Aufmerksame Bahnfans wissen es möglicherweise schon: Der US-Transportdienstleister und einstige Taxi-Schreck Uber will in Kooperation mit einem neuen britischen Bahnbetreiber künftig Direktzüge zwischen London und Paris bzw. Brüssel durch den Ärmelkanal anbieten.
Geplant sind zehn Hochgeschwindigkeitszüge, die ab 2029 Eurostar, dem bisherigen Monopolisten durch den Kanaltunnel, Konkurrenz machen wollen. Eurostar ist wegen seiner hohen Fahrpreise und Verspätungen immer wieder in der Kritik. Die Tickets von Uber Trains sollen günstiger und einfach über die App buchbar sein. Außerdem sollen die geplanten modernen und komfortablen Züge in Stratford International starten und enden. Dieser Bahnhof im Osten Londons war ursprünglich für die Abfertigung des Personenverkehrs im Ärmelkanal gebaut, aber nie für diesen Zweck genutzt worden. Er würde die Fahrzeit verkürzen und die meist überfüllte Eurostar-Station St. Pancras vermeiden.
Start-up Gemini Trains als Betreiber
Partner von Uber und Betreiber ist Gemini Trains, ein junges Bahnunternehmen, das bereits einen Antrag beim britischen Schienenregulator eingebracht hat, wie aus einschlägigen Berichten hervorgeht. Präsident des Aufsichtsrats ist Lord Tony Berkeley, Mitglied des House of Lords, einst Bauingenieur und jahrelang zuständig für die Öffentlichkeitsarbeit bei der Eurotunnel-Gesellschaft.
Uber bietet in Großbritannien schon jetzt die Möglichkeit, neben Taxis auch E-Räder, Intercity-Züge, Busse, Autos und Themse-Clipper-Boote zu buchen. Und verzeichnet starke Zuwächse, wie Andrew Brem, der Chef von Uber UK, im Mai sagte.
Einfach wird der Einstieg in das neue Geschäft nicht: Zunächst muss die Zugflotte angeschafft werden, dann braucht es die notwendigen Genehmigungen.
Zwei weitere Konkurrenten in den Startlöchern
Uber ist nicht der einzige mögliche künftige Eurostar-Konkurrent. Auch die Virgin Group des britischen Milliardärs Richard Branson hat einen Antrag gestellt und will 2029 starten. Ebenfalls Pläne für die Ärmelkanal-Route hat die spanische Evolyn mittlerweile gemeinsam mit der staatlichen italienischen Bahngesellschaft Trenitalia. Virgin Trains hat kürzlich 12 Highspeed-Züge bei Alstom in Auftrag gegeben und will umgerechnet 840 Millionen Euro in das Zugmaterial investieren.