Wenn der letzte Supermarkt geht: Unimarkt-Aus könnte 26 Gemeinden hart treffen
Mit dem Aus von Unimarkt könnten 26 Gemeinden ihren Nahversorger verlieren - darunter auch Adnet in Salzburg. Die Marktkonzentration im Lebensmittelhandel wird das allerdings kaum noch erhöhen, meinen Experten.

Kleine Anbieter hätten angesichts der immensen Konzentration im heimischen Lebensmittelhandel keine Chance mehr. So hatte Unimarkt-Eigentümer Andreas Haider Anfang der Woche das Aus für Unimarkt nach 50 Jahren begründet. Das große Rumpeln im heimischen Lebensmittelmarkt - in dem allein Spar, Rewe und Hofer an die 90 Prozent Marktanteil beherrschen - werde das Verschwinden von Unimarkt mit nur etwas mehr als einem Prozent Marktanteil nicht bringen, sagt Handelsforscher Wolfgang Richter. Allerdings seien die Auswirkungen kleinräumig sehr wohl massiv, fügt er hinzu. "Wenn eine kleine Gemeinde ihren letzten Nahversorger verliert, trifft das den Ort und vor allem ältere oder weniger wohlhabende Leute, die vielleicht kein Auto haben, schwer."
Schwierige Suche nach Nachfolgern
26 Gemeinden, so hat Richters Handelsberatungsunternehmen RegioData erhoben, würden mit einem Zusperren von Unimarkt den letzten Nahversorger mit Vollsortiment verlieren. Sehr kleine Geschäfte oder Bäckereien mit erweitertem Angebot zähle man hier nicht dazu. Vollsortiment bedeute Angebot zumindest in den vier Kategorien Fleisch, Milch, Obst und Gebäck. Und, befürchtet Richter, gerade für diese meist kleinen Unimarkt-Filialen in ländlichen Regionen würde es besonders schwierig werden, einen Nachfolger zu finden. In Salzburg zählt dazu etwa Adnet. Im benachbarten Oberösterreich Oberhofen am Irrsee und Altaussee.
Ähnlich beurteilt es Robert Zniva, Handelsexperte der FH Salzburg. Gerade in diesen kleinen Orten gebe es eine hohe Zahl an Auspendlern, die tendenziell oft auswärts einkauften. Solche Standorte seien damit wirtschaftlich nur schwer zu führen.
Zahl der Filialen im Lebensmittelhandel sinkt
Nicht - wie von Unimarkt erhofft - ein Großteil der Filialen, sondern ein Viertel bis maximal ein Drittel werde wohl künftig ein Lebensmittelhändler bleiben, schätzt Richter. "Der Trend geht klar in die andere Richtung, selbst die großen Lebensmittelhändler reduzieren und optimieren zuletzt ihre Filialen." Seit 2022 gehe die Zahl an Lebensmittelgeschäften zurück. Allein 2024 seien 50 Geschäfte verschwunden - und nicht nur Greißler und etliche Unimarkt-Standorte. Denn, sagt Richter, auch wenn der Lebensmittelhandel zuletzt vor allem wegen zu hoher Preise im Fokus der Kritik stehe, seien die Spannen in der Branche mit ein bis zwei Prozent gering. Daher versuchten auch die großen Anbieter einzusparen und zu optimieren. Selbst wenn damit Unimarkt-Standorte übernommen würden, könnten die andere Filialen ersetzen. Unimarkt will wie berichtet alle rund 90 Standorte - 50 davon im Franchise-System - verkaufen, wenn möglich an Lebensmittelhändler, auch um die Mitarbeiter halten zu können. Interesse haben sowohl Spar als auch Rewe angemeldet - unter Einhaltung kartellrechtlicher Bestimmungen, wie beide betonen. Konkret sei man an 21 Standorten interessiert, die sowohl als Filiale als auch als selbstständige Kaufleute weitergeführt werden könnten, sagt Spar-Sprecherin Nicole Berkmann.
Kaufleute statt Filialen
Dass Franchise-Partner zu Kaufleuten werden, sei es für Spar, Rewe (Adeg und Billa) oder Nah&Frisch, hält auch Richter für eine wahrscheinliche Variante. Zum einen könnte das kartellrechtlich einfacher sein, zum anderen liege dann das finanzielle Risiko gerade bei kleinen Standorten beim Kaufmann selbst und nicht beim Konzern. "Der steht dann mit seiner Familie oft quasi rund um die Uhr selbst im Geschäft."
Im Kampf um die Marktführerschaft - die Spar erst vor fünf Jahren von Rewe erobert hatte - rittert der Handel zuletzt vor allem dort um Standorte, wo der jeweils andere stärker ist. Spar also eher im Osten, Rewe im Westen. Sonderfall ist Tirol, wo bezogen auf die Verkaufsfläche weiter MPreis Marktführer ist. Umsatzmäßig hat auch hier Spar die Tiroler Supermarktkette überholt.
"Wir haben einen hochkonzentrierten Lebensmittelmarkt", sagt auch FH-Experte Zniva. "Allerdings haben wir auch die Instrumente dafür, dass er wettbewerbsrechtlich dennoch funktioniert." Das hätten jüngst strenge Urteile der Kartellgerichte gezeigt.