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Hintergedanken bei Obamas Flirt mit dem Fernsehen

Warum der US-Präsident Barack Obama Fernsehserien liebt, es aber nicht so gerne sieht, wenn seine Kinder vor dem Apparat sitzen, besonders wenn trashige Filme laufen.

Kathrin Pilz

Weil er meist unaufgeregt ist und unter Druck stets cool bleibt, nennt man ihn "No Drama Obama". Doch in Wahrheit schätzt Amerikas "Commander in Chief" wirklich gutes Drama. Zumindest im Fernsehen. Um seine "Sucht" nach brillianten TV-Serien zu befriedigen, schwindelt er - nach eigenen Angaben - sogar bisweilen. Seiner Frau erzählt er, dass er leider arbeiten muss. Und während Michelle und die Kids Samstagnachmittag Tennis spielen, zieht sich der Präsident heimlich ein paar Episoden der Showtime Hit-Serie "Homeland" rein.

Dieses Geständnis soll der US-Präsident kürzlich - während eines White House Dinners zu Ehren David Camerons - an den britischen Schauspieler Damian Lewis abgelegt haben. Lewis spielt eine der Hauptrollen in der Serie "Homeland", die sich auch rund um die CIA-Agentin Carrie Anderson (Claire Danes) dreht, in deren Kopf sich eine Verschwörungstheorie festsetzt. Das brilliant erzählte Drama, welches wieder einmal beweist, dass viele TV-Serien mittlerweile innovativer und bahnbrechender sind als die meisten aktuellen Kinofilme, hat nicht nur den Präsidenten zum Fan. "Homeland" gewann zwei Golden Globes und wird nächsten Herbst in die zweite Staffel gehen.

Damian Lewis zeigte sich gegenüber dem US-Magazin "TV Guide" geschmeichelt über die Aufmerksamkeit und das Vertrauen, welches ihm vom Präsidenten zuteil wurde: "Es war ein sensationeller, unvergesslicher Abend!" so Lewis. "Meine Frau und ich hatten erwartet, einen abgelegenen Tisch neben den Toiletten zugeteilt zu bekommen, aber wir wurden an Obamas Tisch gebeten und saßen ihm direkt gegenüber. Wir waren quasi Ehrengäste. Es war beeindruckend und surreal."

Obamas guter Geschmack in Sachen TV-Serien ist bekannt. Während er es wenig billigt, wenn seine Töchter trashy Reality Serien wie "Keeping up with the Kardashians" gucken, teilt er durchaus deren Begeisterung für die clevere Sitcom "Modern Family". Obama ist ebenfalls ein großer Fan der extrem authentischen Serie "The Wire", welche zwischen 2002 und 2008 in Baltimore gedreht wurde und den Niedergang des amerikanischen Gemeinwesens beschreibt, dessen Verfall mit einer äußerst realistischen Darstellung von Baltimores Drogenszene untermauert wird. Und mit HBOs "Boardwalk Empire" taucht Obama gerne in das Amerika der Zwanziger Jahre ein, in der Gangster wie Al Capone Chicagos Unterwelt kontrollierten.

Aber selbst Fernsehen kann für einen Präsidenten nicht als reines Privatvergnügen gewertet werden. 2008 spendete Hollywood 9,2 Millionen Dollar für Obamas Wahlkampagne. Und trotz einiger vom Präsidenten desillusionierter Stars, wie Matt Damon, wird es dieses Jahr laut Experten sogar noch mehr Geld für Obama aus der Entertainment Industrie geben. Da kann es nicht schaden wenn Obama beim Hollywood Smalltalk in Sachen TV mitreden kann.