Die geplante Rettung von KTM wird immer mehr zu einem Rennen gegen die Zeit. Nur drei Tage bevor am Freitag in einer außerordentlichen Hauptversammlung über eine Kapitalerhöhung von 150 Mill. Euro entschieden werden sollte, teilte KTM-Mutter Pierer Mobility in der Nacht auf Mittwoch mit, diesen Punkt von der Tagesordnung gestrichen zu haben. Die Kapitalmaßnahme sei "nicht unter den vorgeschlagenen Konditionen und innerhalb des vorgegebenen Zeitrahmens" umsetzbar gewesen, hieß es in einer Aussendung.
Verhandlungen mit Investoren noch nicht in trockenen Tüchern
Hintergrund ist, dass die Verhandlungen mit einem oder mehreren künftigen Investoren offenbar noch nicht wie gehofft in trockenen Tüchern sind. Das freilich wäre Voraussetzung für eine positive Fortbestandsprognose. Die wiederum ist nötig, um einen Jahresabschluss zu erstellen - ohne den kein Kapitalmarktprospekt und keine Kapitalerhöhung rechtlich möglich sind.
Insgesamt seien am Freitag vier Tagesordnungspunkte auf der Agenda der außerordentlichen Hauptversammlung gestanden, sagt Hans Lang, Sprecher der Pierer Mobility. Zum einen der Bericht über den Verlust des halben Grundkapitals, der die außerordentliche Hauptversammlung überhaupt notwendig machte. Als zweiter Tagesordnungspunkt wäre die geplante Kapitalerhöhung um 150 Mill. Euro geplant gewesen, zum Preis von 7,50 Euro je Aktie hätten bestehende Aktionäre zeichnen können. Dieser Punkt wurde gestrichen, ebenso wie damit zusammenhängend der dritte Tagesordnungspunkt. Laut diesem hätten die vom KTM-Miteigentümer Bajaj für die Rettung von KTM bereits gezahlten 200 Mill. Euro in Eigenkapital umgewandelt werden sollen.
"Kein gutes Licht auf Gesamtplan"
Während die 200 Millionen vom indischen Miteigentümer Bajaj bereits großteils geflossen sind, muss für die erhofften 150 Mill. Euro aus der Kapitalerhöhung jetzt Ersatz gefunden werden. Man arbeite "an einer Alternative zur Aufbringung jenes Eigenmittelbetrages, der für die Erfüllung der Sanierungsplanquoten erforderlich ist", teilte Pierer Mobility dazu mit.
"Das Ganze wirft kein gutes Licht auf den Gesamtplan für die Rettung", sagt Florian Beckermann vom Interessenverband für Anleger (IVA). Und es mache die Hauptversammlung am Freitag "relativ sinnentleert". Im Hintergrund dürfte das Ringen mit möglichen Investoren noch deutlich härter sein, als bisher schon befürchtet. Ob es dabei um mögliche Konditionen, also etwa den Aktienpreis von 7,50 Euro, oder Kreditbedingungen gehe, zu welchem Prozentsatz etwa Bajaj Geld zur Verfügung stellt, sei "reine Kaffeesudleserei", so der Anlegerschützer.
Ringen um Einfluss auf KTM
Laut Insidern geht es vor allem darum, wer künftig Einfluss bei KTM haben soll und inwiefern Stefan Pierer weiterhin mit an Bord ist. Interesse hätten mögliche Investoren keineswegs an der börsenotierten Pierer Mobility, sondern an deren Tochter KTM. Ein Entflechten der Beteiligung könnte angesichts der komplexen Firmenstruktur und Lieferantenverbindlichkeiten aber schwierig werden.
Weiter auf der Tagesordnung der Hauptversammlung steht als vierter Punkt die Ermächtigung für den Vorstand, die an der KTM AG gehaltenen Aktien zu verpfänden. Mögliche Investoren könnten damit sichergehen, nicht nur auf die Pierer Mobility, sondern auf ihre Anteile an KTM Zugriff zu haben.
Die Zeit jedenfalls drängt, bis 23. Mai muss die für die Sanierung versprochene Quote von 30 Prozent überwiesen werden, in Summe geht es allein dabei um bis zu 600 Mill. Euro. Im April haben die Gläubiger wie berichtet der Sanierung der KTM AG, der KTM Components GmbH und der KTM Forschungs & Entwicklungs GmbH zugestimmt.
Verschoben hat Pierer Mobility auch den für Ende April angekündigten Jahresfinanzbericht. Zusätzliche Finanzkennzahlen werde man nächste Woche veröffentlichen.