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Wie kann man in der Coronapandemie noch Ski fahren lernen?

Mit Hilfe von immunisierten Skilehrern, das gebiete die Vernunft, sagt Verbandspräsident Gerhard Sint. Gefragt sind vor allem auch mehrsprachige Schneesportlehrer.

In Österreich gibt es knapp 600 Skischulen und rund 18.000 Skilehrer und Skilehrerinnen.
In Österreich gibt es knapp 600 Skischulen und rund 18.000 Skilehrer und Skilehrerinnen.

In Österreich unterrichten in knapp 600 Skischulen rund 18.000 Schneesportlehrer, die, obwohl mit wachsendem Frauenanteil ausgestattet, gemeinhin weiter als Skilehrer tituliert werden. In guten Jahren vertrauen über 1,8 Millionen Gäste sich oder ihre Kinder diesen Skischulen an. Wir sprachen mit dem Vizepräsidenten des österreichischen und Obmann des Salzburger Berufs-Ski- und Snowboardlehrer-Verbandes, Gerhard Sint, ob der Winter 2021/22 doch noch "ein guter" werden kann.

Thema Nummer eins sind wohl auch in den Skischulen die Coronamaßnahmen. Der Beschluss, dass nur geimpfte oder genesene Skilehrer unterrichten dürfen, gilt inzwischen im Tourismus flächendeckend. Gerhard Sint: Zuerst muss ich klarstellen, dass sich der Beschluss unserer Landesverbände - außer Vorarlberg - nicht auf den allgemeinen Unterricht bezogen hatte, sondern ausschließlich auf die Ausbildung unserer Lehrerinnen und Lehrer. Das haben wir auch durchgezogen und es wurde vom überwiegenden Großteil akzeptiert. Aber natürlich ist das zugleich eine Empfehlung an unsere Schulen, ausschließlich Mitarbeiter nach 2G-Kriterien zu beschäftigen. Solange am Arbeitsplatz etwa 2,5G gilt, bleibt es eine Empfehlung. Aber wir sind sehr nah am Gast, haben es dabei häufig mit ungeschützten Kindern zu tun, da gebietet es die Vernunft, nur immunisierte Kräfte zu beschäftigen. Also in unserer Skischule im Alpendorf ziehen wir das bei den Neuaufnahmen konsequent durch.

Gibt es darüber hinaus Sicherheitsmaßnahmen? Vieles, was wir schon seit dem Vorjahr praktizieren, etwa besonderes Augenmerk auf Hygiene. Nur die Abstandsregeln sind ja nicht mehr so vorgesehen, denn im Vorjahr war 3G noch kein Begriff. Viel gibt ohnehin die Bergbahnregelung vor.

Könnte es für die Skischulen wieder so ein Katastrophenwinter wie im Vorjahr werden? Das wollen wir nicht hoffen. Letzten Winter waren wir wirtschaftlich faktisch geschlossen, nur Privatunterricht war möglich. Da durften ausschließlich Mitglieder aus einem Haushalt gleichzeitig unterrichtet werden.

Aber ist mit 2G-Regel und jetzt noch Lockdown an einen Skilehrbetrieb in diesem Winter überhaupt zu denken? Ich sehe das nicht so pessimistisch. Was uns besonders fordert, ist die von Deutschland ausgesprochene Reisewarnung, die trifft uns enorm.

Was wird speziell mit dem Kinderunterricht passieren? Der sollte kein Problem sein, da Kinder unter zwölf Jahren ja nicht geimpft oder genesen sein müssen, um am Lift zu fahren. Die Debatte um die über Zwölfjährigen spielt dann eher bei Jugendgruppen oder Schulskikursen eine Rolle. All diese neuen Entwicklungen treffen uns vor allem vor dem Hintergrund fürchterlich, weil ich bis vor Kurzem von einer hervorragenden Buchungslage sprechen durfte. Auf unserem Onlinebuchungsportal Book2Ski lagen wir Anfang November nicht schlechter als in Vor-Corona-Zeiten.

