Dem Abfallverwertungsunternehmen Brantner mit Sitz in Krems ist es gelungen, aus den Rückständen von Müllverbrennungsanlagen einen Baustoff zu entwickeln. Dieser ist zertifiziert, also zugelassen, und kann im Betonbau eingesetzt werden. Gerhard Stockinger, Betriebsleiter bei Brantner, beschreibt die beiden wesentlichen Vorteile so: "Dadurch braucht man für den Bau weniger Sand aus Kiesgruben und wir selbst ersparen uns Deponievolumen und sparen Kosten."
Es war ein langer Weg bis zur Lösung
Das Ganze sei ein gutes Beispiel für Kreislaufwirtschaft, aber bis dahin sei es auch ein langer Weg gewesen, so Stockinger. Am Ende stehe allerdings "eine riesige Ressourcenschonung auf zwei Seiten", nämlich sowohl beim Kiesabbau in der Natur als auch am Ende der Verarbeitungskette. Denn die Schlacke, die per Gesetz Abfall wäre, kann jetzt weiterverwendet werden.
Feinste Partikel aus Glas oder Metall werden noch herausgefiltert
Mit der Aufbereitung von Schlacke aus der Müllverbrennung beschäftigt sich das niederösterreichische Unternehmen schon seit 2010. Im Jahr 2013 wurde eine erste Anlage in Hohenruppersdorf (Bezirk Gänserndorf) im östlichen Weinviertel errichtet, die kontinuierlich verbessert werden konnte. So werden aus den Resten der Müllverbrennung - zum Beispiel durch Rütteln - noch feinste Metall- und Glasteile herausgefiltert. Dabei gehe es um einen Durchmesser von 20 Mikrometern (1 µm = ein Tausendstel Millimeter). Gerhard Stockinger hat einen Vergleich parat: Ein menschliches Haar habe ungefähr eine Stärke von 50 µm. Hauptsächlich sammle sich Eisen, Blei und Kupfer an. Das Glas werde beim Recycling wieder zu Flaschenglas verarbeitet oder diene in Form von Schaumglas als Dämmstoff.
Übrig bleibt am Ende ein mineralisches Granulat mit einer Korngröße zwischen 0 und 8 Millimetern Durchmesser, das bei Mischbeton zu einem Anteil von 10 bis 20 Prozent zugegeben werden kann.
Einsatzbereiche von Stiegen bis zu Verbundsteinen auf Parkplätzen
Als typische Einsatzbereiche nennt Stockinger Stiegen, Fundamente oder Verbundsteine, wie sie für die Befestigung von Parkplätzen oder bei Gartenmauern verwendet werden. Bei Spannbetondecken oder mit Stahl bewehrten Betonteilen könne das Granulat nicht verwendet werden. Das Granulat macht etwa 80 Prozent der ursprünglichen Schlacke aus. Etwa ein Zehntel sind verwertbare Metalle. Nur rund ein Zehntel verbleibe als nicht verwertbarer Rest, der deponiert wird.
An dem Projekt ist neben Brantner das niederösterreichische Unternehmen Wopfinger Transportbeton mit Sitz in Oberwaltersdorf (Bezirk Baden) als einer der größten Anbieter von Transportbeton in Österreich beteiligt. "Das passt ideal zu unserer Strategie, ressourcenschonende Baustoffe in den Markt zu bringen", erklärt Wolfgang Moser, kaufmännischer Geschäftsführer bei Wopfinger, das zur Schmid Industrieholding (u. a. Baumit, Austrotherm) gehört. Von der Technischen Universität Wien begleitete das Christian-Doppler-Labor das Projekt. Leiter Jakob Lederer betont, das Verfahren reduziere auch den Lkw-Verkehr, weil weniger an Sand und Kies transportiert werden muss. Die ebenfalls an dem Schlackenrecycling beteiligte städtische Linz AG sowie die Müllabfuhr (MA 48) der Stadt Wien sprechen von einem "Meilenstein in der Kreislaufwirtschaft".
"Reich werden wir nicht damit"
"Reich werden wir nicht damit", fügt Brantner-Manager Stockinger hinzu. Denn um in den Markt zu kommen, nütze der Umweltbonus eines Produkts allein zu wenig. Es dürfe auch nicht teurer sein. Brantner könne maximal 50.000 Tonnen von dem neuen Baustoff pro Jahr herstellen. Das Potenzial in Österreich schätzt Stockinger auf 400.000 Tonnen. Zum Vergleich: Jährlich werden hier rund 23 Millionen Tonnen Beton verbaut.


