Es war kein optimistisches Bild, das AMA-Geschäftsführerin Christine Mutenthaler-Sipek und Katharina Koßdorff vom Fachverband der heimischen Lebensmittelindustrie am Montag zeichneten. Es gehe auch um mögliche Krisensituationen, betonte Koßdorff, "wenn wir zu wenig produzieren, ist das bedenklich". Sorgen bereitet vor allem der Einbruch im Rindfleischbereich. "Die Läger und Kühlräume haben sich geleert", erklärt Mutenthaler-Sipek. Mittlerweile würden Schlachthöfe in den sozialen Medien per Videobotschaft um Rindfleisch bitten.
Rund ein Drittel der Mastplätze gingen in den vergangenen zehn Jahren in Österreich verloren, heißt es bei der heimischen ArgeRind. Und auch in Deutschland, Irland, Frankreich und Spanien werde um bis zu zehn Prozent weniger erzeugt, erklärt AMA-Chefin Mutenthaler. Gleichzeitig sauge die Türkei Rindfleisch vom Markt ab, um es weiter in die arabischen Länder zu exportieren.
Das gesunkene Angebot lässt den Preis explodieren. Im heimischen Handel kostete Rindfleisch zuletzt um fast 14 Prozent mehr als vor einem Jahr. Und beim Export von heimischer Ware legte der Wert im ersten Halbjahr zwar um fünf Prozent zu, mengenmäßig verzeichnete man aber einen deutlichen Rückgang von 27 Prozent.
Insgesamt, betont die AMA-Chefin, erfreuten sich österreichische Lebensmittel aber weiterhin großer Beliebtheit. Im ersten Halbjahr 2025 gingen über 80 Prozent der Exporte agrarischer Lebensmittel in EU-Länder. Exportadresse Nummer eins mit fast 40 Prozent Anteil ist Deutschland. Dorthin wurden Agrarwaren im Wert von 3,38 Mrd. Euro abgesetzt (plus 5,5%). Österreich exportierte um 190 Mill. Euro mehr in das Nachbarland, als es von dort importierte. Besonders begehrt sind in Deutschland Milchprodukte, Käse, Geflügel, Wurst, Fleischzubereitungen und Speck. "Österreich ist ein Tourismusland, das zeigt sich auch beim guten Image unserer Produkte", betont AMA-Chefin Mutenthaler.
Der Wert der Agrarexporte insgesamt stieg im ersten Halbjahr 2025 von rund 8,3 Mrd. auf 8,7 Mrd. Euro (plus 4,1 Prozent). Die Exportmengen sanken von 5,4 Mill. auf 5,2 Mill. Tonnen (minus 3,2 Prozent). Der Fehlbetrag in der Agraraußenhandelsbilanz weitete sich im ersten Halbjahr 2025 auf 1,3 Mrd. Euro aus, nach minus 885 Mrd. Euro im ersten Halbjahr 2024.
Katharina Koßdorff als Vertreterin der heimischen Lebensmittelindustrie beklagte, dass die österreichischen Hersteller an preislicher Wettbewerbsfähigkeit weiter verlieren. "Die Exportmenge stagniert, die Importmenge wächst, das sind keine guten Nachrichten", so Koßdorff und nannte hohe Kosten für Energie und Arbeitskräfte sowie Überregulierung als Ursachen dafür. Einer weiter diskutierten Senkung der Mehrwertsteuer auf Grundnahrungsmittel erteilte sie eine Absage, "Preiseingriffe vom Staat sind der falsche Weg". Im Wettbewerb bergauf gehe es nur mit einer Kostensenkung.