Unimarkt gibt auf und verkauft alle Filialen: "Für Kleine gibt es im Lebensmittelhandel keine Chance mehr"
Der Lebensmittelhändler Unimarkt mit Sitz in Traun will alle seine gut 90 Standorte - Franchise und eigene - verkaufen und sich 50 Jahre nach seiner Gründung aus dem Markt zurückziehen. 120 Beschäftigte in der Zentrale und 500 in den Filialen sind beim AMS-Frühwarnsystem angemeldet worden. In Salzburg zählt das Unternehmen noch fünf Standorte in Adnet, Seekirchen, Kuchl, Wals-Siezenheim und Lamprechtshausen.
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Alle Unimarkt-Standorte stehen zum Verkauf.
"Die Konzentration im Lebensmittelhandel ist so hoch, für uns kleine Anbieter gab es keine Chance mehr", begründet das Unimarkt-Eigentümer Andreas Haider im SN-Gespräch. "Auch die Lebensmittelindustrie fokussierte sich auf die großen Anbieter, wir waren damit immer weniger konkurrenzfähig." Im heimischen Lebensmittelhandel haben Spar, Rewe und Hofer einen Marktanteil von mehr als 90 Prozent. Unimarkt war neben MPreis eine der letzten regionalen Lebensmittelketten, die den Branchenriesen die Stirn bot.
Wer übernimmt die Standorte?
Bis Jahresende soll entschieden sein, wer welche Standorte übernimmt.
Die Anmeldungen beim AMS seien eine gesetzlich vorgeschriebene Maßnahme. Die Personalvertretung sei eingebunden, Dienstagvormittag würden die Mitarbeitenden informiert. Als Grund für die "strategische Entscheidung" nannte der Geschäftsführer in einem Gespräch mit Medien das schwierige Marktumfeld. Vor eineinhalb Jahren habe man mit einem Transformations- und Restrukturierungsprozess begonnen, "doch wir können die makroökonomische Konstellation nicht verändern". Bis Jahresende will man "die Entscheidung getroffen haben, welcher Händler welchen Standort bekommt", das Interesse sei groß. Mit der Weitergabe an den Mitbewerb wolle man sicherstellen, dass die Jobs und die Versorgung in ländlichen Gebieten aufrecht bleiben.
Mitbewerb und Kaufzurückhaltung
Vorerst ändere sich nichts. Alle derzeit betriebenen Unimarkt-Filialen "bleiben geöffnet, die Regale sind voll. Wir freuen uns auf unsere Kunden", betonte Hämmerle. Die Gehälter würden pünktlich gezahlt. "Wir machen weiter, aber wir treffen jetzt eine Entscheidung für die Zukunft." Man halte 2 Prozent Marktanteil im Supermarktsegment, der Mitbewerb habe andere Instrumente zur Verfügung und die Kaufzurückhaltung der Menschen sei zu spüren gewesen. Der "geordnete" Verkaufsprozess, "zu dem wir die Marktteilnehmer eingeladen haben", sei ungewöhnlich, weil er "frühzeitig, mit ruhiger Hand, transparent" ablaufe. Man habe den Rückhalt der Finanzierungspartner.
Entscheidung des Managements
"Wir gehen davon aus, den allergrößten Teil der Standorte weiterzugeben", ist Hämmerle optimistisch. Es werde sicher kein Verkauf "in Bausch und Bogen" und auch kein Rosinenpicken, stellte er die Prüfpflichten der Bundeswettbewerbsbehörde in den Raum. Momentan herrsche "wirklich hohes Interesse, weil die aktuelle Raumordnung dafür sorgt, dass es nicht einfach ist, neue Standorte zu eröffnen", was auch berechtigt sei. Das Vorgehen war "eine Managemententscheidung", man habe die notwendigen Beschlüsse in den Gremien. Nach Abschluss des Verkaufsprozesses plant Unimarkt den Rückzug vom Markt.
2025 feierte die 1975 gegründete Filialschiene ihren 50. Geburtstag. Im Geschäftsjahr 2024/25 (per 29. Februar) setzte die Unimarkt Handelsgesellschaft rund 287 Mill. Euro um. Alleineigentümer der UNIGruppe - Unimarkt Handelsgesellschaft, UNIGroßhandel und UNILogistik - mit derzeit 850 Beschäftigten ist seit einem Management-Buy-out 2021 der ehemals langjährige Unimarkt-Geschäftsführer Andreas Haider.
Einst Teil der Pfeiffer-Gruppe
Unimarkt gehörte einst zur oberösterreichischen Pfeiffer-Gruppe. Die vor allem im Gastro-Großhandel sehr erfolgreiche Unternehmensgruppe trennte sich 2015 von der Gastro-Sparte und konzentrierte sich auf Zielpunkt, Unimarkt und Nah&Frisch. Im November 2015 folgte die spektakuläre Zielpunkt-Pleite, Pfeiffer hatte Zielpunkt 2012 teilweise und 2014 zur Gänze übernommen. 2021 trat Pfeiffer auch die verbliebenen 130 Unimärkte an den langjährigen Geschäftsführer Andreas Haider ab.
Die Zahl der Filialen war bereits in den vergangenen Jahren gesunken, schon 2023 und 2024 waren von Umstrukturierungen geprägt: Die Onlineshops rentierten sich nicht - Unimarkt war der erste heimische Lebensmittelhändler überhaupt, der ins Onlinegeschäft eingestiegen ist - und wurden wieder geschlossen. Die 2021 eingeführten 24-Stunden-Selbstbedienungs-UNIBoxen waren nach einem VfGH-Urteil bezüglich Öffnungszeiten ebenfalls Geschichte. Hybride Geschäftsmodelle wurden jedoch weiter verfolgt.
Großhandel und Logistik der UNIGruppe seien von dem Verkauf nicht betroffen, erklärte Geschäftsführer Hämmerle. Als Großhändler beliefert die Gruppe rund 1000 Tankstellen und 200 Nah&Frisch-Kaufleute.