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Metallindustrie warnt: "Wir sind zu teuer und verlieren dramatisch an Wettbewerbsfähigkeit"

Die Metallindustrie hat in den vergangenen sieben Jahren fünf Jahre mit Rezession verzeichnet. Seit 2008 ist sie im Durchschnitt nur um 0,8 Prozent gewachsen, verglichen mit einst sechs Prozent. Jetzt warnt die Branche vor Abwanderung und weiteren Jobverlusten.

5000 Arbeitsplätze sind in der metalltechnischen Industrie im Vorjahr verloren gegangen. Der Trend geht weiter.
5000 Arbeitsplätze sind in der metalltechnischen Industrie im Vorjahr verloren gegangen. Der Trend geht weiter.

Österreichs Metallindustrie ist derzeit nicht gerade in Hochstimmung: Die Prognosen für 2025 gehen vom dritten Rezessionsjahr in Folge aus, dazu kommen das Sparbudget der Regierung und die Zolldrohungen aus den USA. "Die Hoffnung liegt erst im nächsten Jahr", sagt der Obmann des Fachverbands der metalltechnischen Industrie, Christian Knill, am Donnerstag. Einen richtigen Aufschwung sehe man nicht, aber der Rückgang habe sich in den vergangenen drei Monaten verlangsamt. "Das ist ein kleiner Hoffnungsschimmer." Auch der Auftragseingang zeigt wieder leicht nach oben.

Im Vorjahr hat die Branche, die mit ihren 1100 Betrieben sechs Prozent zur Wirtschaftsleistung Österreichs beiträgt, zum zweiten Mal in Folge preisbereinigt fast acht Prozent an Produktionswert eingebüßt. Rückläufig waren sowohl der Inlandsmarkt als auch die viel wichtigeren Exporte, so Knill. Die USA und China waren demnach die einzigen Länder mit einem Plus, umso mehr hoffen die Betriebe, dass auch die EU eine Einigung mit den USA auf dauerhaft geringere Zölle schafft. 80 Prozent haben die negativen Folgen der - derzeit ausgesetzten - Importaufschläge bereits gespürt.

Tausende Arbeitsplätze gingen verloren

Die "dramatische Situation" schlägt sich mittlerweile auch in den Beschäftigungszahlen der Metallbetriebe nieder, die 2024 um 5000 auf ca. 135.000 gesunken sind, 3000 Leiharbeitsplätze noch nicht mitgezählt. "Wir müssen davon ausgehen, dass sich der Trend fortsetzt", warnt der Metaller-Obmann. Laut einer aktuellen Umfrage seien weitere 3000 Jobs in Gefahr, 48 Prozent der Unternehmen rechnen 2025 mit negativem Betriebsergebnis.

Die Lohnkosten sind laut Knill - abgesehen von Energiekosten - auch das brennendste Problem der Betriebe. In den vergangenen vier Jahren seien die Tariflöhne der Metaller hierzulande um 13 Prozent stärker gestiegen als in Deutschland und in der gesamten Eurozone. Der Anstieg müsse sich zumindest wieder an Deutschland angleichen, fordert er. Was das für die nächsten Kollektivvertragsverhandlungen bedeutet? "Im Idealfall sollten wir niedriger abschließen als in der Eurozone", betont Knill - trotz der nach wie vor höheren Inflation in Österreich.

Industrie-Obmann Christian Knill sieht keinen Silberstreif am Horizont.
Industrie-Obmann Christian Knill sieht keinen Silberstreif am Horizont.

Nulllohnrunde als Provokation

Ein Wort wie Nulllohnrunde würde der Chefverhandler der Arbeitgeber nie in den Mund nehmen. "Ich weiß, das wäre nur eine Provokation." Ein Abschluss für zwei Jahre, wie 2023, sei aufgrund der besseren Planbarkeit immer ein Thema. "Im Endeffekt geht es darum, wie wir die Lücke bei den Gesamtkosten schließen können." Die Lohnstückkosten sind laut Fachverband seit 2021 um 27 Prozent stärker gestiegen, nicht zuletzt, weil die Produktivität nicht mehr ausreichend steige. Die Folge sei, dass 46 Prozent der Mitgliedsbetriebe überlegten, außerhalb Österreichs zu investieren, und 17 Prozent bereits verlagert hätten oder es konkret planen würden.

"Wir sind zu teuer, wir erleben einen dramatischen Verlust der Wettbewerbsfähigkeit", appelliert Knill an die neue Regierung, dringend die Lohnstückkosten zu senken, und zwar "deutlich" um etwa fünf Prozentpunkte. Gefordert wird erneut die Streichung der Arbeitgeberbeiträge an den Familienlastenausgleichsfonds. "Wir brauchen dringend eine aktive Standort- und eine offene Handelspolitik, nicht morgen, sofort."

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