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Kika/Leiner startet einen allerletzten Versuch

Die angeschlagene Möbelkette setzt noch einmal auf Sanierung. Dazu bräuchte man allerdings dringend einen Investor.

Kika/Leiner befindet sich bereits seit mehreren Jahren in der Krise
Kika/Leiner befindet sich bereits seit mehreren Jahren in der Krise
Kika/Leiner will es noch einmal wissen: Am Donnerstag wurde am Landesgericht St. Pölten ein Sanierungsverfahren ohne Eigenverwaltung eröffnet. Ziel ist, das Unternehmen zu sanieren und fortzuführen. Die Gläubiger würden eine Quote von 20 Prozent binnen zwei Jahren bekommen, die Finanzierung solle durch den "Einstieg eines Investors" erfolgen, wie es in dem Insolvenzantrag heißt.

Betroffen sind 924 Gläubiger, vor allem Lieferanten, Dienstnehmer und die Finanz. Die Passiva liegen laut Kreditschützern bei 113 Mill. Euro, mehr als 60 Mill. Euro davon seien freilich wiederaufgelebte Forderungen aus der vorangegangenen Insolvenz, sagt KSV-Insolvenzexperte Jürgen Gebauer. Entscheidend sei, rasch einen Investor aufzutreiben, schließlich müssen die Fixkosten bezahlt und der laufende Betrieb finanziert werden können. "Und das Unternehmen hat selbst erklärt, sich die nächste Quote aus dem letzten Sanierungsverfahren von 6,5 Millionen Euro nicht mehr leisten zu können."

Überprüfen will das Unternehmen im Zuge der Restrukturierung auch "Teilbereichsschließungen". Das halten Insider allerdings für schwierig, die Zahl von aktuell 17 Filialen sei die Untergrenze gewesen, um den Betrieb kostendeckend führen zu können. Deutlich geringer als früher dürfte auch das Interesse ausländischer Konkurrenten - etwa aus Deutschland - an einem Einstieg ins Österreich-Geschäft sein. Die Branche steckt generell in der Krise, die Konsumlust will nicht anspringen und der Markenname Kika/Leiner ist nach all den Turbulenzen schwer beschädigt.

Die Chancen, einen Investor zu finden, beurteilen die Gläubigerschützer damit als schwierig. Rund um Kika/Leiner-Eigentümer Wieser "konnten keine weiteren Mittel zur Verfügung gestellt werden", schreibt das Unternehmen im Insolvenzantrag. Wieser hat das operative Geschäft von Kika und Leiner im Vorjahr von René Benko übernommen. Die Immobilien hatte Signa freilich zuvor schon an die Supernova-Gruppe von Frank Albert verkauft, um kolportierte 400 Mill. Euro. Wieser beantragte bereits im Juni 2023 die Sanierung, 23 der 40 Filialen wurden geschlossen, 1900 von 3900 Mitarbeitern verloren den Job. Auch die verbleibenden 17 Filialen sind im Eigentum von Albert. Der hat beim ersten Sanierungsversuch nach eigenen Angaben Zuschüsse von 30 Mill. Euro gewährt. Weitere Zahlungen freilich werde es nicht geben, betont ein Sprecher.

Insolvenzverwalter Volker Leitner - er hatte diese Funktion auch schon im ersten Sanierungsverfahren inne - muss nun prüfen, ob eine positive Fortbestandsprognose für das Unternehmen möglich ist. "Diese Erhebungen werden eine Zeit in Anspruch nehmen und sollen spätestens bis zur ersten Gläubigerversammlung am 17. Jänner 2025 abgeschlossen sein", teilt Leitner in einer Aussendung mit.

Die 1350 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter von Kika/Leiner müssen damit weiter um ihren Job zittern. Um ihre Löhne fallen sie jedenfalls nicht um. Schlittert ein Unternehmen in die Insolvenz, springt in Österreich der öffentliche Insolvenzentgeltfonds (IEF) ein. Dem stehen aktuell Mittel von 410 Mill. Euro zur Verfügung.

Noch keine Klarheit gab es Donnerstag für Kundinnen und Kunden, die Anzahlungen etwa für Küchen oder Möbel geleistet haben. Leitner kündigte an, er werde prüfen, ob eine Erfüllung der Aufträge unter Anrechnung der Anzahlungen möglich ist. Wird das bezahlte Geld als Insolvenzforderung gewertet, bleibt für den Kunden wenig übrig.

Kika/Leiner befindet sich seit Jahren in der Krise, zwischen 2013 und 2023 gab es drei Eigentümerwechsel und zahlreiche Filialschließungen.

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