In Österreich schließen jährlich rund 36.000 Studenten (Studienjahr 2017/2018) ihr Studium erfolgreich ab und wollen anschließend in die Berufswelt einsteigen. Der Prozess der Jobsuche beginnt und damit auch die zahlreichen Vorstellungsgespräche. Nun stellt man sich oft die Frage, wie man denn überzeugen kann und den Traumjob ergattert. Neben dem erworbenen Abschluss spielen noch diverse andere Faktoren eine Rolle, auf welche bei einem Vorstellungsgespräch geachtet wird.
Das Career Center der Universität Salzburg unterstützt und begleitet Studenten auf dem Weg in ein erfolgreiches Berufsleben. Neben dem Vermitteln von wichtigen Schlüsselqualifikationen unterstützt das Career Center bei der ersten Kontaktaufnahme mit Akteuren des Arbeitsmarkts und gibt den künftigen Berufseinsteigern diesbezüglich wertvolle Tipps. Doch auch Renate Schobesberger weiß: "Der beste Weg zu einem erfolgreichen Vorstellungsgespräch ist freilich schon vor dem Gespräch herauszustechen. Der eigentliche erste Eindruck, den man bei dem künftigen Arbeitgeber oder dem HR-Team (Human-Resources-Team, Anm.) hinterlässt, ist nämlich der, der bereits in schriftlicher Form vorgelegt wird. Herausgestochen wird durch einen herausragenden Lebenslauf und einem einwandfreien Bewerbungsschreiben."
"Im Motivationsschreiben wecke ich die Neugierde auf meine Person, indem ich auf drei Fragen des Arbeitgebers antworte: Warum will ich ausgerechnet in diesem Unternehmen arbeiten? Warum bewerbe ich mich auf eine bestimmte Position? Was würde dem Unternehmen entgehen, wenn sie mich nicht in die engere Wahl nehmen?", erläutert Martin Mader, Leiter des Career Center. Im Lebenslauf sollten alle wichtigen persönlichen Informationen aufgelistet sein. "Je mehr Informationen, desto besser", weiß Renate Schobesberger von Iventa Personalberatung. Sie erläutert, dass nicht nur die persönlichen Informationen, sondern auch das Foto des Kandidaten äußerst wichtig sind. Des weiteren soll der Lebenslauf gut strukturiert sein - Bildungsweg, Arbeitserfahrungen sowie Interessen und persönliche Qualifikationen sollten transportiert werden, rät Martin Mader. Das Um und Auf einer erfolgreichen Bewerbung sei Klarheit über Stärken, Werte sowie Interessen zu zeigen. "Zu jeder Stärke, jedem Wert und jedem Interesse gibt es eine persönliche Geschichte. Es ist wichtig, diese strukturiert erzählen zu können. Die Geschichten sind die Essenz für jede authentische Bewerbung." "Im Wesentlichen gehe es aber um gute Lesbarkeit und ein "auf den Punkt kommen" bei Aussagen über einen selbst. Das heißt, auf einen Blick sollten die wichtigsten Aussagen über die Person erfassbar sein", rät Career Center Leiter Martin Mader.
Ist die erste Hürde gemeistert und die Einladung zum persönlichen Gespräch steht, will man freilich im Gedächtnis des Arbeitgebers hängen bleiben - und zwar vorzugsweise positiv. Ein persönliches Bild vom Bewerber macht sich der Arbeitgeber oder Personalvermittler bereits, sobald dieser zur Tür hineinkommt. Das Outfit macht den ersten wichtigen Eindruck. Manchmal passt ein locker-legerer Look, aber häufig ist auch ein Anzug erforderlich, erklärt Renate Schobesberger, die seit Jahrzehnten als Personalberaterin tätig ist. Auch Kaya Unterrainer, Studentin für Management and Economics an der Universität Innsbruck erzählt: "Ich versuche immer mit meinem Outfit dem entsprechenden Vorstellungsgespräch beziehungsweise der Stelle, für die ich mich bewerbe, gerecht zu werden. Meist mit einer weißen Bluse oder Ähnlichem. Also auf jeden Fall würde ich nicht in einem Strand-Outfit zum Gespräch gehen."
Neben einem passenden Outfit sollte der Bewerber jedoch auch noch zusätzlich Selbstbewusstsein, Sicherheit und Authentizität mitbringen. Stärken, Interessen und Qualifikationen sollten durch Beispiele und Geschichte unterstrichen werden, schildert Martin Mader. "Diese Beispiele schließe ich mit einer zusammenfassenden Aussage ,Was ich damit sagen will'" ab. Durch die damit vermittelte Klarheit hebe ich mich von allen anderen Bewerbern und Bewerberinnen ab."
Eine der ersten Fragen in einem Vorstellungsgespräch ist oft, warum denn genau dieser Betrieb gewählt wurde. "Einer der Fehler, der häufig gemacht wird, ist, dass sich die Bewerber nicht ausreichend über das Unternehmen und die Position informieren", weiß Renate Schobesberger. Vor dem persönlichen Gespräch müsse die Webseite des künftigen Arbeitgebers genauestens durchforscht und studiert werden, um sich auf betriebsspezifische Fragen gut vorbereiten zu können.
Das Gespräch ist nun in vollen Gängen. Das Outfit sitzt, man ist gut vorbereitet, aber trotzdem schweißgebadet und nervös. Die Anforderungen der Arbeitgeber sind hoch und es muss abgeliefert werden. Auch Kaya erzählt, dass ihr die Nervosität in das Gesicht geschrieben steht, obwohl sie sich vornimmt "mit Gelassenheit und so selbstbewusst wie möglich an die Sache ranzugehen". Fehler werden verziehen und keiner ist perfekt, versichert Personalberaterin Renate Schobesberger und rät indessen, ehrlich zu sein und sich nicht zu verbiegen. "Im Laufe des persönlichen Gesprächs fallen die Hüllen und Masken irgendwann und man erkennt meist direkt, wenn sich jemand verstellt oder nicht authentisch ist." Schobesberger betont, dass es bei Vorstellungsgesprächen ebenfalls wichtig ist zu sagen, was man nicht kann oder nicht machen möchte, auch wenn jenes in der Jobausschreibung gewünscht wurde. "Schwindeln darf man nie", wenn es um die persönlichen Skills und Fähigkeiten geht. "Das wird irgendwann aufkommen."
Martin Mader weiß jedoch, dass es keine konkreten Skills gibt, die mitgebracht werden "sollen", um erfolgreich in die Berufswelt einzusteigen. "Man muss sich die Frage stellen, welche Eigenschaften einen ganz persönlich ausmachen. Und man sollte in der Lage sein, diese benennen und belegen zu können". Der Bewerber oder die Bewerberin könnten sich insofern auf die Arbeitswelt vorbereiten, indem sie gezielt an genau diesen Stärken und Werten arbeiten.
Renate Schobesberger liebt ihren Job. Daher möchte sie allen Bewerbern folgendes mitgeben: Man sollte sich für einen Beruf bewerben, der zu einem passt und bei dem man sich vorstellen kann, auch über viele Jahre hinweg in diesem Feld zu arbeiten. Die Tätigkeit soll gerne und mit Begeisterung gemacht werden, dann klappt es auch mit dem Job.
Dieser Beitrag wurde von Studenten der Universität Salzburg im Rahmen einer Lehrredaktion in Kooperation mit den "Salzburger Nachrichten" erstellt.