Dem Elektroauto ist der Schwung abhandengekommen, die Absätze lahmen seit Monaten. Um beinahe 6 Prozent (-5,9 Prozent) gingen von Jänner bis inklusive Juli im Vergleich zum Vorjahreszeitraum die Neuzulassungen reiner E-Autos (BEV) in Österreich zurück. Wobei insgesamt um 6,8 Prozent mehr neue Autos zugelassen wurden.
Auffallend dabei: Die mit Abstand stärksten Zuwächse verzeichnete heuer der Hybrid-Benziner mit einem satten Plus von 20,6 Prozent und einem Anteil von einem Viertel an allen neu zugelassenen Pkw. Nur die reinen Benzinautos kommen mit einem Drittel auf einen höheren Anteil bei den Neuzulassungen.
Wird das E-Auto zum Ladenhüter? "So weit würde ich nicht gehen, aber der Hybrid ist für viele derzeit die beste Lösung", erklärt der Sprecher der Kfz-Händler, Klaus Edelsbrunner, und nennt den Trend zur Kombination aus Batterie und Motor "typisch österreichisch - ich tue etwas für die Umwelt und habe trotzdem meinen Frieden".
Weder die höheren Anschaffungskosten eines E-Autos noch fehlende technische Entwicklung - "die Autos sind mittlerweile alle perfekt" - brächten den Hochlauf ins Stocken. "Es ist die Ungewissheit der Ladeinfrastruktur und das Handling, die Kunden sind sich da immer noch unsicher", berichtet der Kfz-Händler.
Außerdem: Das Laden könne auch teuer werden. Sein Verkaufsleiter sei mit dem E-Auto von Graz nach Lignano gefahren - hin und zurück 540 Kilometer, berichtet Edelsbrunner. "Er hatte Ladekosten von 130 Euro, mit einem Diesel fährst du die Strecke mit einem Tank um 60 bis 70 Euro."
Bernhard Matschl vom Elektromobilitätsclub (EMC) kontert: "Das Laden ist nicht so kompliziert, wie es erscheint", ein Ladevertrag sei in etwa wie ein Handyvertrag. Auch komme ein E-Auto in der laufenden Nutzung wegen steuerlicher Begünstigungen billiger als ein Verbrenner.
Wo Matschl zustimmt: "Die Tarife an den Ladesäulen sind einfach sehr hoch. Wenn ich 80 bis 90 Cent pro Kilowattstunde fürs Schnellladen bezahle, dann ist das schon ein Thema." Und die wenigsten Autofahrer würden der Umwelt zuliebe aufs Elektroauto umsteigen, "die meisten tun das, weil sie rechnen", sagt Matschl, "es liegt also viel an den Tarifen". Anpeilen müsse man deshalb Ladekosten von 40 bis 50 Cent pro Kilowattstunde fürs Schnellladen und maximal 30 Cent fürs langsamere Laden.
Licht ins Dunkel der Ungewissheit soll eine EU-Verordnung bringen, die auf den Aufbau einer einheitlichen Ladeinfrastruktur abzielt. Die Alternative Fuels Infrastructure Regulation (AFIR), die seit April gilt, legt nicht nur fest, in welchen Abständen Ladepunkte zur Verfügung stehen müssen. Sie sollen auch öffentlich, sprich ohne Ladevertrag mit einem Drittanbieter zugänglich sein. An jeder neuen Ladestation soll die Möglichkeit des kontaktlosen Bezahlens mit Debit- oder Kreditkarten etabliert werden.
"Wir setzen das zu 100 Prozent um", betont Andreas Reinhardt, der Vorsitzende des Bundesverbands Elektromobilität Österreich (BEÖ), einem Zusammenschluss von elf führenden Energieunternehmen. Allein die Linz AG habe in den vergangenen vier Monaten 50 neue Schnellladepunkte mit entsprechenden Terminals eingerichtet. Und auf den Parkplätzen der Handelsmärkte würden gerade Hunderte zusätzliche Ladepunkte entstehen. Auch das Nachrüsten bestehender Ladesäulen mit Ad-hoc-Zahlung werde kommen, allerdings noch etwas dauern. "Der Gesetzgeber war da schneller als die Unternehmen, die diese Entwicklung verkaufen." Ob das Laden eines E-Autos nicht zu teuer ist? "Natürlich kann man über den Preis immer meckern", antwortet Reinhardt.
Den Zug zum E-Auto sieht er nicht abgefahren. "Es tut sich viel - es kommen neue Batterien, die ohne Kobalt auskommen, und schnellere Ladezyklen." Was für einen richtigen Schwung fehle, sei die Sicherheit, die im politischen Hin und Her um das Verbrenner-Aus verloren gegangen sei. Die künftige Bundesregierung müsse deshalb Klarheit schaffen, "und die kann nur in Richtung Erneuerbare gehen. Alles andere wäre komisch."
Das Klimaschutzministerium sieht Österreich beim Ausbau der Infrastruktur auf einem Spitzenplatz. Die EU-Ziele von einer Ladestation alle 60 Kilometer habe man deutlich vor Frist erreicht. Allein an den Autobahnen und Schnellstraßen gebe es 340 Ladepunkte. In Summe stünden aktuell rund 24.000 öffentliche Ladepunkte zur Verfügung, heißt es auf Nachfrage.
Derzeit gibt es in Österreich für den privaten E-Auto-Kauf auch noch eine Prämie von 5000 Euro (für Hybride nicht mehr). Wie es nächstes Jahr damit weitergeht, liegt in den Händen der neuen Regierung. Europaweit wurden zuletzt die E-Auto-Kaufprämien stark gestutzt. Deutschland hat ganz eingestellt, Frankreich stützt nur noch einkommensschwache Haushalte beim Umstieg aufs E-Auto. Italien gewährt einen Höchstzuschuss von 5000 Euro nur dann, wenn man sein altes Auto verschrotten lässt. Auch in Schweden gibt es seit August für die Verschrottung mindestens 15 Jahre alter Autos eine Abwrackprämie von gut 1000 Euro. Bedingung ist der Kauf eines E-Autos.