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Lieferando kündigt hunderte Fahrradboten - 80 Mitarbeiter in Salzburg betroffen

Freie Dienstnehmer sollen künftig für Lieferando Pizza, Sushi und Co. zustellen.

Lieferando-Radler als Teil des Straßenbilds in größeren Städten
Lieferando-Radler als Teil des Straßenbilds in größeren Städten

Im Vorjahr gingen auch in Salzburg Fahrradboten von Lieferando auf die Straße - und kämpften für eine bessere Entlohnung. Das scheint nun Makulatur: Wie der Standard zuerst berichtete, will Lieferando Pizza, Sushi und Co. künftig nur mehr durch freie Dienstnehmer ausliefern lassen. Lieferando spricht von 600 Dienstnehmern, die entlassen werden. "Auf Basis einer sorgfältigen Evaluierung unseres Geschäftsmodells haben wir uns dazu entschlossen, das Logistikmodell von Lieferando Österreich an den österreichischen Branchenstandard anzugleichen", formuliert es eine Sprecherin. Man werde künftig mit freien Dienstnehmern zusammenarbeiten - und biete auch künftig "faire und attraktive Arbeitsbedingungen". Seit fünf Jahren gibt es für Fahrradkuriere einen Kollektivvertrag. Abgesehen von Lieferando und kleineren Anbietern fand dieser keine Anwendung. Nun rückt auch der orange Platzhirsch davon ab.

Betriebsrat spricht von 1000 betroffenen Mitarbeitern

Lieferando-Betriebsrat Fabian Warzilek spricht von deutlich mehr Betroffenen, die bis Ende Juni ihren Job verlieren: "966 Fahrerinnen und Fahrer sind gemeldet, zudem Schichtplaner und Standortleiter." Lieferando rechne hier die Zahlen schön: Knapp 600 hätten unbefristete Verträge, der Rest befristete. In Salzburg seien 80 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter betroffen.

Der Betriebsrat sei am Dienstag vor vollendete Tatsachen gestellt worden. Kritik übt Warzilek auch an der Politik: "Lieferando hat in der Vergangenheit versucht, das Richtige zu tun. Die Politik hat nichts dagegen getan, dass diejenigen, die lieber ausbeuten, am Ende gewinnen." Damit spielt er auf Konkurrenten wie Wolt oder Foodora an, die bereits länger auf das umstrittene Modell der freien Dienstnehmer setzen. Die Initiative "Riders Collective" und die Gewerkschaft prangern immer wieder schlechte Arbeitsbedingungen und Scheinselbstständigkeit in der Branche an.

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