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Die Rüstung der Nuss

Das Sprichwort "Harte Schale, weicher Kern" passt hier optimal. Wobei es heute nicht um Menschen geht. Alexandra Dasch

Die gute, altbekannte Kastanie.
Die gute, altbekannte Kastanie.

Eigentlich beschreibt die Redewendung ja eine Person, die nach außen hin schroff und abweisend wirkt, aber innen einfühlsam und gutherzig ist. Die meisten Menschen stellen sich dabei eine Nuss vor, die schwer zu knacken ist, aber im Inneren einen köstlichen Kern hat. Die Schale ist dabei ihre Rüstung, also ihr Schutz.

Eine, die sich einen besonders ausgeklügelten Panzer angelegt hat, ist die Kastanie. Derzeit kann man sie sammeln und vorsichtig aus ihrer Schale lösen. Was ist das doch für ein schönes Herbstgefühl, wenn man die Kastanie von ihrer stacheligen Hülle befreit und dann über ihre braune, glänzende und unberührte Oberfläche streicht. Kennt ihr übrigens den Unterschied zwischen der Ross- und der Esskastanie? Die Rosskastanie solltet ihr auf keinen Fall verspeisen, sie ist nämlich giftig! Die Esskastanie hingegen ist euch bestimmt als Maroni besser bekannt und die schmeckt uns gebraten ganz vorzüglich. Beide Kastanienarten gehören mit ihren Rüstungen zu einer Gruppe von Pflanzen, die ihre wertvollen Samen durch harte, stachelige Hüllen sichern, damit sie nicht so leicht gefressen werden, bevor sie keimen können. Ähnlich wie die Kastanie macht es die tropische Durian-Frucht. Sie ist auch bekannt als Stinkfrucht. Sie hat nämlich einen ganz üblen Geruch. Für manche riecht sie wie eine süßlich-vergammelte Zwiebel oder ein faules Ei. Sie ist groß, wächst in Südostasien und hat eine dornenbedeckte Schale. Im Inneren verbirgt sie ein weiches, cremiges Fruchtfleisch, das süßlich-nussig schmecken kann. Aber da muss man halt erst einmal herankommen.

Viele Früchte und Nüsse schützen auf ähnliche Weise ihr Inneres. In der Botanik wird das "Frucht- oder Samenverbreitungsstrategie" genannt.

Unsere heimische Walnuss hat eine holzige Schale, umgeben von einer fleischigen, grünen Außenhülle. Die harte Schale ist wie eine Ritterrüstung. Sie schützt den schmackhaften Kern vor allen, die ihn sofort fressen würden. Außerdem hält sie Regen und Kälte ab. Die grüne Außenhülle ist wie ein zusätzlicher Mantel. Sie macht die Nuss noch schwerer erreichbar und schreckt viele Tiere ab, weil sie bitter schmeckt. Außerdem färbt sie die Finger braun.

Eine, die auch auf mehrere Außenschichten setzt, ist die Kokosnuss. In ihrem Inneren verbergen sich süßes Kokoswasser und weißes Fruchtfleisch. Darüber trägt sie quasi einen steinernen Helm - das ist die extrem harte Schale. Es ist verdammt schwer, hineinzukommen. Die faserige Hülle außen herum ist wie ein dicker Polster. Dank ihm kann die Nuss auch schwimmen. So reist sie sogar über das Meer an weit entfernte Strände, um dort einen neuen Baum wachsen zu lassen. Clever!