Von ihren Kritikern wird sie seit dem Erscheinen ihres neuesten Films "Zero Dark Thirty" - über die jahrelange Jagd der CIA nach Osama bin Laden - unter anderem als Nazi beschimpft. Die feministische Autorin Naomi Wolf wirft Bigelow in einem offenen Brief vor, mit "Zero Dark Thirty" Foltermethoden zu idealisieren. "Wie Leni Riefenstahl bist du eine großartige Künstlerin", so endet der im "Guardian" veröffentlichte Brief. "Aber nun wird man dich für immer als Handlangerin der Folterer sehen." Der Vergleich zwischen Riefenstahl und Bigelow ist absurd. Allerdings gebührt Bigelow der Vorwurf, die Foltermethoden der CIA, die von der Bush-Regierung jahrelang abgestritten und verharmlost wurden, nicht zu verurteilen.
Der Film schildert chronologisch die Ereignisse, die zur Tötung von Bin Laden führten. Er kommentiert sie nicht. Dem Zuseher wird allerdings suggeriert, dass die Gefangenen für Brutalitäten wie "Waterboarding" - einer Foltermethode, bei der Ertränken simuliert wird - selbst mitverantwortlich sind. Als ein Gefangener in einer Folterpause an die Menschlichkeit der Hauptfigur, CIA-Agentin Maya, appelliert, antwortet diese: "Du kannst dir selbst helfen. Sag die Wahrheit."
Der aktuelle CIA-Direktor Michael Morrell kritisierte, dass der Film den falschen Eindruck erwecke, dass die Foltermethoden entscheidend dazu beitrugen, jene Informationen aus den Gefangenen zu pressen, die zum Aufspüren Bin Ladens führten. Vorgänger Michael Hayden, CIA-Chef unter der Bush-Regierung, besteht darauf, dass "intensiver verhörte" Gefangene wichtige Informationen lieferten, ohne die man Bin Laden niemals gefunden hätte.
Der Film selbst macht seine Position nicht ganz klar. Während der Filmemacherin vorgeworfen wird, Folter zu unterstützen, kommt ihr ausgerechnet der Paradelinke Michael Moore zu Hilfe. Für Moore teilt sich der Film in zwei Teile: Der erste Teil findet unter der Bush-Regierung statt. Die CIA foltert Gefangene und das Resultat ist gleich null. Niemand weiß, wo Bin Laden ist. Dann kommt Obama an die Regierung, schafft Foltermethoden ein für allemal ab, und die mittlerweile an Gewalt gewohnten CIA-Agenten fühlen sich zuerst hilflos. Doch dann kommt die zündende Idee: Man kann ja auch ganz normale Polizei- und Detektivarbeit leisten. Und siehe da: Dank Obama findet man Osama.
Laut Moore müssten sich alle Amerikaner nach dem Film "Zero Dark Thirty" glücklich fühlen, endlich einen intelligenten, zivilisierten Präsidenten zu haben.
 