Wie sieht es mit dem Gruppengeschäft aus, ist hier aufgrund der Pandemie ein Rückgang zu erwarten? Ja, der Trend zu mehr Privatunterricht könnte sich weiter fortsetzen. Die Gäste scheuen sicher größere Gruppen. Aber die Maximalgruppengröße von zwölf Personen wurde in den vergangenen Jahren ohnehin von kaum einer Schule ausgenützt. Sieben bis acht Kursteilnehmer sind die Norm. Wir haben im Alpendorf jedenfalls einige Skilehrer zusätzlich eingeplant. Der Trend zum individuelleren Unterricht ist eine normale Entwicklung. Speziell im Kinderbereich sind aber Gruppenkurse das meistgefragte Produkt, die Kinder haben so mehr Spaß und lernen besser.

Zusätzliche Skilehrer - und alle geimpft? Gibt es, anders als in anderen Tourismusberufen, keinen Personalmangel? Wir haben in Salzburg einen guten Zulauf zu den Skilehrerausbildungen, daher keine große Angst vor Mitarbeitermangel. Aber der Schuh drückt bei den Einheimischen. Vor allem deutsche Gäste wollen österreichische Skilehrer, in diese Richtung herrscht immer eine starke Nachfrage. Aber sehr viele, die in der Vergangenheit im Winter Skilehrer waren, sind uns abhandengekommen. Nicht zuletzt, weil die Baubranche im Winter fast durchmacht. Unter Studierenden ist das Skilehrern aber durchaus populär.

Wie sieht es mit den "Native Speakern" aus. Das gilt speziell für Kinderskikurse, wir bilden in Salzburg viele Ausländer dafür aus. In den Benelux-Ländern gibt es sogar Agenturen, die für die Skilehrerausbildung bei uns werben. Zuletzt hatten wir im Winter rund 350 dänische und ebenso viele holländische Skilehrer. Die werden von den Skischulen sehr gerne genommen.

Die Prüfungen werden in deutscher Sprache abgehalten, das wird von manchen als Absicherung gegenüber EU-Ausländern gesehen. Prüfung und Lehrauftritt müssen auf Deutsch sein, schließlich muss man auch einmal auf Deutsch eine Rettungskette in Gang setzen können. Überdies gibt es sehr häufig auch gemischtsprachige Kurse.

Und wie sieht es nach dem Brexit mit den englischen Wintersportlehrern aus? Wären diese in das Saisonnierkontingent für Nicht-EU-Ausländer gefallen, wäre es katastrophal geworden. Aber das hat Vater Staat nun wohl erkannt.

Wie groß ist der Einfluss des Skilehrers auf die Ausrüstung der Gäste? Vielleicht noch größer als früher. Es beginnt damit, dass jeder Skilehrer zur Ausrüstungskontrolle verpflichtet ist: ob die Schuhe richtig angezogen sind, ob sie passen, ob auch jeder Handschuhe zumindest mithat. Aber es geht auch um die passende Skilänge, durch den wachsenden Anteil an Leihausrüstung ist das aber besser geworden. Und ein Drittel der Salzburger Skischulen hat schon selbst einen Verleih dabei. Zusätzlich gibt es weiterhin die klassische Unterstützung durch den Skilehrer, wenn es dem Gast darum geht, sich nach erfolgreichem Kurs eine eigene Skiausrüstung zuzulegen.

Die Piste ist nur mehr ein Aktionsfeld. Ist der wachsende Anteil des Tourenskilaufs eigentlich für die Skischulen eine Chance? Das ist erkennbar ein stark wachsendes Marktsegment. Dabei geht es den Kunden oft gar nicht so sehr um besseres skifahrerisches Können, sondern um die Sicherheit und gute Geländetipps.

Abschließend: Gibt es nach dem zuletzt propagierten Schönskifahren technische Veränderungen? In Wahrheit hat sich seit Langem in der Technik nichts geändert. Wir fahren immer noch mit den Beinen, mit beweglichen, gebeugten Kniegelenken. Was sich aber immer ändert: Jede Weiterentwicklung beim Material bringt mehr Leichtigkeit und Genuss in den Skilauf.

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