Seit Freitag liegt deren Bericht vor. Er zeigt, dass es nicht der frühe und massive Ausbau von Photovoltaik (PV) und Wind war, der zum ersten "Überspannungs-Blackout" geführt hat, wie zunächst vermutet worden war. Jedenfalls nicht dieser allein. Laut Christiner war ein "Bündel an Maßnahmen" bzw. Versäumnissen schuld, dass sich an dem sonnigen und windigen Apriltag binnen 75 Sekunden Kraftwerk um Kraftwerk abgeschaltet hat und mangels Last die Spannung immer mehr gestiegen ist. Dazu zählten vereinfachte bzw. veraltete Netzanschlussbedingungen, wodurch - nicht modernisierte - PV- und Windparkbetreiber keinen Beitrag zur Spannungsregelung leisten mussten. Unklare Vorgaben für konventionelle Kraftwerke zur Spannungshaltung im Notfall. Und nicht zuletzt die Tatsache, dass Spanien bisher im Normalbetrieb eine höhere Spannung erlaubt hat - 435 Kilovolt (kV) - und nicht wie im Rest Europas maximal 420 kV. "Spanien hat das Energiesystem technisch verändert mit immer mehr hoch volatiler Erzeugung, das Regelwerk aber nicht angepasst", fasst Christiner zusammen. Und man habe es im Grenzbereich betrieben, was "sehr gefährlich" sei.

Hierzulande besteht keine Gefahr eines solchen Spannungskollapses, wie eine "kritische Systemanalyse" der APG ergeben hat. Mit den strengen technischen Vorgaben für Netzanschlüsse von Anlagen jeder Größe und innovativen Konzepten sei die APG bestens gerüstet. Die Transformation des Energiesystems in ganz Europa und der Ausbau der Erneuerbaren forderten aber auch die Netzbetreiber, betont der APG-Vorstand: "Versorgungssicherheit muss noch immer der Kern der Entwicklung sein." Die Transformation dürfe nicht auf Kosten der Versorgungssicherheit gehen und immer müsse das Gesamtsystem im Blick bleiben.

Der für Energie zuständige Wirtschaftsminister Wolfgang Hattmannsdorfer will die Erkenntnisse aus dem Blackout-Bericht nun noch in das geplante neue Elektrizitätswirtschaftsgesetz (ElWG) einarbeiten. In Österreich sei "ein Blackout wie in Spanien mehr als unwahrscheinlich", betonte er am Freitag, "mich sorgt die Perspektive". In den vergangenen Jahren sei ein "Erneuerbaren-Ausbau ohne Rücksicht auf Netze, Sicherheit und Preise" gemacht worden, kritisiert er in Richtung seiner Vorgängerin, der grünen Klimaministerin Leonore Gewessler. Unter anderem soll die Position der APG gestärkt werden. Zudem müssten die Verteilnetzbetreiber verpflichtend verbindliche Netzausbaupläne vorlegen und sich besser koordinieren, kündigt Hattmannsdorfer an. Auch sei eine Verlängerung der Strategischen Netzreserve von 2026 auf 2030 geplant.

Der Endbericht der Expertengruppe soll in ein, zwei Monaten vorliegen. Darin werde es vor allem darum gehen, was auf europäischer Ebene zu tun ist und wie sich das Risiko minimieren lässt, dass die Probleme in einem Land auf die Nachbarländer übergreifen.

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