Nach dem Tod des langjährigen Volkswagen-Chefs Ferdinand Piëch haben Wegbegleiter aus dem Unternehmen und aus der Politik ihren Respekt vor der Lebensleistung des Managers ausgedrückt. VW-Gesamtbetriebsratschef Bernd Osterloh würdigte Piëch als "großen Manager und Ingenieur". "Volkswagen stünde ohne Ferdinand Piëch nicht da, wo wir jetzt stehen. Dafür schulden wir ihm unseren Dank und unsere Anerkennung", sagte Osterloh am Dienstag.
Ursula Piëch: "Bis zuletzt ein begeisterter Ingenieur und Autoliebhaber
Piëch war am Sonntag im Alter von 82 Jahren "plötzlich und unerwartet" gestorben, wie seine Ehefrau Ursula Piëch mitteilte. Ursula Piëch schrieb: "Das Leben von Ferdinand Piëch war geprägt von seiner Leidenschaft für das Automobil und für die Arbeitnehmer." Er sei bis zuletzt ein begeisterter Ingenieur und Autoliebhaber gewesen. Die Beisetzung finde im engsten Familienkreis statt. Piëch hinterlasse eine große Familie mit 13 Kindern und mehr als doppelt so vielen Enkelkindern, hieß es weiter. In früheren Medienberichten war häufig von 12 Kindern die Rede gewesen. Auf Nachfrage dazu verwies Anwalt Christian Schertz am Dienstag lediglich auf die Mitteilung der Witwe.

Der in Wien geborene Piëch hatte viele Jahre mitten im Machtzentrum des VW-Konzerns gestanden. Der frühere Audi-Chef war von 1993 bis 2002 Vorstandsvorsitzender von Volkswagen und führte danach lange den Aufsichtsrat - als maßgeblicher Protagonist der Familien Porsche und Piëch, der VW-Großaktionäre. Seine Macht war groß, 2012 hievte er sogar seine Frau Ursula in den VW-Aufsichtsrat. Piëch galt als mächtiger Strippenzieher und Königsmacher hinter den Kulissen.
Mit strenger Hand lenkte der detailverliebte Autonarr das immer größer werdende VW-Imperium zusammen mit dem damaligen Konzernchef Winterkorn, ehe er sich von seinem Lebenswerk entfremdete. Im Jahr 2015 sorgte er mit der Äußerung für Aufsehen, er sei "auf Distanz" zu Winterkorn - den Machtkampf verlor Piëch, er warf im Zorn hin.

Diess: "Ferdinand Piëch hat Qualität und Perfektion bis ins Detail in den Automobilbau gebracht"
Mit Fahnen auf halbmast würdigt Volkswagen den langjährigen Konzernchef und späteren Aufsichtsratsvorsitzenden Ferdinand Piëch. Im Namen aller 660.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter kondolierten Aufsichtsrat und Vorstand den Angehörigen, wie der Autobauer am Dienstag in Wolfsburg mitteilte. "Ferdinand Piëch hat Automobilgeschichte geschrieben - als leidenschaftlicher Manager, genialer Ingenieur und als visionärer Unternehmer", sagte der Aufsichtsratsvorsitzende Hans Dieter Pötsch.
Seit den 1960er Jahren habe Piëch die Entwicklung des Automobils, der Industrie und vor allem von Volkswagen zum globalen Mobilitätskonzern maßgeblich gestaltet, vorangetrieben und geprägt, sagte Pötsch. Das Unternehmen und die Menschen hätten ihm unendlich viel zu verdanken.
Konzernchef Herbert Diess bezeichnete Piëch als mutig, unternehmerisch konsequent und technisch brillant. "Vor allem hat Ferdinand Piëch Qualität und Perfektion bis ins Detail in den Automobilbau gebracht und tief in der Volkswagen-DNA verankert", sagte Diess.

