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Wie man aus KI das Beste herausholt: Bei der Salzburger Agentur Loop hat der Umbruch schon begonnen

Künstliche Intelligenz (KI) wird die Arbeitswelt verändern. In vielen Betrieben ist das noch Zukunftsmusik. Bei der Salzburger Agentur Loop lässt sich erahnen, welche neue Fertigkeiten Beschäftigte benötigen.

Ein neues Berufsfeld sorgt in den USA aktuell bereits für Schlagzeilen.
Ein neues Berufsfeld sorgt in den USA aktuell bereits für Schlagzeilen.

Viel ist davon die Rede, dass künstliche Intelligenz (KI) Millionen von Jobs vernichten oder verändern wird. Aber entstehen durch die Supercomputer auch neue Arbeitsplätze? Ein neues Berufsfeld sorgt in den USA aktuell für Schlagzeilen. Sogenannte Prompt Writer, also Menschen, die die Handlungsanweisungen für künstliche Intelligenz schreiben, werden gesucht. Tech-Firmen locken mit Jahresgehältern von 300.000 Dollar im Jahr.

Beim Prompt Writing geht es darum, Anfragen an eine KI wie ChatGPT so zu formulieren, dass sie das optimale Ergebnis liefert. Das klingt einfach und simpel, erweist sich in der Praxis aber als anspruchsvoll. Denn je allgemeiner die Anweisungen an die KI ausfallen, desto magerer sind die Ergebnisse. Gekonntes Anweisen der Supercomputer will also gelernt sein.

Die Salzburger Werbeagentur Loop setzt auf die Zukunftstechnologie

In vielen Betrieben ist das noch Zukunftsmusik. Doch einzelne Pioniere preschen vor. Die Salzburger Werbeagentur Loop, die rund 400 Menschen beschäftigt und neben Salzburg auch Büros in Wien, Berlin, New York oder Bangalore betreibt, gleicht in Sachen KI seit Monaten einer Experimentierküche. Die Beschäftigten sollen möglichst früh in dieser Zukunftstechnologie fit gemacht werden. Statt Druck zu erzeugen, wird ein kreativer Wettbewerb entfacht, indem interne Preise ausgelobt werden, wem das beste KI-generierte Foto gelingt. "Man muss exakt definieren und wissen, welches Ergebnis man haben will", sagt Christian Ortner, Mitglied des Managementboards der Agentur. Entsprechend genau gilt es die Maschine anzuweisen: Wie soll der Mensch auf dem Motiv aussehen, wie ist er oder sie gekleidet, wie ist die Szenerie und Kulisse (etwa Frau auf Straße, Mann am Meer liegend, Kind vor der Kulisse von New York)? Welcher Stil liegt dahinter (etwa 1970er-Jahre, klassisch, malerisch, Schwarz-Weiß, futuristisch), welche Perspektive wird eingenommen (vom Porträt bis zum Drohnenblick), wie ist die Belichtung und Art des Motivs (etwa klassisches Bild, Illustration, Comic oder 2D)? "Man muss da viel experimentieren. Das dauert am Anfang Stunden, wenn nicht Tage, um zu brauchbaren Ergebnissen zu kommen", sagt Ortner. Beim Bild gilt das Prinzip Trial & Error, sprich man tätigt einen Versuch nach dem nächsten und verfeinert die Vorgaben.

KI: In Zukunft nichts anderes als ein Taschenrechner?

Das Anweisen der KI ist bei Loop eine Fähigkeit, die letztlich alle beherrschen müssen. Ortner vergleicht es mit dem Taschenrechner von Texas Instruments, der mittlerweile überall selbstverständlich geworden ist. KI werde über bestehende Software - ob Office, Photoshop oder andere Programme - schleichend in die Arbeitswelt eindringen, ist Ortner überzeugt. Das gilt auch für ChatGPT, mit der man schriftlich oder verbal in Dialog tritt. Einen Newsletter-Plan zu erstellen, Protokolle von Sitzungen auszufertigen und weitere Aufgabenstellungen zu formulieren, Geschäftsdaten zu analysieren, Powerpoint-Präsentationen oder einfache Geschäftstexte zu erstellen - zu all dem ist der Chatbot in der Lage. Ortner verwendet ihn auch vielfältig als Hilfestellung. Etwa wenn es im Team ein Problem gibt. ChatGPT kann brauchbare Lösungen vorschlagen, sofern man die Maschine gekonnt anweist und zu präzisen Vorschlägen animiert.

Wie sieht es mit Urheber- und Persönlichkeitsrechten aus?

Die Grenzen des Einsatzes von KI setzen aktuell rechtliche Fragen. "Da ist vieles noch ungeklärt", sagt Ortner. Wem gehört das vom Computer generierte Bild? Wie sieht es mit Urheber- und Persönlichkeitsrechten aus? KI-Bildgeneratoren wie Midjourney verlangen einen Lizenzierungshinweis, also eine Kennzeichnung, dass das Foto mit KI generiert wurde. Das ändert nichts daran, dass im Netz mittlerweile zuhauf KI-generierte Fake-Fotos von Prominenten wie dem Papst oder Donald Trump kursieren. "Da geht es noch zu wie im Wilden Westen", sagt Ortner. Bei Loop reagiert das Prinzip Vorsicht: Man nutze die KI für die Ideen, Vorschläge und die Konzeption. Anfragen von Kunden aber häufen sich. Auch zwei große Videoprojekte mit generativer KI hat Loop bereits in Umsetzung.

Loop will im KI-Bereich zu den Pionieren gehören

Im Videobereich würden am ehesten eigene KI-Spezialisten benötigt, sagt Ortner. Weitere Zukunftsfelder zeichnen sich ab: Beschäftigte, die den Einsatz von KI konzeptionell und strategisch planen, sowie Beschäftigte, die die Prozesse überwachen, speziell auch was die Einhaltung rechtlicher und ethischer Vorgaben betrifft.

Loop hat sich zum Ziel gesetzt, zu den Ersten und Pionieren zu gehören. Ungeachtet aller Wagnisse und möglicher Gefahren von KI: "Wir sind Technologieoptimisten", sagt Ortner. Künstliche Intelligenz sei für das Unternehmen ein weiteres Werkzeug, um schneller, kreativer und vor allem produktiver zu werden. Und von diesem Produktivitätsfortschritt würden am Ende auch die Beschäftigten profitieren, ist Ortner überzeugt - in Form höherer Löhne und vielfach kreativerer Arbeit.

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