Ersteigern Sie ein Praktikum bei einem ,Top-Hollywoodstudio‘ oder einen Tag am Set der TV-Serie ,Modern Family‘ - Priceless". So hießen nur zwei der vielen - mit Hollywood verbundenen - Angebote, die man bei einem Schulfundraising ersteigern konnte. Die unbezahlte Praktikumsstelle war bei den Eltern der graduierenden Teenager besonders heiß begehrt und brachte der Schule eine beachtliche Summe ein. Eltern von Los Angelinos wissen genau: Wenn der Spross in Hollywood ganz nach oben will, sollte er nicht zögern, ganz unten anzufangen. Ein Praktikum kann wertvolle Kontakte bringen und wichtige Türen öffnen. Aber noch mehr von Mythen umrankt als das Praktikum im Filmstudio und als sicheres Sprungbrett verschrien ist der Job im sogenannten Mailroom der großen Talentagenturen.
Für gerade einmal den Mindestlohn arbeiten junge, meist hochqualifizierte Menschen quasi als Hilfskraft. Wer im Mailroom beschäftigt ist, weiß, dass nicht nur das Bearbeiten der Post verlangt wird, sondern dass man auch für den Boss um einen fettfreien Caffè Latte laufen oder dessen Hemd aus der Putzerei holen muss. Ungezählte zukünftige Film-Mogule - von Barry Diller bis zu David Geffen (die beide bei William Morris im Mailroom arbeiteten) - waren sich in jungen Jahren nicht zu schade, endlos Fotokopien anzufertigen und Laufbursche zu sein. Es verwundert daher nicht, dass sich ultraprofessionelle junge Menschen - nicht selten Studienabgänger von Amerikas Eliteunis - um diesen schlecht bezahlten Job raufen.
Mittlerweile ist der Andrang auf den Mailroom-Job so groß, dass nur einer von zehn Bewerbern eine Stelle ergattert. Laut der Zeitschrift "Entertainment Weekly" ist es tougher, im Mailroom von CAA "aufgenommen" zu werden, als einen Studienplatz in der Harvard Law School zu kriegen.
Hollywood beschreibt sich selbst gern als"trust-based industry". Also auf gut Deutsch als eine Branche, in der "Vitamin B" überlebenswichtig ist. Besonders wer am Business in Hollywood interessiert ist, sollte daher den Mailroom-Job nicht unterschätzen. Neben wichtigen Connections sammelt man dabei auch jede Menge Insiderwissen, wie in Hollywood Verträge zustande kommen.
Doch angeblich schaffen es nur drei Prozent der jungen Menschen, die sich im Mailroom die Hacken ablaufen, zum Junior Agent. Hollywood ist und bleibt eben ein Ort für risikobereite Zocker.
 
