SN.AT / Kolumne / Absolut LA / Absolut LA

Kalifornisches Schneevergnügen mit Wüstenblick

In Hollywood wird aus allem ein Geschäft gemacht. Sogar aus Kunstschnee für Kinder. Aber auch die Wege zu authentisch winterlichen Weihnachten sind in Kalifornien nicht allzu weit.

Kathrin Pilz

"Es schneit!", riefen meine Kinder aufgeregt. Tatsächlich waren die letzten Tage für Los Angeles empfindlich kalt gewesen und der feine Regen machte im Kontrast zu unserem Orangenbaum einen leicht gefrorenen Eindruck. Aber ich musste meine Kids enttäuschen: Sie würden weder den Hügel hinunterrodeln noch einen Schneemann bauen können. Schneefall ist in Los Angeles ein Jahrhundertereignis. Der Rekord wurde 1932 verzeichnet. Damals blieben ganze fünf Zentimeter liegen - für wenige Stunden.

Das heißt aber nicht unbedingt, dass Kinder in den Winterferien ganz ohne den weißen Zauber auskommen müssen. Abgesehen von dem künstlichen "Snowplay", einem mittlerweile erfolgreichen Geschäftsmodell, bei dem Kinder im Park mit künstlichen Flocken spielen können, bietet Kalifornien eine Vielzahl an Skigebieten mit echtem Schnee. Nur etwa zwei Stunden vom Strand von Malibu entfernt, wo am 24. Dezember die Mittagssonne oft warm genug ist, um sich im Bikini ans Meer zu legen, befinden sich die San Bernadino Mountains: ein kleiner Gebirgszug, dessen höchste Erhebung 3505 Meter misst. Mit etwas Glück kann man dort am Weihnachtsabend eine tief verschneite Landschaft vorfinden.

Etwa 300 Kilometer nördlich von
L. A., auf der Flanke eines erloschenen Vulkans, liegt Mammoth Mountain. Mit 150 Pisten und durchschnittlich zehn Metern Neuschnee pro Winter gehört es zu den beliebtesten Skigebieten der Los Angelinos.

Das ultimative Skierlebnis Kaliforniens ist aber die Region um Lake Tahoe. Dazu muss man allerdings entweder ins Flugzeug steigen oder mehr als sieben Stunden Autofahrt auf sich nehmen. Dafür wird Lake Tahoe aber auch den anspruchvollsten Skibegeisterten nicht enttäuschen. Bekannt als "Juwel der Sierras", ist dieses Skigebiet schon wegen der 340 Sonnentage einzigartig. Von den Pisten hat man einen Panoramablick auf die Wüste, die Berge und den riesigen kristallblauen See.

Kaum jemandem ist bewusst, dass die kalifornischen Skigebiete den meisten Schnee Nordamerikas abbekommen. Doch leider könnte sich dies in den nächsten Jahren drastisch ändern. Eine Studie der Umweltschutzorganisation "Protect Our Winters" ergab, dass die globale Erderwärmung auch die Wintersportindustrie Kaliforniens, die jährlich einen Umsatz von rund 1,37 Milliarden Dollar verzeichnet, schwer schädigen wird. Voraussagen zufolge könnte sich die Schneedecke bis zum Jahr 2050 in den Sierra Nevada Mountains um bis zu 70 Prozent reduzieren.

Dies würde vermutlich nicht nur das Ende für die kalifornische Skiindustrie bedeuten, sondern auch die natürliche Wasserversorgung massiv beeinträchtigen, da die Schneedecke in den Sierras mehr als 50 Prozent des kalifornischen Wassers liefert.

Doch Kalifornien sieht nicht mehr tatenlos zu: Der Staat hat beim Einsatz alternativer Energien eine klare Führungsrolle in den USA übernommen. Zugleich ist der Golden State aber nach wie vor der zwölftgrößte Schadstoffproduzent der Welt.