Haslauer: "Sein Leben war geprägt von der Leidenschaft für Automobile"
Auch Salzburgs Landeshauptmann Wilfried Haslauer kondolierte der Familie zum Ableben des "Wahlsalzburgers". "Ferdinand war ein herausragender Manager, Techniker, Unternehmer und Visionär. Sein Leben war geprägt von der Leidenschaft für Automobile", so Landeshauptmann Wilfried Haslauer, der den Hinterbliebenen sein herzliches Beileid aussprach. Die Familie Piëch ist Salzburg seit Jahren sehr eng verbunden. Piëch hatte auch seinen Hauptwohnsitz lange Zeit in Salzburg. Die Porsche-Holding GmbH mit Sitz in Salzburg, eine Tochtergesellschaft der Volkswagen AG, hat für Salzburg eine enorme wirtschaftliche Bedeutung. Sie wurde von Louise Piëch, der Mutter von Ferdinand Piëch, und ihrem Bruder Ferdinand Porsche ins Leben gerufen. Das Unternehmen beschäftigt heute mehr als 30.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter und gilt als größtes Autohandelsunternehmen Europas.
Weil: "Mit seinem Namen ist der Aufstieg von Volkswagen zum Weltkonzern verbunden"
Niedersachsens Ministerpräsident Stephan Weil sagte, Piëch sei "einer der großen Unternehmer in der Geschichte der Bundesrepublik Deutschland" gewesen. Der Manager habe VW 1993 in einer tiefen Krise übernommen. "Mit seinem Namen ist der Aufstieg von Volkswagen zum Weltkonzern verbunden." Viele Tausend Arbeitsplätze in Niedersachsen prägten die wirtschaftliche Grundlage des Landes bis heute.
"Dass die langjährige gute Zusammenarbeit mit dem Land Niedersachsen im Jahr 2015 unter schwierigen Bedingungen beendet werden musste, habe ich sehr bedauert. Der große Dank für die Leistung von Ferdinand Piëch und der tiefe Respekt bleiben davon unberührt", sagte der SPD-Politiker. Im Frühjahr 2015 hatte sich Piëch nach einem Machtkampf mit dem damaligen Vorstandschef Martin Winterkorn aus den Aufsichtsratsgremien des Volkswagen-Konzerns zurückgezogen.
Das Land Niedersachsen hat zwei Sitze im VW-Aufsichtsrat. Aktuell ist dort neben Weil der niedersächsische Wirtschaftsminister Bernd Althusmann vertreten. Der CDU-Politiker schrieb auf Twitter, das Land verliere mit Piëch "eine große Unternehmerpersönlichkeit", die die Erfolgsgeschichte von VW maßgeblich mitgeschrieben habe.

Dudenhöffer: "Ohne Piech würde die Autowelt heute anders aussehen"
Automobilexperte Ferdinand Dudenhöffer hat nach dem Tod des langjährigen VW-Konzernchefs Ferdinand Piech die Bedeutung des Managers für die Branche gewürdigt. "Ohne Piech würde die Autowelt heute anders aussehen", sagte Dudenhöffer am Dienstag im Bayerischen Rundfunk. "Sein Leben war das Auto und er hat auch sehr Großes in der Autowelt geschaffen."
Piech habe VW "aus einer sehr schwierigen Lage in die Zukunft geführt", sagte Dudenhöffer in der Sendung "Radiowelt am Morgen" und verwies auf die Plattformstrategie des Konzerns. Aus dieser Strategie habe Piech ein Konzept gemacht, "was weiter entwickelt worden ist, so dass baugleiche Fahrzeuge bei mehreren Marken aufgetreten sind." Der Auto-Experte fügte an: "Skoda ist mit ihm genau das geworden, was es ist. Vorher war es Audi, was er als Innovationsmarke geprägt hat."
Zugleich habe Piech sehr strategisch agiert und sei "kaltherzig" gewesen, sagte Dudenhöffer. Aus Sicht des Auto-Experten wird es künftig keine Manager wie Piech mehr geben: "Die Zeit hat sich total geändert. Wir kommen aus einer Zeit, wo man von oben nach unten das Unternehmen geleitet hat. Heute sind andere Dinge angesagt."
Als Piëch 80 Jahre alt wurde, würdigte VW die Verdienste des Managers: "Ferdinand Piëch hat das Automobil, unsere Industrie und den Volkswagen-Konzern in den vergangenen fünf Jahrzehnten maßgeblich geprägt", sagte ein VW-Sprecher damals. "Sein Lebenswerk ist gekennzeichnet von mutigem Unternehmertum und technologischer Innovationskraft." Sein milliardenschweres Aktienpaket an der VW-Dachholding Porsche SE hatte Piëch da schon an Verwandte verkauft.