Ab 5. Juli müssen Bahnfahrer zwischen Wien und Salzburg wieder genauer schauen, in welchen Zug sie einsteigen. Mit diesem Tag fahren die staatliche ÖBB und die private Westbahn wieder in Konkurrenz zueinander und kehren zum Fahrplan vor der Coronapandemie zurück. Damit fahren wieder mehr Züge, allerdings werden die Tickets nicht mehr gegenseitig anerkannt.
Der Grund ist, dass die staatliche Hilfe, mit der in der Coronakrise regelmäßiger Verkehr auf Österreichs zentraler Zugstrecke aufrechterhalten wurde, ausläuft. "Wir sehen, dass sich die Fahrgastzahlen normalisiert haben, und sind in Abstimmung mit den Verkehrsunternehmen", heißt es aus dem Klimaministerium zu den SN. Man gehe davon aus, dass es keine neuerliche "Notvergabe" geben werde.
Klimaministerin Leonore Gewessler hatte im ersten Lockdown im April 2020 zunächst für drei Monate 48 Mill. Euro für die Weststrecke zur Verfügung gestellt - vor der Krise die einzige rentable Bahnverbindung. 40 Mill. Euro gingen an die ÖBB, acht Mill. an die Westbahn. Im Gegenzug gab es - trotz fehlender Passagiere - einen Taktverkehr und die Konkurrenten mussten gegenseitig Fahrkarten akzeptieren und die Einnahmen aus Ticketverkäufen ans Ministerium abliefern.
Weil die Passagiere durch neue Lockdowns, Schulsperren, Homeoffice-Vorgaben und Reisebehinderungen weiter ausblieben, wurden die Hilfen zwei Mal verlängert. In Summe flossen voriges Jahr knapp 84 Mill. Euro an ÖBB und Westbahn. Im Februar drohte Finanzminister Gernot Blümel, die Verlängerung zu blockieren, weil er eine Überförderung der ÖBB sah. Er willigte schließlich ein, nachdem die Westbahn ihr Angebot sonst massiv hätte drosseln müssen. Die Fördersumme für 2021 stehe noch nicht fest, heißt es aus dem Klimaministerium. Sie werde aber geringer sein als budgetiert, weil die Einnahmen aus Ticketverkäufen stiegen.
"Ich denke, dass wir mit Anfang Juli schon wieder einigermaßen allein schwimmen können", sagt ÖBB-Chef Andreas Matthä. Die Fahrgastzahlen seien wieder bei etwa 70 Prozent des Niveaus vor der Coronapandemie. Damit verkehren wieder zwei ÖBB-Züge pro Stunde in jede Richtung.
Die Westbahn, mehrheitlich im Besitz des Industriellen Hans-Peter Haselsteiner, merkt ebenfalls seit einigen Wochen, dass sich die Waggons wieder füllen. "Wir gehen davon aus, dass wir mit 5. Juli zum Stundentakt zurückkehren und 15 Züge täglich fahren", sagt Sprecherin Ines Volpert. Auch die Fahrzeit der Westbahn-Züge werde wieder auf 2:26 Stunden sinken - abgesehen von einer aktuellen Baustelle - und neue Aktionen würden angeboten. "Wir hoffen, dass die Nachfrage so groß ist, dass wir wieder wirtschaftlich fahren können."